Man hört immer wieder von Musikern, die ihr Instrument toll spielen, aber trotzdem keine Noten lesen können. Theoretisch ist das absolut möglich, denn schließlich geht es bei der Musik immer nur um den Klang, also um das Zusammenspiel möglichst harmonischer Klanggebilde, die man auf dem Klavier beispielsweise mit beiden Händen greift. Getroffen habe ich persönlich ehrlich gesagt noch nie einen dieser sagenumwobenen Musiker. Im Gegenteil waren die Musiker, die mich musikalisch beeindruckt haben, allesamt auch Meister im Fach der Musiktheorie, zu dem ja auch die Notenlehre zählt.
Wer also die Musik zum Klingen bringen will, muss die Sprache der Musik kennen. Diese besteht wie das Alphabet, das wir als Kinder in der Grundschule lernen, aus eigenständigen Zeichen, welche man in der Sprache der Musik als Noten bezeichnet. Kennt man ihre Bedeutung, lassen sich mit ihnen gezielt unterschiedliche Töne eines Musikinstruments definieren. Und nicht nur das, sie bestimmen auch die Länge eines Tons und noch viel mehr. Wer also die Sprache der Musik beherrschen möchte, muss die Bedeutung der Noten kennen.
Dieser Workshop befasst sich mit dem Lernen des Notenlesens und beschreibt verständlich, worum es dabei geht.
- Noten lesen – Alles über Noten kurz und bündig
- Noten Lesen und Schreiben
- Die Notenschlüssel und ihre Bedeutung beim Noten lesen
- Noten lesen – Tonnamen und ihre Reihenfolge
- Wie lernt man sicheres Noten lesen?
- Noten lesen – Notenwerte und ihre Bedeutung
- Pausenzeichen in der Notenschreibweise
- Artikulationszeichen und ihre Bedeutung beim Noten lesen
- Zum Schluss
Noten lesen – Alles über Noten kurz und bündig
Was bedeutet der Begriff Note in der Musik?
- In der Musik ist eine Note ein grafisches Zeichen zur schriftlichen Aufzeichnung eines Tones oder eines Schlages in einem System von Linien, dem Notensystem. Die Platzierung der Note im Notensystem zeigt im Zusammenhang mit einem Notenschlüssel den Ton an, der gespielt werden soll. In ihrer äußeren Gestalt bezeichnet sie den Notenwert, aus dem sich, in Abhängigkeit des gewählten Tempos, die Dauer des Tons ergibt.
Wie wird eine Note dargestellt?
- Jede Note hat mindestens einen Notenkopf. Ein hohler Notenkopf (schwarzer Rand, innen weiße Fläche) wird für ganze und halbe Noten verwendet. Ein ausgefüllter Notenkopf (komplett schwarz) wird für kleinere Notenwerte wie Viertelnoten, Achtelnoten, etc. verwendet. Eine ganze Note besteht nur aus einem einzigen Notenkopf, der auch etwas größer und fetter gedruckt ist.
Der Notenhals und seine Bedeutung
- Alle Notenwerte kleiner als ganze Noten verfügen über einen Notenhals, ein senkrechter Strich, der seitlich am Notenkopf ansetzt. Bei Notenköpfen im höheren Tonbereich, in der Regel ab der dritten Notenlinie, setzt der Hals links am Kopf an und führt nach unten. Bei tiefer stehenden Notenköpfen setzt der Hals rechts am Kopf an und führt nach oben. Ausnahmen ergeben sich, wenn mehrere Stimmen im selben Notensystem notiert werden: Dann zeigen die Hälse der höheren Stimme nach oben und die der tieferen nach unten. Auch im Fall einer Stimmkreuzung kann man somit die Stimmführung in der Regel deutlich ablesen.
Kennzeichnung kurzer Notenwerte
- Kurze Noten ab der Achtelnote zeigen, wenn sie als einzelne Noten geschrieben werden, zusätzlich ein oder mehrere Fähnchen seitlich am Hals. Diese Fähnchen weisen immer nach rechts: Achtelnoten haben ein Fähnchen, Sechzehntelnoten zwei Fähnchen etc. Häufig stehen jedoch mehrere kurze Noten mit demselben Notenwert hintereinander. Dann werden die Notenhälse in der Regel nicht einzeln mit Fähnchen versehen, sondern zu Gruppen mit entsprechend vielen Balken verbunden. Das erspart dem Musiker das Erkennen zahlreicher einzelner Fähnchen.
