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Radial Bassbone V2 Test

Auch der Radial Bassbone V2 Preamp mit DI-Box aus der Tonebone-Serie trägt zu dem guten Ruf bei, den sich der Hersteller in der Riege der Live- und Studioelektronik erworben hat. Die Kanadier mit Firmensitz in Vancouver sind ungemein rührig und ständig auf der Suche nach neuen Wegen, geplagten Musikern und Tontechnikern das tägliche Leben zu erleichtern. Die Vielfalt der Produktpalette ist enorm. Einen wichtigen Platz in diesem umfangreichen Portfolio spielt auch die schon erwähnte “Tonebone”-Serie mit speziell für Gitarristen und Bassisten entwickelten Pedalen und Switchern.

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Bassisten stellte man vor zirka zehn Jahren ein hilfreiches Pedal zur Seite, das auf den Namen Bassbone hörte und für dessen Entwicklungshilfe man sich Ratgeber wie Will Lee, John Patitucci, Mark Egan und Alain Caron gesucht hatte. Es war eines der ersten zu jener Zeit erhältlichen Pedale, das über zwei Instrumentenanschlüsse und getrennte Kanäle verfügte und mit dessen Hilfe man zwei Bässe an einen einkanaligen Verstärker anschließen konnte. Zudem war es eine vollwertige DI-Box. Noch immer gibt es nicht viele solcher “Multitool-Pedale”, wie ich sie zu nennen pflege. Schon in der ersten Bassbone-Version steckten viele gute Ideen: Ein Kanal mit Dreifach-EQ-Preshapeschalter, ein zweiter Kanal mit 3-Band-EQ, Effektloop, Boostregler, einem separaten Tuner-Out und natürlich einem XLR DI-Ausgang. Aber es gab auch Kritikpunkte an fehlenden bzw. kompromissbehafteten Ausstattungsmerkmalen wie beispielsweise an der Mute-Funktion, der rein seriellen Effekt-Einschleifmöglichkeit nur via Y-Kabel, bei der der Effektanteil nicht regelbar war. Was indes schon damals überzeugte, waren die Freiheit von Nebengeräuschen und ein toller Sound. Diesen und anderen Punkten widmeten sich die ruhelosen Radial-Ingenieure und kreierten eine neue Version, die nun als Bassbone V2 vorgestellt wurde. Wir haben ihn frisch aus der Backstube auf den Tisch bekommen und wollen kritisch beleuchten, welche Verbesserungen es gegenüber der ersten Generation zu entdecken gibt.

Details

Das neue Radial Bassbone V2 Pedal ist nur ein paar Millimeter flacher und schmaler als sein Vorgänger, das Gewicht minimal höher bei stolzen 1.157 Gramm. Das ist allerdings nicht verwunderlich, denn das Gehäuse gleicht einem gepanzerten Safe und auch die verbauten Komponenten addieren Gewicht. Alle sieben Potis sind mit Stahlrahmen und Stahlschaft ausgestattet, dazu kommen eine doppelseitige Leiterplatte, drei Fußtaster, drei Schiebeschalter, sieben Anschlussbuchsen und fünf versenkte Mini-Dip-Schalter. Ausgeliefert wird das Pedal in solider Verpackung mit einer ausführlichen, leider nur englischsprachigen Bedienungsanleitung, die anhand übersichtlicher Grafiken sämtliche Einsatzmöglichkeiten und Schaltungsvarianten illustriert.
Das Gehäuse ist mit mattschwarzem Pulverlack überzogen, wobei Schrift- und Markierungen in gelb, weiß und grau gehalten sind. Der Farbcode erschließt sich schnell: Weiße Unterlegung von schwarzer Schrift kennzeichnet Regler und Schalter, die Kanal 1 zugeordnet sind, während die für Kanal 2 relevanten Komponenten primär mit gelber Farbe unterlegt sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Bassbone in der V2-Version

