Schon eine Weile lang ist es angekündigt, das Mojave MA-50. Jetzt ist endlich eines der ersten in Deutschland erhältlichen Modelle bei uns eingetroffen und für eine ausgiebige Untersuchung bereit.
Das ist umso spannender, weil der amerikanische Hersteller bislang ein durchaus heterogenes Bild hinterlassen hat: Vom hochgeachteten und vielgeliebten Nierenmikrofon MA-201FET bis hin zum eher durchwachsen klingenden MA-101-Kleinmembranpärchen gab es vom Hersteller sehr viel Licht, aber eben auch ein wenig Schatten.
Das Zahlenspiel erweitert das MA-50 nach unten, was auch preislich durchgezogen wird – mit 500 Euro Straßenpreis ist es das bislang günstigste Großmembran-Mikrofon von Mojave. Übrigens ist mit dem MA-1000 auch ein hochwertiges Röhren-Großmembranmikro erhältlich, welches das Portfolio nach oben hin erweitert.
Details
Ein ganz normales Kondensatormikrofon – mit Ähnlichkeiten zum 201FET
„Hier gibt’s nichts zu sehen.“ – Das MA-50 glänzt weder durch besondere Ausstattung noch durch auffälliges Äußeres. Das wird Mojave auch nicht gewünscht haben, denn alle Mojave-Mikrofone sind durch die Bank sehr klassisch und einfach aufgebaut, da ist das preiswerte 50er natürlich keine Ausnahme. „Bitte gehen sie weiter.“, wäre aber wahrscheinlich die falsche Anweisung, denn das angesprochene MA-201FET beispielsweise hat gezeigt, dass man mit diesem Konzept sehr gut fahren kann, ist es doch ein wirklich hervorragend klingendes Kondensermikro zum erstaunlich fairen Preis. Und der Kern des 50ers ist mit dem des 201FET und auch des MA-200 identisch, und das ist die verbaute Kapsel: Die in China gefertigte Echtkondensatorkapsel arbeitet mit einer mittenkontaktierten 1“-Membran aus goldbedampfter Mylarfolie sowie einer rückseitigen Passivmembran. Das ist technisch Standard, aber bei den mir bekannten Mojave-Großmembranern hat die Qualitätssicherung nicht versagt, im Gegenteil.
Kein Übertrager im MA-50
Ein wesentlicher Unterschied zum 201 ist der Verzicht auf einen Ausgangsübertrager: Das Mojave MA-50 ist also ein „TLM“ (im Neumann-Sprech), ein „transformatorloses Mikrofon“. Üblicherweise sind diese cleaner und detaillierter, aber eben etwas weniger griffig und charaktervoll. Hat das MA-50 damit eine gute Eignung als unauffälliger Allrounder, als Arbeitspferd für allerlei Anwendungsbereiche? Nun, für wirklich alle Anwendungen wird es nicht in Frage kommen, fehlen ihm dafür doch einige Fähigkeiten, darunter die Umschaltung der Richtcharakteristik. Auch eine Verbesserung des maximal verträglichen Schalldruckpegels von 125 dB(SPL) per Pad oder ein Hochpassfilter findet man nicht. Aber nun gut, viele andere Mikros bieten das auch nicht und sind trotzdem hervorragend. Maximalschalldruck ist immer auch eine Frage der Definition. Nett ist, dass Mojave sich hier nicht künstlich im besten Licht darstellt: Der Schalldruck, bei dem 0,5% THD+N erreicht sind, ist nämlich angenehm hoch, da würde für die wenigsten Anwendungen eine Vordämpfung notwendig sein. In Kauf nehmen muss man dann allerdings, dass das MA-50 mit einem Eigengeräuschpegel von 16 dB(A) nicht zu den rauschärmsten zählt, aber selbst die entfernte Aufzeichnung von Drum-Ambience ist mit derartigen Werten problemlos möglich.
Für dich ausgesucht
Frequenzgang nicht sonderlich auf Neutralität getrimmt
Es ist heute einfacher möglich, auch größeren Membranflächen eines Gradientenmikrofons eine halbwegs neutrale Pegelübertragung zu bescheren, außer in den Außenbereichen des Spektrums, also den Höhen und Tiefen. Diesen Weg scheint Mojave beim MA-50 aber auch gar nicht einschlagen zu wollen (auch wenn meine Aussage zu „Charakter“ vielleicht etwas anderes suggeriert). Leichte Überhöhungen mit Mittenfrequenzen von 100 und 5000 Hertz sowie ein ordentliches Pegelplateau im tieferen zweistelligen Kilohertzbereich zeigen, dass hier über die Übertragungskurve ordentlich Soundmaking betrieben wurde. Etwas böse gesprochen erklärt sich damit auch, wieso erst bei 140 dB(SPL) ein halbes Prozent Zerrprodukte entstehen: Gemessen wird üblicherweise bei 1 kHz – und der Pegelunterschied im Standard-Diagramm beträgt gegenüber 100 oder 5000 Hertz geschlagene 5 dB!
Bauliches über das Mojave MA-50
Oben in allgemeingültiger Form kurz angerissen und mit Hinblick auf die Fotos eigentlich nicht zwingend nach einer Erklärung rufend, ist der mechanische Aufbau des Mojave Audio MA-50. Der Vollständigkeit halber sei es dennoch kurz erwähnt: Das Mikrofon ist auf einem kleinen Skelett aufgebaut, welches nach althergebrachter Manier auf dem Kopf den Korb mit grobem äußeren und feinem inneren Metallgewebe trägt und die Elektronik im Korpus mit einem Messingzylinder schützt. Abgenommen wird dieser, indem der Bodenring abgeschraubt und über die mit einem zusätzlichen Außengewinde versehene XLR-Buchse gezogen wird. Warum ein zusätzliches Außengewinde? Nun, darüber wird wie bei der Mojave-Verwandtschaft das Mikro in der Spinne fixiert. Und wie bei den anderen Familienmitgliedern gehören diese elastische Aufhängung und ein einfaches Köfferchen zum Lieferumfang.