Mit dem Mooer Radar trägt der chinesische Hersteller einer modernen Entwicklung Rechnung und bietet eine Speakersimulation auf der Basis von Impulsantworten in Pedalgröße an. War dies bis vor knapp zehn Jahren nur den teuren Amp-Modellern im hochpreisigen Sektor oder aber PlugIn-Software wie z.B. dem Peavey Revalver oder dem Guitar Rig von Native Instruments vergönnt, so kommt der Trend mittlerweile auch immer stärker im preislichen Mittelfeld und auch in Bodentretergröße an.
Der Grund ist einfach: Die Qualität der Impulsantworten (auch IRs oder “Faltungen” genannt) steht und fällt mit der Höhe der Auflösung, die wiederum je nach Größe mehr Prozessorleistung und Ressourcen benötigt. Werden also die Prozessoren billiger, so kann man diese Technologie auch zum Budgetpreis anbieten. Der Radar ist jedoch weit mehr als nur ein einfacher IR-Player und verfügt mit einer zusätzlichen Endstufensimulation, EQs und Mikrofonplatzierungen über einige Zusatzoptionen, die wir uns in diesem Testbericht einmal genauer anschauen möchten.
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Wichtig: Erfreulicherweise wurden kurz vor der Veröffentlichung dieses Tests mit dem Firmware-Update V1.1 nahezu alle der im ursprünglichen Text angesprochenen und gewünschten Verbesserungen durchgeführt.
Die wichtigste ist dabei ohne Zweifel die Verlängerung der maximalen IR-Sample-Länge von 11,6 ms (512s) auf aktuelle 23,2 ms (1024s). Außerdem unterstützt die Mooer Studio-Software jetzt auch Mac-Rechner ab 10.9. und die hauseigenen Lautsprechersimulationen sind jetzt sowohl im Pedal als auch in der Studio-Software verfügbar, womit der Wechsel von einem importierten IR-Modell schneller und einfacher vonstatten geht.
Der folgende Test wurde noch mit dem ursprünglichen Modell des Mooer Radar durchgeführt, also mit 512s und ohne die Verbesserungen des Firmware-Updates.
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Gehäuse/Optik
Der Mooer Radar kommt in einem für Bodentreter üppigen Pappkarton, in dem sich neben dem Pedal ein englischsprachiges Manual und ein 12V-Netzteil befindet. Das Pedal selbst ist im Mini-Bodentretermaß von 94 x 43 x 50 mm und damit extrem kompakt und handlich.
Auf der Oberseite befindet sich ein großzügig dimensioniertes Metallpoti mit Dreh- und Schaltfunktion, an dem alle Menüeinstellungen und Konfigurationen vorgenommen werden können. Auch wenn sowohl das Metallgehäuse als auch der Knopf sehr robust wirken und tadellos verarbeitet sind, ist letzterer für mein Empfinden eher für manuelle und weniger für die Bedienung mit dem Fuß ausgelegt.
Vor dem Regler befindet sich ein mehrfarbiges LCD-Display, an dem sich vorgenommene Einstellungen gut ablesen lassen.
Die Eingangsbuchse ist rechts, die Ausgangsbuchse links, wobei dort neben dem Ausgang noch ein 3,5 mm Stereo-Miniklinkenausgang zu finden ist, der den Anschluss eines Kopfhörers erlaubt. Alle Buchsen sind solide am Gehäuse verschraubt und qualifizieren das Pedal hervorragend für den Road-Alltag.
Die Stirnseite bietet sowohl einen Eingang für das mitgelieferte 12V-Netzteil als auch einen Mini-USB-Anschluss für die Editierfunktionen der Software, das Laden von Presets sowie eventuelle Firmware-Updates.
Die Bodenplatte ist mit vier Kreuzschrauben arretiert und mit einer ca. 2 mm dicken Gummischicht beklebt, die Kratzschutz und Rutschsicherheit gewährt. Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen, da das Pedal mit 12 Volt arbeitet.
Bedienung
Der Radar kann in diversen Szenarien und Spielsituationen eingesetzt werden: Ein Einsatzbereich ist die Verwendung in Kombination mit einem reinen Preamp (ohne Endstufe) oder aber einem Verzerrerpedal bzw. einem Pedalboard. Hier kann der Mooer als Endstufenersatz und Speakersimulation in einem dienen, von dem aus man wahlweise in ein Mischpult, die DAW oder aber in den Kopfhörer spielt. Verwendet man einen vollständigen Gitarrenamp mit Endstufe, so besteht die Möglichkeit, bei angeschlossenem Speaker aus dem Line Out oder Send des Amps – sofern er über einen solchen verfügt – in den Radar zu schleifen und dort ein zweites Signal abzuzweigen.
