TC Electronic Flashback Triple Delay Test

Das TC Flashback Triple Delay reiht sich ein in die mittlerweile recht ansehnliche Gemeinde sehr guter Emulationen klassischer Band- und Analogdelays in Pedalform. Vergleichbare Geräte waren noch vor einigen Jahren ausschließlich in großen Gehäusen erhältlich, häufig im 19 Zoll Format. Die meisten Delaypedale dieser Art boten schlichte Wiederholungen des Audiosignals mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und eventuell noch einigen klassischen Klangoptionen wie Band, Eimerkettenspeicher oder ähnliches.


Dabei waren viele Bandechogeräte der 60er Jahren schon in der Lage, sehr ausgefuchste Multidelays zu erzeugen. Kein Wunder, dass sich unser Kandidat als Mitglied der TC TonePrint-Familie nicht nur mit simplen Vintage-Echos zufrieden gibt, sondern bei Bedarf auch sehr komplexe Echo-Pattern erzeugt, bei denen die meisten Mitbewerber die Segel streichen.

Details

Wie alles begann
Mit den klassischen Bandechogeräten der 60er- und 70er Jahre ließen sich neben ganz normalen und regelmäßigen Wiederholungen des Orginalsignals auch rhythmische Pattern mithilfe mehrerer Tonköpfe realisieren, wobei deren Signale per Drucktaster oder separaten Potis wie beim Klemt Echolette NG 51 hinzugemischt wurden. Einige der bekanntesten Geräte dieser Zeit sind das Binson Echorec (Scheibenecho), das von Pink Floyd in den Anfangsjahren benutzt wurde, das Meazzi 600, mit dem Hank Marvin seinen legendären Shadows-Gitarrensound erzeugte, das Roland Space Echo, und die in Europa weit verbreiteten Bandechos von Dynacord und Echolette. Viele dieser Bandechos habe ich im Laufe der Zeit selber besessen, wie beispielsweise das Binson Echorec, das Klemt Echolette NG 51 S, das Dynacord Echocord Super 76 und später das Roland Space Echo RE 201. Und alle diese Geräte hatten wegen ihrer aufwändigen mechanischen Konstruktion das gleiche Problem, sie waren unglaublich wartungsintensiv. Die Motoren bekamen nach einigen Jahren Gleichlaufschwankungen, und die bandführenden Bauteile sowie die Tonköpfe nutzten sich mit der Zeit ab, wodurch es zu unangenehmem Rauschen und einem eher muffigen Sound kam.

Konzept
Das Flashback Triple Delay arbeitet mit drei unabhängigen Flashback-Delayeinheiten, die in einem recht großen Bodeneffektgehäuse untergebracht sind. Die Größe ist wegen der vier Fußtaster unumgänglich, da man die einzelnen Schalter sonst nicht gezielt treffen würde. Der vierte Taster ist übrigens für die Tap-Funktion zuständig. Mit ihm wird die Echogeschwindigkeit per rhythmischem Drücken an die jeweilige Songgeschwindigkeit angepasst. Das Besondere am Flashback Triple Delay ist die Kombination der einzelnen Delaysektionen, die hier entweder seriell oder parallel betrieben werden können. Damit ist die Anzahl unterschiedlicher Delay-Pattern riesengroß und für Liebhaber alter Multihead-Echosounds eine wahre Fundgrube. Jede der integrierten Flashback-Delayeinheiten bietet eine Unmenge unterschiedlicher Klangnuancen, wodurch sich auch unterschiedlich abgenutzte Tonköpfe und Gleichlaufschwankungen bin ins letzte Detail nachbilden lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Flashback Triple Delay macht sich auf dem Pedal-Board ziemlich breit

Die Bedienelemente
Das Flashback Triple Delay ist mit seinen knapp 1,1 Kilogramm und den Maßen 13 x 23 x 4 cm deutlich größer und schwerer als der Eventide Timefactor oder der Deluxe Memory Man von Electro Harmonix. Man braucht also entsprechend viel Platz auf dem Pedalboard, wenn man sich unseren Testkandidaten unter die Füße schnallen möchte. Die Oberseite beherbergt alle Regler und Schalter, die für den Live-Einsatz relevant sind. Die vier Taster dienen dem Anwählen der drei Delayeinheiten und als Tap-Funktion für das spontane Angleichen an die Songgeschwindigkeit. Presets von kombinierten Delays oder Delay/Chorus lassen sich leider nicht den drei Programmtastern zuordnen. Das Gerät arbeitet also im Grunde genommen wie drei unabhängige Geräte, die in einem Gehäuse untergebracht sind. Auf der Bedienoberfläche sitzen vier kleine und ein großer Regler sowie zwei Schalter. Während der große Regler der Auswahl des Delaytyps dient, stellt das Time-Poti die Verzögerungszeit ein und der kleine 1/2/3 Wahlschalter bestimmt, welche der drei Delayeinheiten konfiguriert wird. Der Repeats-Regler legt die Anzahl der Wiederholungen fest und der Mixregler entscheidet, wie hoch der Effektanteil am Originalsignal ist. Der Seriell/Parallel-Schalter entscheidet über den Weg, den das Signal durch das Gerät nimmt. Im seriellen Modus wird es an die Delayeinheit 1 geleitet, von dort an Delay 2 und von dort über Delay 3 an den Ausgang. Im parallelen Modus erhalten alle drei Delayeinheiten das Signal gleichzeitig, die Ausgangssignale werden gemischt an die Ausgänge weitergegeben. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein, aber wer tiefer ins Klanggeschehen eingreifen möchte, kann die Sounds nach Herzenslust am Rechner verbiegen, aber dazu später mehr.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bedienelemente erlauben intensives Schrauben

