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Line 6 Helix LT Test

Mit dem Line 6 Helix LT präsentiert der amerikanische Hersteller eine preiswertere Version seines richtungsweisenden Modeling-Gitarrenprozessors Helix, den er 2015 vorstellte. Spätestens seit Erscheinen des Fractal Audio AXE FX und des Kemper Profiling Amps war klar, dass in der Welt der digitalen Verstärker ein neues Zeitalter angebrochen war, denn die Qualität dieser Amps in Kombination mit der auf Impulsantworten basierenden Speakersimulationen rückt den Originalen von Jahr zu Jahr und mit jedem Firmware-Update immer näher.

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Bedenkt man, dass Line 6 zu den ersten Herstellern zählte, die sich dem Thema Amp-Modelling widmeten und bereits 1996 mit dem AxeSys und 1998 dem POD erste Schritte in diese Richtung unternahmen, war es nur konsequent, dass mit dem Helix 2015 der Sprung in die Oberklasse der Amp-Modeler gelang. Knapp zwei Jahre später erfreut uns Line 6 mit einer leicht abgespeckten Version dieses Verkaufsschlagers, dem Helix LT, der bei gleicher Prozessorleistung wesentlich geldbeutelfreundlicher daherkommt. Die Frage bleibt, was ihn vom Original unterscheidet und wo sich der Preisunterschied tatsächlich niederschlägt.

Details

Gehäuse/Optik

Öffnet man die Packung, erkennt man sofort, dass der Zusatz LT sich zumindest nicht bei den Dimensionen des Helix bemerkbar macht, denn mit den Maßen 52,9 x 30,1 x 9,2 cm ist das schwarze Metallgehäuse mit den Kunststoffseiten nur knapp 3 cm schmaler als das des großen Bruders.
Ansonsten haben wir erstaunlich viele Ähnlichkeiten zur Vollversion: Zwölf Fußschalter, allerdings ohne individuelle Displays, ein Expressionpedal mit Doppelfunktion, hier mit einer gummierten Trittfläche, acht Editierknöpfe, ein Volume-Regler, acht Endlospotis, wovon eines eine Joystick-Funktion besitzt, und ein 14 x 8 cm großes Farbdisplay. Lediglich das Lautstärkepoti für den Kopfhörer, das die Vollversion besitzt, wurde hier ausgespart.

Fotostrecke: 5 Bilder Das schwarze Metallgehäuse beinhaltet die Vollausstattung auf 529 x 301 x 9,2 mm (B x T x H) bei etwas mehr als 5 kg Idealgewicht.

Auch die Rückseite des Helix LT zeigt eine etwas weniger üppige Ausstattung, die jedoch immer noch alle sinnvollen Standards erfüllt. Von links nach rechts finden wir eine mit EXP Pedal 2/EXT Amp beschriftete Buchse zum Anschluss eines zusätzlichen Expression-Pedals oder zum Schalten bestimmter Funktionen externer Verstärker wie z.B. Kanalumschaltung oder Hall. Es folgen der Guitar In zum Anschluss des Instrumentes und jeweils zwei Send- und Return-Buchsen (im Gegensatz zu vier bei der großen Helix-Variante), die zum Einschleifen der favorisierten Bodenpedale dienen können oder aber um zusätzliche Signalquellen wie beispielsweise Drumcomputer in den Helix zu speisen. Neben den Send-Buchsen steht ein Groundlift-Schalter zur Beseitigung von Brummproblemen bereit. Unmittelbar daneben kommen wir zu den Ausgängen, die in stereo sowohl als XLR- wie als Klinkenbuchsen vorliegen. Möchte man das LT in der Monovariante benutzen, verwendet man schlichtweg nur die linke Buchse und für das leise Üben wurde auch an einen Kopfhörerausgang gedacht.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite ist im Vergleich zum Helix Floor etwas abgespeckt, aber immer noch gut bestückt.

Auf die Besitzer von Line 6 Variax-Gitarren wartet ein Netzwerkstecker, der auch die Steuerung bestimmter Parameter zulässt. Rechts davon finden wir den AES/EBU-Out/L6 Link mit XLR-Buchse, der den direkten Anschluss der Stage-Source-Serie oder von Verstärkern der DT-Serie erlaubt. Für das Senden und Empfangen von MIDI-Befehlen ist ein MIDI In und ein MIDI Out/Thru vorgesehen und unmittelbar daneben einen USB-Anschluss. Der Anschluss für den Kaltgerätestecker und der obligatorische Ein-Aus-Schalter schließen den Reigen der Möglichkeiten.