Die Anordnung der Anschlüsse, beginnend auf der rechten Seite, weiter über die Stirnseite bis zur linken Flanke entspricht dem Verlauf des internen Signalflusses:
Rechte Seite:
• Klinkeneingänge 1 und 2 zum Anschluss von zwei Bässen. Alternativ kann auch nur Buchse 1 belegt und der Bassbone dann als zweikanaliger Preamp verwendet werden, um mit einem Bass unterschiedliche Sounds abzurufen.
• Die Eingangsimpedanz von Kanal 2 lässt sich mithilfe eines seitlich versenkt sitzenden kleinen Dipswitches verändern, indem man einen Stift, Kugelschreiber oder ähnlichen Gegenstand zu Hilfe nimmt. Die normale Eingangsimpedanz beträgt 220 kOhm. Für eine optimale Anpassung an einen Piezotonabnehmer, wie er häufig zur Abnahme von Kontrabässen verwendet wird, lässt sich die Impedanz auf 10 mOhm erhöhen (bei hereingedrücktem Minischalter mit der Bezeichnung “PZB”).
• Ein weiterer Mini-Dipswitch mit dem Titel “Blend” ermöglicht die gleichzeitige Verwendung beider Kanäle, entweder, um zeitgleich mit zwei Instrumenten zu spielen (zum Beispiel beim Unterricht), oder aber, um zwei Tonabnehmer eines Basses miteinander zu mischen – manche Bässe ermöglichen es, zwei Tonabnehmer separat abzugreifen.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der rechten Seite liegen die beiden Inputs

Hinten:
• Tuner Out: Dieser Ausgang liegt vor Klangregelung und Effektloop und ist immer offen, auch wenn das Pedal stummgeschaltet sein sollte. Er ermöglicht also das geräuschlose Stimmen.
• Send: An dieser Buchse wird der Eingang eines Effektgerätes oder einer Effektgerätekette angeschlossen.
• Receive: An diese Buchse wird der Ausgang eines Effektgerätes oder einer Effektgerätekette angeschlossen. Hier haben wir eine der wesentlichen Verbesserungen gegenüber dem Bassbone der ersten Generation, dessen Effektloop nur eine einzelne Stereoklinkenbuchse besaß, an die man ein spezielles Y-Kabel anschließen musste. Die neue Variante mit getrennten Send- und Receive-Buchsen ist eine weitaus souveränere Lösung.
• Da es bei der Verwendung von Effekten manchmal zu Phasenumkehrungen kommen kann oder auch gelegentlich Phasenverschiebungen in einem Livesetup zwischen Bühnenanlage und PA auftreten, hat man dem Bassbone V2 einen Schalter spendiert, mit dem sich die Phase um 180 Grad drehen lässt. Auch dieser Schalter liegt versenkt im Gehäuse, kann so nicht versehentlich aktiviert werden und muss, wie die anderen, mit einem spitzen Gegenstand durch Drücken geschaltet werden.
• Balanced Out: XLR DI-Ausgang
• Ein Mini-Dipswitch aktiviert bei Bedarf den Groundlift für den XLR-Ausgang.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Nordseite warten weitere Buchsen auf Anschluss

Linke Seite:
• Out: Klinkenausgang zum Bassverstärker.
• Mini Dipswitch “Boost/Mute”: Dieser Schalter bestimmt die Verwendung des Boost-Fußtasters auf dem Bassbone V2, wo im Normalfall die Funktion Boost beheimatet ist. Das Signal kann mittels eines separaten Boostreglers bis zu +8dB angehoben werden, für lauter gespielte Solopassagen beispielsweise. Ist der versenkte Dip-Schalter hereingedrückt, übernimmt der Boost-Schalter aber alternativ die Funktion eines Mute-Schalters, der das komplette Pedal stummschaltet, mit Ausnahme des Tuner Out (also des speziellen Ausgangs für den Anschluss eines Stimmgerätes). Das bedeutet auch, dass man sich zwischen Boost- und Mute-Funktion entscheiden muss. Beide Funktionen können nicht gleichzeitig verwendet werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine weitere 90-Grad-Drehung und man ist auf der linken Seite angelangt

