Notenlesen üben ist ein Thema, das nicht wenige Bassist:innen scheuen wie der Teufel das Weihwasser! Erfahrungsgemäß hilft bei diesem Thema nur eines: beständiges Üben! Wer gute Skills im sogenannten Sight-Reading (dem spontanen Spiel nach Noten; ital: “Prima Vista”) erlangen möchte, braucht daher einen langen Atem und eine Menge Zeit! Damit meine ich jedoch nicht stundenlanges Brüten über komplizierter Literatur. Wenige konzentrierte Minuten pro Tag sollten bereits ausreichen, um die eigenen Fertigkeiten nachhaltig weiterzuentwickeln. Es geht darum, fortwährend neuen Input in Form von neuem, unbekanntem Notenmaterial zu schaffen, welches man häppchenweise in einer bestenfalls täglichen Überoutine abarbeitet.
Bassist:innen und das Ding mit dem Notenlesen …
Doch woher soll man sich als Bassist:in dieses ständig neue, unbekannte Notenmaterial beschaffen? Immerhin verfügen heutzutage nahezu alle Bass-Lehrbücher über TABs – und obwohl man sich doch fest vornimmt, nicht auf diese zu schielen, ertappt man sich doch immer wieder bei einem verstohlenen Blick nach dem richtigen Bund!
Prinzipiell ist es ausreichend, sich im Internet oder – ganz klassisch – einer Bibliothek Literatur von Instrumentengruppen zu beschaffen, deren Stimmen ebenfalls im Basschlüssel stehen. Cello oder Posaune sind solche Instrumente. TABs wird man dort garantiert nicht finden!
Aber idealerweise sollen die Beispiele natürlich auch aus einem bassistischen Blickwinkel “richtig cool klingen”. Ein Sammelsurium nett groovender Basslines ohne TABs wäre also eine gut Idee – und genau hier kommt “Soul Essentials” ins Spiel!
Alfred Kallfass: “Soul Essentials”
Der Leipziger Bassist und Basslehrer Alfred Kallfass hat ein Arbeitsbuch (dieser Begriff trifft es eher als “Lehrbuch”!) geschrieben, welches sich deutlich von den meisten E-Bass-Schulen unterscheidet. Außer einem Vorwort findet man hier weder erläuternde Texte, noch eine Gliederung nach Schwierigkeitsgrad. Dafür aber eine große Anzahl an verschiedenen Groove-Patterns in allen Tonarten. Tempi und Fingersätze sind frei zu wählen.
Die 500 (!) Grooves sind zumeist zwei- oder viertaktig und verfügen an zusätzlichen Infos lediglich über Akkordsymbole. Querlesen ist ausdrücklich erwünscht – eine feste Reihenfolge gibt es also nicht! Wer Hilfe benötigt, kann per QR-Code Zugang zu TABs bekommen – ich würde diesen Weg jedoch höchstens zur nachträglichen Kontrolle empfehlen, da man ansonsten am Ziel vorbei übt!
Praktisch: Mit Erwerb des Buches erhält man auch noch einen weiteren QR-Code, der einem die digitale Tür zu 140 Playalongs öffnet. Diese stehen sowohl als Voll- als auch als basslose Versionen zur Verfügung, sodass man hier nach Herzenslust mitjammen kann. Toll!
“Soul Essentials”: Die Idee kam dem Autor in der Garage!
Besonders witzig: Die Idee zu “Soul Essentials” entstand laut Autor Alfred Kallfass nicht im Unterrichtsraum, sondern in seiner Garage:
“Durch mein Schrauber-Hobby und die dazugehörige Szene eröffnete sich mir die Tür zu einer Stilistik, die ich selbst während meines Musikstudiums nur gestreift hatte: Northern Soul, Rhythm’n’Blues und Motown sind nämlich eng verknüpft mit der Subkultur der Vespa- und Lambretta-Fahrer. Bei den Wochenendtreffen der Szene lebt der Mythos von U.S.-amerikanischen Vinyl-Singles, die als Schiffsbalast auf nordenglische Flohmärkte geworfen von DJs handverlesen und in heruntergekommenen Tanzsälen aufgelegt wurden und Massen von jungen Leuten auf das Parkett zogen. Das wollte ich unbedingt festhalten und weitergeben.”
Ist “Soul Essentials” auch ein Lehrbuch für dich?
Als kompletter Beginner, also ohne jegliche Vorkenntnisse im Notenlesen, wird man von den Inhalten von “Soul Essentials” sicherlich überfordert sein. Wer sich jedoch prinzipiell aus Notenschrift Tonhöhen und -längen “ausrechnen” kann und in der Lage ist, Töne auf dem Griffbrett zu finden, der wird zweifellos massiv sehr von den Beispielen profitieren!
In diesem Fall kann “Soul Essentials” über viele Wochen und Monate zu einem täglichen Übe-Begleiter werden – bereits das Erarbeiten eines oder weniger Beispiele pro Tag dürfte für viele BassistInnen schon ausreichend sein, um einen Fortschritt im Sight-Reading zu gewährleisten. Und: Auch für Basslehrer beim wöchentlichen Einsatz im Bass-Unterricht ist “Soul Essentials” natürlich bestens geeignet!
Erhältlich ist “Soul Essentials” für günstige 23,80 Euro auf www.alfredkallfass.de oder im Handel, etwa beim Musikhaus Thomann.