MIDI Beat Clock? Master? Slave? Synchronisation? – In diesemWorkshops könnt ihr lernen, wie ihr verschiedene Geräte und Software per MIDI Clock miteinander synchronisieren könnt.
- Kurzinformation zur MIDI Clock
- Master and Slave
- MIDI Clock: Kann mein Gerät Master oder Slave sein?
- MC-Basisverbindung einrichten
- MIDI Clock: Master-Settings
- Slave-Settings
- Parameter im Slave syncen
- Funktionsweise der MIDI Clock
- Anwendungen für tempogesyncte Parameter an Synthesizern und Effektgeräten
- Zwei oder mehrere Sequencer im Sync-Verbund laufen lassen
- Schlusswort
Manchmal ist es notwendig, beispielsweise eine Sequencer/DAW wie Logic, Cubase oder Ableton Live gemeinsam mit einem Drumcomputer oder Hardware-Sequencer laufen zu lassen; es gibt aber auch enorme Vorteile, wenn externe Geräte wie Effektgeräte oder Synthesizer via MIDI Clock über das aktuelle Songtempo in Kenntnis gesetzt werden.
Gitarristen beispielsweise kann ein über MIDI Clock gesynctes Delay neue Möglichkeiten eröffnen – und ist zudem genauer als das “Tapping” mit dem Fuß. Drummer können ihr E-Drum-Modul oder ihren Click zum Tempo des Aufnahmesystems syncen. Und wer Sounds bauen und editieren will, der wird sich über die Möglichkeit freuen, LFOs für Filterbewegungen an das Songtempo koppeln zu können.
Schön zu wissen: Das ist alles kein Hexenwerk und üblicherweise schnell gemacht. Ich beschränke mich hier auf die deutlich simplere MIDI-Clock-Verbindung (MC” oder “MBC” genannt), welche zudem in den meisten Fällen weitaus sinnvoller ist als die MIDI-Timecode-Synchronisation per “MTC qfm”.
Kurzinformation zur MIDI Clock
Was ist “MIDI Clock”?
- MIDI Clock ist ein sehr einfaches System, mit dem ein “Slave”-Gerät (oder eine Software) per normaler MIDI-Leitung von einem anderen Gerät oder einer Software (“MIDI Clock Master”) über das aktuelle Songtempo informiert wird.
Was kann man mit der MIDI Clock machen? Wozu benutzt man MIDI Clock?
- Es lassen sich alle Parameter im Slave in musikalischen Zählzeiten steuern statt in Zeiteinheiten wie Sekunden oder Millisekunden.
- Es lassen sich Wiedergabesysteme miteinander verbinden, Drumcomputer, Sequencer etc. können dem MC-Master folgen.
Ist es schwer, per MIDI Clock zu synchronisieren?
- Nein, das ist recht einfach. Voraussetzung für die MIDI Clock Synchronisation ist, dass alle Geräte/jede Software die Master-/Slave-Funktionen bereitstellt.
Ist die MIDI Cock Synchronisation sicher und stabil?
- Prinzipiell ist MC-Sync stabil und delayarm.
Gibt es andere Begriffe für die MIDI Clock?
- MIDI Clock oder MIDI Beat Clock werden oft auch MC oder MBC abgekürzt.
Ist MIDI Clock das Gleiche wie MIDI Timecode?
- Nein: MIDI Timecode (“MTC”) funktioniert ganz anders als MIDI Clock und wird meist anders eingesetzt.
- Die Wichtigkeit des MIDI Timecode hat in den letzten Jahren zudem deutlich abgenommen.
Master and Slave: Synchronisieren per MIDI Clock
Synchronisation per MIDI Clock arbeitet immer mit einem “Chef”-Gerät, welches dem oder den anderen sagt, wo es langgeht. Dieses wird als “Master” bezeichnet. Wenn der Master also etwa behauptet “Das hier ist eine Sechsundneunzigstel-Note.”, dann müssen die angeschlossenen Slaves das einfach glauben und haben zu gehorchen. Nix Demokratie also: Es ist nicht einmal großartig vorgesehen, dass die Slaves irgendetwas an den Master zurück melden können, was für die Synchronisation relevant wäre. Somit wäre auch klar, nach was wir zunächst suchen müssen: Ein Master benötigt einen MIDI-Out, ein Slave einen MIDI-In. Natürlich funktionieren prinzipiell auch MIDI-over-USB und sogar Rechner-interne Verbindungen (wenngleich wir dort mit ReWire ein umfangreicheres System zur Verfügung haben).