Was bedeutet der Punkt hinter einer Note?
- Ein Punkt rechts hinter einem beliebigen Notenkopf verlängert den Notenwert um die Hälfte des eigenen Wertes.
Was bedeuten grafische Zeichen über oder unter dem Notenkopf?
- Grafische Zeichen über oder unter dem Notenkopf können die gewünschte Spielweise (Artikulation) oder die Lautstärke eines Tons angeben.
Wie stellt man Musik-Pausen in der Notenschreibweise dar?
- Jedem Notenwert stehen entsprechende Pausenwerte zur Verfügung, die mit besonders geformten Pausensymbolen notiert werden. Selbst Pausen können durch einen Punkt um die Hälfte ihres eigenen Wertes verlängert werden.
Noten Lesen und Schreiben
Nehmen wir zum Beispiel den noch recht jungen Jacob Collier. Er gehört zu den besten Musikern, die ich je gehört habe. Er bewegt sich in traumwandlerischer Sicherheit durch komplizierteste Harmonien, die gesamte Musiktheorie und kann dies auch noch verständlich erklären. Das scheint undenkbar, wenn man nicht Noten lesen und schreiben kann, oder seine liebe Mühe damit hat. Zumindest wird dadurch alles viel schwieriger und anstrengender.
Hier ein Video zu Jacob Collier am Piano
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Lesen und schreiben sind untrennbar miteinander verbunden
In anderen Bereichen ist klar, dass zum Schreiben eben auch Lesen gehört. Die beiden Dinge sind untrennbar miteinander verbunden. Oder kannst du dir einen guten Schriftsteller vorstellen, der nicht lesen kann? Klingt irgendwie seltsam, oder? Woher bezieht er seine Ideen und Informationen? Woher weiß er über Satzbau und Grammatik Bescheid? Vielleicht gibt es irgendwo einen solchen Schriftsteller, trotzdem solltest du dir das nicht zum Vorbild nehmen, besonders, wenn du ein Instrument spielst. Musik ist eine Sprache, die Töne sind das Alphabet. Damit sind die Töne die Basis jeglicher musikalischen Kommunikation. Hast du im Urlaub in einem fremden Land in einer fremden Sprache mal versucht mithilfe von Passanten den Bahnhof zu finden? Wenn sie dich nur fragend angeschaut haben, dann weißt du, wie schwer es ist, eine Sprache zu sprechen, die du nicht lesen kannst.
Jacob Collier spricht über Musik
Alles Neue scheint schwierig
Ich sehe bei neuen Schülern oft, wie schwer sie sich beim Noten lesen tun. Klar, es ist etwas Neues, dass man lernen muss, aber wirklich schwer ist das Ganze nicht. Es geht schließlich nur um zwölf verschiedene Töne und nur sieben davon können auf den Notenlinien dargestellt werden. Aber wie alles im Leben sind die Dinge schwer, die man nicht versteht oder nicht ausreichend praktiziert hat. Dabei kann ich dir helfen. Ich erkläre dir genau, wie Noten lesen funktioniert und was du tun musst. Mit etwas Übung schaffst auch du es. Legen wir los.
Die Notenschlüssel und ihre Bedeutung beim Noten lesen
Hast du dich je gefragt, wozu es Notenschlüssel gibt? Verschönern sie einfach das Notenbild oder zeigen sie dir, was beim Klavier mit rechter und linker Hand gespielt wird? So etwas höre ich oft im Unterricht und beides ist natürlich richtig. Allerdings machen Notenschlüssel noch viel mehr und das muss zuvor klar sein, damit du richtig und irgendwann auch schnell Noten lesen kannst.
