Ibanez AZ 2204 ICM Test

Die Ibanez AZ2204 ist eine von zwei neuen, überraschenden E-Gitarren, mit denen der japanische Konzern in das Jahr 2018 startet und die so ganz anders sind, als man es vom Traditionshersteller erwarten würde. Da Ibanez schon immer ein Faible für angesagte Gitarrenvirtuosen erkennen ließ, hat man diesmal die Segnungen des Internetzeitalters genutzt und vielen Web-Virtuosen, denen man ursprünglich häufig mit Suhr-Modellen auf dem Bildschirm begegnen konnte, ein Modell auf den Leib geschneidert, das modernen Ansprüchen gerecht wird, aber auch den traditionellen Elementen der Gitarren-Archetypen Rechnung trägt.

Ibanez AZ 2018
Die Ibanez AZ 2204 ICM ist ein erstklassiges Workhorse und überzeugt durch hervorragende Bespielbarkeit und klangliche Vielfalt der neun PU-Positionen.


Zielgruppe ist hierbei ganz klar der Fankreis bzw. die Community um Gitarristen wie Guthrie Govan, Mateus Asato, Martin Miller, Daniele Gottardo oder Tom Quayle. Prototypen wurden an diverse Youtube-Player geschickt, die ihre Ideen und Änderungswünsche in die neue Serie einbringen konnten, um ein eigenes “Player’s Player” Modell zu kreieren, das trotz aller Finessen erschwinglich bleiben sollte.
Entstanden sind dabei zwei Modelltypen: die AZ2404 mit zwei Humbuckern und 24 Bünden, und das AZ2204 Modell mit HSS Bestückung und 22 Bünden. Beide Modelle sind in verschiedenen Farben und sowohl in der Made-in-Japan-Prestige-Variante als auch in der Made-in-Indonesia-Premium-Ausführung erhältlich. In Anlehnung an die AZ-Serie wird es auch ein Martin Miller- und Tom Quayle-Signature-Modell geben.
Die AZ2204 ICM liegt mir nun zum Test vor und darf offenbaren, welche Innovationen in dem Neuzugang stecken.

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Details

Korpus

Die AZ2204 zeigt sich in einem Ice Blue Metallic lackierten Erlenbody. Kennt man von Ibanez die typischen Korpusformen der RG- oder Saber-Serie, so überrascht es doch sehr zu sehen, wie die AZ-Reihe hier in eine gänzlich andere Kerbe schlägt und mit einem eigenen, sehr ergonomischen Shaping daherkommt, das deutlich mehr in die Stratocasterform geht und sich aufgrund verschiedener Korpusradien extrem komfortabel an den Player schmiegt. Optisch und in einigen Ausführungspunkten liegt der Vergleich mit einigen Suhr-Superstratmodellen auf der Hand, zumal hier ganz eindeutig wohl auch stilistisch eine ähnliche Klientel angesprochen werden soll.

Fotostrecke: 4 Bilder Die derzeit angesagten Internet-Gitarrenvirtuosen durften ihre Ideen bei der Entwicklung der AZ2204 mit einbringen.

