PRAXIS
Zu allererst ist anzumerken, dass alles an der EBS Microbass II DI grundsolide wirkt. Hier wurde bei keinem Bauteil an Qualität gespart: Alle Potis haben ordentlich Grip, sie sind also relativ schwergängig und lassen sich kaum unabsichtlich verstellen. Die Knöpfe sind ebenfalls griffig gummiert und verfügen über eine deutliche Positionsmarkierung, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch gut lesbar ist. Ebenfalls tadellos sind die Klinkenbuchsen und alle Schalter und Taster. Bis hin zum Batteriefach ist von Kompromissen nichts zu sehen und zu spüren. Das sorgt von Anfang an für ein gutes Gefühl, das auch über die lange Testphase nie enttäuscht werden sollte.
Ein ganz großes Plus der Microbass II DI ist natürlich ihre zweikanalige Ausrichtung. Der große Vorteil zeigt sich zum Beispiel im Livebetrieb, wenn man zwei sehr unterschiedliche Bässe gemeinsam auf einem Mischpulteingang nutzen will oder vielleicht sogar muss, weil nicht genügend Kanäle vorhanden sind. Ein kleiner Wehrmutstropfen sind dabei die fehlenden Gainregler, sodass es nicht so einfach ist, beide Kanäle gleichmäßig einzupegeln. Da Kanal A über einen Boost-Regler verfügt, lautet die Empfehlung von EBS, dort den leiseren Bass anzuschließen. Das heißt aber auch, dass dann für diesen Bass die Klangregelung von Kanal A verwendet werden muss, und für den zweiten die Klangregelung von Kanal B. Eine Einschränkung, mit der man angesichts der schier unglaublich vielen Möglichkeiten, die dieses Kistchen bietet, problemlos klarkommen sollte.
Verwendet man die Microbass II im einkanaligen Modus, kann die unterschiedliche EQ-Auslegung der beiden Kanäle voll auftrumpfen. Man kann dezente bis drastische Soundwechsel ausführen, indem man zwischen den Kanälen umschaltet oder im Kombibetrieb Kanal A alleine betreibt und dann jeweils Kanal B hinzuschaltet. Intelligent ist auch die Art und Weise, wie der Driveregler in den Kanal B integriert ist. Dieser liegt vor der parametrischen Mittenreglung, sodass der Grad der Verzerrung nicht von Veränderungen der Parametrik beeinflusst wird. Außerdem sorgt eine interne Frequenzweiche dafür, dass die tiefen Frequenzen unverzerrt parallel durchlaufen und stets ein druckvolles Signal garantieren.
Ein besonderes Plus verdient in Kanal A die Schaltung „Enhanced Filter“. Ist dieser Taster aktiviert, verändert sich das Regelverhalten des Treble-Poti: Addiert man Höhen, werden gleichzeitig die Mitten abgesenkt, woraus ein typischer Funkysound resultiert. Nimmt man im Gegenzug Höhen weg, werden die Mitten angehoben und ein Vintage-Rocksound generiert. Auf diese Weise stehen im Kanal A trotz fehlendem Mittenregler durchaus Möglichkeiten zur Beeinflussung der Mittencharakteristik zur Verfügung.
Die zuschaltbare Röhrensimulation ist ebenfalls ein schönes Feature. Der Sound wird hörbar breiter und wärmer, etwas komprimierter und ein wenig diffuser. Im Playback fügt er sich dadurch sehr schön ein, ohne zu sehr in den Hintergrund zu geraten.
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Mit der Speakersimulation im Signalweg des XLR-Ausgangs hält das Kästchen ein weiteres Schmankerl bereit. Entscheidend war bei dieser Schaltung der Gedanke, ein ähnliches Signal zum Mischpult zu schicken wie es im Live- oder Studiobetrieb mit dem EBS Microbass II die Bassbox verlässt. Auch hier kommt man tatsächlich auf ein hörbar authentisches Ergebnis. Der Sound wird etwas mittiger und schlanker und bekommt einen etwas bissigeren Touch. Besonders gut funktioniert dieses Feature zusammen mit der Röhrensimulation.
Für eine Stompbox DI Box ebenfalls absolut außergewöhnlich ist der Effektweg. Über die FX-Send- und Returnbuchsen lassen sich Monoeffekte oder Effektketten einschleifen. Mithilfe des FX Mix-Potis kann der Effektanteil stufenlos zum Originalsignal hinzugemischt werden. Auf der Hälfte des Regelwegs hat das Poti eine Mittelraste, hier entspricht der Effektanteil von 50% einem klassischen parallelen Effektweg. Erhöht man den Anteil weiter bis zu 100%, entspricht das einem seriellen Effektweg, was bedeutet, dass nun der komplette Signalanteil über den Effektweg läuft. Das alles funktioniert in der Praxis auch fantastisch, lediglich das Fehlen des FX Bypass-Schalters ist ein Wehrmutstropfen. Für viele Situationen wäre es praktischer, den kompletten Effektweg per Fuß zu schalten. Obwohl ich zugeben muss, dass es für einen zusätzlichen Schalter ziemlich eng geworden wäre.
Last, but not least ist der Microbass II auch ein vollwertiger Übungs-Kopfhörerverstärker. Über die Miniklinkenbuchse lassen sich Hi-Fi-Kopfhörer genauso anschließen wie die von iPod oder ähnlichen Geräten. Per Effektweg kann man zusätzlich externe Soundquellen wie CD-, MP3-Player und andere anschließen und in der Lautstärke mit dem FX Mix-Regler anpassen.
Bassi sagt:
#1 - 27.12.2012 um 00:23 Uhr
Super Test, super Audiobeispiele und auch meiner Meinung nach ein super Gerät!Es gibt allerdings noch einen Wehrmutstropfen: Wenn man einen Kopfhörer am Kopfhörerausgang ein- oder aus stöpselt, knackt es laut. Ein Workaround ist: eine (kurze) Kopfhörer Kabelverlängerung benutzen und diese immer im Headphone Ausgang stecken lassen. Oder diese immer zuerst reinstecken. Wenn man den Kopfhörer an die Kabelverlängerung anschließt, knackt es nicht mehr.
Tad sagt:
#2 - 04.04.2014 um 13:34 Uhr
Es sei angemerkt, dass die neue Version des MBII über einen Pre-EQ Schalter verfügt. Sehr gute Review, klasse Gerät!