Jeder Notenschlüssel hat seine Basis oder Referenz auf einem bestimmten Ton im Notensystem, das ist seine spezifische Aufgabe. Deshalb heißt er auch so, wie der Ton, den er anzeigt. Ähnlich wie bei einem Berechnungsschlüssel in anderen Bereichen macht dieser Schlüssel das tatsächliche Festlegen einer Sache erst möglich. Und genau so ist das in der Musik auch. Nur weil der Notenschlüssel den Namen eines bestimmten Tones benennt und auch konkret zeigt, wo dieser liegt, erhalten alle anderen Töne erst ihren Namen und ihre Lage. Deshalb musst du, auch wenn du nur einen Ton notierst, immer einen Notenschlüssel am Zeilenanfang schreiben. Es ist also sehr wichtig, alle bei deinem Instrument verwendeten Schlüssel genau zu kennen. Die beiden in Klaviernoten verwendeten Schlüssel schauen wir uns jetzt genau an.
Der Violinschlüssel
Der wohl bekannteste Schlüssel ist der Violinschlüssel. Der Name leitet sich von der Geige, auch Violine genannt, ab. Sie ist das höchste Instrument aus der Streicherfamilie. Und da im Violinschlüssel die hohen und sehr hohen Töne notiert werden, ging der Name des Instruments auf den Schlüssel über. Da aber, wie eben erklärt, jeder Schlüssel einen bestimmten (Referenz) Ton anzeigt, heißt er auch immer genau wie dieser Ton. Im Falle des Violinschlüssels ist der zweite Name „G-Schlüssel“, denn er zeigt das G an. In der Mitte des Schlüssels siehst du einen Kreis, dort beginnt der Schlüssel. Dieser Kreis befindet sich zwischen der untersten und der mittleren Notenlinie und schließt somit mittig die zweite Linie von unten ein. Es entsteht ein Kreuz aus der Linie und dem Schlüssel selbst, fast wie ein Fadenkreuz. Und genau an dieser Stelle liegt das G.
Notenbeispiel: Violinschlüssel mit Ton „G“
Der Bassschlüssel
Im Vergleich zum Violinschlüssel zeigt der Bassschlüssel ein völlig anderes Erscheinungsbild. Auch sein Name leitet sich von einem Streichinstrument ab, dem Kontrabass. Im Bassschlüssel werden die tiefen und sehr tiefen Töne notiert. Aber auch er zeigt einen bestimmten Ton an, in seinem Fall das F. Hinter dem Bassschlüssel befindet sich ein Doppelpunkt, der die zweite Linie von oben markiert. Diese Linie zeigt das F an. Deshalb heißt der Bassschlüssel auch „F-Schlüssel“.
Notenbeispiel: Bassschlüssel mit Ton „F“
Es existieren noch andere Notenschlüssel, allerdings sind für das Klavier und für die meisten anderen Instrumente nur diese beiden von Bedeutung. Pianisten haben es immer mit zwei Schlüsseln zu tun. Weil die linke Hand anatomisch immer im tieferen Bereich auf der Tastatur liegt als die rechte, bekommt die linke Hand einen anderen Notenschlüssel. Vielen Anfängern ist das nicht klar. Dadurch jedoch wird das Lesen der Noten tatsächlich einfacher. Bereits das „kleine C“ hätte im Violinschlüssel bereits vier Hilfslinien. Und wie der Namen schon sagt, lesen sich Töne über Hilfslinien nicht so angenehm und leicht wie bei den eigentlichen Linien.
Notenbeispiel: “Kleines C” im Violinschlüssel notiert
Noten lesen – Hilfslinien helfen beim Notenfinden
Mit der Erweiterung des Klangspektrums des Klaviers durch die Hammermechanik und vor allem durch den gusseisernen Rahmen (ca. 1840), kamen immer mehr spielbare Töne hinzu. Bis zu den 88 Tasten, die wir heute kennen. Spielst du romantische Literatur, wirst du es oft mit Tönen zu tun haben, die jenseits der Notenlinien liegen. Entweder besonders hoch darüber oder tief darunter. Durch die Hilfslinien wird die Position einer Note aber auch dann genau angezeigt, wenn diese nicht innerhalb der vorgegebenen fünf Notenlinien liegt. Das konkrete Vorgehen des Lesens der Noten bleibt in diesem Fall auf jeden Fall exakt gleich. Und wie das funktioniert, lernst du jetzt.
Noten lesen – Tonnamen und ihre Reihenfolge
Zunächst machen wir uns noch einmal die Töne selbst, ihre Namen und ihre Reihenfolge klar. Wir beginnen beim C. Wie im Alphabet kommt danach das D, das E, das F und dann das G. Vor das H drängt sich dann noch das A. Schließlich kommt dann das H. Dann folgt wieder das C und alles beginnt von vorne. Das sind gleichzeitig auch die Töne der C-Dur Tonleiter.
