Mit dem Novation Peak hat der britische Hersteller auf der Superbooth 17 in Berlin allen die Show gestohlen. Der achtstimmig polyphone Hybrid-Synthesizer soll die besten Seiten aus der analogen und digitalen Welt miteinander vereinen. „Analogue where it matters – Digital where it counts“ heißt der Slogan, mit dem die Briten ein klares Zeichen setzten wollen. Wie gut das gelingt, erfahrt ihr im Novation Peak Test.
Den Synthesizer wird es vorerst nur im Desktop-Format geben. Schon bei einer geheimen Produktvorstellung vor einigen Wochen durfte ich erfahren, was in dem schmucken Kasten steckt. Ein vollanaloges Filter garantiert den Analog-Sound, die besondere Integration der DACs der digitalen New Oxford Oszillatoren in den DSP hingegen eine Klangerzeugung auf – laut Novation – bisher unerreichtem Niveau. Im Novation Peak ist ein Hochleistungsprozessor verbaut, der mit einer Taktung von 24 Megahertz arbeitet – das sind 24 Millionen Intervalle pro Sekunde. Dieser FPGA-Prozessor generiert Wellenformen mit Oversampling fernab typischer Samplingraten und umgeht damit die lästigen Aliasing-Effekte, unter denen digitale Oszillatoren sonst häufig leiden. Laut Novation sollen die Oszillatoren des Peak jedenfalls klanglich nicht mehr von analogen Oszillatoren zu unterscheiden sein – Analog-Puristen aufgehorcht! Hinzu kommt ein analoges Filter, das aus der Bass Station II stammt und mit einer erweiterten Resonanz ausgestattet wurde. Es kann als Low-, High- und Bandpassfilter mit wahlweise 12dB/Okt. oder 24dB/Okt. Flankensteilheit betrieben werden. Was der Peak alles kann und was sich noch in ihm versteckt, das werden wir jetzt herausfinden!
Details
Gehäuse
Jetzt heißt es zunächst einmal raus aus der Verpackung und rein ins Vergnügen! Der Novation Peak wird mit einem 12-Volt-Netzteil sowie einem USB-Kabel ausgeliefert. Zu unserem Vorserienmodell gab es noch kein Benutzerhandbuch, an diesem wird laut dem Hersteller noch geschrieben – wir haben es ja schließlich mit heißer Ware zu tun! Trotz seiner kompakten Maße macht der Novation Peak einen wirklich soliden Eindruck, ist er doch – mit Ausnahme der hölzernen Seitenteile – vollständig aus Metall verarbeitet und dementsprechend recht massiv. An der blauen Unterseite wurden spezielle Gummifüße angebracht, auf denen der Peak wirklich bombenfest steht. Im Übrigen kann man den Synthesizer auch in einem Rack oder auf optional erhältlichen Winkelständern anbringen – die Seitenteile lassen sich zu diesem Zweck ganz einfach abschrauben.
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Anschlüsse
Der Novation Peak verfügt auf der Rückseite über eine ganze Menge Anschlüsse. Neben einem Kopfhörer- und Stereoausgang besitzt der Peak zwei Pedalanschlüsse, ein MIDI-Trio (In/Out/Thru) sowie einen USB-Anschluss und eine Buchse für das mitgelieferte Netzteil. Besondere Erwähnung gilt dem CV-Input, denn damit versteht sich der Peak beispielsweise auch mit einem Modularsystem und kann analog moduliert werden. CV-Outs gibt es jedoch nicht. Eine Gehäuseöffnung zum Anbringen eines Kensington-Schlosses rundet die Anschlussmöglichkeiten des Novation Peak ab.
Bedienfeld
Das Bedienfeld des Novation Peak besteht aus einer ganzen Menge an Knöpfen und Tastern und verspricht schon vor dem ersten Anspielen eine Menge Spaß – wenngleich die Vielzahl der Bedienelemente zunächst für einige neugierige Blicke sorgt. Grob betrachtet ist das Bedienfeld des Peak in sechs Bereiche gegliedert und ist recht symmetrisch aufgebaut.
