Die Legenden kehren zurück: Mit dem passiven Equalizer EQP-KT bringt der britische Traditionshersteller Klark Teknik eine weitere Studio-Legende zu einem günstigen Kurs auf den Markt, einen Nachbau des Pultec EQP-1A. Der EQP-1A ist der Inbegriff des passiven Equalizers und man kann fast sicher sein: Nenne einen großen Hit der letzten drei Jahrzehnte und ein Pultec-EQ war daran beteiligt. Digitale Versionen dieses berühmten Equalizers gibt es jede Menge – allen voran die hochgelobten Plug-Ins von Universal Audio oder Waves – aber zunehmend kommen wieder analoge Outboard-Geräte auf den Markt. Transformatoren und Röhren sind anscheinend wieder en vouge!
Der Klark Teknik EQP-KT basiert auf dem originalen Pultec-Schaltungsdesign aus dem Jahr 1954, wir haben es also mit einem einkanaligen passiven Equalizer-Netzwerk und einem Class-A-Röhren-Aufholverstärker zu tun. Da läuft dem Homerecorder ebenso wie dem gestandenen Toningenieur das Wasser im Mund zusammen!
Details
Klark Teknik ist eine alteingesessene britische Firma, die seit Anfang der Siebziger vor allem für Produkte für den PA-Bereich und der Veranstaltungstechnik aktiv und bekannt ist. Inzwischen gehört Klark Teknik zu Behringers Firmenverbund Music Group. Seitdem wird unter dem Namen Klark Teknik auch analoges Studio-Equipment vertrieben. Neben dem hier getesteten EQP-KT hatten wir auch schon den Klark Teknik 1176-KT Limiting Amplifier im bonedo-Test, ein Nachbau des nicht minder legendären 1176 FET-Kompressors von Urei. Unterm Dach der Music Group hat auch der Mischpulthersteller Midas ein sicheres Zuhause gefunden und so ist es nicht überraschend, dass im EQP-KT zwei Midas-Übertrager werkeln.
Nahe am legendären Vorbild
Der Klark Teknik EQP-KT ist schon sehr nahe am Vorbild konstruiert, dennoch gibt es deutliche Unterschiede. Der größte fällt gleich beim Auspacken des EQs ins Auge: Die Transformator- und Röhren-Skyline, welche die Rückseite eines originalen Pultes ziert, fehlt hier komplett. Beim Klark Teknik gibt sich die Rückseite in schlichter Eleganz, es sind nur die Anschlüsse für Ein- und Ausgänge und eine Kaltgerätebuchse zu bewundern. Die Ein- und Ausgänge sind symmetrisch einmal als XLR und einmal als Stereo-Klinkenbuchse ausgeführt.
Das Gehäuse ist zwei 19″-Höheneinheiten hoch und insgesamt nur 13 Zentimeter tief. Im Prinzip könnte man die ganze Technik sicherlich auch in eine Höheneinheit packen, aber dann gäbe es nicht die schönen großen Drehknöpfe zum Schrauben. Die ganzen Bedienelemente sind im Retro-Look gehalten und strahlen ordentliche Vintage-Vibes aus. Technisch gesehen endet das Thema Vintage aber hinter der Frontplatte. Der Klark Teknik EQP-KT basiert zwar auf der Pultec-Architektur, setzt diese aber modern und fertigungstechnisch günstig um. Ein Beispiel: Hinter der orangefarbenen Jewel-Lampe werkelt eine stromsparende LED.
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Originale Pultec EQP-1A-Architektur
Die Architektur des Klark Teknik EQP-KT lässt sich in vier Bereiche aufteilen: Da wären die passive Equalizer-Schaltung, der wichtige Röhren-Aufholverstärker, die Ein- und Ausgangsstufe mit den beiden Midas-Transformatoren und das Netzteil, das die Verstärkungsstufe mit Strom versorgt (die Equalizer-Schaltung selbst benötigt ja keinen Strom, weil sie passiv ist). Beim Netzteil geht man den modernen Weg. Klark Teknik verzichtet auf die antiquierte Gleichrichterröhre und zum Hochtransformieren der Röhrenspannung ist heutzutage auch kein Monster-Trafo mehr vonnöten. Das alles spart Platz, Gewicht und natürlich Geld! Beim Rest der Schaltung geht man aber den Pultec-Weg, den Weg des klassischen passiven Equalizers.
