Pioneer Toraiz SP-16 ist ein 16-stimmiger Hardware-Sampler/Step-Sequencer mit 8 GB Flash-Speicher und analogen Filtern à la Dave Smith Prophet 6-Synthesizer und gehört bestimmt zu den heiß-erwartetsten Geräten des Jahres. Nachdem Pioneer die DJ-Kanzeln der Welt erfolgreich mit ihrer CDJ-Serie bestückt hat, neben Allen & Heath der Standard in Sachen DJ-Mixer ist und mit den PLX-Turntables erfolgreich den Technics 1200 beerbt, stellt die japanische Firma nun ihren ersten DJ-Sampler vor. Die Spekulationen im Vorfeld reichten vom „aufgebohrtem EFX-Effektgerät“ über „legitimer MPC-Nachfolger“ bis zu „Ableton in Hardware“. Außerdem lässt sich der TSP-16 via Pro DJ Link LAN-Verbindung mit Pioneers CDJs verbinden. Wir sind gespannt und prüfen den neuen Hoffnungsträger aller Hardware-Sampler-Freunde auf Herz und Nieren.
Details
Im Karton befinden sich neben dem Toraiz SP-16 nur das Netzteil, ein USB-Kabel und die Schnellstartanleitung. Der TSP-16 selbst sieht aus wie ein Best-Of-Mix aus NIs Maschine, Rolands TR-8 und dem iPad, hat mit 437 x 261 x 74 mm eine angenehme Größe und mit 3,2 kg ein wertiges, aber gut tragbares Gewicht. Die Gehäuseoberfläche besteht aus gebürstetem, mattschwarzen Metall, die Seitenteile aus Hartplastik. Insgesamt macht der TSP-16 einen sehr gut verarbeiteten und professionellen Eindruck. Auf den Pressefotos wirkt der deutlich bunter, als er in Natura tatsächlich ist.
Der Look ist angelehnt an all die RGB-bunten Maschinen der letzten Jahre. Ich kenne einige Produzenten, die sich den sachlichen monochromen Look einer MPC-3000 zurückwünschen. Beim Toraiz lässt sich die Helligkeit des Touchscreens in fünf Stufen dimmen. Die gleiche Option für Pads und Buttons wäre wünschenswert und sollte doch per Firmware-Update möglich sein.
Rein und raus
Der Toraiz bietet rückseitig satte acht Audioausgänge: eine klare Ansage in Richtung Studio und Liveperformance – dem DJ würden auch nur zwei genügen. Dazu gibt es zwei Eingänge mit Input-Level-Regler, denn der Toraiz kann nicht nur sampeln, sondern auch anliegende Audiosignale als Klangquelle nutzen. Nur schade, dass der Kopfhöreranschluss ebenfalls hinten verbaut wurde, vorne macht er bei einem Gerät wie dem TSP-16 deutlich mehr Sinn. Nicht zu vergessen bei einem so wertigen Gerät natürlich die Aussparung für den Kensington-Lock.
Die zweite Hälfte der Rückseite bietet dann die Anschlüsse zur Synchronisation: USB, MIDI-In und Out/Thru sowie eine Netzwerkbuchse für Pioneers Pro DJ Link. Hier wird’s nämlich spektakulär, denn der Toraiz soll sich Sync-genau in einem Verbund mit Pioneers CDJs einfügen können. Mehr dazu im Praxisteil. Letzter im Bunde ist die Netzteilbuchse.
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Touchscreen
Die Bedienoberfläche des Toraiz ist in mehrere Sektionen aufgegliedert und sehr übersichtlich strukturiert. Als erstes fällt natürlich der 7-Zoll-Touchscreen ins Auge. Hier findet man je nach angewähltem Modus Informationen zur Belegung der Tracks bzw. Performance Pads, eine virtuelle LCD-Pegelanzeige, eine kleine Mischpultdarstellung, Sample-Wellenformen, Hüllkurven, Effektgeräteinstellungen sowie alles, was mit der Verwaltung des Geräts zu tun hat.