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MIDI Clock: Kann mein Gerät Master oder Slave sein?
Die Suppe versalzen können euch leider MIDI-Geräte (und Software!), die vom Konzept her zwar in der Lage sein könnten, als Slaves oder Master aufzutreten – es aber dennoch nicht anbieten. Um das herauszufinden, hilft das Handbuch weiter. Da Hersteller gerne mit den Fähigkeiten eines Gerätes hausieren gehen, sich über ein Unvermögen jedoch ausschweigen, ist oftmals ein Blick in das Inhaltsverzeichnis oder besser noch das Register angebracht. Keine Einträge zu “Synchronisation”, Sync”, MIDI Clock”, “MC”, “MIDI Beat Clock” und dergleichen? Dann sieht es eher schlecht aus. Die schnellste Gewissheit erlangt man, wenn man die “MIDI Implementation Chart” betrachtet. Diese genormte Tabelle ist so gut wie allen MIDI-Geräten beigefügt (üblicher Ort: Anhang des Manuals!) und gibt Auskunft über die Fähigkeiten und Nicht-Fähigkeiten des Geräts. Wenn ihr beispielsweise wissen wollt, ob euer Gerät MIDI Clock senden kann, müsst ihr in der ersten Spalte (“Function”) in der Zeile “System Realtime – Clock” nachsehen, ob in der Spalte “Transmit” (manchmal auch nur “Tx”) ein kleines “x” eingetragen ist oder ein “o”. Letzteres würde bedeuten “ist implementiert”, was wiederum heißt, dass das Gerät die MIDI Clock ausgeben kann. Bei “Receive” ist zu erkennen, ob ein Gerät in der Lage ist die Clock zu empfangen und umzusetzen. Wenn es irgendwelche Einschränkungen gibt, steht es oft auch schon an dieser Stelle (beispielsweise “LFO2 only”). Für manche weiterreichenden Synchronisationen benötigt man das Vorhandensein der “Commands” und des “Song Position Pointers”, wie wir später noch sehen werden. Wenn euch eine Menge “x” einen Strich durch die Synchronisationsrechnung zu machen drohen: Nicht aufgeben, eventuell kann ein Firmware-Update Abhilfe schaffen!
MIDI-Kabel in welche Buchse? – Einfache MIDI-Clock-Verbindung einrichten
Außer den beiden zu verbindenden Geräten benötigt ihr ein MIDI-Kabel, nichts weiter. Dieses wird beim Master in die MIDI-Out-, beim Slave in die MIDI-In-Buchse gesteckt. Sollen mehrere Geräte Slave laufen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die einfachste ist es, weitere Geräte per MIDI-Thru anzuschließen. Im Regelfall bekommt man erst bei einer hohen Anzahl und langen Kabeln (besonders im Rack!) Probleme. Eine Daisy-Chain aus drei, vier Geräten mit kurzen Kabeln ist üblicherweise absolut funktionstüchtig. Stellt ein Gerät mehrere Ausgänge bereit, kann selbstverständlich über diese die MIDI Clock gesendet werden. Für gewöhnlich sind das Multiport-Interfaces, die an Rechner angeschlossen werden.
MIDI Clock: Master-Settings
Am Master muss nun nur eingestellt werden, dass die Clock versendet werden soll. Typischerweise ist diese Einstellung in einem der globalen Menüs zu finden, oft unter “System – MIDI”, “Utility – MIDI Settings” oder dergleichen. Das ist leider nicht genormt. Zum Auffinden ist im Zweifel wieder das Handbuch sinnvoll. Wenn ihr den Parameter an eurem Gerät ausfindig gemacht habt, ist alles ganz einfach: “MIDI Clock: OFF” kann in “MIDI Clock: ON” verändert werden. Zwar nennt es sich manchmal auch etwas anders, doch meistens ist die Funktion selbsterklärend. Auch bei Sequencerprogrammen/DAWs wie Logic, Cubase, Live, Reaper, StudioOne und dergleichen ist die Enstellung recht einfach zu finden: Es handelt sich meist um ein Setting, das mit dem Dokument (“Session”, “Song” etc.) gespeichert wird, nicht um eine globale Programmeinstellung.
