Für unsere Workshop-Serie “Das Bassriff der Woche” haben wir bereits eine breite Palette an ikonischen Basslines ausgegraben. Auch das heutige Riff kann wieder mit einer Besonderheit aufwarten: Es ist wahrscheinlich das populärste Bassriff, das mit lediglich zwei Tönen auskommt! Zu finden ist es im 1981 erschienenen Song “Under Pressure” von Queen und David Bowie. Entstanden ist das Stück während einer Jam-Session in den “Mountain Studios” in Montreux.
John Deacon – das ruhigste Queen-Mitglied
John Deacon war schon zu seinen aktiven Zeiten als Bassist der Band Queen dafür bekannt, etwas zurückhaltender als seine schillernden Bandkollegen Freddy Mercury, Brian May und Roger Taylor zu sein. Nichtsdestotrotz besitzen seine Basslinien ungeheuer prägenden Charakter: Sie sind akribisch ausgearbeitet, melodisch, kreativ … nichts wird hier dem Zufall überlassen!
Über den Aufnahmeprozess und die Entstehung der meisten Basslinien von John Deacon gibt es leider keinerlei Informationen, denn er pflegte üblicherweise dann im Studio zu arbeiten, wenn er mit dem Tontechniker oder nur einem anderen Bandmitglied alleine war, um in Ruhe an Details feilen zu können.
Angeblich soll David Bowie während den Aufnahmen zu “Under Pressure” zu John Deacon gesagt haben, er spiele die Basslinie nicht korrekt. Was auch immer in Bowies Kopf geklungen haben mag – es ändert nichts an der Tatsache, dass das Riff, so wie es ist, für immer auf dem Olymp der besten Riffs aller Zeiten thronen wird!
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“Under Pressure” – das weltbekannte Bass-Riff
John Deacon verwendete für “Under Pressure” ein Plektrum und die Palm-Mute-Technik, wie wir sie bereits bei dem Song “Money” von Pink Floyd kennengelernt haben. Bei “Under Pressure” beginnt das Hauptthema jedoch in einer hohen Griffbrettlage auf dem 12. Bund. Man könnte es natürlich auch auf dem 7. Bund spielen, aber der Originalsound wäre auf diese Weise nicht zu erreichen.
Obwohl es nur zwei Töne im Quartabstand sind, die es zu spielen gilt, ist es enorm schwer, das Riff durchgehend tight und sauber zu spielen. Schon eine geringe Veränderung der Position der Anschlagshand hat umgehend eine Soundveränderung zur Folge. Doch das Thema und dessen Sound lebt ganz besonders von seiner statischen Einfachheit, deshalb sollte es so konstant wie möglich klingen.
Vier Takte nach dem Beginn der Strophe wandert das Riff in die tiefere Oktave und wird dann auf der A-Saite gespielt. Wenn der Bass gegen Ende der Strophe ein sechstaktiges Ostinato auf G spielt, wechselt er taktweise von der tiefen in die hohe Oktave mit einem kleinen Slide. Das G wechselt immer zwischen dem 3. Bund auf der E-Saite und dem 10. Bund auf der A-Saite.
Ein markantes Stilelement von John Deacon ist es übrigens, Töne, welche man in den tiefen Lagen auf der D- und G-Saite spielen könnte, stattdessen auf der dickeren E- und A-Saite zu spielen, wo sie naturgemäß voller und satter klingen.
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Hier der Basspart:
Und die Noten:
Nette Abwechslung: Die Melodie von “Under Pressure” auf dem Bass spielen
Besonders reizvoll ist in diesem Zusammenhang auch die Melodie, die natürlich nicht im Basspart vorhanden ist, aber einfach spannend auf dem Bass zu spielen ist.
Hier die Melodie:
Und die Noten:
Und so klingt das Ganze zusammen:
Hier bekommt ihr natürlich noch die Noten:
Der Basssound von “Under Pressure”
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der Song im Studio auf einem Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten eingespielt. Das Plektrum könnte aus einem mittelharten bis harten Material bestanden haben. Ich habe hierfür ein Jim Dunlop 0,73mm Pick aus Tortex verwendet, das die Attackgeräusche gut zur Geltung bringt, sich aber nicht zu weich anfühlt, wenn der Basspart in die tiefen Lagen wechselt.
Für die Aufnahme habe ich eine mittlere Kompressions-Rate gewählt, die den Sound des Intro-Riffs etwas kompakter klingen lässt, ohne es jedoch dynamisch zu stark zu beschneiden.
Eine Röhrenamp-Simulation mit einem simulierten Bändchenmikrophon über eine 8x10er-Bassbox ergab das natürlichste Ergebnis.
Für die Melodie kam übrigens ein Yamaha NE-2 zum Einsatz, den ich im Bassbereich radikal beschnitten habe, damit es nicht zum Konflikt mit dem Bassriff kommt.
Tabelle zum Nachbau des Bass-Sounds von “Under Pressure”
Bass | DI/Amp/Box |
---|---|
Fender Precision | Ohne DI direkt in die DAW |
Plektrum, nahe am Steg | leichte Kompression mit CLA-2A Simulation |
Saiten abgedämpft (Palm Mute) | Tubeamp, leicht abgesenkte Mitten, Simulation mit 8×10“ Box |
Volume 10 | Mic Simulation Royer R-122 |
Tonblende 10 | |
Ich wünsche euch viel Vergnügen mit der tollen Basslinie von “Under Pressure”!
Alles Gute, euer Oliver