Der Bildschirm ist sehr gut ablesbar, auch die relativ kleine Schrift in manchen Menüs, aber die virtuellen Buttons sind teilweise schon ganz schön klein für dicke Finger. Erfreulicherweise hat Pioneer die Bedienung des SP-16 nicht zentral auf den fancy Touchscreen ausgerichtet. Anfassen ist immer dann notwendig, wenn es intuitiv und sinnvoll ist (wie zum Beispiel beim Einstellen des Start- und Endpunkts eines Samples). Für das meiste Haptische gibt es am Toraiz jedoch Buttons, Pads und Knöpfe. Wir dürfen an echten Reglern drehen und müssen nicht kreisförmig auf dem Touchscreen rumwischen, gut so.
Sechs Rotary-Encoder dienen zur präzisen Eingabe von Werten, das Browsen, Auswählen und Vorhören von Sounds geschieht mit dem großen und von den CDJs bekannten, geriffelten Endlos-Encoder. Über diesem befinden sich ebenfalls analog zu den CDJs der bekannte ovale und mittig erhöhte Back-Button zur Rückkehr ins vorherige Menü und der runde Home-Button zur Rückkehr auf die oberste Ebene. Darüber der Slot für den USB-Stick mit Knopf zum Abmelden desselben, also alles, wie vom CDJ bereits bekannt. Als DJ fühlt man sich sofort zu Hause.
Hallo Maschine!
Auch beim Einspielen von Beats und Melodien spielt der Touchscreen keine Rolle: Links daneben bitten nämlich 16 anschlagsdynamische, in einer 4×4-Matrix angeordnete und farbig hintergrundbeleuchtete Performance Pads darum, bespielt zu werden. Die Anschlagsstärke der Pads kann im Utility-Menü in sieben Kurven und je 16 Threshold- und Empfindlichkeitsstufen individuell eingestellt werden. Die Farben der Pads korrespondieren dabei stets mit den Farben der zugehörigen Slots auf dem Touchscreen. Das trägt enorm zur Übersicht bei.
Die nicht ganz quadratischen Pads (3 x 2,5 cm) fühlen sich angenehm fest an und bieten ein ähnlich gutes Gefühl wie die Pads der NI Maschine (3 x 3 cm). Unter den Pads, die jeweils einem der insgesamt 16 möglichen „Tracks“ zugeordnet sind, befinden sich vier schmalere Buttons für einen von vier Touchscreen-Modi: „Track“ zur Track-Anwahl, „Mute“ zum Stummschalten der Tracks, „Slice“ zum Anspielen der einzelnen Sektionen eines Loops und „Scale“ zum melodischen, chromatischen Spiel eines Sounds.
Hallo Roland!
Gerade Drumbeats möchte man gern schnell per Step-Eingabe programmieren, wie wir das von Rolands X0X-Serie gewohnt sind. Dafür gibt es unten auf dem Gehäuse einen 16-Step-Sequencer, dessen Buttons exakt genauso aussehen wie jene, die in der Roland AIRA TR-8 verbaut sind.
Rechts daneben befinden sich noch vier weitere, von eins bis vier durchnummerierte blaue Buttons, die darstellen, in welchem von maximal vier möglichen Takten man sich gerade befindet. Hier wählt man auch sehr übersichtlich den Takt an, den man bearbeiten möchte. Diese sind etwas kleiner und ähneln sehr den Step-Sequencer-Tasten des Roland AIRA MX-1-Mixers. Beat-Programmierung im MPC-Style oder nach X0X-Prinzip: Der Toraiz bietet das Beste beider Welten.
