In der Theorie soll eine DI-Box lediglich aus einem unsymmetrischen Basssignal ein symmetrisches machen. Das klingt eigenbtlich relativ simpel, oder? Wer sich allerdings schon mal mit dieser Thematik beschäftigt hat, wird schnell festgestellt haben, dass es ganz so einfach wohl doch nicht ist. Im Gegenteil: zwischen verschiedenen DI-Boxen für Bass gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede in Bezug auf ihre Einsatzgebiete und Ausstattungsmerkmale. Wo also liegen die Unterschiede – und welche DI-Box für Bass ist die richtige für meine Zwecke? Mit diesem Ratgeber und Vergleichstest bringen wir Licht ins Dunkel!
- Was macht eine DI-Box?
- Welche DI-Box ist für welches Einsatzfeld geeignet?
- Funktion einer DI-Box – ein kleiner Technik-Exkurs
- Neue Aufgabenbereiche, mehr Spezial-Lösungen bei DI-Boxen
- Welche DI-Box ist die richtige für mich?
- Diese Fragen solltest du dir stellen, wenn du auf der Suche nach der idealen DI-Box bist
- DI-Boxen für Bass – unsere Empfehlungen auf einen Blick
Quick Facts: “Was macht eine DI-Box?”
Eine DI-Box ( auch: “Direct Input Box” oder “Direct Injection Box”) ist ein elektronisches Gerät für den Instrumental-Audiobereich, das sowohl in Tonstudios als auch bei Live-Konzerten Verwendung findet und vor allem zwei Funktionen dient:
- Der Anpassung der Impedanzen (elektrischen Widerständen) zwischen hochohmigen Signalen (wie denen von elektromagnetischen Tonabnehmern von E-Bässen oder E-Gitarren) und niederohmigen Eingängen von Mikrofonvorverstärkern oder Mischpulten.
- Der Aufspaltung bzw. Umwandlung eines unsymmetrischen Signals in ein symmetrisches Signal.
Beide Funktionen dienen einer Signalführung ohne Frequenzverluste und Störsignale, wie sie ansonsten bei unsymmetrischen Kabeln auftreten können (vor allem bei längeren Kabelwegen). Das Signal geht hierbei ohne Umwege direkt vom Instrument zum Eingang des Mischpultes/Vorverstärkers (daher auch die Abkürzung “DI”, was für “Direct Input” steht.
Welche DI-Box ist für welches Einsatzfeld geeignet?
Ehe ich die geneigte Leserschaft für das bessere Verständnis zu einem kleinen Technik-Exkurs einladen möchte, gebe ich euch gleich zu Beginn einen Überblick über die meisten am Markt erhältlichen Geräte – gegliedert nach ihren Anwendungsgebieten. Auf diese Weise könnt ihr eure Suche im Idealfall schon an dieser Stelle massiv eingrenzen und verkürzen.
Für dich ausgesucht
- Simple Aufwertung des Basssignals: Sadowsky Bass Preamp DI, Tech21 SansAmp, Avalon U5, Radial Firefly, WNR Tube Gnome
- Intensivere Bearbeitungsmöglichkeiten des Basssignals, bevor es das Mischpult erreicht: Tech21 SansAmp, EBS Microbass 3, EBS Valvedrive DI, Marleaux Tonwerk
- Kombination zweier getrennter Instrumentenkanälen über einen Mischpult-Kanalweg mit Klangregelung und Pegelangleichung beider Kanäle: EBS Stanley CLarke Signature Preamp, EBS Microbass 3, Sansamp Geddy Lee DI-2112, Radial Bassbone, RMI Basswitch IQ DI
- Nutzung mehrerer Settings (quasi als Effektgerät): Tech21 Sansamp, EBS Microbass 3, Radial Bassbone, Darkglass Alpha/Omega Ultra, Ampeg SCR-DI, Boss BB-1X, Electro Harmonix Deluxe Bass Big Muff PI
- Allerhöchste Signalgüte, jedoch keine bis wenige Bearbeitungsmöglichkeit: Avalon U5, Solo 610, Radial Firefly, Neve RNDI, Millenia Twin Direct TD-1
Funktion einer DI-Box – ein kleiner Technik-Exkurs
In den Kindertagen der Live- und Studiotechnik gab es ausschließlich die Möglichkeit, Audiosignale mithilfe von Mikrofonen zu übertragen oder aufzunehmen. Um befriedigende Ergebnisse bei der Abnahme elektronischer Instrumente zu erzielen, mussten durch die steigenden Anforderungen im Audiobereich Wege gefunden werden, derartige Signale direkt abzunehmen. Leider sind Signale von z.B. passiven Magnetspulen-Tonabnehmern von E-Bässen zu hochohmig für die empfindlichen Mikrofoneingänge der Mischpulte, was die Techniker anfangs vor Probleme stellte.