Vielleicht wundert euch, dass sich manchmal ein “Delay” einstellen lässt, welches negative (!) Wert besitzt und das leicht vorgezogene Versenden der relevanten Daten erlaubt. Die Übertragungsdauer auszugleichen ist nicht notwendig (das dauert pro Befehl weniger als 300 Mikrosekunden!), vielmehr kann dadurch auf etwas träge Empfänger reagiert werden. Meist wird man diese Funktion aber nicht benötigen.
Slave-Settings
Hier gilt es zunächst zu unterscheiden, zu welchem Zweck ein Gerät die MIDI Clock erhalten soll. Ist es beispielsweise ein Drumcomputer, eine externe Workstation oder ein sonstiges System, in welchem eine Sequencerwiedergabe als Slave zum Clock-Master laufen soll, ist meist alles recht einfach: An einer Stelle im Menü, die zum Beispiel “Transport” oder “Sync Settings” heißt (manchmal an der gleichen Stelle, an der auch ein Gerät die MIDI-Clock versendet, statt sie zu empfangen) kann die Steuerung der Wiedergabe umgestellt werden. Üblicherweise muss man dafür “Sync” von “Int.” (also “internal”) auf “Ext.” oder einfach nur “MIDI” umschalten. Besonders toll: Das war´s eigentlich schon! Sobald der Master läuft, müsste der Slave schon mitlaufen. In Wirklichkeit senden die meisten Master weitere Befehle mit, die für eine Synchronisation notwendig sind (vor allem “SPP”, der “Song Position Pointer”, welcher den Slave über den Startort informiert), ohne dass man dies separat aktivieren müsste. Was ganau dabei vor sich geht, lernt ihr hier nach und nach. Meist erfährt man von den verwendeten Befehlen nur, wenn man in die MIDI-Implementationstabelle blickt. Funktioniert etwas wieder Erwarten nicht, kann es an mangelnder Unterstützung dieser Befehlsart liegen, doch meist liegt der Hase woanders im Pfeffer:
MIDI Clock: Die richtigen Settings nutzen nichts bei eingeschalteten Filtern
Es können im Empfänger MIDI-Filter gesetzt werden, die global Synchronisationsbefehle sperren. Eine häufige Fehlerquelle ist dabei die Control-Software eines MIDI-Interfaces oder Audio-Interfaces mit MIDI-Funktionalität.
Manche DAWs sind sich zu schade für die MIDI CLock
Irgendwelche Gründe findet man immer… Technisch ist es kein Problem, auch große Sequencer-/DAW-Schiffe als MIDI-Clock-Slaves laufen zu lassen, doch scheinen sich manche Hersteller zu fein dafür, ihre werten Programme zu niedrigen Mitläufern werden zu lassen. Nein, im Ernst: Bezüglich der Timing-Stabilität kann es mit digitalem Audio im Slave- durchaus etwas ruppiger zugehen als im Master-Betrieb, aber es gibt Beispiele, wie das trotzallem ordentlich funktioniert. Erlaubt es ein Programm dennoch, sich einem externen MIDI-Sequencer oder vergleichbaren System unterordnen zu lassen, unterscheiden sich die Einstellungen nicht sonderlich von denen, die bei Hardware notwendig wird.
Parameter im Slave syncen
Sehr gerne wird MIDI Clock für das Anpassen von Delayzeiten an Songtempi verwendet. Delays kann man bei eigentlich allen Geräten auf die eine oder andere Art und Weise einstellen, wozu also Synchronisation?
Überlegen wir mal: Bei einem Tempo von 120 bpm lässt sich noch flott ausrechnen, welche Delayzeit man für eine rhytmische Verzögerung von einer Viertelnote Dauer einstellen muss: Bei 120 bpm sind dies 0,5 Sekunden.
Generell gilt: 60/bpm = Viertelnotenabstand in Sekunden – vorausgesetzt, es handelt sich um einen 4/4-Takt (oder einen vergleichbaren).