Trigger Happy
Die programmierten Sequenzen sind wie bei der TR-8 über die Step-Buttons ersichtlich, aber auch im Track-Menü des jeweiligen Sounds. Hier können Parameterwerte einzelner Trigger, z.B. Pitch, Attack-Envelope oder Filter-Cutoff, bei gehaltener Taste mit den Endlosdrehreglern verändert werden. Klasse für abwechslungsreiche Sequenzen.
Bei erneutem Klick auf die virtuelle Sequenzdarstellung gelangt man in das Sequence-Menü. Hier hat man Zugriff auf die Trigger-Noten selbst und kann die gesamte Sequenz per Offset im Timing leicht vor- oder nachziehen. Sehr gut etwa, wenn ein Cabasa-Sample eine lange Einschwingphase hat und etwas im Groove vorgezogen werden soll. Per Retrigger können Flams mit bis zu 64 Wiederholungen und im rhythmischen Bereich zwischen 1/64 und ¼ simuliert werden. Super geeignet für Claps. Via Shift lässt sich die gesamte Sequenz im 1/16-Raster verschieben, beispielsweise um interessante Varianten einer Bassline oder eines HH-Grooves auszutesten. Diesen Effekt kann man auf das gesamte Pattern anwenden oder auch nur auf einen Takt des Patterns, so es denn aus mehreren Takten besteht.
Schließlich lassen sich hier auch verschiedene Trigger-Typen festlegen: Ein „Full Trigger“ spielt das Sample und die Hüllkurve an, ein „Half Trigger“ nur die Hüllkurve, was zum Beispiel bei einer verlängerten Attack-Zeit zu einem Ducking-Effect führen kann. Ein „Parameter Trigger“ schließlich beeinflusst nur Parameter. Weiterhin können freihändig eingespielte Sequenzen nachträglich quantisiert oder einfach alle Trigger gelöscht werden. Insgesamt also viele gute Möglichkeiten, um Sequenzen feiner abzuschmecken. Und diese verstecken sich nicht hinter kryptischen Tastenkombinationen, sondern stehen in Klartext auf dem brillanten Touchscreen. Allerdings auch wichtig zu wissen: Sequenzen und Tracks sind stets monophon. Polyphone Trigger sind nicht möglich.
Track-Menü
Im Track-Menü finden sich dann auch die einzelnen Module zur Klanggestaltung: ein Sample, eine Lautstärkenhüllkurve sowie ein nachgeschalteter Insert-Effekt. Samples werden sowohl vom internen Flash-Speicher als auch wie bei den CDJs vom USB-Stick geladen. Per rückseitigem USB-Anschluss wird der TSP-16 mit dem Computer verbunden, so dass sein Speicher als Laufwerk im Rechner erscheint und per Drag-and-Drop mit Samples beladen werden kann.
Die Samples findet man entweder per Browsing mit dem Drehregler oder auch per Suchtexteingabe auf der On-Screen-Tastatur. Damit es sofort losgehen kann, hat der Toraiz 2 GB Samples von Loopmasters bereits vorinstalliert. Neben Genre-spezifischen Sounds für Breakbeat, Drum’n’Bass, Dubstep, EDM, Electro, House, Techno und Urban bietet der TSP-16 in seinem Folder „Vintage Drum Machines“ auch die wichtigsten Sounds von TR-909/808/707 und Oberheim DMX an. Allerdings reduzieren diese 2 GB Sample-Geschenke auch den zur Verfügung stehenden Speicher des TSP-16 von 8 auf 6 GB.
Sampling/Edit
Zur Sample-Aufnahme stehen der Line-In oder auch Resampling als mögliche Quellen zur Verfügung. Per Threshold wird der Sampling-Vorgang durch das Überschreiten einer einstellbaren Eingangslautstärke ausgelöst und mit „Rec Length“ die Sample-Länge zwischen ein und vier Takten festgelegt, wichtig für präzise Loops.