Ein weiteres Problem stellen Frequenzverluste dar, die aus langen Kabelwegen resultieren: Hochohmige Signale erzeugen in Kabeln sogenannte “Kapazitäten”, die sich (ähnlich wie bei Kondensatoren in passiven Klangregelungen) wie Klangfilter auswirken und vor allem hohe Frequenzen dämpfen und das komplette Signal gänzlich abschwächen. Aus diesem Grund muss also eine Impedanzanpassung auf niederohmige Mikrofoneingänge erfolgen.
>>Dieser Artikel könnte dich auch interessieren: “Kaufberater Bass-Verstärker”<<<
Doch selbst wenn das Signal in ein niederohmiges Signal gewandelt wird und somit weitgehend frequenzgetreu ist, bleibt es vor allem durch lange Kabelwege weiterhin störanfällig gegen elektromagnetische Einstreuungen, die selbst die beste Abschirmung noch so hochwertiger Kabel durchdringen. Da das gewandelte niederohmige Signal nach Ankunft im Mischpult/Mic-Preamp dann verstärkt wird, potenzieren sich unweigerlich auch die unerwünschten Nebengeräusche, die sich das Audiosignal auf dem Weg sozusagen “eingefangen” hat.
Daher bedient man sich des Tricks, in der DI-Box das unsymmetrische Signal aus dem Instrument durch Transformatorspulen nicht nur in der Impedanz herabzusenken, sondern es in zwei parallel laufende (“symmetrische”) Leitungen aufzuspalten. Für diese symmetrische Klangführung benötigt das Kabel eine zusätzliche Leitung im Gegensatz zum unsymmetrischen Gitarrenkabel.
Merke:
- Gitarrenkabel sind zweiadrig mit Abschirmung und Signalführung
- Symmetrische Mikrofonkabel sind dreiadrig und besitzen eine Abschirmung und zwei signalführende Leitungen
- Eine DI-Box senkt die Impedanz des Signals herab und wandelt ein unsymmetrisches in ein symmetrisches Signal ab
Das Problem: Die zwei Parallelsignale im symmetrischen Kabel verlaufen nach dem Verlassen der DI-Box nicht phasengleich, sondern gegenphasig. Gegenphasige Frequenzen löschen sich allerdings gegeneinander aus. Um das Signal also im Mischpult wieder hörbar zu machen, muss hier eine der beiden Phasen gedreht werden.
Warum dieser doppelte Aufwand? Das Geheimnis liegt bei den Einstreusignalen, die während der Übertragung zwischen DI-Box und Mischpult auf das Kabel treffen und Störgeräusche erzeugen. Diese Störgeräusche treffen gleichzeitig auf beide parallel laufende Leitungen des symmetrischen Kabels. Dort verlaufen sie phasengleich, denn sie treffen ja erst nach der Phasenspaltung des Audiosignals des Instrumentes in der DI-Box auf das Kabel.
Wird nun im Mischpult eine Phase des Audiosignals wieder gedreht, so wird zwar das gegenphasige Audiosignal wieder gleichphasig zusammengefügt, die darin enthaltenen (unterwegs eingestreuten) Störsignale jedoch werden nun gegenphasig und löschen sich dadurch aus. Ein sehr simpler Trick, aber außerordentlich effektiv!
Neue Aufgabenbereiche, mehr Spezial-Lösungen bei DI-Boxen
Waren die Typen und Ausführungen von DI-Boxen bis in die 90er-Jahre nahezu ausschließlich nur den genannten Funktionen zugeordnet, so haben sich mittlerweile wahre Armadas von Alleskönnern am Markt etabliert, die speziell für Bassisten eine enorme Bereicherung darstellen.
Reine DI-Boxen und Geräte mit zusätzlicher DI-Funktion kann man heutzutage in folgende Gruppen unterteilen:
- Passive DI-Boxen
- Aktive DI-Boxen (FET/Transistor & Tube/Röhre)
- Aktive DI-Boxen mit Preamp/EQ
- Aktive DI-Boxen mit Preamp und Effekten
- Mehrkanalige aktive DI-Boxen
Welche DI-Box ist die richtige für mich?
Erläuterungen und Kauftipps
1. Passive DI-Boxen
Passive DI-Boxen sind die einfachste und günstigste Lösung und erfüllen in der Regel bereits souverän ihren Zweck. So einfach passive DI-Boxen erscheinen, so unterschiedlich verhalten sie sich doch auch preislich – vor allem durch die verwendeten Komponenten und die ihre Stabilität. Vor allem im Livebetrieb sind sie beliebt, weil sie unkompliziert in der Handhabung und nahezu unverwüstlich sind.
