Lehle Dual Expression Test

Mit dem Lehle Dual Expression bringt der im nordrhein-westfälischen Voerde ansässige Hersteller ein Expressionpedal auf den Markt, das sich sowohl optisch als auch in seiner Konzeption ganz in der Tradition seiner viel gelobten Volume-Pedale befindet. Lehle setzt dabei bereits seit 2015 auf einen aktiven und verschleißfreien Magnetsensor, der extremen Komfort und Präzision garantiert.
Kenner verwundert das nicht, denn Lehle

Lehle_Dual_Expression_010_FIN

steht seit jeher für hochwertige Produkte made in Germany, die sich weniger mit dem Thema Klangerzeugung beschäftigen, sondern vielmehr Schaltungslösungen wie Switcher, Looper oder Buffer sowie Steuerungseinheiten wie Volume- oder das hier vorgestellte Expressionpedal in den Mittelpunkt stellen. Dass der mir vorliegende Testkandidat noch zusätzlich mit einem USB-Anschluss und gleich zwei TRS-Buchsen daherkommt, deutet darauf hin, dass hier auch der Einsatz als MIDI-USB-Steuerungsgerät vorgesehen ist und via TRS gleich zwei Steuerbefehle, daher der Name “Dual”, ausgesendet werden können.Das macht natürlich neugierig und daher schwinge ich meinen Fuß aufs Pedal und trete im wahrsten Sinne des Wortes den Test an.

Details

Gehäuse/Optik

Das Dual Expression steckt in einem sehr robusten Metallgehäuse mit den kompakten Maßen von 200 x 94 x 47 mm und wirkt extrem roadtauglich und zuverlässig. Das Gehäuse kommt in einem grauen Farbton, der mit “gris foncé 59” auf der Website sogar noch genauer bezeichnet wird. Die Wippe ist mit einer ovalen, beigebraunen Gummiplatte versehen, die dank ihrer Riffelung einen festen Halt für die anstehende Fußarbeit bietet.
Die Anschlüsse sind allesamt frontseitig versammelt und zwar in Form von zwei Stereo- oder genauer gesagt TRS-Klinkeneingängen und einem USB Typ B-Input. Rechts außen zeigt sich der Eingang für ein optional erhältliches Netzteil, dass das Pedal mit Spannungen zwischen 9 und 15 V befeuern muss und mindestens 100 mA an Strom bereitstellen sollte.
Betätigt man das Pedal in die Fersenposition, offenbart es unter der Wippe jeweils zwei LEDs pro Input und eine weitere kleine, die signalisiert, ob das Netzteil operabel ist. Ein Blick auf die Aufhängung des Fußteils zeigt eine große Kreuzschraube, mit der man die Wippe in ihrer Gängigkeit flexibel einstellen kann, wobei ab Werk bereits ein sehr angenehmer Widerstand gesetzt ist.
Der Boden des Expression-Pedals wird durch vier Gummifüße geschützt und über die beiden Aussparungen vorne und hinten lässt es sich fest auf einem Floorboard verschrauben. Insgesamt wirkt es sehr hochwertig verarbeitet und erfreulicherweise fällt die Bauhöhe im Vergleich zu anderen Expression-Pedalen angenehm flach aus.
Zum Lieferumfang gehört ein Quickstart-Guide, wobei ein umfangreicheres Manual auf der Website zum Download bereitsteht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Lehle Dual Expression kommt im robusten Metallgehäuse und ist ein Expression-Pedal mit 2 Ausgängen.

Bedienung

Das Dual Expression ist als Expressionpedal konzipiert, das prinzipiell zwei Steuerungsbefehle über die Klinkenbuchsen aussendet, aber auch via USB beispielsweise Parameter in einer DAW oder einem Gitarren-Plugin verändern kann.
Der rechte 10 k-Ausgang bietet dabei auch die Option, wahlweise als Taster oder Schalter eingestellt zu werden, um Schaltbefehle zu senden.
Die Outputs sind so ausgelegt, dass sie mit jedem gängigen Equipment funktionieren, das 5 k bis 100 k Eingänge besitzt, unabhängig davon, ob die Steuerspannung als TS-, TRS- oder RTS- (T, R und S stehen für Tip, Ring und Sleeve) Belegung ausgelegt ist. Die Polarität der Ausgänge wird vom Pedal automatisch erkannt, kann jedoch auch über die kleinen Taster oberhalb der Buchsen festgelegt und abgespeichert werden.
Über den USB-Anschluss lassen sich neben der MIDI-USB-Steuerung auch Firmware-Updates vornehmen. Diese sind auf der Website hinterlegt und werden via Drag & Drop einfach in den Folder des Dual Expression gezogen, das als externes Gerät erkannt wird.
Wie bei den Volume-Pedalen setzt Burkhard Lehle auch beim Dual Expression auf die Verwendung eines verschleißfreien Magnetsensors. Hier macht man sich nach eigenen Angaben den sogenannten Hall-Effekt zunutze, benannt nach Edwin Hall, indem man den Hall-Sensor auf einen eingebauten Magneten und Regelweg kalibriert und anschließend nur den Magneten bewegt. Dabei wird dessen Abstand zum Sensor gemessen und zwei digitale Potis erzeugen aus den Daten die Expression-Werte. Vorteile dieses Verfahrens sind zum einen, dass ein akkurateres Arbeiten als bei mechanischen Pedalen möglich ist, aber auch, dass der mechanische Verschleiß quasi auf null reduziert wird. Die Arbeitsweise ist dadurch bei Pedalen von Lehle auch aktiv, d. h., es wird ein Netzteil benötigt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Anschlüsse sind allesamt frontseitig versammelt und beinhalten zwei TRS-Klinkeneingänge und einen USB Typ B-Input.

