Der Begriff “britischer Gitarrensound” ist sicherlich nicht so klar definiert wie der kalifornische, da es eine ganze Armada namenhafter Amp-Hersteller gibt, die seit den 60er Jahren auf der Insel diesen Klang prägen. Dazu gehören Laney, Orange, Vox und natürlich Jim Marshall, der dem Sound des Rock’n’Roll sicherlich am deutlichsten den Stempel aufgedrückt hat. Im Folgenden wollen wir den Eigenheiten der legendären Verstärker auf den Grund gehen, ihre Entwicklung in der Geschichte der Marke einordnen und uns damit beschäftigen, wie wir die charakteristischen Sounds dieser Ikonen so authentisch wie möglich in unseren Modellern und PlugIns verwirklichen können.
Obwohl die typische “Marshall-Zerre” immer einen ähnlichen Grundcharakter aufweist, gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen, die seit den Sechzigerjahren bis heute die Verstärkerlandschaft bereichern. Nimmt man alle zusammen, ergibt das eine quasi uferlose Liste, weshalb ich mich hier auf die Ikonen beschränken möchte, die man hauptsächlich mit Marshall assoziiert. Auch wenn nach den 90ern und bis heute immer noch gute Amps gebaut werden, gelten JTM45, Super Lead und Super Lead MkII bzw. 800er Serie samt Silver Jubilee zu den legendären Aushängeschildern der Marke.
Tipp für User von Modellern oder Plugins:
Cabinets:
Keith Richards behauptete, dass das große Verdienst des frühen Jim Marshalls vielleicht gar nicht unbedingt beim JTM45 lag, sondern vielmehr in der Erfindung der 4×12″ Box, die damals noch ein Novum darstellte, aber wegen der gestiegenen Wattzahlen eigentlich eine Notwendigkeit war. Kaum zu glauben, dass dieser Boxentyp sich aus dem Wunsch Pete Townshends entwickelte, eine 8×12″ Box auf der Bühne zu haben. Da die aber für jeden, der sie transportieren muss, eine wenig bandscheibenfreundliche Herausforderung darstellt, entwickelte sich aus ihr das Fullstack, im Prinzip ein “durchgesägtes” 8×12″ Cabinet, dessen obere Hälfte wiederum abgeschrägt ist (Slant).
Marshall wird allgemein, und damit auch im Gegensatz zu Fender, mit Celestion-Lautsprechern assoziiert. Frühe Modelle ab Mitte der 60er Jahre wurden z.B. mit 15 Watt G12 Alnicos bestückt, die den Blue Bulldogs, die für Vox entwickelt wurden, sehr ähnelten. Die charakteristischsten Speakertypen sind im weiteren Verlauf natürlich die Greenbacks, auch G12M genannt, die zunächst in der 20 Watt- und dann in der 25 Watt-Version erhältlich waren und für viele die klassischen Rock- und Hard-Rock-Speaker schlechthin sind. Da sie die Mitten betonen und mit Bass und Höhen sehr harmonisch umgehen, scheinen sie wie prädestiniert für den britischen Gitarrensound. Hier scheiden sich allerdings die Sammlergeister, wenn es um die Klangqualität verschiedener Cone-Hersteller geht, wobei besonders Pulsonic Cones sehr begehrt sind. Übrigens bezieht sich der Ausdruck “Pre-Rola”-Lautsprecher auf die Aufschrift auf der Speaker-Rückseite, wo ab dem Jahre 1970 der Name Rola Celestion anzutreffen war. Allerdings wurden auch in der Rola-Zeit anfangs noch Pulsonic Cones verbaut, insofern benutzt man Pre-Rola oft synonym für Pulsonic, obwohl “Post-Rolas” auch in diese Kategorie fallen können.
Die meisten Speaker-Modelle haben beim Kauf von Impulsantworten übrigens auch die Angabe ihrer Bassresonanzfrequenz im Namen, die entweder als 55 Hz für die Bassversion oder 75 Hz für die Leadversion angegeben wird. Bassversion heißt natürlich nicht, dass man sie nicht mit der Gitarre verwenden soll, sondern nur, dass dieser Typ mit tiefen Frequenzen besser umzugehen weiß, wohingegen sich die 75 Hz-Variante in den Mitten wohlerfühlt. Paul Kossoff, Jimi Page und Hendrix setzten oft 55 Hz-Modelle ein, wohingegen man bei AC/DC oder Van Halen die G12M mit 75 Hz hören kann.