Auf der Bedienoberfläche des Bassbone V2 befinden sich drei Fußschalter:
• Select: Schaltet zwischen Eingang 1 und 2 bei Belegung mit zwei Bässen, bzw. zwischen Kanal 1 und 2 bei Einzelbelegung mit nur einem Bass an Buchse 1.
• Loop: Schaltet den Mono-Effekteinschleifweg ein oder aus. Hier finden wir eine weitere essentielle Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell. Der Effektloop des Urmodells war rein seriell ausgelegt und ließ sich nicht verändern. Außerdem griff der Effektloop, sofern aktiviert, immer auf beide Kanäle zu. Das hat man nun beim Bassbone V2 grundlegend geändert. Erstens lässt sich der Effektanteil nun mittels eines zusätzlichen Potis stufenlos von 0% bis 100% regeln, also von allen Parallelabstufungen bis zum 100% Eintritt in die Signalkette, sprich “seriell”. Und zweitens kann man nun weiterhin anhand eines 3-Wege “Loop” Schiebeschalters bestimmen, ob der Effektweg auf Kanal 1, 2 oder auf beiden Kanälen aktiv sein soll. Hiermit wäre allen Anforderungen Tribut gezollt.
• Boost: Wie schon erwähnt, lässt sich das Signal der angeschlossenen Instrumente mittels Boostschalter um bis zu +8dB boosten. Der Grad der anzuhebenden Lautstärke wird über einen separaten Boostregler auf der Bedienoberfläche eingestellt. Der Boostschalter besitzt aber, wie schon erwähnt, eine Doppelfunktion, die über den Dipswitch an der linken Seite bestimmt wird. Alternativ fungiert er auch als Muteschalter, was den Wermutstropfen mit sich bringt, dass man in diesem Fall die Boostfunktion nicht mehr verwenden kann, sich also für eine der beiden Aktionen entscheiden muss. Offensichtlich wollte man bei Radial nicht noch einen vierten Fußschalter installieren.

Auf der Bedienoberfläche lässt sich eine Menge regeln und schalten
Auf der Bedienoberfläche lässt sich eine Menge regeln und schalten

Folgende Elemente finden wir weiter auf der Bedienoberfläche:
• EQ-1 (Preshape Filter Kanal 1): Ein 3-Wege Schiebeschalter, der den Signalweg von Kanal 1 mit Pre-Shape Filtern versorgt. Die Norm-Position lässt das Bass-Signal unbearbeitet passieren. Tone-A verwendet eine vorgefertigte EQ-Kurve mit folgenden Werten: + 4,5dB @ 110Hz; -5,1dB @ 650Hz; +2,7Hz @ 4,3kHz. Schiebt man den Schalter auf Position Tone B, werden folgende Filter aktiviert: +3,7dB @ 75 Hz; -6,3dB @ 350 Hz; +11dB @ 5,6 kHz
Zur besseren Übersicht noch einmal untereinander dargestellt:
TONE A: + 4,5dB @ 110Hz; -5,1dB @ 650Hz; +2,7Hz @ 4,3kHz
TONE B: +3,7dB @ 75 Hz; -6,3dB @ 350 Hz; +11dB @ 5,6 kHz
• HPF-2 (Kanal 2): Dieser 3-Wege Schiebeschalter aktiviert ein zweistufiges HiPass-Filter in Kanal 2. In der oberen Stellung verläuft das Signal unverändert. In der Mittelstellung erfolgt eine Absenkung der Frequenzen unterhalb von 60Hz, in der unteren Stellung erfolgt die Frequenzabsenkung bei Frequenzen unterhalb von 35Hz. Dies ist in erster Linie dazu gedacht, tiefresonante Instrumente im Frequenzkeller etwas zu zähmen, um sie aufgeräumter klingen zu lassen. Insbesondere für akustische
• 3-Band EQ (Kanal 2): Kanal 2 verfügt über einen klassischen 3-Band EQ mit Bässen, Mitten und Höhen. Die regelbaren Frequenzbänder lauten: 75 Hz (Bässe); 470 Hz (Mitten); 5,6 kHz (Höhen) und
Zuletzt, und das ist besonders erwähnenswert, verfügt jeder der beiden Kanäle über einen eigenen Lautstärkeregler. Das halte ich neben allen anderen Features vielleicht für das Wichtigste überhaupt, denn es gestaltet das Angleichen der Verhältnisse zwischen den angeschlossenen Instrumenten sehr einfach und komfortabel.

Fotostrecke: 3 Bilder Boost- und Loop-Regler

Die Stromversorgung des Bassbone V2 erfolgt über ein mitgeliefertes 15V-Netzteil. Das ist auch die einzig mögliche Stromversorgung. Es besteht weder die Möglichkeit des Batteriebetriebes noch der Phantomspeisung – etwas bedauerlich. Radial begründet diese Entscheidung damit, dass Phantomspeisung nur 5 bis 10 Milliampere Stromstärke zur Verfügung stellt, während der Preamp des Bassbone V2 satte 400 Milliampere benötige. Weiterhin argumentiert Radial mit dem zur Verfügung stehenden Headroom und verzerrungsarmer Signalübertragung. Immerhin lässt sich der Bassbone V2 auch alternativ mit 16- oder 18-Volt-Netzteilen betreiben. Die dadurch entstehende Überspannung wird in Form von Wärme abgeleitet. Dennoch muss die Polarität beachtet werden (Center +, Ring -).

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