Anlässlich des Debütalbums seiner Band Heaven & Hell „The Devil You Know“ traf sich bonedo mit Black Sabbath Legende Tony Iommi in einem Londoner Nobelhotel zum Interview. Wie immer trug der „Herr der Riffs“ sein goldenes Kreuz um den Hals und glänzte dazu mit ausgesprochen guter Laune.
Bonedo: Welche Bedeutung hat Django Reinhardt für dich?
Django Reinhardt hatte großen Einfluss auf mich! Nachdem ich meine Fingerkuppen verloren hatte, erzählte man mir von ihm. Django spielte nur mit zwei Fingern, mein Gott, das war eine entscheidende Inspiration für mich. Er spielte Sinti-Jazz, und mir gefällt generell, wie er spielt, rhythmisch und solistisch. Und nicht zu vergessen sein Zusammenspiel mit dem großen (Violinisten) Stefan Grappelli.
B: Wie hast du vor deinem Unfall gespielt?
Wie jeder andere auch. Nach dem Unfall musste ich allerdings von vorne anfangen und mir einen neuen Stil erarbeiten, was nicht einfach war. Diese Nachteile hatten letztlich auch etwas Gutes für mich, weil ich mir etwas einfallen lassen musste. Und ich entwickelte meinen eigenen Stil, meine eigene Spieltechnik. Man könnte sagen, aus etwas Schlechtem erwuchs etwas Gutes.
B: War es eine bewusste Entscheidung, zum Meister der Riffs zu werden?
Nein, aber ich machte mir Gedanken, was ich spielen sollte. Irgendwann fielen mir diese Riffs ein, ich mochte ihren Sound. Alles, was ich schrieb, wurde zum Riff – und es dauerte nur 40 Jahre, bis die Leute anfingen, meinen Stil zu würdigen. (lächelt)
B: Habt jemals über einen zweiten Gitarristen nachgedacht?
Black Sabbath hatte einen Leadgitarristen, das reichte (lacht). In einer früheren Band hatten wir einen Rhythmusgitarristen, das gefiel mir ganz gut. Mit Sabbath entschieden wir uns aber, nur Gitarre, Bass und Drums zu haben. Und ich spielte Lead.
B: Geezer Butler, Bassist von Black Sabbath, kombiniert oftmals Melodien und Rhythmen in seinem Spiel. Hat dir das geholfen, deinen Stil zu finden?
Wenn ich einen Riff spiele, dann ergänzt Geezer ihn, fügt eine Melodie hinzu oder spielt denselben Riff.
B: Themenwechsel. Warum bist du immer so beschäftigt?
Keine Ahnung! Sogar wenn ich mal eine Pause mache, bin ich beschäftigt. Ich kann nicht abschalten, ich mag es, etwas zu tun. Wenn ich mir einen Film anschaue, denke ich, eigentlich wollte ich doch noch dieses und jenes machen … Urlaub zu machen ist besonders schwierig für mich, weil ich sowieso immer unterwegs bin. Und wenn ich dann nach Hause komme, dann möchte ich eines auf keinen Fall: In ein Flugzeug steigen und irgendwo hin fliegen.
B: Was hast Du von Hank Marvin gelernt?
Hank Marvin war für mich und die Gitarristen meiner Generation eine große Inspiration. Ich weiß, dass Brian May und David Gilmour große Fans von Hank Marvin sind. Sie (die Shadows) waren die einzige Instrumentalband, die es damals gab. Ich mochte ihren Sound, und viele Gitarristen wollten so spielen und klingen wie sie. Ich habe den Song „Wonderful Land“ zu einem Hank-Marvin-Tribute-Sampler namens „Twang“ (1996) beigesteuert, eine gute Sache!
B: Wie siehst du die großen Gitarristen deiner Generation: Jeff Beck, Jimmy Page und Eric Clapton?
Es sind Freunde. Led Zeppelin kamen aus der gleichen Stadt wie wir (Birmingham), und zumindest Robert Plant und John Bonham waren gute Freunde von uns. Jimmy Page lernte ich später durch sie kennen. Jeff Beck und ich kennen uns, weil er seit 35 Jahren beim selben Management ist wie ich. Einer meiner engsten Freunde im Musikgeschäft allerdings ist Brian May, wir kennen uns schon ewig, ich glaube, schon seit ihrem (Queens) ersten Album.
B: Wie würdest du den Stil von Jimmy Page beschreiben?
Mir gefällt Jimmys Spiel, er hat einige sehr gute Riffs geschrieben. Ich mag seinen Stil, die Art wie er komponiert. Sie basiert wahrscheinlich auf dem Blues, genau wie Claptons Stil – wir alle kommen vom Blues. Jeff Beck hat einen großartigen Stil, keiner spielt wie er. Auch Brians Stil ist einzigartig, man erkennt ihn sofort, wenn er ein paar Noten anschlägt. Und dazu hat er seinen eigenen Sound; Ich mag, wie er das Vibrato einsetzt und Soli spielt. Und ich hoffe, er bezahlt mich dafür! (lacht)
B: Was hast du vom Blues gelernt?