G12H Speaker, die übrigens ebenfalls oft unter dem Namen “Greenback” laufen, heben sich klanglich etwas ab und gelten im Sound “neutraler” als die G12M-Kollegen. Diese liefern in der am meisten verbreiteten Ausführung 30 Watt und wurden z.B. von Jimi Hendrix benutzt.
In den 80er und 90er Jahren fand man G12-65, G12-80 und G12-T75 Modelle in den Boxen von Marshall, wobei letztere bei Kennern eher auf geteiltes Echo stießen, da sie diese als zu harsch in den Höhen und zu gescoopt in den Mitten empfanden. Dennoch hat auch dieser Speaker für moderne Sounds seine Berechtigung und kann vor allem in Kombination mit einem anderen Speakertyp seine Wirkung entfalten, z.B., wenn man zwei Creambacks mit zwei T75 mischt.
1986 kam mit dem Vintage 30, auch V30 genannt, ein neuer Klassiker auf den Markt, der sich mehr auf den traditionelleren Sound berufen wollte und wieder eine stärker betonte Mittenfrequenz bot, die jedoch etwas höher angesiedelt ist, und leicht härtere Höhen besitzt als das G12M Modell. Darüber hinaus kann der Speaker, trotz seines Namens, satte 60 Watt verdauen und bietet damit mehr Headroom als der Greenback. Berühmte User dieses Speakers sind z.B. Slash oder Steve Stevens.
Hier gibt es natürlich unendlich viele Zwischenstationen und Auswahlmöglichkeiten, auf die ich, um den Rahmen nicht zu sprengen, nicht weiter eingehen kann. Ich würde zum Kennenlernen jedoch zunächst zu Impulsantworten der oberen Modellen raten, sprich zu G12M, G12H oder V30 Varianten.
Auch hier zählt: Probieren geht über Studieren – warum nicht mal eine 2×12″ Jensen Box oder auch mal ein 4×10″ Cabinet in Verbindung mit einem Marshall testen?
Effekte:
Auch wenn es Marshall-Modelle mit Reverb oder sogar frühe Modelle mit Tremolo gab, haben diese On-Board-Effekte sicherlich keine so starke Bedeutung wie dies bei Fender-Verstärkern der Fall war, weshalb sich das Experimentieren mit externen Pedalen umso mehr lohnt.
Da frühe Marshall-Amps keinen Einschleifweg besitzen, wird man bei den meisten Gitarristen ab den 60ern, aber auch noch bei z.B. Eddie Van Halen, alle Effekte vor dem Input hören, was natürlich einen anderen Sound hervorruft. Auch der Einsatz von Fuzzpedalen, Boostern oder Overdrive Pedalen ist natürlich in Kombination mit Marshallamps sehr beliebt. Bei Hendrix war dies z.B. das Fuzz Face, bei Ritchie Blackmore ein Hornby Skewes Treblebooster sowie eine Aiwa Bandmaschine oder bei anderen der Dallas Arbiter Rangemaster als Booster. Ab den 80er Jahren findet man vor allem in Kombination mit den Super Lead MkII Modellen dann eine Pro Co Rat, ein Tubescreamer oder ein Boss OD-1 vor dem Amp, was den Sound des kompletten Hardrock- und Heavy-Metal-Jahrzehnts prägte. Für die Boostfunktion sollte der Levelregler nach oben und der Gain eher auf einen moderaten Pegel gesetzt werden.
Für dich ausgesucht
Anmerkung:
Obwohl die Modellzahlen der Marshalls wie Jahreszahlen aussehen mögen, haben sie mit dem Erscheinungsjahr oder vorherrschenden Musikstilen dieser Zeit nichts zu tun und sind zugegebenermaßen auch reichlich verwirrend.
Gegenstand dieser Folge wird die Auswahl der unten genannten Modelle sein. Einige Zwischenmodelle, wie die PA- oder Bass-Serie, Majors (Richie Blackmore) und Custom-Modelle (Randy Rhoads, Yngwie Malmsteen, etc.), sowie kleinere Schaltungsänderungen, die identische Serien im Laufe der Zeit erfahren haben, können hier nicht berücksichtigt werden.
- 2245: JTM 45
- 1987: Super Lead in der 50W Version
- 1959: Super Lead in der 100W Version
- 2204: Super Lead Mk II in der 50W Version
- 2203: Super Lead Mk II in der 100W Version
- 2555: Silver Jubilee
Setting der Audiofiles:
Für die Klangbeispiele wähle ich die jeweiligen Ampmodelle aus dem Fractal Audio Axe FX III und setze eine identische Speaker-Faltung ein, die eine Mischung aus G12H und G12M in der 75 kHz- und 55 kHz-Variante ist.