Im linken oberen Viertel werden die Patches ausgewählt sowie das Menü des Peak bedient. Hier sitzt auch ein OLED-Display mit vier Zeilen, welches neben den Speicherplätzen und Menüeinstellungen die jeweils aktuellen und ursprünglichen Werte der Potis oder Taster anzeigt; das sorgt für den nötigen Überblick beim Editieren. Wer keine Tastatur angeschlossen hat, kann den angewählten Sound über den Audition-Button hörbar machen. Apropos Patch anwählen: Novation war so großzügig und hat dem Peak zum Anwählen der Sounds einen Drehencoder und zwei Taster spendiert – so macht die Bedienung doch direkt mehr Spaß. Ein weiteres kleines Feature aus dem Patch-Bereich hat mich persönlich sehr gefreut: über den Initialise-Button wird jeder Patch sofort in den Urzustand zurückversetzt. Das lästige Suchen nach dem „Init Patch“ entfällt beim Novation Peak – Daumen hoch!
Oszillatoren
Unterhalb des Menü-Bereichs befinden sich die drei Oszillatoren des Peak, welche jeweils über einen Range-Taster in vier Oktavlagen und zusätzlich mit einem Coarse- (+- 12 Halbtöne) und Fine-Regler (+- 100 Cent) justiert werden können. Jeder Oszillator kann neben den klassischen Wellenformen wie Sinus, Dreieck, Sägezahn oder Pulswelle auch 17 Wavetables erzeugen. Auf alle Wellenformen nimmt der „Shape Amount“-Regler klanglichen Einfluss: Die Wavetables können „durchfahren“ werden und zeigen ein sehr variantenreiches Obertonspektrum, bei der Pulswelle hingegen wird damit die Pulsbreite verändert. Auch Sinus, Dreieck und Sägezahn verändern ihren Charakter beim Drehen des Shape-Reglers. Über den benachbarten Source-Taster können neben der manuellen Shape-Einstellung auch LFO1 und Envelope1 zur Modulation des Shapings herangezogen werden – dadurch werden die erzeugten Wellenformen komplexer und lebendiger. Daneben dienen die beiden Potis „Mod Env 2 Depth” sowie „LFO 2 Depth“ in der Mitte des Oszillator-Panels standardmäßig der Pitchmodulation.
Mixer und Filter
Die drei Oszillatorsignale werden anschließend im Mixer des Peak zusammengemischt, wo ein Rauschgenerator als weitere Klangquelle zum Einsatz gebracht werden kann. Ebenfalls findet man hier einen Regler für die Ringmodulation zwischen den Oszillatoren 1 und 2, die eine weitere Klangfacette bietet. Über einen VCA-Gain wird die Lautstärke des Mixers reguliert und anschließend vom Mixer in das analoge Filter des Peak geschickt.
Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Filter des Novation Peak um ein echtes Highlight, denn wer die Bass Station II kennt, der wird den fetten analogen Sound hier wiedererkennen. Neben den Betriebsmodi Lowpass, Bandpass und Highpass hat das Filter eine einstellbare Flankensteilheit von wahlweise 12db/Okt. oder 24db/Okt. Besonders eindrucksvoll sind die drei Möglichkeiten, das Filter zu übersteuern: Pre-Filter, Post-Filter und eine globale Verzerrung lassen keine Wünsche mehr offen. Wer den Filter per LFO oder Hüllkurve modulieren möchte, der findet hierzu direkt entsprechende Regler.
LFOs und Hüllkurven
Der Novation Peak bietet zwei LFOs, die mit den Wellenformen Dreieck, Sägezahn, Pulswelle und S+H betrieben werden können. Über den Range-Regler lassen sich die LFOs entweder zum Tempo syncen oder aber in den Bereichen Low (0-240Hz) und High (0 bis ca. 1kHz) in fast untypisch hohe Bereiche einstellen – Freunde der Frequenzmodulation dürfen sich auf den Peak freuen!
