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Ableton Live 9 Basics für Drummer und Produzenten #2

Willkommen zum zweiten Teil dieses Ableton Live / Drum Recording-Video-Workshops. Nachdem wir die aufgenommenen Groove-Samples im ersten Teil gewarpt und mit Basis-Effekten klangoptimiert haben, wollen wir nun mit weiteren Effekten und Ideen daran arbeiten, aus unseren kleinen Proberaumaufnahmen mit nur zwei Overhead-Mics kreative Loops zu basteln. Hier könnt ihr euch das Video anschauen, die einzelnen Schritte erkläre ich wieder Schritt für Schritt im Anschluss.

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Step 7: Weitere Effekte

Nach den grundlegenden, zur ersten Klangoptimierung eingesetzten Basis-Effekten EQ 8 und Kompressor gehen wir nun einen Schritt weiter und bringen weitere Effekte in diese erste FX-Kette.

Saturator

Um dem Beat etwas mehr „Beef“ zu verpassen, setze ich einen Saturator hinter den Kompressor. Egal, ob mit oder ohne Einsatz des Färbungs-Filters für die unteren Frequenzen (Color), lassen sich Signale mit diesem Waveshaping-Effekt von sanft bis heftig „anreichern“ (saturieren) und zerren. Die verschiedenen Kurven zum Verformen des Eingangssignals führen zu unterschiedlichen Ergebnissen, also einfach mal damit experimentieren. Aber Vorsicht: Saturator kann die Ausgangslautstärke nach dem Effekt drastisch anheben, deshalb immer ein Auge auf dem Output-Regler des Effektes haben. Es kann eine gute Idee sein, in eine Kette mit einem Saturator noch ein Utility zu integrieren, um die Gesamtlautstärke der Spur im Griff zu haben.

Reverb

Ans Ende dieser Effektkette setze ich nun noch ein Reverb, um dem Beat ein wenig Ambience zum Atmen zu geben. Die Raumgröße des gewählten Presets “Drum Room“ ist eher klein bemessen, und die Decay-Zeit von ca. einer Sekunde lässt den Hall recht schnell wieder abklingen. Den Dry/Wet-Regler fahre ich dann von „0“ ausgehend herein, bis ein wenig Raum hörbar wird.

Audio Effekt Rack

Durch die Tastenkombination [Command] + G lassen sich die einzelnen Geräte der Kette zu einem Rack zusammenfassen. Parameter wie der Dry/Wet des Reverbs lassen sich (wie jeder Parameter) per Rechtsklick auf die Makro-Regler des Racks mappen, sodass sie schnell und unkompliziert verändert werden können.

Neuer Track – neuer Weg

Ich kreiere einen weiteren Audio Track und kopiere den zweiten Groove in diese Spur. Den EQ 8 aus Track 1 kopiere ich mir rüber in Track 2 und nenne diesen „FX Kette 2“.

Step 8: Weitere Effekte 

Multiband Dynamics

Dieses Gerät, eigentlich ein Mastering-Effekt, ist zur Änderung der Dynamik von Audiomaterial auf maximal drei unabhängige Frequenzbänder konzipiert. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass Kompression und Expansion gezielt nur auf die hohen, die mittleren oder / und die tiefen Frequenzen innerhalb eines Files anwendbar sind. 
Daraus ergeben sich vier Arten der Dynamik-Bearbeitung:
Oberer Treshold: 
Signale, die den oberen Schwellwert  (A = Above) eines Frequenzbandes überschreiten, werden entweder 

  • abwärts komprimiert (Downward Compression), indem man den Ratio-Wert im Threshold-Balken nach unten zieht (Balkenfarbe wird grün, laute Signale werden leiser),

oder

  • aufwärts expandiert (Upward Expansion), indem man den Ratio-Wert im Threshold-Balken nach oben zieht (Balken färbt sich orange, laute Signale werden lauter).

Unterer Treshold: 
Signale, die den unteren Schwellwert (B = Below) eines Frequenzbandes unterschreiten, werden entweder 

  • abwärts expandiert (Downward Expansion), indem man den Ratio-Wert im Threshold-Balken nach unten zieht (Balkenfarbe wird grün, leise Signale werden leiser),

 oder

  • aufwärts komprimiert (Upward Compression), indem man den Ratio-Wert im Threshold-Balken nach oben zieht (Balken färbt sich orange, leise Signale werden lauter).