Ein digitaler Soft-Limiter soll vorwitzige Transienten abfangen. Besser ist aber präzises Einpegeln, entweder am rückwärtigen Line-In-Regler oder am zu sampelnden Gerät selbst. Im Edit-Menü besteht die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des gerade aufgenommenen Samples zu korrigieren, falls der TSP-16 sie falsch analysiert hat. Um das Sampling-Menü zu verlassen, muss das Sample schließlich noch abgespeichert werden. Leider fehlen mir in dieser Sektion einige wichtige Funktionen wie Normalize oder Truncate. Am schwersten fällt aber das Fehlen einer intuitiven Beatgrid-Funktion ins Gewicht.
Im Klangmodul des Track-Menüs legt man per Touchscreen oder Endlosregler den Start- und Endpunkt eines Samples fest, ebenso Loop und Loop Start. Beim korrekten Einrasten auf sinnvollen Start- und Endpunkten ist Grid Snap hilfreich. Und mit dem Drehregler kann man den Samplebereich zoomen, so wie man das auch mit den Wellenformen bei den CDJs macht. Per „Reverse“ lässt sich die Abspielrichtung des Samples umdrehen. Ebenfalls werden hier die Tonhöhe und der Trigger-Modus One Shot oder Gate eingestellt. Bei letzterem erklingt das Sample nur so lange, wie es per Pad gehalten wird, bei One Shot klingt es ewig aus.
Jeder Sample-Track fungiert als Player für ein Sample mit Amp Envelope, Insert-Effekt und einem Sequencer. Alternativ kann ein Track als „Thru-Track“ dienen, um ein am Audioeingang anliegendes externes Signal durchzuschleifen und mit den internen Effekten zu bearbeiten. Nur 16 Sampleslots erscheinen mir erstmal ein wenig dünn. Vier Bänke à 16 Samples wie bei der MPC-3000 wären schon schöner. Das wäre einerseits natürlich unübersichtlicher, aber per Software-Update sicher machbar. Was mir auch noch fehlt, ist eine organisatorische Funktion, um komplette Slots zu kopieren oder an eine andere Stelle zu verschieben.
Mixer
Die Darstellung des Mixers ist schon sehr klein geraten. Zum Glück soll hier nicht per Touchscreen gemischt werden. Das macht man mit den Endlos-Encodern. Hier können auch die Send-Werte für den Send-Effekt (Delay oder Reverb) eingestellt werden.
Hüllkurve und Effekte
Die Lautstärkenhüllkurve bietet lediglich Attack, Hold und Release. Eine vollständige ADSR-Hüllkurve wäre natürlich schöner gewesen, ist aber bei einem Drum Sampler verschmerzbar. An Insert-Effekten stehen Chorus, Flanger, ein Zweiband-EQ und ein Filter zur Verfügung. Leider kann pro Sample nur ein Effekt eingesetzt werden, Chorus und EQ gemeinsam sind also nicht möglich. Eine Bypass-Möglichkeit des Effekts ist auch nicht gegeben, dazu muss man den Effekt auf „None“ schalten. Dankenswerterweise bleiben jedoch alle Einstellungen pro Effekt erhalten, so dass man gefahrlos rumprobieren und „None“ als Bypass-Workaround nutzen kann.
Auf der Auswahlseite werden die Effekte mit neckischen kleinen Icons dargestellt und es ist noch viel Platz für weitere Effekte vorhanden, die hoffentlich irgendwann per Update nachgereicht werden. Aber schon mit den vorhandenen Effekten lässt es sich arbeiten. Leider lassen sich die Effektsettings nicht kopieren, was nützlich wäre, wenn z.B. die beiden Samples der offenen und geschlossenen Hi-Hat durch das gleiche Flanger-Setting laufen soll. Noch ein Wort zum Multimode-Filter in den Track-Effekten: Dieses ist digital und bietet Lowpass, Highpass und Bandpass in akzeptabler Qualität an, ist aber natürlich kein Vergleich mit dem Dave Smith Filter, das stolz über den Performance Pads des TSP-16 thront.