Notenbeispiel: Tonleiter “C” bis zum nächsten “C” mit Tonnamen für die linke und die rechte Hand.
Audiobeispiel: Die C-Dur Tonleiter gleichzeitig mit linker und rechter Hand gespielt.
Die Linien fungieren dabei wie eine Art Leiter. Allerdings kann man in der Musik auch zwischen den Sprossen stehen. Ein Ton kann also auf einer Linie liegen, das heißt, die Linie geht durch ihn durch, oder er liegt zwischen zwei Linien. Um von einer Linie zur nächsten Linie zu gelangen, bedarf es somit zwei Tonschritten. Wie bereits erwähnt, wird der Umfang der eigentlichen Notenlinien durch die Hilfslinien erweitert, um besonders hohe und tiefe Töne anzeigen und aufschreiben.
Wie lernt man sicheres Noten lesen?
Die Vorgehensweise zum sicheren Lesen von Noten ist recht einfach. Zunächst schaust du dir den Notenschlüssel an, der am Zeilenanfang steht und benennst ihn. Dann zählst du im nächsten Schritt einfach die Entfernung vom durch den Notenschlüssel angezeigten, bis hin zum zu lesenden Ton in Tonschritten. Jetzt kannst du in Ruhe überlegen, wie der Ton heißt. Lass uns das am folgenden Beispiel einmal durchgehen.
Notenbeispiel: Rechte Hand – notierter Ton E” (das “zweigestrichene” E)
Hier haben wir einen Violinschlüssel, auch G-Schlüssel genannt. Er zeigt das G mit dem Kreis an, den er bildet. An der Stelle des entstehenden Kreuzes liegt das G. Der notierte Ton liegt fünf Schritte höher. Ein Schritt über dem G liegt das A, dann folgen das H, C und D mit den Schritten zwei, drei und vier. Jetzt kommt noch der fünfte Schritt und wir landen beim E. Der Ton heißt also E. Zum Schluss solltest du dir die Lage des gelesenen Tons noch einmal genau ansehen und einprägen. Mit der Zeit entsteht so eine Orientierung – mithilfe der Linien – die dich die Töne irgendwann sehr schnell lesen lässt. So merkst du dir auf diese Weise im Laufe der Zeit die Positionen der Töne recht einfach.
Kleiner Tipp zum schnelleren Erfolg
Lass dir beim Noten lesen üben Zeit und finde in Ruhe heraus, wie der Ton heißt. In meinem Unterricht höre ich oft falsche Tonnamen, obwohl meine Schüler wissen, wie man Töne liest. Sie wollen sich jedoch die Arbeit ersparen und raten einfach schnell, bevor sie den korrekten Ton durch Abzählen im Notensystem bestimmen. Das Problem dabei ist, dass du damit keinen Lerneffekt erzielst, da du ja nicht zum richtigen Ergebnis gekommen bist. Darüber hinaus dauert das Noten lesen lernen so viel länger, weil du dich ständig mit falschen Tonnamen verwirrst. Also, rate nicht, lies den Ton richtig. Dann lernst du am schnellsten.
Tricks zur Schnellbestimmung von Noten
Zum Abschluss noch zwei kurze Tipps, oder Eselsbrücken, die dir das Noten lesen weiter erleichtern. Im zweiten Zwischenraum von oben in der rechten Hand und im zweiten Zwischenraum von unten in der linken Hand befindet sich jeweils ein C.
Notenbeispiel: C‘‘ (zweigestrichenes C) und kleines C
Legst du einen Ton oben auf die Linien der rechten Hand, heißt dieser Ton G, genau wie der Schlüssel der rechten Hand. Legst du wiederum einen Ton unten an die Linien der linken Hand, heißt dieser F, genau wie der Schlüssel der linken Hand.
Notenbeispiel: G‘‘ (zweigestrichenes G) und großes F
Steht vor dem zu lesenden Ton oder am Anfang der Zeile ein Vorzeichen, gehst du am besten genau wie oben beschrieben vor. Finde zuerst heraus, wie der Ton ohne Vorzeichen heißt. Im Anschluss wendest du das Vorzeichen auf den gelesenen Ton an.