Die Unterseite ist mit sechs Gummifüßchen garniert, die den Helix LT halbwegs rutschsicher machen. Will man ihn mithilfe von Mounties fix auf seinem Floorboard montieren, lassen sich die Füße leicht entfernen.
Insgesamt wirkt der Helix hinsichtlich Chassis und Potis sehr robust und absolut roadtauglich. Auch der Platz auf der Oberfläche, sei es zum Editieren oder zur “Fußarbeit” beim Umschalten der Presets ist sehr großzügig bemessen. Generell zeigt sich das Pedal hinsichtlich Funktionalität und Design sehr aufgeschlossen. Zum Lieferumfang gehören ein Kaltgeräte- sowie USB-Kabel, ein “Cheat-Sheet”-Blatt für die grundlegende Bedienung und ein USB-Stick, auf dem sich das Manual in 13 Sprachen inklusive Deutsch befindet.

Bedienung

Auch hinsichtlich der Bedienung ist man dem “großen” Helix-Konzept treu geblieben und das Editieren läuft exakt genauso ab:
Schaltet man das Helix LT ein, erscheint das sogenannte “Signalflussfenster”, das prinzipiell in vier Bereiche aufgeteilt ist. Die erste Zeile zeigt die Presetnummer und den Presetnamen, Zeile zwei und drei illustrieren die Signalkette mit allen verwendeten Effekt- und Ampblöcken und die letzte Zeile offenbart die Parameter des jeweils angewählten Blocks.
Grundsätzlich lassen sich zwei getrennte Signalketten aufbauen, sodass man an den Helix rein theoretische eine Variax anschließen und zusätzlich mit einer Standard-Gitarre den normalen Eingang belegen könnte. Oder man verbindet zwei getrennte Amps oder Effektwege mit dem linken und rechten Ausgang, wobei man zu jeder Signalkette außerdem eine parallele Routing-Kette aufbauen, Signalwege splitten oder zusammenführen kann, ganz wie das Herz begehrt, denn in dieser Beziehung ist der Helix sehr flexibel aufgebaut.
Mithilfe des Joysticks navigiert man problemlos durch die verschiedenen Blöcke. Will man in die Parameter eingreifen, verwendet man die kleinen Potis unterhalb des Displays, wobei deren Funktion in der darüberliegenden Zeile angezeigt wird. Falls die Anzahl der Parameter die Displaybreite übersteigt, kann man mithilfe der beiden Page-Tasten alle verfügbaren Optionen erreichen.
Die Effektblöcke variiert man entweder durch Drehen des Joysticks, mit dem man durch alle Effekte navigiert, oder aber durch Drücken desselben, wodurch man im Display alle verfügbaren Effekte und Submodelle ersehen kann.
Besonders durchdacht für die Livesituation ist das Editieren per Fuß. Dazu hält man den “Mode”-Fußschalter länger gedrückt und gelangt zu allen Parametern, wobei das Display die Fußtasterfunktionen sehr anschaulich anzeigt. Sowohl diese Funktion als auch die Direkttaste für die Amp-Parameter neben der Home-Taste lassen erkennen, dass man die Bedürfnisse des pragmatischen Musikers verstanden hat.

Das große Farb-Display erlaubt ein komfortables Editieren.
Das große Farb-Display erlaubt ein komfortables Editieren.

Die Rechenarbeit für die verwendeten Amps, Cabs und Effekte werden von DSP-Chips geleistet, wobei jedem der beiden möglichen Hauptpfade ein separater DSP zur Verfügung steht. Da Speaker-Faltungen und z.B. Harmonizer-Effekte sehr rechenhungrig sind, gibt es jedoch die Möglichkeit, Ressourcen zu sparen, indem man beide Signalwege verwendet oder auf Monoeffekte ausweicht, wenn man z.B. ohnehin nur einen Speaker betreibt. Dennoch besitzt der Helix LT ausreichend Power für vier Amps, Cabs oder Speaker-Faltungsblöcke, und das sollte für die Praxis mehr als ausreichend sein.

