Roland Blues Cube Artist Test

Der Roland Blues Cube Artist erweitert die erfolgreiche Cube-Reihe, allesamt Solid-State Amps, die ihren Sound aus der markeneigenen sogenannten COSM-Technologie (Composite Object Sound Modeling) generieren. Während die anderen Vertreter der Serie mit einer ganzen Anzahl von Amp-Modellen aufwarten, geht man mit dem Blues Cube Artist einen anderen Weg. Hier soll die sogenannte “Tube Logic Technik” alles das akkurat reproduzieren, was im Inneren eines Röhrenverstärkers vorgeht, und das laut Katalogtext von der Eingangsbuchse bis zum Lautsprecher.

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Seit Jahrzehnten ist es für Verstärkerbauer eine der großen Herausforderungen, echten Röhrensound mit all seinen Facetten ohne Röhren zu verwirklichen, aber trotz aller – zum Teil bemerkenswerter – Erfolge spielt der gute, alte Röhrenverstärker immer noch eine Hauptrolle auf den Bühnen dieser Welt. Uns stellt sich nun die Frage, ob der Roland Blues Cube Artist endgültig das glaskolbenfreie Zeitalter einläutet.

Details

Optik/Verarbeitung:

Der Blues Cube trägt beigefarbenes Tolex, das dem 16 kg schweren Combo mit seinen 592 x 260 x 485 mm zu einem attraktiven Vintage-Touch verhilft. Mit diesen Abmessungen und dem leichten Gewicht lässt sich der Combo bequem am schwarzen Griff an der Oberseite transportieren. Vier Gummifüße verhelfen ihm zu einem sicheren Stand und Metall-Kantenschoner schützen ihn vor den gröbsten Schlägen. Der beige-braune Front-Bespannstoff schützt einen Roland V12 Speaker und passt sich optisch perfekt in das insgesamt stimmige Outfit des 80 Watt starken Verstärkers ein. Ein Blick auf die Oberseite und somit auch auf das Bedienfeld zeigt ein überraschend aufgeräumtes Terrain, das mit den zum Teil völlig überladenen Cockpits von Modelling-Amps wenig zu tun hat und eher traditionell ausgerichtet ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Blues Cube ist mit beigefarbenem Tolex überzogen

Ganz links finden wir zwei Instrumenteneingänge, die mit High und Low beschriftet sind und direkt daneben einen Channel-Select Taster, mit dessen Hilfe die beiden Kanäle des Amps per Hand angewählt werden. Mit dem darunter liegenden Dual Tone Taster hat sich Roland etwas sehr Interessantes einfallen lassen: Es ist nicht unüblich, dass Gitarristen live wie auch im Studio zwei (oder mehr) Amps parallel betreiben und anschließend zusammenmischen. Etwas ähnliches ist auch hier möglich, denn beide Kanäle können zeitgleich betrieben werden. Ein tolles Feature, wie ich finde, daher bin ich sehr gespannt, wie sich das im Praxisteil auswirkt.
Es folgt der Clean-Kanal, der mit einem Volumen-Poti, einem Boost- und einem Tone-Taster bestückt ist. Der Boost Taster erklärt sich im Grunde selbst, er sorgt für einen Extraschub Gain und damit auch im cleanen Kanal für eine leichte Verzerrung, wenn sie denn gewünscht sein sollte. Tone hebt die mittleren und höheren Frequenzen zugunsten einer besseren Durchsetzungsfähigkeit an.
Der Crunch-Kanal ist fast identisch mit dem Clean-Kanal, nur kommt hier ein Gain-Regler hinzu. Beide Kanäle sind jeweils mit einer LED bestückt, damit auch klar ist, in welchem man sich gerade befindet. Wird Dual Tone angewählt, leuchten natürlich beide Lämpchen auf. Rechts neben dem Crunch-Kanal befindet sich eine Dreiband-Klangregelung, bestehend aus Bass, Middle und Treble, auf die beide Kanäle zurückgreifen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Eingangssektion sowie die beiden Kanal-Abteile

Da der Blues Cube Artist ein Mitglied der Cube Serie ist, dürfen natürlich auch ein paar Effekte nicht fehlen. Zur Auswahl stehen Tremolo und Reverb, die jeweils mit einem Regler in ihrer Intensität eingestellt werden können. Das Tremolo lässt sich zudem in seiner Geschwindigkeit beeinflussen, dafür muss nur zweimal auf den Tap-Taster gedrückt werden. Die Zeit zwischen den beiden Betätigungen bestimmt das Tempo. Ein EFX Loop-Taster aktiviert den Effekteinschleifweg, über den sich externe Effektgeräte anschließen lassen. Direkt nebenan befindet sich die Master-Sektion, bestehend aus Presence und Master, beide mit einem Regler einstellbar und dem Power Control Poti mit vier Schaltmöglichkeiten. Hier lässt sich der Amp mit 0,5, 15, 45 oder 80 Watt betreiben. Und am An/Aus-Schalter an der äußersten rechten Seite kommt auch unser Kandidat nicht vorbei.