Noten lesen – Notenwerte und ihre Bedeutung
Bisher haben wir uns mit den Tonhöhen beschäftigt, also wo die Note steht und wie der Ton heißt. Aber jede Note enthält noch eine weitere Information, nämlich wie lange man sie spielen muss. Das ist der sogenannte Notenwert und man erkennt ihn am Aussehen der jeweiligen Note. Je größer der Notenwert, desto länger wird die Note gespielt, also nach ihrem Anschlag gehalten. Es gibt verschiedenste Notenwerte, deren Namen auf die Mathematik zurückgehen. Die Begriffe sind dir daher alle bekannt, deshalb ist das Ganze auch recht einfach. Und da sind wir auch schon mitten drin. Die längste Note heißt nämlich ganze Note, oder die Ganze. Den nächst kleineren Notenwert erhält man, indem man den vorherigen halbiert. Nach der Ganzen kommt also die Halbe, die auch nur halb so lange gespielt wird. Dann kommt die Viertel, die Achtel, die Sechzehntel, die Zweiunddreißigstel und zum Schluss die Vierundsechzigstel.
Noten schreiben lernen
Wenn du Noten selbst schreiben möchtest, kannst du dir beim Aussehen der Notenwerte mit folgender Eselsbrücke behelfen. Die nächst kleinere Note sieht erst einmal genau so aus, wie der ursprüngliche Notenwert. Allerdings wird sie durch ein weiteres Zeichen ergänzt. Die Ganze zum Beispiel wird nicht ausgemalt und hat keinen Hals. Willst du eine Halbe notieren, schreibst du zuerst eine Ganze, die dann aber durch den Hals ergänzt wird. Willst du nun eine Viertel schreiben, notierst du zuerst eine Halbe, die dann noch ausgefüllt wird. Bei einer Achtel schreibst du erst eine Viertel und ergänzt sie durch das Fähnchen, und so weiter. Mit etwas Übung kennst du aber schnell jeden Notenwert auswendig und kannst diese leicht lesen und schreiben. Schau dir diese Zusammenhänge in der folgenden Grafik noch einmal genau an.
Noten lesen = Bruchrechnen in der Musik
Da der Wert der nächst kleineren Note halbiert wird, braucht man deshalb doppelt so viele Noten, um den gleichen Wert zu erhalten. Hat man beispielsweise einen 4/4-Takt, benötigt man nur eine ganze Note, um diesen Takt zu füllen. Schreibt man Halbe, sind es schon zwei Noten, bei Viertel braucht man vier, usw. Jetzt verstehst du woher die Namen der Notenwerte kommen. Das Kürzel –tel, das ab der Viertel bei jedem Notenwert zum Einsatz kommt, bedeutet: Teil von. Ein Viertel, oder die Viertel in der Musik, ist also der vierte Teil von etwas Ganzem, oder der ganzen Note. Deshalb benötigt man vier Viertelnoten, um eine Ganze zu erhalten. Hier sieht man, dass bei Notenwerten mit Fähnchen, dieses durch einen Balken ersetzt wird, sobald man mehrere Noten nacheinander schreibt. Musik wurde früher von Hand notiert, dadurch sparte man viel Zeit. Bei den ersten Noten wurden zur Veranschaulichung aber noch einzelne Fähnchen notiert.
Notenwerte zählen lernen
Hier nun noch eine Übersicht über die Noten und wie viele Schläge bzw. Zählzeiten sie haben und wie lange man sie spielen muss.
Notenwerte zählen lernen ist nicht schwer, gerade bei Ganzen, Halben und Viertel Noten. Bei kürzeren Notenwerten ist es ratsam, eine andere Zähltechnik anzuwenden. Denn wer kann schon einen Achtelschlag zählen. Wie das funktioniert und noch mehr Hilfe zu diesem Thema erhältst du in unserem Workshop Rhythmus und Takt lernen beim Klavierspielen. Dieser bietet eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der du selbst komplizierteste Rhythmen entschlüsseln kannst.
