Bei der Music Man St. Vincent Starry Night handelt es sich um die Signature-Gitarre der amerikanischen Gitarristin Annie Clark, bekannt auch unter ihrem Pseudonym St. Vincent. Der Traditionshersteller aus San Luis Obispo in Kalifornien hat zusammen mit der Künstlerin ein Instrument entwickelt, das in jeder Beziehung auf ihre Ansprüche zugeschnitten ist.
Dabei geht es nicht nur um die optische Präsenz, auch was die Ausstattung der Gitarre anbetrifft, gibt es diverse Eigenheiten, die wir uns im folgenden Test näher anschauen wollen. Dazu gehören zum Beispiel die drei Mini-Humbucker genau so wie der ganz speziell konfigurierte Fünfweg-Schalter.
Details
Die Music Man St. Vincent wird in einem robusten Kunststoffcase geliefert, in dem sich neben einem Tremolohebel auch einige Ernie Ball-Reinigungstücher und Einstell-Anleitungen befinden. Die Gitarre kommt in einer limitierten “Starry Night”-Polyesterlackierung und sieht für meinen Geschmack einfach fabelhaft aus. Natürlich ist das Geschmacksache und eigentlich sind Glitzergitarren nichts für mich, aber bei diesem Exemplar mache ich gerne eine Ausnahme. Die Lackierung ist perfekt auf den Korpus aus afrikanischem Mahagoni aufgetragen, an dieser Arbeit gibt es, wie von Music Man Gitarren gewohnt, rein gar nichts zu beanstanden. Die “Standard”-Version ist in Schwarz oder Blau zu haben, was beileibe nicht weniger schick aussieht.
Beim Korpus haben sich das Team um Sterling Ball und Annie Clark wirklich etwas einfallen lassen, denn das Instrument besitzt eine eigenständige Form, die entfernt an das ebenfalls von Music Man stammende Armada-Design erinnert, nur eben wesentlich graziler, kleiner und vor allem kantiger. Ein weißes, dreilagiges Schlagbrett verleiht ihm den letzten optischen Schliff und beherbergt nebenbei auch zwei der drei Mini-Humbucker aus dem Hause DiMarzio. Der Steg-Pickup ist direkt in den Korpus geschraubt und lässt sich, wie die beiden anderen auch, mittels zweier Schrauben in der Höhe justieren. Angewählt werden die Tonabnehmer mit einem Fünfwegschalter, der ergonomisch günstig unterhalb des Tremolosystems platziert wurde und folgende Schaltungsmöglichkeiten bietet.
Für dich ausgesucht
Wie man sehen kann, weicht auch diese von der Norm ab, denn in der Position 5 und 4 arbeiten die Pickups parallel, in den Positionen 1, 2 und 3 dafür seriell, was für interessante Sounds sorgen dürfte, aber dazu später mehr im Praxisteil.
Ein Volume- und ein Tone-Poti dürfen ebenfalls nicht fehlen, beide lassen sich mittels zweier weißer Kunststoffknöpfe bedienen und selbst diese besitzen ein auffälliges und passendes Design, das sehr gut mit dem Gesamtbild des Instrumentes harmoniert.
Das Music Man Modern Trem liegt ab Werk auf dem Korpus und wird mit dem mitgelieferten steckbaren Tremolohebel nach unten bewegt. Der Tremoloarm lässt sich leicht in die passende Öffnung des Systems drücken und verbleibt in der Position, in die man ihn bewegt. Die sechs gebogenen Stahlreiterchen können wie gewohnt horizontal wie auch vertikal eingestellt werden, und das nach dem Messerkantenprinzip arbeitende System sollte durch seine verminderte Reibung für zusätzliche Stimmstabilität sorgen.
Die Korpusrückseite zeigt zwei Ausfräsungen, die jeweils mit einem schwarzen Kunststoffdeckel verschlossen sind und als Tremolo- und Elektronikfach dienen. Und auch an den klassischen, ergonomischen Rippenspoiler wurde gedacht. Da die Saiten durch den Korpus in den Tremoloblock eingefädelt werden, erleichtern sechs Schlitze in der Abdeckung diese Arbeit – die Kunststoffplatte muss nicht entfernt werden.
Die klassische fünffache Music-Man-Halsverschraubung darf hier ebenfalls nicht fehlen. Sie hält den Hals bombenfest in der passgenauen Halstasche. Auch hier zeigt sich die perfekte Verarbeitung. Der Hals selbst besteht aus einem wunderschönen “Roasted Maple”, auf das ein Ebenholzgriffbrett geleimt wurde. Dabei wird das Ahorn tatsächlich eine gewisse Zeit in einem Ofen “geröstet”, wobei es Feuchtigkeit verliert und so an zusätzlicher Stabilität gewinnt. Der positive Nebeneffekt an diesem Arbeitsschritt ist ein etwas dunklerer Farbton. Die Halsform würde ich als rundes C bezeichnen. Bei Music-Man-Gitarren befindet sich der Zugang zum Halsspannstab gewöhnlich an der Korpusseite, so auch hier. Ich finde das sehr gut, denn so muss keine Abdeckplatte entfernt werden und auch in Sachen Werkzeug zeigt sich diese Variante anspruchslos. Lediglich ein dünner Schraubenzieher oder ähnliches wird benötigt, um den offenliegenden Metallring zu bewegen. In der Standardausführung wird die St. Vincent mit einem massiven Palisanderhals ausgeliefert, was außer der Lackierung auch der größte Unterschied zu unserer Testgitarre sein dürfte, ansonsten sind beide identisch aufgebaut.
Wie nicht anders gewohnt, wurde die Halsrückseite lediglich mit Öl und Wachs behandelt und fasst sich einfach fantastisch an. Wer wie ich auf ein Holzgefühl steht, kommt hier voll auf seine Kosten Das Griffbrett besitzt 22 High Profile Bünde in mittlerer Breite aus Edelstahl, Griffbrettmarkierungen sucht man aber im Gegensatz zu den “normalen” St. Vincents vergebens. Lediglich kleine weiße Punkte an der Griffbrettkante weisen den Weg.
Die Saiten laufen über einen 41,3 mm breiten Kunststoffsattel, wo sie vollkommen spielfrei in Richtung Schaller M6-IND Locking Mechaniken geführt werden. Diese sind in der für Music Man typischen 4:2 Anordnung angebracht, was für eine Verkleinerung der Kopfplatte sorgt. Somit lassen sich Music Man-Gitarren meiner Meinung nach wesentlich komfortabler auf Reisen transportieren, wenn sie denn in einem passenden Gigbag ruhen.
Die Verarbeitung der St. Vincent ist wie gewohnt auf Custom-Shop-Niveau und lässt keinerlei Wünsche offen.
Henry sagt:
#1 - 21.01.2017 um 13:21 Uhr
Das ist so ziemlich die coolste Gitarre, die ich je gesehen habe. Preislich nicht gerade im Taschengeldbereich, aber so ist das eben mit Qualität. St. Vincent ist nicht nur eine fantastische Songschreiberin und Gitarristin, sondern hat offensichtlich auch außerordentlich guten Geschmack!
Michael Rinus sagt:
#2 - 24.01.2017 um 08:38 Uhr
Sehr cooler Sound den das Teil produziert...
Ich hab selber eine Axis (gebraucht von meinem Gitarrenking Jimi Hazel erworben) und eine 90er Jahre Silhouette und beide sind extrem sauber verarbeitet und einfach sehr, sehr gute Arbeitsgeräte. Die Vincent klingt völlig anders und scheissgut und sieht auch noch interessant aus - bei wie es scheint perfektem Handling :) Schöner Test!