Das ist alles machbar, aber wie lang ist eine punktierte Achtelt bei 141 bpm? Bis man auf die 0,319 Sekunden kommt, geht meist ein wenig Zeit ins Land. Tapping mit der Hand oder dem Fuß funktioniert zwar, doch ist das oft erschreckend ungenau – und daher nur zu empfehlen, wenn nicht zum Click gespielt wird. Und 141 bpm müssen bei dem einen Gerät nicht das exakt gleiche Tempo sein wie bei einem anderen! Ihr seht ein: Die Synchronisation zu einem Sequencer ist äußerst sinnvoll.
Um Effekte zu synchronisieren, reicht es manchmal aus, dem Effektgerät die MIDI Clock zukommen zu lassen – oft genug springt die Verzögerungsanzeige dann von Millisekunden auf musikalische Zeiteinheiten wie 1/4, 1/8T (eine Achteltriole) oder 1/16. (eine punktierte Sechzehntel) um. Manchmal muss man die “Clock-Hörigkeit” separat aktivieren oder der Parameter besitzt eine doppelte Skala: Zu einer Seite stellt man in diesem Fall Zeiten in Millisekunden ein, zur anderen stehen musikalische Einteilungen zur Verfügung. Oftmals muss man an anderer Stelle dann ein “globales Tempo” für das Gerät festlegen, für den Fall, dass man ungesynct arbeitet. Für die Fehlersuche gilt auch hier: Vielleicht sind globale Filter eingestellt (z.B. “Clock Receive: OFF” oder “MIDI Clock: Don´t Listen”).
Hinter den Kulissen: Funktionsweise der MIDI Clock
Simpler geht es eigentlich nicht: Per MIDI Clock wird nicht etwa das Songtempo in einem Format wie “126 bpm” übermittelt, denn dazu müssten sich alle verbundenen Geräte auf die gleiche Zeitreferenz beziehen können – und was das eine Gerät für eine Sekunde Dauer hält, ist für ein anderes vielleicht nur 0,9978 Sekunden lang. Derartige Taktungen ändern sich auch gerne einmal mit der Betriebstemperatur.
Es kommt bei der MIDI Clock das “Metronomprinzip” zum Einsatz: Die für den zum Click spielenden Musiker wichtige Information ist ja auch nicht die numerische Anzeige der Geschwindigkeit, die beim Metronom eingestellt wurde, sondern nur der Abstand zwischen den beiden Impulsen. Das Metronom macht “Click” und ab dem nächsten “Click” kann jeder mitspielen, unabhängig davon, ob er weiß oder erkennt, welche Geschwindigkeit das tatsächlich ist. Wenn drei Musiker zum Click spielen, denkt der eine vielleicht, das seien 127 bpm, ein anderer 130 bpm, ein weiterer 125 bpm, dabei sind am Metronom in Wirklichkeit 126,5 bpm eingestellt – doch wen interessiert das schon, wenn es funktioniert? MIDI Clock macht es genauso: Es ist ein einfacher Befehl, der sehr banal aus einer festgelegten Binärzahlenfolge besteht (dieser hier: 11111000) und nie variiert wird – also keine unterschiedlichen Informationen transportieren kann. Genauso wie ein Metronomgeräusch oder ein Händeklatschen bedeutet ein solcher Befehl auch nur “Click” oder “Jetzt”!
Allerdings sind die Abstände deutlich höher als bei üblichen Metronomen, die ja üblicherweise in Viertelnoten, seltener Halben oder Achteln eingestellt werden. Die Auflösung der MIDI Clock beträgt “24 PPQN”, was für “24 pulses per quarter note” steht. Zwischen zwei Viertelnoten werden also 24 dieser Befehle verschickt, was insgesamt einer Rasterung von 24 x 4 = 1/96 entspricht. Umgekehrt heißt das auch, dass Tempoänderungen beim Master innerhalb dieser Zeit umgesetzt werden können.
Ihr könnt euch vorstellen, dass Schwankungen beim Versenden von MIDI-Clock genauso für Probleme sorgen können wie ein eierndes Metronom. Glücklicherweise wird den zu den Common-Messages gehörenden Befehlen eine der höchsten Prioritäten zugeteilt – außerdem sind sie mit insgesamt zehn Bit Länge enorm kurz! Angst zu haben, dass eine aktivierte Clock die weitere Performance der MIDI-Übertragung wirklich negativ beeinflusst, braucht ihr auch nicht: Bei 120 bpm werden nur 1,5 % der Übertragungskapazität durch die Clock belegt.