Pausenzeichen in der Notenschreibweise
In sehr vielen Stücken, sei es für das Klavier oder für ein anderes Instrument, wird nicht permanent gespielt. Auch wenn Johann Sebastian Bach manchmal die Idee einer nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Tönen praktiziert hat, findet man eigentlich in so gut wie jedem Klavierstück mindestens eine Anweisung, nicht zu spielen. Und schon Mozart sagte: „Die Stille zwischen den Noten ist genauso wichtig wie die Noten selbst.“ Dass du beim Klavierspielen nicht spielen sollst, zeigen dir die Pausen an. Diese heißen genau wie die Noten, es gibt also eine ganze Pause, eine halbe Pause, eine Viertelpause, usw.
Optisch sind Pausen etwas komplexer als Noten. Nehmen wir beispielsweise die Viertelpause. Sie sieht aus wie ein kleiner Blitz. Damit hat ihr Erscheinungsbild mit keiner anderen Note auch nur im Ansatz irgendwelche Gemeinsamkeiten. Und auch die ganze und halbe Pause ist speziell. Sie sehen quasi identisch aus, bis auf ein kleines Detail zumindest. Die ganze Pause hängt, die halbe Pause liegt.
Noten- und Pausenzeichen lesen lernen
Ab der Achtelpause allerdings wird das System der Noten mit ihren Fähnchen übernommen, auch wenn es bei den Pausen Punkte oder Haken sind. Hier noch einmal alle Pausen und wie lange sie gezählt werden müssen.
Wenn du noch nicht alle Pausenzeichen auswendig kannst, ist das nicht schlimm, denn du kannst die Länge einer Note oder Pause auch immer ausrechnen. Nehmen wir dieses Beispiel.
Wie du siehst, haben wir hier einen 4/4-Takt, also vier Viertelschläge in jedem Takt. Die halbe Note am Anfang hat zwei Schläge, die letzte Note ist eine Viertel, die einen Schlag hat. Alle Noten zusammen haben also drei Viertelschläge. Also fehlt nur noch ein Schlag, um den 4/4-Takt voll zu bekommen, die Pause hat also einen Schlag. Welche Note hat einen Schlag? Richtig, die Viertelnote. Also haben wir in unserem Beispiel offensichtlich eine Viertelpause. So kannst du natürlich auch die Länge unbekannter Noten und Pausen ausrechnen.
Artikulationszeichen und ihre Bedeutung beim Noten lesen
Außer den Noten und Pausen gibt es in der Klavierliteratur noch einige Zeichen, die dir noch mehr über die Musik und wie man diese spielen soll verraten. Den Ausdruck. Im Vergleich zu Streich- oder Blasinstrumenten sind diese Zeichen beim Klavier aber überschaubar. Ohne Dynamik ist Musik in der Regel nicht besonders spannend, deshalb findet man in vielen Noten Angaben zur Lautstärke in Form verschiedener Zeichen. Außerdem kommt kein Pianist ohne Fingersatz aus, also der Information, welcher Finger welche Taste spielt. Besonders bei schwierigen Stücken erleichtert einem der Fingersatz das Spielen des Stücks enorm. Darüber hinaus beinhalten auch Klaviernoten Artikulationszeichen (Ausdruckszeichen), die dir zeigen, wie man etwas zu spielen hat, oder wie man die Musik gestalten soll.
Staccato, Legato und Portato
Wie man Noten spielt beschreiben die Artikulationen Staccato, Legato und Portato:
- Staccato bedeutet, dass man die Note kurz spielt. Abgestoßen und abgesetzt. Das Zeichen dieser Anweisung ist ein Punkt, der sich entweder unter oder über der jeweiligen Note befindet. Je nachdem, in welche Richtung der Hals der Note zeigt. Wichtig dabei ist, dass man die nächste Note deshalb nicht früher als notiert spielt. Auch wenn, wie im folgenden Beispiel, eine Staccato-Viertelnote kurz gespielt wird, erfolgt die zweite Note erst auf den zweiten Schlag des Taktes, usw.
- Legato ist das Gegenteil zu Staccato. Eigentlich wird dieser Begriff eher im Zusammenhang mit einem Bogen und mehreren Tönen eingesetzt. Bezieht sich Legato nur auf einen Ton, wird ein Strich notiert, wieder unter oder über der Note, anhängig vom Hals der Note. In diesem Fall spielt man den Ton breit und auf keinen Fall kürzer als notiert.
