Mit dem brandneuem Manley Voxbox Plug-In wurde wieder einmal ein legendäres Hardwaregerät nachgebildet. Gespickt mit der 2014 eingeführten UAD Unison Technology, die erstmals digitales Processing mit der Einflussnahme auf die analoge Schaltung des Pre-amps verknüpft, kann hier nicht nur die Eingangsimpedanz, sondern auch das Verhalten der Komponenten zueinander beeinflusst werden.
Wer das Original kennt, weiß die Qualität und Features des Gerätes zu schätzen. Die Voxbox verbindet den beliebten Manley Mono Mic Pre, den sogenannten ELOP-Kompressor (hier mit einer festgesetzten Ratio von 3:1), den Pultec-style Mid-EQ als verfeinerte Fullrange-Variante und einen De-Esser mit einem zweitem ELOP-Limiter.
Details + Praxis
Signalfluss
Um das Plug-In besser zu verstehen, habe ich ein Signalfluss-Diagramm angehängt, welches die Reihenfolge der Komponenten etwas deutlicher darstellt. Entgegen vielen anderen Channelstrips liegt bei der Voxbox die Kompressoreinheit vor dem Preamp. Ein weiteres wichtiges Detail ist der XFMR-Schalter. In der EQ-Sektion etwas versteckt, schaltet er, wenn auf „In“ gesetzt, das bearbeitete Signal auf einen Transformer-Ausgang, der den Gesamtsound maßgeblich färbt. Beim Originalgerät ist das ohne Schalter geregelt. Der „Balanced“-Ausgang nutzt den Transformer, „Unbalanced“ umgeht ihn.
Die einzelnen Einheiten erklärt
Mit klarer farblicher Abgrenzung der einzelnen Bereiche und anhand der logischen Gruppierungen lässt sich die Voxbox schnell und einfach verwenden. Auch wenn es keine Zauberei ist, die überschaubare Zahl an Bedienelementen sinnvoll ergonomisch darzustellen, so schaffen es doch manche anderen Hersteller durchaus, ihre Programme vollkommen sinnlos zu überfrachten.
Mikrofon-Preamp
Neben dem Power-Schalter befindet sich ein Filter, das sogenannte Highpass. Schaltbar zwischen Bypass, 80 und 120 Hz, verhindert er tieffrequente Störgeräusche wie Trittschall und reduziert Pop- und Griffgeräusche. Hilfreich ist auch der darunter liegende Phasenschalter. Er bietet Abhilfe bei etwaigen Signalauslöschungen, beispielsweise wenn man mit mehr als einem Mikrofon arbeitet. Außerdem interessant bei der Voxbox ist die Schaltung und Arbeitsweise der Input- und Gain-Sektion. Der Input-Regler ist ein stufenloses Pad und liegt noch vor dem Kompressor und der ersten Röhrenstufe im Signalweg. Der danebenliegende Gain-Switch bietet fünf verschiedene Stellungen, ist aber tatsächlich eine clevere variable Feedback-Kontrolle, die nicht nur Auswirkungen auf den Gainbereich hat, sondern gleichzeitig auch auf die Transienten und die harmonische Struktur. Dadurch wir deiklangliche Ausrichtung der gesamten Schaltung verändert. Da macht es Spaß, etwas zu experimentieren, um seinen gewünschten Sound zu finden.
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Kompressor
Obwohl der Voxbox-Kompressor mit einer festgelegten Ratio von 3:1 anfangs etwas eingeschränkt zu sein scheint, zeigt sich beim Test jedoch eine erstaunliche Vielseitigkeit und eine einfache Anwendbarkeit. Attack und Release sind anhand einer Rasterung von Fast zu Slow mit fünf Abstufungen wählbar, was ein gezieltes Arbeiten ermöglicht. Er klingt insgesamt sehr musikalisch, ist vergleichbar mit dem sehr beliebten UAD LA-2A , der auf dem gleichen Opto-Prinzip basiert. Ein Pluspunkt hier ist auch, dass er vor dem Preamp geschaltet ist und diesen dadurch recht rauscharm macht. Die fehlende Makeup-Regelung wird durch die Input-Gain- und Output-Regelmöglichkeit kompensiert. Da muss man teilweise etwas experimentieren, um den richtigen Pegel zu etablieren.
EQ
Der EQ der Voxbox ist sehr stark an den begehrten Midrange Equalizer MEQ-5 von Pultec angelehnt. Hier hat Manley jedoch die Funktionalität durch eine größere Auswahl an Center-Frequenzen erweitert. Es stehen drei Bänder zur Verfügung: der Bassbereich und der Höhenbereich, deren angewählte Frequenzen bis zu 10 dB angehoben werden können, und der Mittenbereich, der bis zu 10 dB abgesenkt werden kann. Das ergibt insgesamt eine Erweiterung um sechs neue Center-Frequenzen zwischen 20 Hz und 150 Hz, sowie weiteren sechs zwischen 6,4 kHz und 20 kHz. Dies sorgt hier für eine große Auswahl von 33 Frequenzen in drei Bändern. Das macht den Equalizer sehr universell einsetzbar und erlaubt einen viel breiteren Einsatz als nur zur Stimmenbearbeitung.