Was bedeutet eigentlich “passiver EQ”?
Widerstände, Kondensatoren oder Spulen sind passive Bauteile, das heißt, sie benötigen keine Stromversorgung, um ihre Funktion zu erfüllen. Auch passive Bauteile beeinflussen das sie durchlaufende Signal. Die Art der Beeinflussung, hängt dabei sehr stark von der Art der Signale ab. Das Audiosignal ist eine Wechselspannung, die periodisch ihre Richtung wechselt, das Gegenteil davon ist eine Gleichspannung. Ein Kondensator hat nun die Eigenschaft, eine Wechselspannung passieren zu lassen, während eine Gleichspannung abgeblockt wird.
Eine Wechselspannung mit niedriger Frequenz ähnelt nun einer Gleichspannung und zwar umso mehr, je niedriger die Frequenz wird. Ihr merkt, worauf es hinausläuft: Ein Kondensator blockt niedrige Frequenzen ab, während höhere Frequenzen das Bauteil unbeeindruckt durchlaufen. Klingt schon ziemlich nach EQ, oder?
Das zweite spannende Bauteil sind die Spulen, die Induktoren. Sie arbeiten im Prinzip konträr zu dem Kondensator: Eine sich schnell ändernde Wechselspannung wird abgeblockt, sich langsam ändernde Signale durchlaufen die Spule unbeeindruckt.
Übersetzt man das Ganze in verständliche Audiosprache hat man mit Kondensator und Induktor zwei Bauteile, die dämpfend wirken – also leiser machen – und zwar einmal in den tiefen und einmal in den hohen Frequenzen. In Verbindung mit Widerständen kann man so passive Schaltungen aufbauen, mit denen man gezielt bestimmte Frequenzen oder Frequenzbereiche bearbeiten kann – ganz ohne Strom wohlgemerkt.
Die passive Equalizer-Schaltung
Beim Klark Teknik EQP-KT darf man mit zwei EQ-Bändern und einem High-Cut-Filter am Klang schrauben, wobei diese drei EQ-Typen alle etwas unterschiedlich arbeiten.
Es geht los mit einem Shelving-EQ für die tiefen Frequenzen, LF-Boost/Cut genannt. Mit seinen sieben möglichen Arbeitsfrequenzen 20, 30, 60, 100, 200, 400 und 800 Hertz bietet er mehr Auswahl als das Original, da ist schon bei 100 Hz Schluss! Mit dem Shelving-EQ kann angehoben oder abgesenkt werden, dafür gibt es einen Boost- und einen Cut-Regler. Dass man nun den Cut- und Boost-Regler unabhängig voneinander einstellen kann – man also gleichzeitig dieselbe Frequenz cutten und boosten kann -, erlaubt den berühmten “Pultec-Trick”.
Das zweite Band hört auf den Namen “HF Boost” und ist ein parametrisches EQ-Band, das eine Anhebung von Frequenzen im Bereich von 3 kHz bis 16 kHz erlaubt, mit den Zwischenschritten 4, 5, 8 10 und 12 kHz. Mit dem Bandwidth-Regler kann man die Breite dieser EQ-Kurve einstellen. In der “sharp”-Stellung erfolgt die Anhebung schmalbandig, in der “broad”-Stellung wird ein größerer Frequenzbereich um die Arbeitsfrequenz herum angehoben – wobei hier sharp immer noch breit und weit entfernt von einem Notch-Filter ist. Der maximale Boost ist von der Stellung des Bandwidth-Potis abhängig. Je breiter die Beeinflussung, desto weniger dB-Boost ist möglich: +10 dB in der Broad-Stellung gegenüber +15 dB in der Sharp-Stellung.
Das dritte Band, das “HF Cut” ist ein High-Cut-Filter mit den Arbeitsfrequenzen 3, 4, 5, 10 und 20 kHz. Die angewählte Frequenz kann um maximal 20 dB abgesenkt werden.
Regler-Skala vs. echte Dezibel: Fluch oder Segen?
