Epiphones Freundschaft mit einem gewissen Les Paul seit den frühen 40er Jahren des letzten Jahrtausends führte dazu, dass der Gitarrist und Tüftler nach Feierabend in der Epiphone-Manufaktur arbeitete und dort eine der ersten Solidbody-Gitarren überhaupt baute hat, die er scherzhaft The Log nannte, was sich in etwa mit Holzklotz übersetzen lässt. Diese Gitarre entwickelte er weiter zu einem der Klassiker der Gitarrengeschichte, der Les Paul, wie wir sie auch heute noch kennen.
Mit der zum heutigen Test anstehenden Epiphone haben wir es mit einer Reissue der “Tuxedo” Les Paul in limitierter Auflage zu tun, die ihr Schöpfer in den Fünfzigern für Gibson baute und sie aufgrund ihrer Optik so nannte. Dazu muss man wissen, das “Tuxedo” im Amerikanischen für Smoking steht, was in diesem Fall tatsächlich ziemlich treffend ist. Allerdings haben wir es bei der Epiphone nicht mit einem hundertprozentigen Nachbau der Originalgitarre zu tun, aber sie wurde von ihr inspiriert, wie der Produkttext verlauten lässt.
Details
Optik/Verarbeitung:
Die Les Paul Custom wird in einem braunen Vintage-Style-Hardcase geliefert, in dem sich zusätzlich noch ein Zertifikat mit der Seriennummer des Instrumentes und ein Epiphone-Aufkleber befinden. Das Case ist innen mit rosa Plüsch beklebt, was in der Kombination von braunem Koffer mit schwarzer Gitarre schon ein Statement ist. Das kann gefallen, muss aber nicht.
Da liegt sie nun, gebettet in rosa Plüsch und sieht einfach hinreißend aus! Die Farbgebung nennt sich “Aged Gloss Ebony Finish” und punktet trotz “gloss” mit einem eher matten Erscheinungsbild. Wie auch immer – die Lackierung ist jedenfalls makellos und sauber aufgetragen. Der Korpus besteht wie üblich aus Mahagoni, allerdings wurde hier auf eine Ahorndecke verzichtet. Stattdessen ziert ein siebenlagiges Binding in Cremeweiß/Schwarz die Kontur, am Boden ein fünflagiges.
Für die Tonwandlung hat Epiphone zu zwei Gibson Soapbar P-90 gegriffen, beide mit goldfarbenen Pole-Pieces. Diese Pickups sind historisch nicht korrekt, denn damals wurden sogenannte “Staples” verwendet, die klanglich in eine vollkommen andere Richtung tendieren. Da wir es aber, wie bereits erwähnt, mit einem “inspired by”-Instrument zu tun haben, soll diese Tatsache nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Tonabnehmer werden, wie gewohnt, jeweils mit einem Tone- und einem Volume-Poti geregelt, die allesamt mit schwarzen Top-Hat-Knöpfen ausstaffiert sind. Der Dreiwegschalter zum Anwählen der Pickups sitzt an vertrauter Stelle oberhalb des Griffbrettansatzes und ist wie gewohnt mit Treble und Rhythm beschriftet.
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Eine goldfarbenes Tailpiece und eine ebensolche Brücke dürfen natürlich auch nicht fehlen. Letztere wurde leicht angewinkelt angebracht und lässt ein Einstellen der Oktavreinheit zu. Das schwarze, vierlagige Schlagbrett ist mit einer kleinen goldenen Schraube am Korpus befestigt und lässt sich dementsprechend auch leicht von selbigem entfernen. Natürlich möchte eine Gitarre auch im Stehen bedient werden, daher wird der Gurt an den beiden ebenfalls goldfarbenen Gurtpins befestigt. Diese sind zum Schutz des Lacks mit kleinen, schwarzen Filzplättchen unterlegt. Auch die Klinkenbuchse hat ihren gewohnten Stammplatz in der unteren Zarge und ist, wie sollte es auch anders sein, ebenfalls in Gold ausgeführt. Ein Blick auf die Rückseite zeigt eine runde Öffnung unter dem Dreiwegschalter und eine weitere unterhalb der Potis, beide sind mit schwarzen Deckeln verschlossen.
Der Mahagoni-Hals ist typischerweise mit dem Korpus verleimt und besitzt ein Ebenholzgriffbrett mit 22 Medium-Jumbo-Bünden, allesamt perfekt eingesetzt, entgratet und poliert. Passend zum Korpus ist auch das Griffbrett mit einem allerdings einlagigen Binding versehen, was trotzdem ganz wunderbar mit dem Korpus harmoniert. Block Inlays im Griffbrett sowie kleine schwarze Punkte in der Griffbrettkante weisen den Weg bei der Arbeit auf dem satten 50’s Style Rounded C-Halsprofil. Bevor die Saiten auf die angewinkelte Kopfplatte treffen, überqueren sie einen 43 mm breiten Sattel aus PVC. Durch die Anwinkelung der Kopfplatte werden die Saiten ordentlich auf den Sattel gedrückt und laufen von dort aus zu den geschlossene Mechaniken, die aus dem Hause Epiphone stammen und auf die Bezeichnung “Deluxe” hören. Die cremeweißen Kunststoff-Stimmflügel passen ebenfalls perfekt ins Bild und lassen ein punktgenaues Stimmen mit einer Übersetzung von 18:1 zu. Sollte es zu Problemen mit der Halsneigung kommen, liegt ein passender Inbusschlüssel im Koffer bereit, der den Dual-Action-Halsstab bedient. Dessen Zugang befindet sich hinter dem Sattel unter einer schwarzen Abdeckung, auf der “1955 Les Paul Custom” eingraviert wurde. Das Instrument verfügt über eine Mensur von 62,8 cm und bewegt sich mit einem Lebendgewicht von 3892 Gramm im gesunden Mittelfeld.
Das in China auf hohem Niveau in Handarbeit gefertigte Instrument braucht sich vor wesentlich teureren Instrumenten in keinster Weise zu verstecken, es bietet keinerlei Anlass zu irgendeiner Kritik, ganz im Gegenteil! Und das bei einem Preis von nicht einmal 800 Euro inklusive Koffer.