“Immer diese Live-Techniker! Nie machen sie, was gerade notwendig ist!”, hört man Sänger und Sängerinnen häufig klagen. Diese Klagerufe scheinen auch der Industrie zu Ohren gekommen zu sein, denn am laufenden Band erscheinen Tools, die Stimmenkünstler auf der Bühne einsetzen können. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Brot-und-Butter-Effekte wie Dynamikbearbeitung, Reverbs und Delays, sondern natürlich auch um Auto-Tune-Effekte und Chorstimmen-Generatoren.
Neben großen, umfangreichen Systemen, die viele Möglichkeiten in sich vereinen, sind zunehmend auch kleine, spezialisiertere Geräte verfügbar, deren Bedienung sich äußerst einfach gestaltet. Ist da etwa die Unterstellung im Spiel, Sänger wären technisch nicht gerade das, was man gemeinhin “technikaffin” nennt? Wie dem auch sei – vier kleine Bodentreter von TC Helicon habe ich auf meinen Labortisch beordert: Ein Reverb, einen Kompressor/De-Esser, einen Vocal-Tuner und einen Begleitstimmen-Vokalisten.
Ich möchte aber an dieser Stelle noch ein wenig mit dem erhobenen Zeigefinger herumwedeln. Dies tue ich nicht zur Ehrenrettung der Tontechniker-Gilde, sondern weil ja ein gutes Ergebnis im Sinne aller ist: Künstler, Techniker und Publikum. Es ist natürlich verständlich, dass man als Sänger auf der Bühne einige Parameter gerne selbst in der Hand hält. Doch muss man sich folgende Fragen stellen: Kann dies der FOH-Techniker nicht besser – und besser beurteilen? Zum einen wird er bestenfalls darauf spezialisiert sein und sollte dementsprechend die nötige Erfahrung haben und die ganzen Parameter und Zusammenhänge kennen. Zum anderen hat er schlicht und einfach den besseren Standort, um Signale zu kontrollieren, die für das Publikum gedacht sind – der Sänger hört ausschließlich den Bühnensound.
Ein klares Pro für den Einsatz eigener Geräte ist es, wenn man Effekte nur sporadisch einsetzen möchte, denn oft arbeitet man mit Resident-Engineers. Einen Packen DIN-A4-Zettel mit Infos à la “Song 3, Ende zweite Strophe: bei ‘again’ bitte mit höhenreichem Reverbtail geringer Density versehen, RT60 ≈ 4 s, ER aus” werden sie euch sicherlich grinsend retour geben und den Rest des Abends Witze über euch machen. Es gibt jedoch auch noch den Fall, dass in kleinen Venues ohne Engineer gespielt wird. Beim klassischen Kneipenauftritt ist es sicher angenehm, mit einem Griff auf den Boden mal eben schnell einen Parameter regeln zu können.
Manch ein Sänger hat sich schon die Kontrolle über das Reverb von der Bühne aus gewünscht. Hier ist sie!
Von der sanften Pitch-Correction bis zur brutalen Hardtune-Verfremdung ist mit nur drei Reglern eine große Bandbreite möglich.
Kompressor und De-Esser für Gesang in Fußpedalformat: Der T1 hat nur zwei Regler und einen Taster - ob das gut geht?
Das D1 ist ein Fußpedal für Doppelungs- und Oktaveffekte für Gesang mit einfacher Bedienung. Ist es bühnentauglich? Unser Test...
Rob F sagt:
#1 - 21.01.2021 um 18:41 Uhr
Ich finde diese Teile hilfreich, kann man immer mal spontan zum Einsatz bringen. Ich habe 3 x das T1 (mit dem eingebauten Tontechniker), dazu gerade heute das C1 bestellt (da ich Live Autotune brauche), nebenbei habe ich noch aus dieser Serie abgeleitete Kombigeräte, 2 x Mic Mechanic, 1 x Duplicator, 1 x Critical Mass (den ich zum T1 und Hall degradiere, der Effekt der Menschenmasse klingt zu seltsam)
Catharina.Bonedo sagt:
#1.1 - 25.01.2021 um 15:52 Uhr
Hey Rob,
danke für deine Antwort. Warum brauchst du 3 x ein T1? Und läuft das easy mit den Bodentretern bei Live Auftritten, oder gibt es auch mal Probleme mit dem/der FOH MischerIn, wenn du deine Vocaleffekte von der Bühne aus regelst?
Antwort auf #1 von Rob F
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRob F sagt:
#1.1.1 - 10.02.2021 um 14:29 Uhr
Nun, ich möchte bis zu 3 Gesangs- oder Sprachmikros versorgen.
Anwendungen sind unterschiedlich, mal ein Auftritt, bei dem ich als Musiker selbst die Tontechnik mache und schon mal in die Lage komme, dass mein Mitmusiker auch singt und ein Sprechermikrofon auch da sein soll.
Oder ich machte Tontechnik und vor Ort war ein nicht sehr leistungsfähiges Mischpult.Da helfen diese Teile mir auch.
Bisher kam ich mit diesen Geräten noch nicht in die Situation, einen Tontechniker vor vollendete Tatsachen zu stellen, muss aber auch sagen, dass es wohl kaum einen gibt, der sich nicht freut, dass er am Mischpult nicht so viel zu regeln hat.
Gut, ich erlebte auch, dass ein Musiker, den ich tontechnisch betreute, ein größeres TC Helicon Teil mitbrachte und leider irgendwie nicht daran dachte, sein Teil aus- oder anzuschalten, gerade bei Sprache war der Hall lästig.
Ich kenne ja alles von beiden Seiten, als Musiker, der vom Tontechniker im Stich gelassen wurde und als Techniker, dem die Musiker auch schon mal nicht gut zuarbeiten.
Antwort auf #1.1 von Catharina.Bonedo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenCatharina.Bonedo sagt:
#1.1.1.1 - 10.02.2021 um 20:24 Uhr
Danke auch für diese ausführliche Antwort. Das ist ein gutes Feedback zum Thema Vocaleffekte von der Bühne aus steuern.
Antwort auf #1.1.1 von Rob F
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