Mit diesen frequenzunabhängigen Bearbeitungsmöglichkeiten – zuzüglich der individuellen Attack- und Release-Zeiten, einzustellen  unter dem Zeit-Menüpunk (T=Time) – lässt sich Audiomaterial sehr detaliert dynamisch bearbeiten. „Schwächen und Stärken“ eines Samples können herausgestellt oder entfernt werden, was des Klang eines Samples maßgeblich beeinflussen kann. 

Bei dem zweiten Groove versuche ich nun also, die 

  • etwas dünne Kick durch eine Upward Expansion im tiefen Frequenzband deutlicher herauszustellen, 
  • die knallige, Ghostnote-lastige Snare durch eine Downward Expansion im mittleren Frequenzbereich einzudämmen und
  •  die Hi-Hat im oberen Frequenzband mittels klassischer Downward Compression im Zaum zu halten. Der Beat ist nun wesentlich trockener, hat mehr Wumms und klingt in sich stimmiger. 

Multiband Dynamics ist ein sehr komplexes Tool, mit dem sich solche „Rettungsaktionen“ ebenso angehen lassen wie leichte Dynamikbehandlungen, aber auch extreme Ergebnisse können erzielt werden (Stichwort Upward Compression). Ich rate dazu, diesen mächtigen Effekt, dessen vielfältige Wirkungsweise hier nur grundlegend besprochen werden kann, genauer zu studieren, es lohnt sich. Auch in diese zweite Spur / FX-Kette lege ich schließlich noch einen kleinen Raum, ähnlich dem in Spur 1.

Step 9: Resampling

Um nun den dritten Clip in einem eigenen Track zu haben und zu bearbeiten, „re-sample“ ich ihn in eine dritte Spur namens „FX-Kette 3“. Das bedeutet, ich nehme den Beat inklusive der angewandten Basis-Effekte neu auf. Dazu wähle ich im „Audio-From“-Menü der dritten Spur die erste FX-Kette aus, schalte Spur 3 aufnahmebereit und recorde den dritten Beat inklusive des Processings von Spur 1 in den Track.

Step 10: Audio to MIDI

Mit den Audio-to-MIDI-Features in Live lässt sich Audiomaterial direkt in MIDI umwandeln. Neben „Melodie auf neue MIDI-Spur konvertieren“ und „Harmonie auf neue MIDI-Spur konvertieren“ gibt es auch den Befehl „Drums auf neue MIDI-Spur konvertieren“, und genau den wenden wir nun per Rechtsklick auf Groove 3 an. Live kreiert daraufhin eine neue MIDI-Spur mit einem Clip, der die aus dem Audio Clip ausgelesenen Informationen in MIDI-Noten umwandelt und ein Default Drum Rack lädt. Nun könnt ihr Noten an- und ausschalten, auf der Piano Roll verschieben (Sounds ändern) oder auch das gesamte Drum Rack tauschen.

Step 11: Weitere Effekte

Corpus

Dem vierten Groove kredenzen wir nun eine ganz andere Art von Audio-Effekt: Corpus. Corpus simuliert mit verschiedenen Typen die akustischen Eigenschaften von resonanten Klangkörpern und gibt einem Drum Loop wie dem, den wir hier haben, eine klangliche Richtung. Unter dem Type-Menü findet sich eine Auswahl von sieben verschiedenen physikalischen Modellen resonanter Klangkörper, die dem Sample ganz unterschiedliche Farben geben können. Ich entscheide mich erstmal für „Pipe“, die Simulation eines zylinderförmigen Rohrs, welches an einem Ende vollständig geöffnet ist und am anderen Ende eine variable Öffnung besitzt. Neben dieser „Öffnungsvariation“ gibt es, wie für jedes dieser Modelle, mehrere Parameter zur Soundgestaltung; bei „Pipe“ lassen sich unter anderem noch der Öffnungsradius und das Decay einstellen, ein Filter kann angewendet werden und der Dry/Wet-Regler bestimmt bei allen Modellen die Effektintensität des eingehenden Signals nach Durchlaufen des Gerätes.  

Spannend ist außerdem noch das MIDI-Sidechain Feature von Corpus: Mit aktiviertem „Frequency“-Schalter im Sidechain-Bereich des Effektes steuern eingehende MIDI-Noten (live eingespielt oder in einem Clip programmiert) Frequenz bzw. Tonhöhe der Resonanz, was es ermöglicht, dem File quasi eine Melodie zu geben. 

Dafür muss ich noch einen MIDI-Track kreieren, der sein MIDI-In von einem Controller bekommt (in meinem Fall die Keyboard-Tastatur), der Track steht empfangsbereit auf „Monitor in“. 