Bei der Brücke trifft man auf ein Gotoh-T1802-Tremolo, das in Zusammenarbeit mit Ibanez entstand und auf dem Gotoh-510-Modell basiert. Hier kam Titanium für die Reiter zum Einsatz, die Saitenabstände von 10,5 mm aufweisen, und ein Stahlblock als Gegenpart des Tremolohebels. Letzterer wird gesteckt und dann per Überwurfmutter festgeschraubt. Das häufige Problem, dass Tremoloarme bei dieser Konstruktion zum “Schlackern” neigen, wurde durch einen austauschbaren Gummiring behoben. Das Tremolo selbst ist als Zweipunktverschraubung konzipiert und “floating” eingerichtet, das heißt, es sind Verstimmungen nach oben und unten möglich. Das System ist durch eine Ausfräsung in den Korpus eingelassen und liegt so parallel zur Korpusoberfläche. Schwingungen werden sehr gut auf den Korpus übertragen und auch bei heftigeren Divebombs arbeitet das Gotoh-T1802 nahezu verstimmungsfrei.
Die AZ2204 ist mit einem Humbucker und zwei Singlecoils ausgestattet, die in das weiße Perlmutt-Schlagbrett eingelassen sind. Hier befinden sich auch der Fünfweg-Schalter, zwei Potis und ein Kippschalter, doch dazu später mehr. Auf der Korpusrückseite findet man eine Vierpunkt-Verschraubung, die den Hals ohne Halsplatte hält. Ein großzügiger “All Access Neck Joint” gewährt bequeme Bespielbarkeit auch in den höchsten Lagen, wobei die Korpusverjüngung nicht nur unterhalb des Halses stattfindet, sondern sich auch auf die Oberseite ausdehnt und damit Platz für den Daumen der Greifhand gewährt.
Zwei weiße Kunststoffabdeckungen erlauben den Zugang zur Elektrik und zu den drei Tremolofedern, die sehr durchdacht mit Dämpfgummis umwickelt sind, die das typische Federschnarren eliminieren. Die Klinkenbuchse für das Gitarrenkabel befindet sich in der Zarge unterhalb des Gurtpins und ist ähnlich wie bei den JEM-Modellen versenkt angebracht. Der zweite Gurtpin sitzt übrigens traditionsgemäß auf dem oberen Horn.

Fotostrecke: 4 Bilder In Zusammenarbeit mit Ibanez wurde das Gotoh-T1802-Tremolo entwickelt und auf der AZ-Serie eingesetzt.

Hals

Der einteilige Hals sowie das aufgeleimte Griffbrett bestehen aus Ahorn, oder genauer gesagt, aus “roasted maple”, was die für Ahorn sehr dunkle Farbe erklärt. Dafür kommt eine in Japan patentierte Technologie (S-Tech) zum Einsatz, bei der das Halsmaterial in einer mit Stickstoff gefüllten Vakuumkammer unter Druck erhitzt wird, was Widerstandsfähigkeit und Stabilität des Holzes deutlich erhöhen soll. Die Sattelbreite beträgt 42 mm am Hals und 57 mm am letzten Bund, wohingegen die Halsdicke 20,5 mm am ersten und 22,5 mm am 22. Bund misst. Die Mensur entspricht der typischen Stratmensur von 648 mm. Generell liegt der Hals mit seiner ovalen C-Form unglaublich komfortabel in der Hand, und wer bei diesem Modell einen dünnen Ibanez-Flitzehals erwartet, wird eines Besseren belehrt, denn hier erhält man ordentliche Rundungen und ein angenehmes, fleischiges Volumen.
22 Edelstahl-Jumbobünde sind allesamt tadellos abgerichtet und poliert, wobei die Griffbrettkanten leicht nach innen abgerundet wurden, um ein komfortableres Greifen zu ermöglichen. Der Halsradius entspricht mit 305 mm ca. den 12″ des Vintage-Gibson-Radius und ist damit etwas kleiner, sprich, gewölbter, als Standard RG-Hälse. Im Griffbrett sind schwarzen Bundmarkierungen eingelassen und lumineszierende Punkte an der Halsseite geben auf den dunkelsten Bühnen Orientierung.
Die Halsrückseite wurde mit einem Ölfinish versiegelt, die dem Hals ein sehr angenehmes Spielgefühl verleiht und den Eindruck vermittelt, als spiele man schon immer auf diesem Instrument. Hinsichtlich der Bundreinheit und der Halsneigung gibt es keinerlei Beanstandungen – das Werks-Setting ist wirklich vorbildlich.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Korpusrückseite findet man eine Vierpunkt-Verschraubung, die den Hals ohne Halsplatte hält.