DE-ESSER & LIMITER Sektion
Am Ende des Processings in der Voxbox liegen der De-Esser und Limiter, wiederum basierend auf dem originalen Manley ELOP Design mit vier festgelegten Frequenzen, schaltbar zwischen 3 und 12 kHz. Er zeigt sich einfach und effizient in der Praxis. In der fünften Position allerdings arbeitet diese Sektion als Fullrange-Limiter in der Charakteristik des berühmten LA-2A. Mit einer fixen Ratio von 10:1 hält er bei einem sehr dynamischen Signal die Pegelspitzen perfekt im Griff. Da er in der Signalflusskette am Ende liegt, ist es möglich, sowohl vor dem EQ zu komprimieren als auch zusätzlich hinter dem EQ den Limiter zu nutzen.
Klang
In den folgenden anhand Klangbeispielen könnt ihr hören, wie die Voxbox in der Praxis und im Einsatz mit diversen Instrumenten klingt. Aufgrund der Beschriftung der Audiofiles sollte leicht nachzuvollziehen sein, welche Bearbeitung erfolgt. Ton ab!
Im Folgenden hören wir den Einsatz des Plug-Ins mit einer akustischen Gitarre.
Auf der Stimme zeigt sich die Voxbox souverän und wie erwartet transparent.
Der EQ arbeitet außerordentlich gut und erreicht mühelos alle zur Stimmbearbeitung erforderlichen Freuenzbänder. Seidige Höhen ohne zuviel harte Zischlaute zu kreieren, scheinen eine Leichtigkeit für den Neuling zu sein.
Ein Vocal Sample mit De-Esser, welcher erst auf bypass und dann in den Signalfluss geschalten ist
Beim Spielen mit der Input- -und Gain-Einheit lassen sich vielfältige Klangfarben von „mellow“ bis raubeinig oder gesättigt angezerrt erreichen.
Die abschließenden Audiobeispiele demonstrieren nochmals, wie effektiv und transparent der UAD Voxbox Limiter im Zusammnenspiel mit vorheriger Kompression arbeitet. Ein sehr dynamischer Vocal-Part kann optimal in einen Mix eingefügt werden, ohne dabei herauszuspringen.
Was gefällt?
Die vielfältigen Möglichkeiten, Audiomaterial mit der Manley Voxbox aufzunehmen und zu manipulieren, sind traumhaft. Außerdem klingt das Plug-In fantastisch, die richtigen Einstellungen vorausgesetzt. Hierzu bietet das Plug-In eine präzise visuelle Kontrolle und optimale Regelmöglichkeiten ohne große Umwege.
Was gefällt nicht?
Zu Anfang mag die Input- und Gain-Sektion in der Bedienung etwas gewöhnungsbedüftig sein, da sie durch ihren Aufbau den Gesamtsound maßgebend verändern kann. Nach der Gewöhnungsphase ist dies jedoch kein Problem und eine Freude in der Anwendung. Ich gehe sogar soweit, dass ich mir das Manley Plug-In in fast jeder Projektspur vorstellen könnte, doch hierzu ist die DSP-Auslastung von etwa 23% bei einer Einheit etwas zu hoch. Das entspricht dem mehrfachen DSP-Bedarf vieler seiner Kollegen.
Auf meinem Apollo Twin konnte ich nur eine sehr begrenzte Anzahl an Instanzen gleichzeitig öffnen, was in einer Aufnahmesituation jedoch sicherlich kein Hindernis darstellt.
FAZIT
- In Echtzeit aufnehmen mit Manley’s high-fidelity Class A Tube Mic Pre
- Frequenzbereiche „Shapen“ mit Manley’s Pultec-style passive EQ mit 33 wählbaren Frequenzen
- Transparenter optical Kompressor mit 25 Attack and Release Kombinationen
- Class A EQ und Kompression für zB. Bass, Akustik Gitarre oder Vocals
- De-Esser Sektion mit Limiter
- Direkte Gain und Impedanz Kontrolle des Mikrofon Verstärkers von der Voxbox durch UAD Unison Technologie
- hochwertiger, transparenter Sound
- vielfältige Einsatzmöglichkeiten
- durchdachtes Konzept
- Phasentreue
- hoher Preis
- DSP-hungrig
- EUR 299,- (UVP)
- hochwertiger, transparenter Sound
- vielfältige Einsatzmöglichkeiten
- durchdachtes Konzept
- Phasentreue
- hoher Preis
- DSP-hungrig