Betrachten wir nun die Blöcke:
Am Anfang steht natürlich der Input-Block. Hier können wir den Signaleingang festlegen, also den Gitarreneingang, den für die Variax, USB oder die beiden Returns. Ähnlich flexibel ist auch der Output-Block konzipiert, bei dem aus allen möglichen Ausgängen inklusive der Sends gewählt werden kann.

Amps und Effekte

Die Ampsimulation lässt sich wahlweise als reiner Preamp, Amp oder als Kombination Amp + Cabinet betreiben, je nachdem, ob man in eine Endstufe oder direkt in eine PA oder DAW spielt. Dabei stellt der Helix zum Zeitpunkt der aktuellen Firmware Modelle für insgesamt 49 Gitarrenamps, sieben Bassamps und sogar für einen linearen Röhren-Mikrofonvorverstärker zur Verfügung und hält es damit erfreulicherweise offen, ob man mit E-Gitarre, Akustikgitarre oder Bass die Prozessoren zum Schwingen bringt. Auch die Cabinet-Simulation lässt sich wahlweise in Kombination mit den integrierten Amps oder aber alleine betreiben, beispielsweise für den Fall, dass man eine Loadbox für seinen Röhrenamp verwendet und das Gitarrensignal per DI-Box durch den Helix abzweigt.
Dazu stehen dem User zum einen 30 verschiedene klassische On-Board-Speakerfaltungen zur Auswahl, die mit 16 verschiedenen Mikrofonen abgenommen werden können, wobei sich die Mikrofondistanz, die Early Reflections und ein High- und Low-Cut genauer einstellen lassen. Alternativ hat man die Option, die 128 freien Speicherplätze zu nutzen, um Impulsantworten von Drittanbietern zu erwerben, die dann via USB und Editor sehr leicht per Drag and Drop in die Slots gezogen werden können. Wie schon beim Flaggschiff Helix Floor ist der Einsatz von Impulsantworten die wirkliche Neuerung im Hause Line 6 gegenüber den POD-Modellen, und heben die Helix-Modelle soundtechnisch in höhere Sphären. Wenn selbst Musiker wie Scott Henderson oder Peter Weihe behaupten, dass sie den Unterschied zwischen einer Speaker-Impulsantwort oder einem per Mikrofon abgenommenen Lautsprecher kaum noch wahrnehmen, weiß man, wie revolutionär und zukunftsweisend diese Technik ist.
Auch die Effektsektion lässt hinsichtlich Vielfalt und Editiermöglichkeiten kaum Wünsche offen. Hier hat man eine riesige Auswahl an diversen klassischen Verzerrer- und Kompressormodellen, an unterschiedlichsten Modulationsalgorithmen von Chorus über Rotarys bis zu Univibes, verschiedene Delays und Reverbs und dergleichen mehr, wie ihr der Übersicht entnehmen könnt.
Weitere Blöcke sind der Looper und der Send/Return, der an eine beliebige Stelle im Effektweg platziert werden kann, und ein Tuner ist natürlich ebenfalls an Bord, der durch Gedrückthalten der Tap-Taste aktiviert wird.

ModulTypAnzahl Modelle
DistortionOverdrive/Distortion/Fuzz17
DynamicsCompressor/Limiter5
EQEqualizer5
ModulationModulations-Effekte (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, etc)20
DelayEcho16
ReverbHall12
Pitch/SynthHarmonizer, Pitch-Shifter, Guitar Synth5
FilterFilter-Effekte3
WahPedal Wah, Touch Wah10
AmpAmp-Simulationen49 Git Amp, 7 Bass Amp, 1 Mic Preamp
CabCab-Simulationen (Single und Dual)30
Impulse ResponsesLaden von IRs statt internem Cab128 Speicherplätze verfügbar
Volume/PanVolume-Pedal, Gain, Pan3
Send/ReturnExterner Effektloop wählbar zwischen nur Send, nur Return, Loop, auch stereo möglich (zwei Loops kombiniert)2 Loops
Fotostrecke: 5 Bilder Effekte: Distortion, Dynamics, EQ, Modulation…

