Das SCF Stereo Chorus Flanger Pedal von TC Electronic war vor über 30 Jahren ein Meilenstein in Sachen Modulation und definiert bis heute die Messlatte für Effektpedale in diesem Genre. Viel hat sich inzwischen getan in der dänischen Elektronikschmiede, und der ewig junge Veteran ist inzwischen von Geschwistern umgeben, die ebenfalls ihren Job verstehen, aber mit diversen zeitgemäßen Features aufwarten können. Da ist zum Beispiel die TonePrint-Technologie, die sich großer Beliebtheit erfreut und mit der auch unser aktueller Testkandidat aufwarten kann.
Dabei handelt es sich um das Helix Phaserpedal, das sich in die illustre Reihe von Modulationseffekten des Herstellers einreiht und mit dem nicht gerade bescheidenen Anspruch auftritt, einer der flexibelsten und vielseitigsten Phaser aller Zeiten zu sein. Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt, ist nirgends besser aufgehoben als in einem bonedo-Test!
Details
Optik/Verarbeitung:
Mit seiner leuchtend gelben Lackierung erinnert das Helix stark an die 80er Ästhetik des letzten Jahrtausends. Das Gehäuse selbst besteht vollständig aus Metall und wiegt satte 305 Gramm bei 72 x 50 x 122 mm (H x B x T). Es macht, wie alle anderen Pedale aus dem Hause TC Electronic, einen sehr hochwertigen und vertrauenserweckenden Eindruck und sollte auch der härtesten Beanspruchung die Stirn bieten. Auf der Oberseite finden sich vier sehr angenehm drehende Potis mit schwarzen Kunststoffkappen. Diese sind jeweils mit einer weißen Strichmarkierung versehen, was das Ablesen der aktuellen Position selbst aus weiterer Entfernung extrem vereinfacht. Die Regler sind als Speed, Depth, Feedback und Mix bezeichnet und jeder, der schon einmal einen Phaser in der Hand hatte oder verwendete, dürfte sicherlich wissen, was das Quartett im Einzelnen macht.
Während der Speed-Regler für die Geschwindigkeit der Modulation zuständig ist, kümmert sich Depth um die Intensität, das Feedback-Poti bestimmt die Wiederholungen und Mix das Verhältnis zwischen Effekt- und Originalsignal. Ein Phaser gehört bekanntlich zur Gattung der Modulationseffekte. Es handelt sich also um einen verzögerungsbasierten Effekt, ähnlich einem Flanger oder Chorus. Der Phaser-Effekt wird erzeugt, indem das Signal zwei unterschiedliche Signalwege durchläuft. Während der eine Signalteil unangetastet bleibt, läuft der andere durch eine Reihe von Filtern. Diese verschieben die Phasen der Wellen, jedoch nicht deren Amplituden. Zum Schluss wird das bearbeitete Signal dem Originalsignal wieder hinzugemischt, wobei sich alle Wellen auslöschen, deren Phase um 180 Grad verschoben ist. Wird die Phasenverschiebung mit einem LFO (Low Frequency Oscillator) moduliert, entsteht der bekannte Phasing-Effekt.
Zusätzlich zu den vier Potis findet sich ein kleiner Dreiweg-Schalter mit den Positionen Vintage, Smooth und TonePrint, der das Potenzial des Helix zusätzlich erweitert. Vintage und Smooth liefern natürliche Phasing-Effekte, sollen allerdings klanglich in verschiedene Richtungen marschieren, die Mittelstellung bietet die bekannte TonePrint-Option, auf die ich im folgenden kurz eingehen möchte.