Selbst für die Kopfplatte beschreitet Ibanez neue Wege, auch wenn das Design hinsichtlich der Rundungen ein wenig an alte Roadcore-Modelle erinnert. Jedenfalls bricht es wie beim Korpus mit dem etwas spitzeren Traditionsdesign der Marke. Auf der Kopfplatte versammeln sich sechs chromfarbene Magnum Lock inklusive H.A.P Tuner aus dem Hause Gotoh, die gestaggert sind.
Ein Saitenniederhalter für die E- und B-Saite sowie ein Knochensattel gehören ebenfalls zur Ausstattung, und Zugang zum Halsstab gewährt die offen platzierte Halsschraube hinter dem Sattel.
Übrigens wurde die Position zwischen dem 1. Bund und dem Ansatz der Kopfplatte so ausgelegt, dass für Freunde das Two-Hand-Tapping bequem ein FretWrap oder ähnliche Dämpfungstools platziert werden können

Elektrik

Die Pickups der AZ-Serie sind eigens von Seymour Duncan entwickelte, passive Hyperion-Modelle und im Falle der AZ2204 zwei Singlecoils und ein Humbucker. Hier kommen Alnico 5 Magnete mit eher moderater Leistung zum Einsatz, um eine breite Genre-Abdeckung zu ermöglichen.
Den Pickups wird ein Master-Volume und ein Tone-Regler zugestanden, sowie ein Fünfwegschalter, um verschieden Konfigurationen anzuwählen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Ibanez AZ2204 ist mit zwei Singlecoils und einem Humbucker bestückt, die von Seymour Duncan entwickelt wurden.

Ein besonderer Clou ist jedoch das Dyna-Mix Schaltsystem mitsamt “Alter Switch”, ein Kippschalter, der zwischen zwei Schaltungsmodi wählen lässt und dadurch ganze neun verschiedene Pickupkombinationen ermöglicht (Position 5 ist in beiden Modi der Bridge PU).
In der unteren Stellung erhält man das übliche HSS-Switching mit Coilsplit des HalsPUs in der 4. Position und paralleler Schaltung in der 2. Zwischenposition. Kippt man den Schalter jedoch nach oben, werden in Position 1 und der Centerposition die Einzelspulen seriell geschaltet, was im Prinzip in die klangliche Richtung eines Steg- und Halshumbuckers geht, d.h., wer auf die typische Zwei-Humbucker-Gitarre steht, könnte möglicherweise auch mit diesem HSS-Modell befriedigt werden. Hier ein kleiner Tipp: Die serielle Schaltung klingt authentischer, wenn man den Mittel-Singlecoil etwas niedriger schraubt.
Alle übrigen Stellungen im Alter-Mode entsprechen diversen Parallel- oder Einzelkombinationen und in der Summe sind folgende Settings möglich:

Schaltungs-Varianten
Schaltungs-Varianten

Zum Lieferumfang gehören der Tremoloarm, eine Ersatzfeder, ein Ibanez-Multitool mit allen gängigen Inbusschlüsseln und ein Hartschalencase.

Unterschiede zu anderen AZ Modellen

Die Premiumserie unterscheidet sich vom Prestigemodell in folgenden Punkten:

Vergleich AZ Prestige und AZ Premium Modell
Vergleich AZ Prestige und AZ Premium Modell

Und die Schaltungsoptionen des HH-Modells gestalten sich im Unterschied zum HSS Modell wie folgt:

Dyna-Mix Schaltsystem Schaltungsoptionen
Dyna-Mix Schaltsystem Schaltungsoptionen

(Anmerkung: Hier hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen: Die Center-Position des 22-Bund-Modells hat im Alter-Switch-Mode den Steg- und Center-Tonabnehmer seriell geschaltet!)

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Profilbild von Suhrly

Suhrly sagt:

#1 - 24.01.2018 um 07:28 Uhr

1

Konntet Ihr die neue mit den 2 Humbuckern auch schon testen? Wie ist diese soundmässig einzuordnen?

    Profilbild von Haiko Heinz

    Haiko Heinz sagt:

    #1.1 - 24.01.2018 um 07:47 Uhr

    0

    Hallo Suhrly, leider lag mir das Modell noch nicht zum Test vor, aber abgesehen von 24 Bünden, den beiden Humbuckern und dem damit verbundenen Switching (10 Positionen), was natürlich auch schaltungsbedingt andere Sounds hervorbringt sind die baugleich und haben eine ähnliche Grundtendenz.

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