Die Anschlüsse
Sämtliche Anschlüsse des Gerätes befinden sich an der Stirnseite. Das Flashback Triple Delay bietet ähnliche Möglichkeiten wie ein ausgewachsenes 19 Zoll Gerät. Das Pedal ist mit Stereo Ein- und Ausgängen ausgestattet und kann sowohl in ein Mischpult eingeschleift als auch im Monobetrieb vor dem Gitarrenverstärker betrieben werden. Wer ein Expressionpedal sein eigen nennt, kann über eine Klinkenbuchse die Delay Time, das Feedback und/oder den Delaypegel steuern. Über die Midi Schnittstelle wird das Pedal per Clocksignal synchronisiert, so folgt das Delay auch einem Computerbeat auf den Punkt. Außerdem werden hier auch die einzelnen Delayeinheiten ein- und ausgeschaltet. Die Mini-USB-Buchse verbindet das Pedal direkt mit dem Rechner, wenn TonePrints und neue Firmwareupdates übertragen werden sollen. Hier kommt die kostenlose TonePrint-Software zum Einsatz, mit deren Hilfe man die Delaysounds nach Wünschen modifizieren kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Anschlu00fcsse parken auf der Nordseite des Pedals

Das Editieren mit der TonePrint-Software
Beim Start der frei erhältlichen TonePrint-Software hat man die Wahl zwischen dem eigentlichen Editor und der Artists Library. In der Artists Library sucht man sich einfach einen interessanten Sound und schickt ein Delay seiner Wahl mittels Doppelklick auf den “Send To Pedal”-Button in das Gerät. Von nun an kann man bei Bedarf weitere Einstellungen vornehmen. Die Library für das “normale” Flashback-Delay ist mit dem Triple-Flashback Delay übrigens nicht kompatibel, wer umsteigen möchte, muss seine Sounds neu programmieren. Bei der Bedienoberfläche der Software handelt es sich um eine elegante, haptische Benutzeroberfläche nach dem Prinzip “What you see is what you get”. Verändert man einen Parameter, werden sowohl die Anzeige als auch der Effekt im Gerät selbst aktualisiert. Im Editormodus bleiben wirklich keine Wünsche offen und das ganz persönliche Traumdelay lässt sich problemlos einstellen. Die Qual der Wahl beginnt jedoch schon mit der Grundeinstellung der Templates, sprich, der ab Werk vorprogrammierten Setups. Hier stehen bereits 16 Soundvarianten zur Verfügung, unter denen sich neben allen möglichen Delayarten auch Chorus, Flanger und Vibratosounds finden. Dank der drei separaten Delayeinheiten werden so auch fette Mischsounds von Delay und dem entsprechenden Modulationseffekt Realität, für die man sonst mehrere separate Geräte kaskadieren müsste. Auch die Anzahl der möglichen Delaypattern ist in diesem Gerät fast unendlich. Am auffälligsten ist die sogenannte “Modifikationskurven-Anzeige”, die einem Koordinatensystem mit einer Y- und einer X-Achse ähnelt. Hier wird grafisch der Regelweg und der Wirkungsbereich von bis zu drei internen Parametern einem der drei Potis Time, Repeats und Mix zugeordnet. Der Clou an der Sache ist die Möglichkeit, die Parameter auch gegeneinander laufen zu lassen. Nehmen wir als Beispiel einen Chorussound. Bei langsamen Geschwindigkeiten benutzt man in der Regel eine höhere Depth-Einstellung. Erhöht man die Geschwindigkeit, beginnt der Sound schnell zu “eiern” und man muss den “Depth”-Regler zurückdrehen. Hier ordnet man diese beiden Parameter einem der drei Potis auf dem Pedal zu und kann sie dann gezielt gegeneinander laufen lassen. Beide Parameter werden dabei gleichzeitig verändert, und je weiter man das Poti aufdreht, um so höher wird die Geschwindigkeit, während die Tiefe des Effekts geringer wird. Die rechte Seite der Bedienoberfläche gliedert sich in zwei Teilbereiche, im oberen stellt man die Delaysounds ein und unten die Modulation.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Editor
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