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TC Electronic hat viele bekannte, aber auch weniger populäre Musiker gebeten, ihre Lieblings-Effektsetups mithilfe eines Editors zu kreieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – die Software dazu steht übrigens auf der Herstellerwebsite zum Download bereit und verträgt sich mit Mac und PC. Ein USB-Kabel verbindet das Pedal mit dem Rechner und eine große Auswahl an Parametern steht zum beherzten Schrauben bereit. Das Ganze macht nicht nur Spaß und ist unbedingt zur Nachahmung empfohlen – sich durch die Settings zu spielen ist auch eine inspirierende Angelegenheit. Wem das zu aufwendig ist, der kann die vorhandenen Presets ganz einfach mithilfe einer kostenlosen App für Android oder iOS in sein Pedal “beamen”. Und das ist denkbar einfach: Die an das Pedal angeschlossene Gitarre oder der Bass werden aufgedreht, das Smartphone über den aktivierten Pickup gehalten und auf Start gedrückt. Fünf Sekunden später ist das Preset dann spielbereit im Pedal. Genial!
Hier das Ganze noch einmal in Bildern:
Ich hatte das Vergnügen, mit Tore von TC Electronic ein individuelles TonePrint zu erstellen, das Video kann hier angeschaut werden: http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/tc-toneprint-special.html Hier ein Screenshot des Editors. Allerdings ist das Helix so neu, dass es noch keinen passenden eigenen Editor gibt, daher ist auf dem Bild das Chorona Pedal zu sehen.
Das Helix-Pedal verarbeitet Mono- wie auch Stereosignale, wobei zumindest auf der Bühne die erste Variante in den allermeisten Fällen zum Einsatz kommen wird – wer ist schon mit einem Stereo-Rig unterwegs? Anders sieht es im Studio aus, dort werden auch beim Mix immer öfter Pedale verwendet und die Stereo-Option ist dabei hochwillkommen.
Sobald der mit dem Gehäuse verschraubte und absolut knackfrei arbeitende Fußschalter betätigt wird, zeigt eine LED den aktivierten Zustand an. Auf der Stirnseite findet sich der Anschluss für ein Standard 9V-DC-Netzteil, das leider nicht zum Lieferumfang gehört, im Gegensatz zum beiliegenden Kabel, das per Mini-USB-Anschluss für die Verbindung mit dem Computer sorgt. Für den sicheren Stand sind vier Gummifüße an der Unterseite verantwortlich, die sich aber leicht entfernen lassen, sollte das Pedal auf einem mit Klettband versehenen Pedalboard befestigt werden. Im Gegensatz zu diversen anderen Herstellern hat TC Electronic mitgedacht und die Schraube, die zum Öffnen der Unterseite dient, versenkt angebracht, so steht nichts hervor und erschwert das Bekleben mit Klett- oder Flauschband. Für alle diejenigen, die immer noch behaupten, dass eine Batterie besser klingt als ein hochwertiges Netzteil, bietet TC Electronic die Möglichkeit, einen Saft-Spender im Gehäuse unterzubringen. Und das geht relativ flott, denn dafür muss die gerade erwähnte große Schraube lediglich mithilfe eines Geldstücks oder mit einem dicken Plektrum gelöst werden und schon befinden wir uns im Inneren.
Hier gibt es zwei weitere kleine Kippschalter, die laut Herstellerwebsite zwischen True- und Buffered-Bypass wählen lassen. Im True Bypass Modus wird das direkt Signal bekanntlich nicht angerührt, wenn das Pedal ausgeschaltet ist, sondern direkt vom Ein- zum Ausgang weitergereicht. Den Buffered Bypass sollte man dann wählen, wenn längere Kabelwege im Spiel sind oder sich viele Effektpedale auf dem Board tummeln. Ob das unbedingt klangliche Auswirkungen hat, ist vom Setup abhängig und vom eigenen Ohr. Weiterhin kann man zwischen Kill Dry On/Off wählen. Mit Kill Dry wird das Direktsignal aus dem Audiopfad herausgenommen. Das macht Sinn, wenn man das Helix-Pedal in einem parallelen Effektloop betreibt.
Hier noch einmal die Schaltmöglichkeiten als Bild:
Bleibt noch zu erwähnen, dass das Verarbeitungsniveau, wie nicht anders zu erwarten, hoch ist und keinerlei Anlass zu Kritik gibt.