Die Master-Abteilung des Blues Cube
Die Master-Abteilung des Blues Cube

Womit wir auch schon auf der Rückseite angelangt sind. Der Blues Cube Artist ist ein offener Combo, der sich relativ anschlussfreudig präsentiert. So lassen sich am ersten Fußschalter Tremolo und Effektloop aktivieren, am zweiten sind es Kanalumschaltung und Dual Tone. Eine dritte Buchse wartet auf den nicht im Lieferumfang enthaltenen GA-FC Fußschalter, der die Möglichkeit bietet, alle diese Schaltvorgänge plus Reverb mit nur einer Fußleiste zu steuern. Hinzu kommt, dass sich dort auch zwei Expression-Pedale anschliessen lassen, mit denen sich Eingangslautstärke und Master Volume fernsteuern lassen. Eine ziemlich gute Idee, allerdings muss man, wie gesagt, dafür das GA-FC gesondert erwerben. Wenn wir uns weiter umschauen, bleibt der Blick an einer USB-Buchse hängen und ein weiterer Blick in das verständlich geschriebene Bedienungshandbuch bringt Licht ins Dunkel: Die Buchse ist mit REC OUT betitelt und bietet, nachdem die passenden Treiber von der Herstellerwebsite runtergeladen wurden, die Möglichkeit, den Sound des Combos direkt in die DAW des Vertrauens einzuspeisen, und das ganz ohne Mikrofonierung. Auch darauf bin ich sehr gespannt, aber dazu natürlich mehr im Praxisteil. Eine weitere 6,35 mm-Buchse steht zum Anschluss eines Kopfhörers bereit und soll laut Bedienungsanleitung genau so kraftvoll klingen wie der Lautsprecher. Dasselbe gilt übrigens auch für die Line Out-Buchse direkt daneben.

Fotostrecke: 4 Bilder Und so schaut es von hinten aus

Fehlt eigentlich nur noch der Effekteinschleifweg, der ganz klassisch mit Send und Return auf den Anschluss eines Effektgerätes wartet. Er ist seriell ausgelegt, das heißt, das gesamte Signal wird durch den angeschlossenen Effekt geführt, bevor es in Richtung Endstufe geht. Und dort warten, um es noch einmal deutlich zu machen, keine Röhren. Stattdessen kommt eine Neuentwicklung zum Zuge, die sich “Tube Logic Design” nennt und auf der Schaltung eines klassischen Röhrenamps basiert, laut Bedienungsanleitung des Fender Bassmans. Eine entscheidende Rolle dabei spielt das dynamische Zusammenspiel zwischen Stromversorgung und Röhren, das Roland damit nachzubilden versucht.
Und noch eine Innovation wurde in Verbindung mit der Blues Cube Reihe verwirklicht, die sogenannte Blues Cube Tone Capsule. Gemeinsam mit Eric Johnson erarbeitete man diese Schaltung, die zusammen mit einer LED in einem Glaskolben im Röhrenlook steckt und den Sound des Meisters akribisch abbilden soll. Eine kleine Öffnung an der Unterseite des Chassis, die mit einem Metalldeckel verschlossen ist, dient zur Aufnahme der gesondert zu erwerbenden Capsule. Die wird auch im Praxisteil zum Einsatz kommen und ich bin gespannt, welche klanglichen Auswirkungen sie auf den Amp hat.

Die Tone Capsule wurde gemeinsam mit Eric Johnson entwickelt
Die Tone Capsule wurde gemeinsam mit Eric Johnson entwickelt
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Irfan Oeksuez sagt:

#1 - 06.02.2018 um 17:02 Uhr

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Ich finde es schade, wie trocken ihr den Verstaerker dargestellt habt. Er klingt astrein und ist vielen zigfach teureren Röhrengeraeten mindestens ebenbürtig. Ich habe einen Bluesdeluxe gegen diesen Amp getauscht. Meine Bandscheiben leben auf und keine Sau hat bis heute den anderen teuren, schweren und nicht halb so gut wie dieser verarbeiteten Fender vermisst.

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