- Portato ist eine Mischung aus beiden Spieltechniken. Die Töne sollen dann nicht komplett abgesetzt, aber auch nicht gebunden werden. Für diese Anweisung schreibt man einen Bogen über Noten mit Staccato-Punkt, wie Takt drei des folgenden Beispiels zeigt.
Vortragsangaben für Tempo und Stimmung
Im Gegensatz zu kurzzeitigen Tempoänderungen gibt die Vortragsangabe das grundsätzliche Tempo und die Stimmung des Stücks an. Darum steht sie immer über dem ersten Takt. Es gibt langsame Tempi wie zum Beispiel Largo (breit, langsam) oder Grave (schwer). Mittlere Tempi wie Andante (gehend, schreitend) oder Moderato (mäßig). Und schnelle Tempi wie Allegro (schnell, munter, fröhlich) oder Presto (sehr schnell, geschwind). Hinzu kommen Begriffe wie con fuoco (mit Feuer), espressivo (ausdrucksvoll), molto (viel, sehr) oder poco (etwas, ein wenig). Sie geben dem Komponisten noch mehr Spielraum bei der Wahl seiner Tempi. Außerdem erhält der Pianist dadurch noch mehr Informationen zum gewünschten Tempo und der gewünschten Stimmung.
Tempoänderungen in einem Musikstück
Kurzzeitige Tempoänderungen ermöglichen punktuelle Eingriffe in die Tempogestaltung eines Stücks. Wenn also auf dem Weg zum Höhepunkt des Stücks etwas schneller, oder am Ende eines Stücks langsamer gespielt werden soll, wird dies in den Noten angezeigt. Wie auch bei den Vortragsangaben nutzt man hier italienische Begriffe. Accelerando steht beispielsweise für Beschleunigen, ritenuto für zurückhaltend und ritardando für langsamer werden. A Tempo steht dafür, dass nach einer Verlangsamung, wieder das ursprüngliche Tempo aufgenommen werden soll.
Dämpferpedal des Klaviers hilft beim Artikulieren
Zum Schluss trägt beim Klavier auch das Pedal zur Artikulation bei. Damit ist das Dämpferpedal gemeint. Egal wie viele Pedale dein Klavier hat, das Dämpferpedal ist immer ganz rechts.
Für das Pedal gibt es in den Noten zwei Zeichen, eines, wenn du das Pedal treten sollst (Ped.), und eines, wenn du es wieder loslassen sollst. In moderneren Noten wird das Pedal manchmal durch einen Strich dargestellt.
Wenn du mehr Informationen zu diesem Thema erhalten möchtest und dich dafür interessierst, wie ein Klavier aufgebaut ist, ist unser Artikel Wie funktioniert ein Klavier? ein idealer Ausgangspunkt. Hier beschreiben wir im Detail die Konstruktion des mechanischen Instruments, wie es entstand und wie dort der Ton entsteht. Zudem erklären wir die Funktion der Pedale, die beim Klavier eine wichtige Rolle einnehmen.
Zum Schluss
Jetzt hast du einen detaillierten Überblick erhalten, was es über das Noten lesen zu wissen gibt. Wenn du Noten lesen lernen, oder deine Fähigkeiten in diesem Bereich verbessern willst, hilft nur eines – üben, üben, üben. In diesem Zusammenhang solltest du nicht Verstehen mit Können verwechseln. Hier empfehle ich dir als Lektüre den Artikel 8 Tipps zum Üben wie die Profis. Nur die Übung macht bekanntlich den Meister. Wie es geht, weißt du jetzt.
Um Noten lesen zu lernen, benötigst du auch nicht immer dein Instrument. Noten lesen kann man überall üben. Auf dem Sofa, in der Bahn, im Wartezimmer oder am Strand. Mittlerweile sind auch sehr viele Noten online zu finden. So kann man auch unterwegs am Handy, Laptop und Tablet sein tägliches Übungspensum absolvieren. Wenn du jeden Tag nur fünf bis zehn Minuten intensiv übst, gehörst du sehr bald zu den Profis!