Bevor wir als Black Sabbath zusammenkamen, war ich in einer Band mit Bill Ward, er spielte sehr bluesig. Als Gitarrist lernte ich so, über zwölf Takte zu spielen, was nicht allzu schwierig war. Der Blues ermutigte mich zu experimentieren – einige Soli funktionierten, andere nicht. Auf jeden Fall war es eine gute Schule.
B: Auf „Seventh Star“ (1986), „The 1996 Dep Sessions“ (2004) und „Fused“ (2005) hast Du mit Glenn Hughes einige Fusion Songs komponiert. Wie habt ihr zusammen gearbeitet?
Nennt man das jetzt Fusion? So würde ich das nicht bezeichnen. Ich steuerte einige Riffs bei, Glenn sang dazu. Wir arbeiten auch heute noch so. Glenn ist blues-orientierter als Ronnie (James Dio), er ähnelt eher Stevie Wonder und einigen anderen Blues-Musikern. So ließ ich mir ein paar Riffs einfallen, die Glenn singen könnte. Ich arbeitete so wie immer, ich biete dem Sänger die Riffs an, die zu seinem Gesangsstil passen. Was Glenn nicht gefällt, mag das Richtige für Ronnie sein – die beiden haben einen total verschiedenen Stil.
B: Was war die Idee deiner Solo-Alben?
Auf dem ersten wollte ich verschiedene Sänger einsetzen, jeder Song sollte einen anderen haben. Eine gute Idee, aber sehr schwer in die Tat umzusetzen. Wir hatten verschiedene Schlagzeuger, Bassisten und Sänger und ich versuchte, sie jeweils an einem Ort zu versammeln, sie nach Los Angeles, Boston oder England einzufliegen. Das mit den verschiedenen Sängern hatte ich schon beim (ersten) Album probiert, auf dem Glenn sang („Seventh Star“). Ich kontaktierte (Robert) Plant, David Coverdale und andere, aber es war so schwierig, weil viele Plattenfirmen nicht wollten, dass ihre Künstler das machen. Deshalb ließen wir die Idee fallen. Und dann war es ein Glücksfall, als Glenn zu singen begann! Er ist ein großartiger Sänger! Aber ich hatte immer noch diese Idee im Kopf. Mit dem Solo-Album „IOMMI“ (2000) versuchte ich wieder, mit verschiedenen Sängern und Generationen zu arbeiten, und diesmal klappte es. Von Billy Idol über Phil Anselmo und Ozzy bis zu David Grohl – eine große Auswahl an Leuten. Das hat Spaß gemacht! Besonders mit Billy Idol, den hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er hatte sich zurückgezogen, aber es war super, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.
B: Verbringst du viel Zeit in Schweden? (Tony ist mit der Schwedin Maria Sjöholm, früher Sängerin von Drain STH, verheiratet)
Ich mag Schweden, aber wir haben unser Haus dort wieder verkauft. Meine Tochter ist nach Finnland gezogen, da könnten wir auch hinziehen – aber ich glaube, das machen wir nicht.
B: Hast Du schon mal ein Lied für Drain komponiert?
Ich hatte mal ein Lied für Drain geschrieben. Inzwischen hat sie (Maria) sich zurückgezogen. Die (Mitglieder) tun alle unterschiedliche Dinge, und Maria macht keine Musik mehr. Ich habe zwar versucht, sie zum Singen zu bewegen, aber sie möchte nicht mehr. Sie liebt Musik, sie hilft meiner Tochter dabei, aber ich glaube, sie hat keine Lust auf Touring. In einem Bus zu leben ist hart, besonders für eine Frau. Sie begleitet mich heute, sie ist oben in diesem Hotel. Sie fliegt mit mir für ein paar Wochen nach LA, dann kehrt sie nach Hause zurück und ich reise weiter. Sie ist gern zuhause, wir haben Tiere, sie lebt jetzt ein anderes Leben. Sie könnte Musik schreiben; ich habe ein Studio und ich habe versucht, sie zu ermutigen, es zu benutzen – aber sie will nicht. Vielleicht klappt es, wenn ich sie mit jemand anderem in Kontakt bringe. Wir werden sehen.
B: Was ist dir aus der Zeit im Hamburger Starclub 1968 in Erinnerung geblieben?
Star Club? Hab´ ich noch nie gehört. (lacht) Es gibt viele Erinnerungen, gute und schlechte. Es war ein guter Platz und wir hatten viel Spaß dort. Als wir das erste Mal im Star Club waren, hatten wir fünf Auftritte am Tag und spielten vor fünf Leuten, was sehr frustrierend war. Aber wir erarbeiteten uns eine Fangemeinde und am Ende unserer Zeit dort machten wir den Laden voll. Jedenfalls war es super und wir hatten jede Menge Spaß! Wenn wir morgens um drei aus dem Club kamen, sahen wir alle möglichen schrägen Gestalten (lacht). Wir spielten drei Wochen lang und kamen später immer wieder. Beim ersten Mal hatten wir nichts, keine Zimmer und kein Geld, und wir pennten im Kleinbus. Wir hatten nichts. Später bekamen wir Zimmer und alles war okay.