Die Vorteile sind klar: Wenn ich eine Achtelnote als Verzögerungszeit in meinem Delay eingestellt habe, dann bleibt die Verzögerung eine Achtelnote, selbst dann, wenn sich das Songtempo ändert. Schließlich habe ich nicht irgendetwas in Millisekunden eingegeben, sondern in musikalischen Zeitwerten. Vielen Songs tut es sehr gut, wenn sie beispielsweise im Refrain etwas mehr Speed aufnehmen dürfen und im Stop eine Fermate gesetzt werden kann – ohne, dass es die schönen Editiermöglichkeiten in der DAW direkt unmöglich macht.
Es gilt aber natürlich zu beachten, dass ein Slave prinzipbedingt von Taktarten und deren Auflösung nichts wissen kann. Ob es also ein 4/4, ein 6/8, ein 3/2 ein 5/8 ist, ist dem Empfänger genauso unbekannt wie es ihm schnurzpiepe ist, was denn nun eine “1” ist und was nicht.
Anwendungen für tempogesyncte Parameter an Synthesizern und Effektgeräten
Sicher sind Delays die am häufigsten verwendeten Ziele für MIDI-Clock-Sync, doch auch weitere Parameter werden dann sinnvoll, wenn sie an das Songtempo angehängt werden können. Man denke nur an Auto-Pans, die rhythmisch im Stereobild wandern oder an Tremolo- oder Flangerbewegungen. Diesen und einigen anderen ist gemein, dass als Modulationsquelle ein Niederfrequenzoszillator dient – ein LFO. Wird dieser an das Songtempo gekoppelt, kann man Effekte erstellen, die nicht irgendwie teilnahmslos vor sich hineiern, sondern eine rhythmische Aufgabe im Mix übernehmen können. Wenn man etwa zu statische Flächenklänge in der Mischung nicht platziert bekommt oder sie “in der Zeit kleben”, tut ein wenig rhythmische Sportgymnastik gut: Lasst sie im Panorama wandern, lauter und leiser werden und dergleichen. Tipp: Man kann Parts, manchmal sogar ganze Songs dadurch interessant machen, dass Modulationsbewegungen gegenläufig sind, also beispielsweise ein ternäres Tremolo in einem eisengeraden 4/4-Song.
Was man mit den LFOs in Multieffektgeräten anstellen kann, lässt sich natürlich auch in Synthesizern oder Samplern nutzen. Dass klassische Modulationsziel für eine Vielzahl von Quellen ist sicherlich die Filtereckfrequenz, besonders der Cutoff eines Tiefpassfilters. Mit einem LFO im Sync kann man beispielsweise ohne viel Bastelei erzielen, dass das Spektrum des Sounds in Achtelbewegungen “toggelt”. Dazu muss ein Low Frequency Oscillator mit der Schwingungsform “Rechteck” (auch: “Pulse”) auf eine Viertelnote gestellt werden und auf die Cutoff-Frequenz einwirken. Die Viertelnote ist kein Schreibfehler: Einen halben Schwingungsdurchlauf ist dann das Filter “auf”, einen halben “zu”, die Bewegung also in Achtelnoten.
Im einfachsten Fall schaltet der LF-Oszillator nur zwischen zwei Extremwerten um (ist also ein Rechteckform), er kann aber auch auf- oder absteigende Sägezahnform besitzen, Dreieck, Sinus oder komplexere Formen (wobei sich nicht immer alle so einfach syncen lassen, besonders bei Analogsynthesizern). Die eben beschriebene Filterfunktion kann beispielsweise mit einem ansteigenden Sägezahn-Oszillator weitaus genauer arbeiten als eine Hüllkurve – und es kann auf Re-Triggering verzichtet werden.
Und selbstverständlich kann man sich hier richtig austoben – als Modulationsziele können auch Filterresonanzen, Pulsbreiten, Pitch einzelner Oszillatoren, Geschwindigkeiten anderer LFOs, Noise Levels, Crossmoulation Amount dienen, bei Samplern Sample Start, Loop-Längen und vieles mehr. “The sky ist the limit.”