Dave Smith Filter
Eines der plakativsten Features des Toraiz ist das analoge Hoch/Tiefpass-Filter aus Dave Smiths Prophet-6 Synthesizer. Der Low-Pass verfügt über Cutoff und Resonance, der High-Pass muss ohne Resonanz auskommen und per Drive kann das Filter in die analoge Verzerrung gefahren werden. Allerdings kann es nicht einzelnen Tracks zugeordnet werden und wirkt immer auf die Master-Stereosumme. Nur einen bestimmten Loop filtern, während die anderen Sounds ungefiltert weiter grooven, geht also nicht. Zu diesen Zweck müsste man Sounds, die man nicht filtern möchte, über die Einzelausgänge herausführen.
Touchstrip
Links neben den Performance Pads findet sich noch ein Touchstrip, der vierfach nützlich ist: als Pitchbend wie bei einem Synthesizer, als Repeater zum Kreieren von Wirbeln sowie für zwei Anwender-definierbare Funktionen. Das dürfen übrigens bis zu acht (!) verschiedene Funktionen gleichzeitig sein, von Amp Envelope über sämtliche Insert-Effektfunktionen bis hin zum Retriggern der Sequenz. Und der Regelbereich der Funktion kann eingegrenzt werden, so dass man mit dem Touchstrip nur den musikalisch gewünschten Bereich manipuliert, ähnlich wie bei der Anpassung der MIDI-Controller in Ableton Live. Ein Hold-Taster hält den Effekt des Touchstrips. Schon zum unkomplizierten Einspielen von schnellen perkussiven Figuren wie Hi-Hat, Shaker oder Cabasa ist die Repeat-Funktion des Touchstrip genial.
Home Sweet Home
Im Home-Menü des Touchscreens befinden sich an zentraler Stelle die Infoboxen der Sample-Slots. Rechts daneben sitzt die Levelmeter-Anzeige als LED-Ketten-Simulation, darunter Infos zum aktuell angewählten Sample-Slot, darüber globale Einstellungsmenüs.
Ganz links findet sich der Project Mode. Hier werden Projekte neu angelegt, geöffnet, gespeichert und gelöscht. Im Testgerät mit Betriebssystemversion 1.10 finden sich noch zwei weitere Einträge, die im Handbuch nicht dokumentiert sind: „save as package“ und „copy current scene to“.
Erstes ist ein Befehl, um alle im Projekt verwendeten Sounds in den gleichen einen Ordner zu kopieren, um alles beisammen zu haben, wenn man das Project per USB-Stick in einen anderen Toraiz laden will. Zweites ist eine ziemlich mächtige Funktion, um Scenes, also komplette Sets mit Sounds und Patterns, in andere Projekte zu übertragen.
BPM/Quantize-Menü
Dieses wichtige Menü ist ebenfalls über die obere Touchscreen-Leiste schnell zugänglich. Hier finden sich das Metronom und die Quantisierungsstufen von OFF über 1/32, 1/16T, 1/16, 1/8T und 1/8. Auch kann per Drehregler der Swing-Faktor eingestellt werden. Viel wichtiger sind jedoch die gebotenen Möglichkeiten, den Beat auch manuell in der Geschwindigkeit anzugleichen. Automatischer Beatsync via Pro DJ Link ist ja gut und schön, aber was, wenn der DJ mit Vinyl spielt? Dann tippt er grob den Beat mit der großen virtuellen Tap-Taste ein, justiert die Geschwindigkeit in 1-BPM-Schritten mit dem Drehregler nach (auch fein in 0,1-BPM-Schritten via Shift und Drehregler möglich) und gleicht schließlich mit den Nudge-Tasten an. Hiermit kann der Beat leicht angezogen oder abgebremst werden, was erstaunlich gut funktioniert. Toll, dass endlich mal ein Groovebox-Hersteller daran denkt. Für mich persönlich ein kleines Highlight.