2. Aktive DI-Boxen
Aktive DI-Boxen können das Signal durch die Verwendung eines integrierten Vorverstärkers noch effektiver in seiner Impedanz wandeln. Vor allem passive Bässe können durch eine aktive DI-Box von einer besseren Frequenzübertragung profitieren. Nicht selten verfügen aktive DI-Boxen noch zusätzlich über mehrere Anpassungsstufen, um noch effizienter auf Mischpulteingänge angepasst werden zu können. Die Stromversorgung solch aktiver DI-Boxen erfolgt meistens entweder via 9V-Batterie oder 48V-Phantomspeisung vom Mischpult. Ebenfalls unter die Kategorie “aktive DI-Boxen” fallen solche mit 220V-Versorgung, die jedoch vorrangig im Studio betrieben werden. Sie sind zumeist aufgrund ihrer Bauweise recht hochpreisig und weniger roadtauglich, punkten aber mit einer sehr hohen Signalgüte.
3. Aktive DI-Boxen mit Preamp/EQ
Möchte man unmittelbar an der DI-Box bereits die Möglichkeit haben, das Basssignal direkt beeinflussen und verändern zu können, so kommen dafür vor allem sogenannte Preamp-DI-Boxen in Betracht. Neben der Funktion als vollwertige DI-Box verfügen diese Geräte über eine Vorstufe mit Klangregelung.
4. Aktive Preamp-DI-Boxen
Aktive Preamp-DI-Boxen sind zusätzlich mit Effekten ausgestattet – sei es auch nur ein Overdrive, der wahlweise zuschaltbar ist – und können den Nutzwert für den User enorm steigern. Allerdings verlässt man hier den Pfad der neutralen Klangübertragung und begibt sich auf das Gebiet der “Färbung und Verfremdung des Grundsounds”. Das ist der generelle Unterschied dieser Kategorie im Vergleich zu den reinen DI-Boxen – und auch denjenigen, die ausschließlich mit einem spartanischen Preamp und EQ ausgestattet sind.
5. Mehrkanalige aktive DI-Boxen
Sehr populär sind zweikanalige Preamp-DI-Boxen geworden, die dem Bassisten die Möglichkeit bieten, gleich zwei Bässe anzuschließen und deren Lautstärke und Sound aufeinander abstimmen zu können. Die beiden Basssignale können somit auf einem Amp/Mischpultkanal verwendet werden, ohne dass der Bassist bei Instrumentenwechseln immer wieder manuelle Anpassungen vornehmen muss. Der Nachteil bei fast allen zweikanaligen Preamp DI’s ist jedoch, dass die beiden Kanäle nicht identisch aufgebaut sind und somit die Abstimmung der beiden angeschlossenen Bässe mitunter etwas kniffelig sein kann.
Diese Fragen solltest du dir stellen, wenn du auf der Suche nach der idealen DI-Box bist
Wenn du wissen möchtest, welche DI-Box die richtige für dich ist, so werden dir diese Fragen helfen, deine Suche einzugrenzen:
- Brauche ich überhaupt eine DI-Box, oder reicht vielleicht der DI-Ausgang meines Bassverstärkers aus? Ein Test mit Aufnahmen und A/B-Vergleichen im Proberaum kann Aufschluss geben, bevor man sich auf die Bühne wagt. Und: Studios und Live-Tonfirmen verfügen immer auch über eine Auswahl bereits vorhandener DI-Boxen.
- Soll das Gerät im Studio oder auf der Bühne oder für beide Bereiche eingesetzt werden? Ein sehr hochpreisiges Studiogerät wird man ungern mit zu jedem Gig nehmen wollen! – Benötige ich einen A/B-Switcher für den Einsatz zweier unterschiedlicher Bässe? Wenn ich mehrere Bässe im Einsatz habe, kann eine zweikanalige DI-Box durchaus sinnvoll sein.
- Möchte ich per EQ auf Frequenzen des Bassignals zuzugreifen und diese verändern? Seinen Bühnensound stellt man ohnehin zumeist am Amp ein, und es besteht die Gefahr, dass der Soundmann genau die Frequenzen wieder “zurückkorrigiert”, die man selber an der DI-Box reingedreht hat, da der Bass im Saal ganz anders klingt als auf der Bühne.
- Benötige ich Onboard-Effekte, Overdrive, Ampsimulationen? Viel ist nicht immer besser! Mit einigen separaten Bodeneffekten können die persönlichen Soundvorstellungen möglicherweise besser umgesetzt werden.
- Soll das Signal zum Verstärker unverändert durchgeschliffen und nur über den XLR/DI-Ausgang modifiziert werden? Wenn ja, so muss der Preamp einen Parallel Out/Link Out besitzen.
Wir hoffen, dieser Ratgeber konnte euch bei der Suche nach einer geeigneten DI-Box für euren Bass helfen und Licht ins Dunkel bringen. Nun wünschen wir euch viel Spaß beim Stöbern in den Einzeltests. Übrigens: dieser Testmarathon wird permanent um weitere Tests neuer Produkte ergänzt. Es lohnt sich also, immer mal wieder vorbeizusurfen!