An Gitarren hört ihr zuerst eine Stratocaster fast clean in Steg- und Halsposition, eine crunchige Maybach Les Paul in Steg- und Halsposition und eine moderne Variante für mehr Gain, gespielt mit einer Ibanez AZ als Vertreter der Superstrat-Gattung, wie sie in den 80er Jahren spätestens seit Eddie Van Halen benutzt wurde.
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Mehr Informationen1. JTM45/Bluesbreaker
In unserer letzten Folge über die Fendermodelle, kam ein Amp zur Sprache, der quasi als Patenonkel des ersten Marshalls zu verstehen ist, nämlich der 5f6a Tweed Bassman. Auf Wunsch vieler Rockgitarristen, die damals seinen Shop besuchten und keine teuren Importkosten für Fender zahlen wollten, nahmen der Brite Jim Marshall und sein Team 1962 dieses Modell und veränderte ein paar Elemente, um an mehr Verzerrung zu kommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man primär PA-Systeme entwickelt. In der Vorstufe landeten z.B. 12AX7 Röhren anstatt der 12AY7 des Bassmans, und die Endstufe wurde mit KT66 Röhren bestückt – die Geburtsstunde des ersten Marshalls, der in der Topteilvariante auf den Namen JTM45 hören sollte.
Natürlich ist nicht nur diese modifizierte Schaltung ausschlaggebend für den neuen Sound aus Großbritannien, sondern, wie oben erwähnt, auch die Kombination mit den neuen Cabinets bzw. Speakern aus dem Hause Celestion.
Demnach klingt der JTM45 zwar einerseits etwas anders als der Bassmann, besitzt aber auch noch nicht wirklich das typisch britische “Brezeln”, das man primär mit Marshalls ab der Plexi-Ära verbindet, und hat deshalb auch eine Alleinstellung. Da das Modell weniger Verzerrung als die Folgemodelle bietet, insgesamt schneller und stärker komprimiert und mehr “Sag” besitzt, eignet sich der Amp perfekt für Blues und Classic Rock und kann auch clean sehr überzeugen. Die Bässe klingen, je nach Setting, teilweise etwas “gebrochen”, wie man es sehr gut bei frühen Clapton Aufnahmen hören kann. Insgesamt ist der Sound jedoch eher warm, cremig und harmonisch.
Der JTM45 als Topteilvariante mit knapp 30 – 35 Watt war auch als Combo mit dem Namen “Bluesbreaker” erhältlich, der vor allem durch Eric Claptons Spiel auf dem 1966 erschienen gleichnamigen Album (auch “Beano” – Album genannt) von John Mayall and the Bluesbreakers bekannt wurde und dadurch seinen Namen erhielt. Der JTM45 verfügt über zwei High-Treble-Inputs mit Bright-Cab und zwei Normal-Inputs, die sich per Patchkabel auch brücken (jumpern) lassen.
Das Tonestack ist, wie beim Bassman, so gestaltet, dass man durchaus die Bässe fast auf einen Minimalwert herunterregeln und Treble und Mitten ganz aufdrehen kann. Eine mittige Stellung aller Potis wird kaum zu befriedigenden Ergebnissen führen. Derartig gestaltete Amps harmonieren natürlich auch hervorragend mit Trebleboostern, der einzigen “Verzerrerform”, die damals zur Verfügung stand. Da der Amp keinen Master-Volume hat, regelt man über die Lautstärke auch den Zerrgrad, der in der Endstufe entsteht.
- Eric Clapton (auf John Mayall and the Bluesbreakers, oft auch im Normal Input))
- AC/DC (insbes. frühe Platten)
- Mark Knopfler (z.B. auf “Brothers in Arms” oder “Money for Nothing”)
- Paul Kossoff (Free, z.B. “All Right now”)
- Gary Moore (z.B. auf “Still got the Blues”)
JTM 45 Treble Kanal:
JTM 45 Bridged Inputs:
JTM 45 Normal Input:
2. Super Lead 1959 und Lead 1987 Serie (Plexis)
Der Wunsch nach mehr Lautstärke, insbesondere von Musikern wie Pete Townshend, aber auch Jimi Hendrix und Eric Clapton, führte zu einigen kleinen Veränderungen des JTM45, wie z.B. anfangs ein zusätzlicher Trafo, um an mehr Watt zu kommen und vier KT66 Röhren.