Scene Manager
Im Home-Menü zeigt Toraiz die jeweilige Scene- und Pattern-Nummer an. Diese Anzeige hätte ich mir etwas größer und prominenter positioniert gewünscht. Daneben wird die aktuelle Laufzeit in Takten dargestellt. Per Fingertipp öffnet sich der Szenen-Manager. Das ist kein Job im Berliner Nachtleben, hier werden Scenes und Patterns im Project hin und her kopiert und auch gelöscht. Sehr praktisch!
Utility Mode
Hier werden allerhand nützliche und globale Settings eingestellt: Die beiden User-definierten Funktionen des Touchstrip, dazu die Pitch-Range in zwei, vier oder zwölf Halbtönen und ob das Umschalten von Pattern beim nächsten Step, beim nächsten Takt oder nach komplettem Durchlauf des Patterns erfolgen soll.
Wichtig bei den globalen Einstellungen ist der Sync-Mode. Intern oder via USB, MIDI oder Pioneers Pro DJ-Link: Ohne präzise Instruktionen synct der Toraiz nicht. Schade, dass MIDI-Clock nicht gleichzeitig per USB, MIDI und Pro DJ Link gesendet wird.
Befindet sich der TSP-16 laut Sync Mode Einstellung „DIN MIDI“ im MIDI-Clock Slave-Mode, wird aber zumindest über MIDI Out/Thru die MIDI-Clock weitergeleitet.
Ferner lässt sich hier das Metronom einstellen, der Touchscreen kalibrieren und seine Helligkeit in fünf Stufen verdunkeln. Ganz unten im Menü verrät mir der Toraiz noch, dass er gerade unter Betriebssystemversion Nummer 1.10 operiert und von den maximalen 8 GB Disk Space noch 5 GB zur Verfügung hat. Die zwei Gigabyte Loopmasters Samples und meine bisherigen Klangexperimente schlagen also schon zu Buche.
Per USB taucht der Toraiz bei aktiviertem „USB Mass Storage Mode“ auf meinem Mac-Desktop als Laufwerk mit der Bezeichnung „NO NAME“ auf und kann per Drag&Drop Daten empfangen. Einen neuen Ordner anlegen und mit Samples befüllen, geht flott und problemlos. Auch das Austauschen von Projektdateien (mit der Extension .prj) geht so vonstatten: Mal schnell dem Produktionskollegen das komplette Projekt per Internet rüberschieben, ist also kein Problem.
Eine andere Form der Computeranbindung ist bislang nicht vorgesehen. Der Toraiz kann zum Beispiel nicht als Soundkarte für den Computer genutzt werden. Ein Traum wäre natürlich, irgendwann mal eine Organisationssoftware wie Rekordbox, mit der man seine Sets vorbereiten, auf USB-Stick exportieren und anschließend in den TSP-16 laden kann.
Organisation
Die oberste Ebene des Toraiz SP-16 sind sogenannte „Projects“. Die Anzahl ist theoretisch unbegrenzt und wird lediglich von der Größe des zur Verfügung stehenden Speicherplatzes eingeschränkt. Jedes Projekt kann 16 sogenannte Scenes, ein Arrangement und eine Output-Routing-Konfiguration enthalten. Braucht man mehr Scenes, muss man diese auf verschiedene Projects verteilen und diese dann jeweils nachladen. Das geht aber sehr schnell vonstatten, nach wenigen Sekunden ist das neue Projekt geladen und der TSP-16 wieder spielbereit. Kann man so machen!
Jede Szene verwaltet 16 Patterns mit jeweils 16 Tracks, denen jeweils ein Sample zugewiesen werden kann. Alle Patterns in einer Scene greifen also auf das gleiche Set aus maximal 16 Samples zu, will man andere Sample-Sets nutzen, muss man diese in einer anderen Scene organisieren. Jedes Sample kann maximal 32 Sekunden lang sein, die Samplerate muss 44,1 kHz bei 16 Bit betragen.