Niemand sagt übrigens, dass das Songtempo immer nur von einem Sequencer kommen muss! Denkbar ist auch eine Kombination, in der ganz trivial ein Synthesizer mit einem Multieffektgerät verbunden ist. Dort kann das Effektgerät beispielsweise Master sein und der Synth über die Tempovorgaben informiert werden, so dass etwa Delays und Flanger aus im Multi-FX und LFO-Bewegungen im Synthesizer im gleichen Tempo stattfinden. Wenn man bedenkt, dass es sogar möglich sein kann, das globale Tempo im Effektgerät mit dem Fuß mitzutappen, eröffnet das ganz neue Möglichkeiten für den Livebetrieb oder beim Spiel zu Vinyl-Decks…
Zwei oder mehrere Sequencer im Verbund laufen lassen – wie funktioniert das eigentlich?
Es gibt ja noch eine zweite Baustelle, auf der die MIDI Clock zum Einsatz kommen kann, nämlich bei der Synchronisation zweier Wiedergabesysteme, also Sequencer und DAWs. Ein weit verbreitetes Beispiel ist der Drumcomputer oder die kleine Hardware-Produktions-Workstation mit Klangerzeugung, die zum Computersystem mitlaufen sollen. Manchmal sollen auch zwei Rechner, auf denen verschiedene Klangerzeuger installiert sind (z.B: Mac mit Logic und Windows-PC mit für Mac nicht verfügbaren Programmen), simultan genutzt werden. Sicher: Eines dieser System ist MC-Master, das oder die anderen laufen brav mit. Doch wenn man sich die Funktionsweise der MIDI Clock noch einmal vor Augen führt, dann steht man vor einem Problem, wenn man über die reine Pattern-Wiedergabe hinausgeht: Es muss doch schließlich möglich sein, beide Systeme auch mal von Takt 25 an gemeinsam laufen zu lassen, weil man den Übergang zum Refrain editieren will. Wie geht das?
Angenehm ist, dass das im Regelfall automatisch geht – und einfach funktioniert. Was dahintersteckt: Hier erhält die Clock Unterstützung, namentlich durch den Song Position Pointer, welcher dem Slave mitteilt, von wo die Reise losgeht. Die Genauigkeit liegt bei “nur” einer Sechzehntelnote. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Synchronisationsauflösung beträgt ja weiterhin 24 PPQN. Es bedeutet ausschließlich, dass von feineren Werten als 1/16 nicht gestartet werden kann – der Slave steigt dann eben erst mit dem nächsten Sechzehntel mit ein, was zu verschmerzen sein sollte. Übrigens ist dies ein Hauptgrund dafür, dass die Standardrasterung bei Sequencerprogrammen auf 1/16 gestellt ist. Der SPP muss ferner nicht ständig jedes Sechzehntel gesendet werden, sondern nur bei Start und Positionsänderung im Master. Schließlich kann der Slave auch zählen: Nach sechs eingegangenen MIDI-Clock-Nachrichten ist eine Sechzehntel vorbei (24:2:2=6). Allerdings ist der SPP-Wertevorrat begrenzt. Aus technischen Gründen sind “nur” 16384 verschiedene Sechzehntelpositionen darstellbar. Bei einem Viervierteltakt ist man allerdings immer noch bei 1048 Takten, die bei 120 bpm noch 35 Minuten dauern. Sollte man dennoch Mammutprojekte im Sync durchführen müssen (etwa komplette Liveshows), sollte man wissen, dass man entweder nach dem letzten Sechzentel nicht mehr einstarten kann – oder einfach das Tempo nominell halbieren oder sogar vierteln (damit setzt man allerdings die Clock-Auflösung mit herunter!). Die meisten Systeme arbeiten zudem mit den sehr einfach gehaltenen Befehlen Start, Stop und Continue (die nicht mit MIDI Machine Control zu verwechseln sind – das ist etwas anderes!).