Nach einer gewissen Zeit und einigen Zwischenmodellen landete man bei der Lead bzw. Super Lead-Serie, die zwar grundsätzliche Ähnlichkeiten mit der JTM45 Serie aufwies, allerdings keine Gleichrichterröhre besaß und mit EL34-Röhren bestückt war. Auch hinsichtlich der Bauteilwerte, der Verschaltung des Presence-Reglers und des Tonestacks gab es Änderungen.
Zunächst wurde aus dem JTM45 der JTM50, anfangs noch mit Gleichrichterröhre, die jedoch später ebenfalls wegfiel, was im Marshall Lead “1987” resultierte. Die 100-Watt-Version mit größerem Trafo und vier EL34 Röhren hieß fortan Super Lead und wurde synonym für den Jimi-Hendrix-Sound.
In der Gesamtsumme führten die Veränderungen dazu, dass die neue Serie im Clean-Bereich weniger dick und in der Zerre tighter, bissiger, weniger “süß” und aggressiver wurde. Ab hier beginnt die Ära der Ampmodelle, die mit dem typischen britischen, “scratchy” Marshallsound in Verbindung gebracht wird.
Nun wird es möglicherweise etwas kurios: Da die Frontplatte bei Marshall zwischen 1965 und 1969 eine dünne Plexiglasblende auf dem Chassis hatte, nennt man die Super Lead Modelle auch sehr häufig einfach nur “Plexis”, obwohl einige JTM45 Modelle ebenfalls Plexi-Fronten hatten. Andersherum bezeichnen manche die Superleads mit Aluminiumfront ab 1969 genauso als “Plexis” und benutzen den Namen generell als Oberbegriff für die Superlead-Serie.
Die Beschriftung der Frontplatte mit JMP für Jim Marshall Products, im Gegensatz zum vorhergehenden JTM (Jim und Terry Marshall), hat dazu geführt, dass auch Bezeichnungen wie JMP50 o.ä. für manche Marshall-Modelle der Plexi-Zeit kursieren.
Noch verwirrender kann es ab den 70ern werden, denn bei den “Plexis” gibt es einige kleine Variationen. So wurden ab 1972 USA-Exporte mit 6550 statt EL34 Röhren bestückt und auch die Modelle der Plexifront-Ära heben sich klanglich von den Modellen ab den 70er Jahren etwas ab, was wohl aber eher auf Änderungen der Bauteile und weniger auf Schaltungsunterschiede zurückzuführen ist.
Kommen wir nun zum Sound. Da das Tonestack hier etwas anders gestaltet ist als beim JTM45, darf man diesmal bei den Bässen auch gerne etwas mehr zupacken. Bekannt ist natürlich die “englische Einstellung” bei der jeder Regler auf Maximum gestellt wird, aber auch das Herunterregeln von Bass und das Aufdrehen von Treble und den Mitten in Abhängigkeit vom Restequipment sehr gut klingt.
Je nach Gitarre, insbesondere bei Singlecoil-Modellen, oder je nach Speaker kann der Treble Input sehr harsch und höhenreich klingen, weshalb das Entfernen des Bright Caps auch eine gängige Modifikation war. Hier empfiehlt sich das Feinjustieren von Treble und Presence bzw. die Arbeit mit einem EQ. Auch das Anheben der Mittenfrequenz bei 800 Hz kann den Sound des Plexis etwas modernisieren.
Pedale harmonieren natürlich super mit den Super Lead Modellen, wie z.B. dem Fuzz Face für den Hendrix Sound oder Tape Distortions für Blackmore, aber auch Modell wie die RAT, Tube Screamer oder Boss Overdrives. Für den Einsatz im Normal Channel bieten sich natürlich Treble Booster an. Auch bei den Plexis ist natürlich das Brücken der Eingänge möglich.
- Jimmy Page (Led Zeppelin)
- Jimi Hendrix
- Eddie Van Halen (1968er SLP auf Van Halen I)
- George Lynch (mit Tim Caswell Mod)
- Slash (auf “Appetite for Destruction” mit Tim Caswell Mod)
- Yngwie Malmsteen
Marshall Super Lead 50W – 1987
Bright In:
Bridged Inputs:
Normal Input:
Super Lead 100W – 1959:
Bright In:
Bridged Inputs:
Normal Inputs:
3. Superlead MkII Master Volume Serie/ JCM 800
Bis dato konnte der Verzerrungsgrad nur zusammen mit der Lautstärke an einem Poti geregelt werden, und das weckte den Kundenwunsch nach zwei Dingen: mehr Gain und einem unabhängigen Lautstärkeregler. Beiden Wünschen wurde man 1976 gerecht, und zwar in Form eines Master-Volumes und später, d.h. Ende 76/77, einer kaskadierten Vorstufe.