B: Kurzfristig warst du Gitarrist von Jethro Tull. Was hast du von Ian Anderson gelernt?
Ich habe viel von Ian Anderson gelernt. In der kurzen Zeit, in der ich bei Jethro Tull war, brachte er mir bei, dass du arbeiten musst, weil sonst nichts passiert. Als ich bei ihnen einstieg, konnte ich nicht glauben, dass sie um neun Uhr morgens mit Proben anfingen. Normalerweise war ich zu dieser Zeit nicht mal aufgestanden. Um neun Uhr Probe? Bloody Hell. Von neun bis zwölf Probe, dann Mittagspause und wieder zurück zum Proben. Wow! Ich hatte Probleme, so früh aufzustehen, aber ich lernte, dass es zur Routine werden musste. Als ich dann (nach Birmingham) zurückkam und wir Earth (später Black Sabbath) gründeten, sagte ich den anderen, dass wir frühmorgens proben müssten. Das funktionierte so gut wie ein Bleiballon. Zumal ich der einzige war, der damals Auto fahren konnte. Wir hatten diesen Kleinbus und ich musste die anderen einsammeln, um sie zur Probe zu karren. Ich habe viel gelernt. Wir erkannten, dass wir für den Erfolg arbeiten müssen, denn der kommt nicht von selbst. Vorher kam jeder, wann er wollte, um drei oder wann immer. Wir mussten uns definitiv festlegen: wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir hart dafür arbeiten. Von Ian hab ich gelernt, wie sie (Jethro Tull) arbeiteten, obwohl sie damals schon eine ganze Weile etabliert waren.
B: Wem gehört der Name Black Sabbath?
Anfangs gehörte der Name Black Sabbath uns allen. Nach und nach kaufte ich die Anteile der Mitglieder, welche die Band verließen. Das war vor langer Zeit. Als Ozzy das erste Mal wegging, machte ich das. Meine Anwälte handelten und kauften den Namen. Eine gute Sache! Vor allem wollten wir nicht, dass er in die Hände von irgendjemand anderem fiel, einer großen Firma oder so …
1/2 Namensgeber für die aktuelle Band: Das erste Black-Sabbath-Album mit Ronnie James Dio (1980).
2/2 “Black Sabbath”, das legendäre erste Album von Black Sabbath. Die Vierspurproduktion war nach zwölf Stunden komplett fertig aufgenommen und gemischt!
B: Trotzdem tourst du jetzt als Heaven And Hell.
Es wäre nicht in Ordnung gewesen als Black Sabbath zu touren, wir haben den Namen mit Ozzy wieder etabliert. Es ist verwirrend nach all den Jahren mit verschiedenen Sängern. Danach sind wir lange Zeit mit Ozzy gereist, wir wollten diese Beziehung nicht gefährden. Jetzt sind alle Songs aus der Zeit mit Dio, deshalb brauchten wir den Namen Black Sabbath nicht, und wir änderten ihn zu Heaven And Hell. Vielleicht ändern wir ihn noch mal (lacht), um alle endgültig zu verwirren. Es ist etwas schwieriger, als Heaven And Hell zu touren, denn nicht jeder hat von uns gehört. Die Leute in der Provinz kennen uns wahrscheinlich nicht. Deswegen schreiben wir die individuellen Namen (der Mitglieder) auf die Plakate, so dass man sieht, wer dahintersteckt.
B: Immerhin konntet ihr mit Heaven And Hell hundert Shows buchen.
Stimmt, bei den letzten Shows waren die Fans fantastisch!
B: Wusstest du, dass „dio“ Gott auf Italienisch heißt?
Ja, Gott bei Black Sabbath oder Heaven And Hell. Er (Dio) ist der Himmel wir übrigen sind die Hölle (lacht).
B: Ronnie James Dio spielt auch Bass. Nutzt ihr seine Basskünste beim Komponieren?
Als wir die drei Tracks für das Album „The Dio Years“ beim mir zuhause aufnahmen, kam Ronnie vorbei und wir beide schrieben die Tracks. Da spielte Ronnie auch Bass, damit die Titel fertig wurden. Als Geezer und Vinnie erschienen, nahmen wir die Songs gemeinsam auf. Für das erste Alben „Heaven And Hell“ (1980) hatte er auch schon ein wenig Bass oder Gitarre gespielt. Ronnie mag es, die Gitarre in der Hand zu haben, um die richtigen Noten zu treffen – das ist ziemlich nützlich.
B: Du hast mal gesagt, dass Ronnie einen opernhaften Stil hat. Sein erster Einfluss war Mario Lanza. Hat er dich mit Mario Lanza bekannt gemacht?
Nein, er hat mich nicht mit Opern bekannt gemacht, die kannte ich schon vorher. Mario Lanza hörte ich früher zu Hause ständig, meine Eltern liebten ihn.
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