MIDI Clock: Synchronisation einfach und praktisch
Ihr seht: Synhronisation mit MIDI Clock ist sehr hilfreich und prinzipiell ganz einfach: Der Master sendet, beim Slave können auf verschiedene Arten Parameter “an die Clock gehängt” werden – oder im Falle von Sequencern können diese als Slave mitlaufen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Fred sagt:
#1 - 03.04.2015 um 02:27 Uhr
Da hab ich doch gleich noch den passenden Hinweis für interessante kleine Geräte, mit denen man mit der Midi Clock etwas spielen kann (u.a. ein Clockdivider und ein Gerät zum Verschieben des Midi Slave): http://www.audiowerkstatt.de/
Midi honk sagt:
#2 - 21.07.2015 um 06:20 Uhr
Super erklärt! Endlich verstanden. Kann nur nicht alles ausprobieren. :-(
Lars Oeschey sagt:
#3 - 29.07.2018 um 15:35 Uhr
interessanter Artikel.. Recherchiert habe ich zu dem Thema, weil das bei mir nicht 100% funktioniert. Aus der DAW (Reaper) sende ich MC aus einem Motu 828mk3 zu meinem Behringer FCB1010, das als Merger fungiert. Dann geht das Signal weiter zu meinem elevenRack. Sobald allerdings die DAW läuft, kommen Programmumschaltungen vom FCB1010 nur noch unzuverlässig "durch". Entweder kommen sie gar nicht an, oder sehr verzögert. Macht natürlich die Nutzung so unmöglich. Sobald die DAW steht, funktionieren Umschaltungen wieder wunderbar...
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#3.1 - 30.07.2018 um 07:42 Uhr
Hallo Lars,das ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Merger sind sehr problematisch, besonders in Bezug auf Timing – was ja auch nachvollziehbar ist). Als System Realtime Message bekommt MIDI Clock Priorität gegenüber Channel Messages (wie Program Change und Control Change [für Bank Select]). Ohne Merger wird es wahrscheinlich funktionieren, nehme ich an, aber Du wirst die Funktion ja für etwas benötigen…Nicht sehr lupenreiner Workaround: Das Tempo in der DAW halbieren! Damit halbierst Du zwar auch die MIDI-Auflösung, aber in vielen Fällen ist das nicht sooo wild.Und vielleicht ist es möglich, die Programmumschaltungen gar nicht erst mit dem FCB zu machen, sondern aus Reaper mit Key Commands? Dann könntest Du Dir die Merge-Geschichte sparen.Wünsche viel Glück!
Beste Grüße
Nick
Antwort auf #3 von Lars Oeschey
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Freidinger sagt:
#3.2 - 13.08.2023 um 17:07 Uhr
Beim Mergen mehrerer midi-Signale musst du grundsätzlich immer sicher stellen, dass lediglich auf einem der Signale eine Clock liegt. Ich würde aber zum Mergen wenn möglich immer einen Computer verwenden. Bei den billigen merge- und thrue Boxen hat man kaum Einfluss auf die Signale. Es gibt aber auch brauchbare hardwareboxen, die aber meist recht teuer sind. Schau dir mal das CHD Elektroservis MXC-200 an. Habe es selbst nicht getestet, aber ich weiß, dass man den Signalfluss bei dem Gerät recht gut konfigurieren kann.
Antwort auf #3 von Lars Oeschey
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPatrick Hoerle sagt:
#4 - 14.11.2018 um 11:57 Uhr
Super Artikel! Eine Frage habe ich dennoch: Wie verbinde ich am einfachsten einen Mac (Logic) mit einem Windows PC? Logic soll in dem Falle den Master darstellen, um an den Windows PC die Midi-Clock zu senden.Bin über jede Hilfe dankbar.Viele Grüße,Patrick
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#4.1 - 15.11.2018 um 09:28 Uhr
Hallo Patrick,dankeschön! Du sendest aus Logic, indem Du bei den Song-Einstellungen im Reiter "Synchronisation" bei "Übertragen an" "Ziel 1"einen Haken setzt und den MIDI-Ausgang wählst, den Du verwenden willst. Unter "Modus" empfiehlt sich der "Song – SPP…". Dein Programm auf dem Windowsrechner muss dann "MIDI CLock Slave" geschaltet werden. Aber das können (oder wollen) wie gesagt nicht alle Programme!Beste Grüße und weiterhin viel Spaß
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #4 von Patrick Hoerle
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPatrick Hoerle sagt:
#4.1.1 - 15.11.2018 um 10:16 Uhr
Vielen Dank für die Antwort. Ich bin kein Apple-User, deswegen die Frage. Habe auch gerade erfahren, dass wir MainStage nutzen. Ist die Vorgehensweise da gleich? Die beiden Rechner werden in dem Fall ganz normal über Netzwerkkabel miteinander verbunden?