Jede TRS-Buchse kann nun diverse Modi übernehmen:
50 k-Buchse:
Bei der 50 k-Buchse hat man die Wahl zwischen automatischer Polaritätserkennung, TRS und RTS. Im ersten Fall misst das Pedal beim Einstöpseln des Steckers die Polarität der Steckerbelegung (RTS, TRS oder TS), passt sich der Polarität automatisch an und speichert den Zustand ab, solange die Buchse belegt ist. Die gewählte Polarität wird durch das Leuchten einer der weißen LEDs angezeigt.
Beim TRS-Modus wird die Steuerspannung am Tip des TRS-Klinkensteckers abgegriffen und im RTS-Modus entsprechend umgekehrt, wobei dieserBetriebsmodus auch für die TS-Verbindung angewählt werden muss.
10 k-Buchse:
Die 10 k Buchse bietet satte fünf Modi. Diese sind zum einen die drei Betriebsarten, die oben bei der 50 k-Buchse angetroffen werden, allerdings kommt hier noch eine Taster- sowie eine Schalterfunktion hinzu. Auf Neudeutsch kennt man diese beiden Funktionsweisen auch als “Maintain” bzw. “Latching” oder “Momentary” bzw. “Unlatching”
Den Taster-Modus signalisiert das blaue Blinken der hinteren LED. Die Tasterfunktion wird aktiv, sobald das Pedal eine gewisse Position erreicht hat, was durch ein weißes Leuchten der vorderen LED angezeigt wird. Verlässt man die Maximalposition, gilt der gesendete Befehl nicht mehr.
In der Schalterfunktion leuchtet die hintere LED an der 10 k-Buchse permanent blau. Bewegt man die Wippe in die Fersenposition, aktiviert man damit beispielsweise einen Effekt, der beim erneuten Durchtreten wieder deaktiviert wird. Ein Verfahren, wie man es z. B. beim Betrieb von Wah-Pedalen gerne einsetzt.

Einsatzbereiche:
Und wozu eignen sich diese Funktionsweisen?
Nun, zum einen lassen sich im Single-Betrieb gewöhnliche Volume-Swells, Wah-Sounds oder die Veränderung anderer Parameter wie z. B. Modulationsgeschwindigkeit, Delay-Level o.ä. steuern. Und im Dualbetrieb eröffnen sich tolle Möglichkeiten, die dazu führen, dass man sich um ein zweites Pedal keine Gedanken machen muss, wie z. B. das Steuern von mehreren Parametern oder aber Parametersteuerung plus Kanal- bzw. Preset-Umschaltung an einem Amp. Eine Funktion, die für uns Gitarristen im Zusammenhang mit Multieffektgeräten und Modellern sehr sinnvoll daherkommt, ist z. B. die Verwendung des Pedals als Volume- und im durchgetretenen Zustand als Wah, wobei die 10 k-Buchse den Volume Off/Wah On-Befehl übernimmt und die 50 k-Buchse den Regelweg steuert.
Natürlich kommen auch User von Keyboards oder modularen Synthesizern auf ihre Kosten, denn über die Control Voltage (CV) können bestimmte Parameter gesteuert werden. Der oben erwähnte Einsatz über die USB-Buchse erlaubt das Senden von MIDI-Daten, um Software-Parameter in einer DAW zu verändern, wobei alles steuerbar ist, was MIDI und Control Change (CC) empfängt.
Die Gängigkeit der Wippe lässt sich, wie oben erwähnt, an der Stellschraube flexibel einstellen, allerdings bietet das Dual Expression auch noch die Option, sowohl den Regelweg als auch das Relais des 10 k-Schaltausgangs zu kalibrieren. Ab Werk war das Pedal jedoch bereits tadellos konfiguriert und selbst nach diversen Änderungen lässt es sich jederzeit wieder auf den Werkszustand zurücksetzen.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.