Daneben verfügt der Peak über drei ADSR-Hüllkurven, welche über zweimal vier Fadern gesteuert werden und sich unterhalb der LFO-Sektion befinden. Ein Satz Regler kümmert sich um die Amp Envelope, während die beiden Mod Envelopes sich die Regler teilen und mit einem Taster umgeschaltet werden.
Arpeggiator und Glide
Etwas versteckt zwischen dem Menü und der LFO-Abteilung liegt der Arpeggiator des Peak. Er verfügt über 33 Rhythmen, welche im Menü ausgewählt werden und sowohl in der Laufrichtung als auch Oktavhöhe eingestellt werden können. Auf der Bedienoberfläche wird der Arpeggiator angeschaltet und über den „Key Latch“-Taster gehalten. Mit dem Gate-Regler hingegen bestimmt man die Sustainlänge der vom Arpeggiator gespielten Noten. Direkt daneben befindet sich der Glide-Regler, andernfalls auch Portamento genannt.
Modulationsmatrix
Obwohl der Novation Peak schon auf der Bedienoberfläche über eine Menge Modulationsmöglichkeiten verfügt, so offenbart sich doch erst über die Modulationsmatrix das volle Potenzial des Synthesizers. In den 16 Modulations-Slots können nach Herzenslust 37 Parameter (Destinations) mit jeweils 2×16 Quellen (Source A/B) moduliert werden. Neben typischen Parametern wie z.B. Filter Cutoff oder Oscillator Shape findet man hier beispielsweise verschiedene Möglichkeiten der Frequenzmodulation.
Für ein besonders schnelles Modulieren während des Spielens hat Novation zwei Animate-Buttons neben dem Display verbaut, die man beispielsweise auch von der Mininova kennt. Hier kann man per einfachem Druck sofort einen aus der Modulationsmatrix zugewiesenen Parameter modulieren oder verstärken. So kann man mit dem Animate-Taster beispielsweise die Tonhöhe von Oszillator 1 um eine Oktave nach oben modulieren oder den Filter Cutoff um den zugewiesenen Wert „öffnen“.
Effekte
Ein weiteres Highlight sind die drei digitalen Effekte Chorus, Delay und Reverb, welche sich rechts unten auf der Oberfläche des Synthesizers befinden. Sie lassen sich separat anwählen und mit dem Level-Regler nach Belieben hinzufügen. Wahlweise können sie parallel genutzt werden oder aber im Menü miteinander verschachtelt werden. Detailliertere Einstellungen zu den drei Effekten lassen sich im Menü vornehmen, darunter z.B. die Hallzeit des Reverbs, die Feedback-Rate des Chorus sowie auch die Slew-Rate des Delays.
pulsn sagt:
#1 - 26.04.2017 um 18:58 Uhr
Das unterschiedliche Rauschverhalten der einzelnen Stimmen...ich würde mal behaupten das ist ein Problem des Vorserienmodells. Habt Ihr da mal bei Novation diesbezüglich nachgefragt, ob das bei den Serienmodellen behoben wird? Ansonsten vielen Dank für diesen Test und die wunderbaren Klangbeispiele!
Wahnfried soporatus sagt:
#2 - 02.03.2018 um 23:12 Uhr
Es steht ja wirklich einiges rum in meiner Bude. Feine Dinger, viele, üppige Kombinationsmöglichkeiten. Aber noch nie musste ich so lange warten, bis ich an der Reihe war. Heute (2.3.2018) war es dann soweit, ich konnte ihn abholen . Und als alles ready for check out war, begannen mir fast die Knie zu zitterm. So ne coole, fette Maschine ist die reine Freude. Bis jetzt nix, was mir negativ auffiel, im Gegenteil, das Erkunden belohnt andauernd mit leckeren, überzeugenenden Ergebnissen.
Durch & durch gelungen, dieser bemerkenswerte Apparat, der ebenso bombensicher gebaut (nicht ein Knopf lässt sich aus dem Stand bewegen er ist, wie er klingt, stark. Stark... sackstark. Wer Synthie's liebt, muss den haben...