Antwort auf #4.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenBadTicket sagt:
#5 - 09.10.2019 um 05:54 Uhr
Danke für den tollen Bericht! Empfehlenswert in dieser Welt ist für mich das Gerät Multiclock von E-RM. Damit sind die Geräte nicht nur synchron, sondern man kann sie exakt aufeinander abstimmen etc. Einen einfachen Clock-Divider kann man auch einstellen. Besonders cool finde ich, dass Multiclock die Clock erst startet wenn der nächste Takt beginnt. So kann ich irgendwann innerhalb eines Taktes ein Gerät starten, es setzt aber präzise zum Taktbeginn ein und spielt auch beim ausschalten den Takt erst zu Ende.
Jens Witte sagt:
#6 - 06.06.2021 um 17:50 Uhr
Ich muss leider feststellen, dass MC oft nicht über Midi-Thru weitergegeben wird. In meinem Fall z. B. Weder bei Roland Gaia, noch beim DTX m12. Ist das heute üblich?
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#6.1 - 07.06.2021 um 05:24 Uhr
Hallo Jens,in einer "echten" Daisy-Chain mit einem separaten Hardware-Thru scheint das anders zu sein als wenn MIDI-Duos mit Out/Thru mit "Soft Thru" benutzt werden. Ob das wirklich üblich geworden ist, darüber habe ich aber leider selbst keinen Überblick.Beste Grüße
Nick
Antwort auf #6 von Jens Witte
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJens Witte sagt:
#6.1.1 - 07.06.2021 um 05:44 Uhr
Ich hab nicht so den Riesenüberblick, aber bei meinen neueren Geräten kommt kein Hardware Thru mehr vor. Umso tragischer...
Viele Grüße
Jens
Antwort auf #6.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Freidinger sagt:
#6.2 - 13.08.2023 um 16:42 Uhr
Du musst das empfangen und durchreichen der Clock in den Einstellungen der Geräte aktivieren. Suche mal in den Anleitungen nach Synchronisationsquelle und stelle sicher, dass die Clock auf allen Geräten über din-midi ausgegeben wird. Bei manchen Geräten ist die Clock Ausgabe standartmäßig deaktiviert oder auf midi über usb gestellt.
Antwort auf #6 von Jens Witte
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Freidinger sagt:
#7 - 13.08.2023 um 16:33 Uhr
Im Artikel wird behauptet, das Verwenden einer midi-Clock habe keine negativen Auswirkungen, weil es nur 1,5 % der Bandbreite belegt. Ich sehe das tatsächliche Problem nicht im Verbrauch der Bandbreite, sondern in der Kombination aus der relativ niedrigen Übertragungsrate und der 1-Draht Technik der Busarchitektur. Ich bin kein Spezialist, aber es wäre mir nicht bekannt, dass es einen Standard dafür gäbe, wie mit Befehlen (Insbesondere Note-On) verfahren wird, die eigentlich im Zeitfenster des Clock Signals liegen würden. Bei 9600 baut/s und 10 Bit sind das ja eine ganze Millisekunde. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie eine jitterfreie Synchronisierung per midi-clock hinbekommen. Mit ableton-link und anderen verfahren geht das definitiv besser.
Nick Mavridis sagt:
#7.1 - 13.08.2023 um 16:44 Uhr
Hallo Jan, danke für Deinen Beitrag. Es gibt tatsächlich eine Prioritätsvergabe der Messages. System Realtime (zu denen MIDI Clock gehört) genießen zum Beispiel Priorität vor Channel Messages, zu denen Note On gehört. Und klar: Idealerweise ist auf der MIDI-Verbindung sonst nichts los. Tatsächlich gibt es bessere Sync-Möglichkeiten, aber für eine jahrzentealte und sehr preiswerte Technik ist das schon in Ordnung. Allerdings sehe auch ich die wichtigste Anwendung im Übermitteln der Timing-Information an Effekte und Synths, weniger im Koppeln zweier Timeline-Systeme. Beste Grüße Nick
Antwort auf #7 von Jan Freidinger
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