Meub Robert sagt:
#1 - 14.06.2023 um 20:09 Uhr
Die Anleitung zum Noten lesen finde ich Gut für Klavier und Piano. Ich selber möchte Tuba Noten besser Lesen ,und die vorzeichen verstehen. Zum Beispiel die b vor den Noten,was bewirken sie welche Töne werden anders gespielt. MfG.Robert Meub
Hermann Nuffer sagt:
#2 - 20.12.2023 um 18:27 Uhr
Toller Beitrag! Ich konnte den Violinschlüssel und die damit verbundenen Noten bereits seit der Grundschule 1960 (Flötenunterricht). Nur der Contrabass-Schlüssel hat sich mir bis heute hartnäckis entzogen. Nun will ich Klavier lernen und damit führt kein Weg an dieser Notendarstellung vorbei. Kleiner Hinweis zur Optimierung: Es wäre hilfreich, einen Bezug zur absoluten Lage der Noten wie im Artikel erwähnt herzustellen, z. B. kenne ich wohl die eingestrichenen Bezeichnungen wie c'' oder f''', jedoch ist mir kleines c oder großes F nicht geläufig.
A.S. sagt:
#3 - 08.08.2024 um 12:29 Uhr
Reines Lehrbuchwissen das ich so ähnlich auch in der Schule gelernt habe. Mit Noten lesen hat das wenig zu tun, Noten oder Rhythmen kann man natürlich abzählen, aber das ist viel zu langsam. Man kann sehr wohl sprechen und packend Geschichten erzählen ohne Schrift und Lesefähigkeit. Sie denken sie können lesen? Dann nehmen sie sich mal ein Fachbuch (z.B. der Chemie) und lesen sie... es wird klingen wie bei einem Erstklässler... Der Vergleich mit Sprache ist aber durchaus treffend, leider nicht konsequent zu Ende gedacht. Sprache besteht nämlich auch aus Silben und Worten. Ich konnte lange auch Musiknoten nur buchstabieren, mit der "mathematischen" Sicht. Aber auch in der Musik gibt es Silben und Worte. Letztlich geht es darum, Blöcke zu erkennen, sowohl rhythmisch als auch harmonisch. Es entsteht dann eine Hierarchie die den Leseaufwand reduziert. Man kann sich das auch leichter merken. Das Abzählen ist mittrlfristig kontraproduktiv. Man muß die Notenlage optisch erkennen, nicht abzählen. mit rhythmischen Figuren ist es ähnlich, man muß sie wie eine Silbe oder ein Wort als Einheit verstehen. Unterschlagen wird auch daß populäre Musik oft nicht ausgeschrieben ist sondern als "lead sheet" daherkommt - also Melodie plus Akkordsymbole. Naheliegend ist daß man singt und die Akkorde z.B. auf der Gitarre spielt, aber wie kann eine Band nur damit spielen?... jeder einzelne muß die für sein Instument wesentlichen Elemente kennen und herausziehen können. Gute Bandmusiker verstehen auch was die Kollegen machen. Der Keyboarder weiß daß der Bassist den Grundton und die Quite spielt, er wird seine voicings idealerweise so legen, daß sie dem nicht in die Quere kommen. Das Lernen von Klavierkadenzen hilft zu verstehen, aber praktisch kommt man damit nicht weiter. Worauf ich letztlich hinaus will ist einen Schritt oder zwei zurückzutreten und das Ganze zu betrachten. Das geht auch mit Noten. Man erkennt dann musikalische Silben, Worte und Sätze. Man kann dann zunehmend bestimmte Genres lesen aber auch nicht alles (Chemiebuch erfordert Zusatzwissen). Mir hat das auch niemand so erklärt. Ich mußte es auf die harte Tour lernen - und lerne immer noch. Manche (bessere) Youtube Videos thematisieren das heute auch genau so, fruher gab es kein Internet und keine Videos. Lassen sie sich nicht abschrecken wenn behauptet wird das seien "fortgeschrittene" Konzepte, sie helfen jedem, egal auf welchem Niveau und sind eine wichtige Essenz. Man kann nur üben was man versteht. Die üblichen Lehrkonzepte zielen mir viel zu sehr auf Perfektion und vergessen das große Ganze. Sogar Profis sagen oft: "Hätte ich nur als Anfänger schon dies oder jenes gewußt, dann hätte mir das viel Mühe, Zeit und Frust gespart".