Möchte man im letztgenannten Setup das Gitarrensignal ausschließlich über den Radar und nicht über den Gitarrenspeaker hören, was zum Beispiel in Mietwohnungen oder Musicalproduktion manchmal durchaus vonnöten ist, so kommt man nicht umhin, eine Loadbox an den Speakerausgang zu hängen und ihren Direktausgang mit dem Eingang des Radars zu verbinden. Der Mooer Radar ist nicht einfach nur ein Abspielgerät für Impulsantworten, sondern vereint einige Komponenten, die man im Signalweg letztlich zwischen Preamp und Mixer/FOH/DAW antreffen kann. Diese Module sind in drei Blöcke eingeteilt, die alle deaktivierbar sind, was das rotgezeichnete Icon im Display auch signalisiert.
Das erste Modul ist die Poweramp-Stufe, die beispielsweise zum Einsatz kommt, wenn ich direkt aus einem Preamp bzw. dem Amp-Send oder aus einem Verzerrerpedal spielen möchte und somit keine Endstufe in der Signalkette habe, die mein Signal bekanntlich ebenfalls positiv einfärbt. Hier hat der User die Auswahl aus vier verschiedenen Endstufenröhren (EL34, EL84, 6L6 und 6V6) und kann Inputlevel, Presence und Outputlevel einstellen.
Der nächste Block dreht sich rund um den abgenommen Speaker samt Mike und ist ebenfalls deaktivierbar.
Hier hat man die Auswahl aus 30 verschiedenen Gitarren- und Basscabinets unterschiedlicher Couleur. Jeder IR-Slot ist frei belegbar und kann mit Impulsantworten von Drittanbietern, wie z.B. Ownhammer, CabIr.eu oder Valhhall.ir belegt werden.
Der Radar arbeitet mit Impulsantworten, die bei diesem Test noch über eine Länge von 512 Samples bei einer Sample-Rate von 44,1 kHz verfügen. Nach dem oben beschriebenen Firmware-Update beherrscht unser Kandidat aber auch die inzwischen als Standard geltenden 1024 Samples bei gleicher Sample-Rate. 512 Samples liefern jedoch bereits ein sehr gutes Ergebnis, wobei kürzere Sample-Längen möglicherweise im Low-End Einbußen einfordern, da tiefe Frequenzen langwelliger sind.
Der angewählte Speaker kann nun mit einem der elf virtuellen Mikrofone abgenommen werden, die in Lautstärke, Mikrofonplatzierung (center bis edge) und Abstand zur Box veränderbar sind.
Möchte ich externe Faltungen von Drittanbietern verwenden, deaktiviert sich die Mikrofoneinheit ähnlich wie bei den Two-Notes-Produkten automatisch. Das ist auch ausgesprochen sinnvoll, da bei externen IR-Anbietern häufig die Speaker-Faltung mit bereits vorhandener Mikrofonierung angeboten wird und man kein Signal mit doppeltem Miking wünscht.
Zur Auswahl stehen folgende Mikrofone, die allesamt heutigem Studiostandard entsprechen:
Das letzte Modul ist der EQ-Block. Hier hat der User die Auswahl aus zwei verschiedenen grafischen Equalizern, wovon einer für die Anwendung mit Gitarre und der anderen für Bass optimiert wurde. Alternativ steht auch ein parametrischer EQ zur Verfügung:
Selbstverständlich verfügt der Mooer auch über ein Master-Volume, mit dem die Gesamtlautstärke bestimmt werden kann. Eine Peak-Anzeige im herkömmlichen Sinne besitzt das Pedal nicht, allerdings werden Ein- oder Ausgangs-Clipping durch einen roten Pfeil auf der Eingangs- oder Ausgangsseite angezeigt. Alle Einstellungen lassen sich in Presets abspeichern, die durch das Editorprogramm sowohl ex- als auch wieder importiert werden können.
Auch wenn das Manual gute Erklärungen liefert, können die Einstellungen sehr intuitiv und unkompliziert am roten Button des Radars vorgenommen werden. Drehen und kurzes Drücken bestimmen die Presetführung und den Zugang zum Master-Volume, wohingegen längeres Gedrückthalten zu den Untermenüs und den Editierfunktionen führt. Noch längeres Drücken setzt den Radar auf Bypass, was das Display auch signalisiert.
Alle Editiermöglichkeiten sind auch mit der sehr intuitiven und attraktiv gestalteten Software möglich, die auch Firmware-Updates und Factory-Resets gestattet. Nach dem aktuellen Firmware-Update ist diese auch für Mac-User offen.
Off Label Use:
Auch wenn der Radar primär als Cabinet-Simulation beworben wird, spricht natürlich nichts dagegen, jegliche denkbare Impulsantwort auf das Gerät zu spielen. Akustikgitarristen könnten z.B. Faltungen von optimal mikrofonierten Gitarrenmodellen auf ihr Piezosignal legen (nach diesem Prinzip funktioniert z.B. der Fishman Aura). Auch Reverbfaltungen, Faltungen von festen EQ-Settings u.ä. können bedenkenlos in den Radar geladen werden.
Andy Franke sagt:
#1 - 17.02.2018 um 08:17 Uhr
Wir setzen das Radar seit Dezember 2017 live ein, sowohl für Bass und Gitarre. Wir sparen uns die Mikrofonierung der Amps und speziell im Fall des Bass-Amps ist der Sound jeder nackten D.I.-Lösung überlegen. Und der Sound in die PA ist immer konsistent.