Praxis
Wer glaubt, dass der Rascal ein besonders kompaktes und handliches Instrument ist, weil es zur Gattung der Shortscale-Bässe gehört, liegt mit seiner Vermutung nicht ganz richtig. Sein Korpus ist etwas größer und ist im Vergleich zum Standard Jazz Bass-Korpus leicht gestreckt, damit der kurze Hals weiter links am Korpus ansetzt. Durch diesen Trick ist der Rascal insgesamt etwa so lang wie ein Standard Jazz oder Precision Bass und fühlt sich deshalb beim ersten Kontakt auch eher wie ein normaler Longscale-Bass an. Nach den ersten Tönen wird allerdings schnell klar, dass der Rascal ein spezielles Tierchen ist – klar, aufgrund der kurzen Mensur liegen die Bünde deutlich enger zusammen und die Saitenspannung ist spürbar geringer als bei einem Longscale. Außerdem rückt der Bereich, an welchem man normalerweise die Saiten mit der rechten Hand anschlägt, ein gutes Stück weiter nach links, weil die Brücke eben sehr weit vorne sitzt. Das alles erfordert natürlich ein gewisses Maß an Umgewöhnung, und einige Spieltechniken sind auf dem Rascal nur sehr umständlich umzusetzen. So funktioniert Slapping zum Beispiel kaum, weil der knappe Platz zwischen Halstonabnehmer und Griffbrettende zum Anreißen der Saite nicht ausreicht. Das ist allerdings auch nicht weiter schlimm, denn vermutlich gehört ein drahtiger Slap-Sound ohnehin nicht zu den Paradedisziplinen des schicken Retro-Basses. Aber wo liegen denn dann seine Stärken?
Um das heraus zu finden, stecke ich den Rascal in mein Test-Rig mit einem 500 Watt starken Solid-State Amp und vier 12″-Lautsprechern und schalte mich durch die verschiedenen Tonabnehmerkombinationen. Mit dem Halstonabnehmer im Solo-Modus oder im Zusammenspiel mit dem mittleren Tonabnehmer liefert mein Testkandidat sonore Sounds mit gedeckten Höhen und einem etwas hohlen Mittenbereich, der charakteristisch für Bässe mit Lipstick-Tonabnehmern ist. Der fette und fleischige Sound eignet sich hervorragend für Soul-Grooves à la James Jamerson und mit stark abgesenkten Höhen ist man verführt, dem Bass Upright-mäßige Sounds zu entlocken.
Die Sounds werden immer griffiger und perkussiver, je weiter man den Pickup-Wahlschalter nach rechts bewegt. Logisch, denn die hinteren Tonabnehmer bringen zunehmend höhere Mitten ins Spiel, die für eine gute Durchsetzungskraft und Transparenz im Klang entscheidend sind. Wenn der mittlere und der Stegtonabnehmer zusammengeschaltet werden, produziert der Rascal einen starken, relativ modernen Bassound mit deutlich mehr Obertönen, als man es von den üblichen Fender Shortscale-Bässen kennt. Und mit dem Stegtonabnehmer im Solomodus klingt der Rascal überraschenderweise sogar fast so bissig wie ein waschechter Jazz Bass und lädt zu virtuosen Soloeinlagen ein.
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So klasse der Stegtonabnehmer auch klingt, die Tragfähigkeit bleibt natürlich etwas auf der Strecke, wenn er im Solomodus arbeiten muss. Abhilfe schafft hier ein beherzter Zug am Lautstärkeregler, um den Halstonabnehmer am anderen Ende des Klangspektrums dazu zu schalten. Resultat des Zusammenspiels ist ein voluminöser Sound mit kehligen Tiefmitten und transparenten, eleganten Höhen, der sich in vielen Musikrichtungen einsetzen lässt. Und wer es eine Spur aggressiver und durchsetzungsstärker mag, kann schließlich den Wahlschalter (mit immer noch gezogenem Lautstärkeregler) in Position 4 bringen, um alle drei Tonabnehmer scharf zu schalten. Das zusätzliche Mittenspektrum sorgt für mehr Wärme und der Sound wirkt insgesamt noch solider und griffiger – der Rascal besitzt in dieser Einstellung die größte Durchschlagskraft im Bandsound.