Das Endresultat war der Superlead Mk II der Mastervolume-Serie, den es in einer 50-Watt-Version mit der Modellnummer 2204 und in einer 100-Watt-Version mit der Nummer 2203 gab. Kosmetisch blieb das Chassis ähnlich, allerdings wurde der Schalter gegen einen “Rocker-Switch” ausgetauscht und der Schriftzug und das Binding wurden etwas größer.
Dieser Einkanaler, der den Rocksound der 80er Jahre sehr stark prägte und auch Gegenstand etlicher Modifikationen bzw. “Hot Roddings” wurde, klang nun deutlich aggressiver als das Vorgängermodell und läutete damit auch den musikalischen Stilwechsel vom Classic Rock der 70er zum Heavy Metal der Folgezeit an.
Da für einige Gitarristen der Leadsound immer noch zu wenig Gain lieferte, war das Vorschalten von Overdrives bzw. Distortionpedalen, die ebenfalls erst Ende der 70er auf dem Markt erschienen, wie z.B. die Pro Co Rat, der Boss OD-1 oder der Tube Screamer, soundprägend für diese Ära.
Im März 1981 erschien die JCM 800 Serie und brachte kaum technische Neuerungen gegenüber dem Super Lead MKII, sondern eher optische Änderungen. So wurde das Gehäuse komplett überarbeitet und ab 1986 die Eingangsbuchsen nicht mehr vertikal, sondern horizontal angeordnet, womit allerdings auch schaltungstechnische Änderungen einhergingen. Die “vertical input”-Variante gilt dabei als die besser klingende.
Der JCM 800 war als Topteil in vier Ausführungen erhältlich: die Mastervolume-Variante mit 50W (2204), mit 100W (2203) und die Zweikanaler mit 50W (2205 ) und mit 100W (2210). Spricht man jedoch vom “800er-Sound”, ist in aller Regel der Einkanaler gemeint.
- Steve Vai (mit David Lee Roth)
- Steve Stevens
- viele Metalbands der 80er Jahre wie z.B. Judas Priest, Dio, Mötley Crue, usw …
- Eric Clapton (z.B. “Forever Man”)
- AC/DC (z.B. die Zeit um “Let there be rock”)
JCM 800 – 2204:
JCM 800 – 2203:
4. Silver Jubilee (2555)
Der Silver Jubilee entstand 1987 aus der JCM 800 Serie und wurde als Anniversary-Modell anlässlich des 25jährigen Firmenjubiläums und Jims 50 Jahren im Musikbusiness veröffentlicht, weshalb die Faceplate auch die Aufschrift 25/50 trägt.
Dieser Amp bietet ein paar Features, um mit mehr Gain aufwarten zu können. So sorgen Dioden für Clipping und auch die Klangregelung funktioniert etwas anders. Der Amp lässt sich vom Pentodenmodus mit 100 Watt auf Triodenmodus mit 50 Watt schalten und besitzt auch ein “Rhythm Clip” Push-Pull-Poti für eine extra Schippe Gain. Insgesamt verfügt der Silver Jubilee damit über zwei Kanäle und drei schaltbare Gain-Modi. 1989 wurde der Amp aus der Serie genommen, ist aber als Reissue 2555X wieder erhältlich.
- Slash (Guns’n’Roses Liveshows, im Studio erst ab “Velvet Revolver”)
- Joe Bonamassa
- John Frusciante
- Alex Lifeson
Silver Jubilee:
Wie ging es weiter?
In der Folgezeit entstanden natürlich weitere Marshall-Amps wie der JCM900, die 30th Anniversary Serie, der JCM2000, die JVM Serie u.v.m. Betrachtet man jedoch die Preise auf dem Vintage-Markt und stellt sie in Relation zu den stilprägendsten Verstärkern der Marke, so haben die oben genannten Modelle sicherlich die tiefsten Fußabdrücke hinterlassen.
Und nun viel Vergnügen mit dem Nachbasteln eurer Favoriten!
Heiko Bennewitz sagt:
#1 - 07.05.2021 um 11:08 Uhr
Eric Clapton hat zwar einen JCM800 gespielt, aber nicht das 2204-Modell mit Master Volumen, sondern der 1987 ohne Master Volumen.