Obwohl für alle Regler eine Skala von 0 bis 10 aufgedruckt ist, entspricht diese Zahl nicht den tatsächlich angehobenen oder abgesenkten Dezibel-Werten. Zudem arbeitet jeder Regler des EQP-KT mit unterschiedlichen Dezibel-Werten. Der LF-Boost-Regler zum Beispiel kann um maximal +12 dB anheben, der LF-Cut-Regler aber bis zu -24 dB absenken! Auf der einen Seite weiß man also nie so genau, wie viele dB man gerade rein- oder rausdreht, auf der anderen Seite liegt darin ein bisschen das Geheimnis der Pultec-Bedienung. Im Endeffekt nutzt man nämlich Werte, die man bei einem EQ mit absoluter Dezibel-Skala vielleicht nicht wählen würde. Und da der EQ ebenso breitbandig arbeitet, bleibt das Ergebnis (fast) immer musikalisch.
Sound-Maschine: Röhre und Trafos
Ein passiver Equalizer kann bauartbedingt nur abdämpfen, also leiser machen. Beim Klark Teknik EQP-KT (und allen anderen Pultec-EQs) kann man aber in den ersten beiden Bändern auch boosten, also lauter machen. Das geht, weil das Eingangssignal vor dem EQ-Netzwerk schon mal um 15 dB abgesenkt wird. Damit wir am Ausgang des Gerätes wieder ein Signal mit annähernd “unity gain” erhalten, benötigt der EQP-KT einen Aufholverstärker, der den Pegel wieder um diese 15 dB anhebt. Das erledigt hier ein Class-A-Vorverstärker mit zwei Röhren, einer 12AX7 und einer 12AU7.
Diese Verstärkungsstufe und der Eingangs- und Ausgangstransformator sind mitentscheidend für den Grundsound des Gerätes, denn beide – also Röhren und Trafos – liegen immer im Signalweg. Der Bypass-Schalter auf der Fronplatte nimmt nur das EQ-Netzwerk aus dem Signalweg! Das nutzen Toningenieure damals wie heute aus und schicken ein Signal durch den Pultec-EQ im Bypass-Modus, nur um das Signal zu färben und ihm einen anlogen Touch zu verleihen. Für die Audiobeispiele habe ich deshalb immer eine zusätzliche Version des Signals mit dem EQ im Bypass erstellt.
Ein Blick ins Innenleben
Im Inneren des EQP-KT geht es aufgeräumt zu. Auffällig sind die beiden Midas-Transformatoren, welche in ganz klassischer Manier die Eingangs- und Ausgangs-Symmetrierung übernehmen. Ansonsten verstecken sich die meisten Bauteile auf den beiden vertikal befestigten Platinen. Auf der Rückseiten-Platine befindet sich das Netzteil, das als Schaltnetzteil ausgeführt ist und ohne Ringkern-Trafo und Gleichrichterröhre auskommt.
Clone-Wars
Momentan kommen immer mehr “neue Alte” auf den Markt, modern gefertigtes analoges Outboard-Equipment, das im Prinzip die Schaltungen alter und eben legendärer Studio-Technik kopiert. Auch der Klark Teknik EQP-KT gehört zu diesen Geräten, die im Englischen “Clones” genannt werden.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Dürfen die das überhaupt? Tatsache ist: Elektrische Schaltungen unterliegen nicht dem Urheberrecht, es gibt also kein Copyright auf Schaltpläne. Eine andere Sache sind Patente. Diese haben eine bestimmte Laufzeit, in Deutschland sind das maximal 20 Jahre. Viele Patente aus der goldenen analogen Studio-Ära sind also längst abgelaufen. Somit ist es also legal, wenn Hersteller legendäres Equipment nachbauen, solange sie keine Markenrechte verletzen. Anders gesagt: Klark Teknik darf einen Pultec bauen, sie dürfen ihn nur nicht so nennen. Es sei denn, der ehemalige Hersteller erlaubt das Werben mit dem Namen und vergibt eine Lizenz dafür. Die Firma Manely besitzt so eine Lizenz und darf seine Produkte deshalb mit dem Namen Pultec bewerben.