Ein Pattern darf maximal vier Takte lang sein, das ist leider sehr kurz. Pro Projekt steht ein „Arrangement“ zur Verfügung, in dem man szenenübergreifend alle verfügbaren Pattern in eine abzuspielende Reihenfolge bringen und pro Eintrag die Anzahl der Wiederholungen festlegen kann. Das ist nicht besonders intuitiv und kann auch nicht in Echtzeit als Ergebnis einer Jam-Session aufgenommen werden. Aber eine höchst interessante Funktion hat der Arrange-Mode dann doch zu bieten: Pro Pattern lässt sich die Geschwindigkeit in BPM festlegen. Ich kenne Leute, die genau das brauchen!
Handbuch
Ihr seht, der Toraiz ist „pretty straight forward“, legt seinen Fokus auf Performance und seine Funktionsweise ist schnell verinnerlicht. Das ist auch gut so, denn leider ist der beiliegende Quickstart-Guide schon allein wegen der sehr dunkel gedruckten und viel zu kleinen Screenshot-Bilder kaum zu gebrauchen. Und auch das online kostenlos downloadbare Handbuch bietet in wichtigen Detailfragen nicht viel Hilfe. Zudem sollte jeder, der der englischen Sprache halbwegs mächtig ist, zur englischen Version greifen, denn die deutsche Übersetzung ist Supotimal.
Henry sagt:
#1 - 25.09.2016 um 14:46 Uhr
Interessant wäre mal eine Gegenüberstellung von Toraiz, MPC Touch, Octatrack und so, um die jeweiligen Stärken und Schwächen der verschiedenen Sampler-Kandidaten herauszuarbeiten.
Davon abgesehen finde ich es wirklich bemerkenswert, dass es immer noch keinen ernsthaften "Ersatz" für die guten alten MPCs gibt. Also, Sampling und einen leistungsfähigen MIDI-Sequencer, der auch externe Instrumente steuert. Es kann doch nicht sein, dass wirklich alle nur noch mit Ableton Live losziehen? Oder bin ich wirklich so sehr von gestern, nur weil ich gerne am liebsten ohne Laptop auf die Bühne gehen würde?
Thomas Doepfer sagt:
#1.1 - 13.10.2016 um 11:52 Uhr
Du sprichst mir aus der Seele.
2013 wurde die Produktion der letzten Hardware-MPC eingestellt ( die 500, ok, war auch nicht jedermanns Sache ;-), und seitdem wurden wir eigentlich nur mit Gimmicks beworfen... Für mich auch ein Unding, dass es einen Sampler-Sequencer wie die MPCs heutzutage nicht mehr gibt.
Aber mal sehen, was Pioneer noch alles per OS-Updates nachliefert!!
Antwort auf #1 von Henry
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNRN-99 sagt:
#2 - 23.07.2021 um 17:38 Uhr
Auch heute noch viel zu teuer, gerade im Vergleich zur Konkurrenz.
Pioneer eben.
Alexander Kern sagt:
#2.1 - 10.10.2021 um 11:30 Uhr
Naja also das kann man über z.B. eine Maschine+ oder Akai Force auch sagen... Ich habe für den Sp16 770€ bezahlt. Das halte ich für gerade noch fair, wenn man bedenkt was Pioneer für z.B. einen RMX 1000 immer noch verlangt.
Ich besitze den SP16 und eine MPC One - es kommt da weniger auf 50€ plus minus an, sondern ob man mit den Geräten überhaupt an Ziele kommt vom Workflow die man erreichen will.
Was nutzt es dir ein paar Euro irgendwo zu sparen?!
a) entweder du sparst und hast nie das Gear was du gebraucht hättest
oder b) du kaufst eben einfach genau das Gear was dich produktiv macht.
Kein ernsthafter Musiker schaut immer erstmal wo es das Günstigste gibt, kannst du mir doch nicht erzählen.
Antwort auf #2 von NRN-99
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