Fußtasterbelegungen

Prinzipiell können wir durch den Mode-Schalter aus verschiedenen Belegungsvarianten der Fußtaster wählen und so unsere insgesamt 1024 Presets schalten. Zwar besitzen die Taster keine LCD-Beschriftung wie beim “großen” Helix, jedoch signalisiert zum einen das Display und zum anderen die Farbgebung der einzelnen Schalter die Aufgabe, wobei ein gedimmtes Licht oder die Vollbeleuchtung den aktiven oder Bypass-Zustand eines Blocks illuminiert.
Beim “Preset-Fußtastermodus” führen die acht mittleren Fußtaster jeweils zu einem kompletten Presetwechsel und die Up/Down-Fußschalter weisen die Bänke zu. Im Stomp-Fußtastermodus bewegen wir uns innerhalb eines Presets und schalten beispielsweise die Effekte an und aus oder wählen zwischen zwei Werten für einen festgelegten Parameter.
Der Snapshot-Mode lässt uns aus bis zu acht verschiedenen “Schnappschüssen” auswählen, wobei Snapshots quasi “Presets im Preset” sind und von anderen Herstellern auch gerne “Scenes” genannt werden. Innerhalb eines Presets werden verschieden Blocks an- oder ausgeschalten oder Parameter umgestellt.
Der Looper-Mode existiert nur dann, wenn er im Preset vorgesehen wurde, doch dann haben wir bei Normalgeschwindigkeit entweder 60 Sekunden Mono-Looplänge oder eben 30 Sekunden in stereo zur Verfügung. Sechs Fußtaster stehen zum Bedienen des Loopers bereit.

USB-Audio

Wie der Original-Helix bietet auch die LT-Version einen USB-Anschluss. Zum einen ermöglicht dieser via Helix-Edit ein recht komfortables Editieren und Programmieren, zum anderen eine 24bit/96kHz Audioschnittstelle, von der sich sechs Ein- und Ausgänge beliebig routen lassen, um an diversen Stellen in der Blockkette z.B. vor der Speakersimulation oder vor den Effekten in die DAW zu spielen. Die Kanäle 7 und 8 stellen zwei DI-Ausgänge, mit denen sich z.B. Reamping problemlos durchführen lässt.
Apple-User müssen keine Treiber installieren, solange sie nur im 48kHz-Bereich arbeiten. Werden andere Sample-Raten präferiert, wird der Line 6 Mac Core Audiotreiber gebraucht. PC-Benutzer müssen in jedem Fall den Line 6 Audiotreiber auf ihren Rechner bannen. Treiber und Helix Edit-Software stehen auf der Line 6 Website zum Download bereit.

Kommentieren
Profilbild von 2xR

2xR sagt:

#1 - 23.02.2019 um 14:11 Uhr

0

Zitat "tadellose Verarbeitung und Roadtauglichkeit"Jaja, frag mal die vielen, vielen User, denen das Pedal gebrochen ist.
Ob irgendwann jemand mal auf die Idee kommt, solche "Empfehlungen" erst dann auszusprechen, wenn man das Gerät auch WIRKLICH auf Roadtauglichkeit getestet hat?Quark, dass würde ja Zeit und Mühen kosten und man müsste seine subjektiven Reviews updaten. Das wäre echt zu viel des Guten.

    Profilbild von Haiko Heinz

    Haiko Heinz sagt:

    #1.1 - 23.02.2019 um 16:03 Uhr

    0

    Du wirst sicherlich verstehen, dass ein Testgerät den Reviewern nur für begrenzte Dauer zur Verfügung steht. Seitens der Verarbeitung konnte ich keine Beanstandungen machen und der Eindruck der Roadtauglichkeit war aus meiner Sicht in diesem Zeitraum ebenfalls gegeben. Spätere individuelle Erfahrungsberichte können nicht Gegenstand eines Reviews sein, die qua natura von jedem Tester immer ein stückweit subjektiv sind und niemals langjährige Benutzung inkludieren können. Leider macht es auch wenig Sinn Usererfrahrungen die häufig unterschiedlich sind, nachträglich in Reviews aufzunehmen. Objektive Kriterien werden allerdings so gut wie möglich festgehalten, doch natürlich haben Reviews auch Grenzen in ihren Möglichkeiten. Beste Grüße, Haiko

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