In Corpus bestimme ich dann wiederum in dessen Sidechain-Bereich „MIDI from: dieser MIDI-Track“. Nun liest Corpus die vom Keyboard eingehenden MIDI-Noten aus. 

Alternativ lege ich einen geloopten Clip mit einer kleinen Notenabfolge in den MIDI-Track, und so spielt mein Groove nun eine resonierende Melodie – nicht vergessen: „Monitor In“ auf „Auto“ umstellen, ansonsten gehen die MIDI-Noten in dem Clip nicht „raus“. Um die resonierende  Tonhöhe unabhängig vom Sidechain-Feature zu definieren, kann ich auch die Regler „Tune“ und „Fine“ nutzen, eine Anzeige „übersetzt“ die Frequenzen in Noten wie „C1“, „G2“ etc., sodass mit Hilfe des „Fine“-Reglers exakte Tonhöhen bestimmt werden können. 

Step 12: Loops miteinander kombinieren

Nun können wir schon mal zwei oder drei unserer bisherig erbastelten Grooves miteinander kombinieren. Weil ja alle Clips gewarpt sind, sind sie tempoflexibel und somit natürlich auch unabhängig von ihrem eigentlichen Originaltempo zusammen abspielbar. Um sicherzugehen, dass die Clips auch gut miteinander funktionieren, warpe ich den einen oder anderen Transienten noch einmal etwas genauer.

Step 13: Weitere Effekte
Resonator

Jetzt kümmere ich mich noch einmal um Groove 1. Den habe ich zwar mit den Basis-Effekten etwas „aufgehübscht“, aber nun suche ich mir nur einen halbtaktigen Moment und lege einen weiteren resonierenden Audio-Effekt in seinen Track: Resonator. Dieses Gerät besteht aus fünf parallelen Resonatoren, die dem Eingangssignal einen tonalen Charakter aufprägen. Mit dem „Note“-Parameter kann ich die Grundtonhöhe aller Resonatoren bestimmen und so den folgenden fünf Resonatoren, ausgehend vom Grundton, höhere oder tiefere Noten (in Halbton-Schritten) zuordnen. Auch Resonator verfügt unter anderem über ein Eingangsfilter und einen Decay- und Dry/Wet-Regler. Ein toller Effekt, der verschiedenste Klangwelten erschaffen kann – ich mag den „Saiten-Instrument-Touch“, den Resonator meinen Drum-Grooves geben kann. Das Zusammenspiel von Resonators „Decay“ und der Transienten-Hüllkurve der Warp-Einstellungen (Beats Mode) des Groove 1-Clips führt in diesem Fall zu interessanten Ergebnissen, wie ich finde…

Step 14: Drum Bus Routing

Um alle Clips / Grooves über einen Sub-Mix weiter prozessieren zu können, erstelle ich eine neue Audiospur und nenne sie „Drums Mix“. Alle Spuren mit Grooves werden nun über das „Audio-To“ Menü dieser Tracks an eben diesen Submix geschickt.  

Step 15: Mehr Varianten erstellen & fein-tunen

Dabei will ich es erst einmal belassen, was die Effekte angeht. Um nun mehr Clips mit mehr Varianten der Original-Grooves zu kreieren und miteinander kombinieren zu können, erstelle ich jeweils vier weitere Kopien der grob gewarpten Originale (rot) und handle nach demselben Prinzip wie zuvor: Ich suche mir kurze Passagen aus den Originalen raus, transponiere, experimentiere mit Warp-Markern und den Warp-Modi, wandle diesen neuen Parts wieder in MIDI um und komme so Schritt für Schritt zu einer Sammlung von Groove-Varianten, die alle aus den vier Originalen entstanden sind – auch wenn sie zum Teil überhaupt nicht mehr als solche erkennbar sind. Zum Schluss benenne ich alle neuen Clips („Groove 2a“, „Groove 2b“ etc.), gebe ihnen eine einheitliche Farbe und bin nun ready für einen Jam mit den Früchten unserer Arbeit. 

Step 16: Jam
Erst die Arbeit – dann das Vergnügen!

Aus vier spontanen 2-Overhead Mikrofon-Aufnahmen, aufgenommen ohne Klick, haben wir also eine Sammlung von 20 Clips erstellt, mit denen wir nun einen „Jam mit der Mouse“ spielen können. Um den gesamten Jam mitzuschneiden, aktiviere ich den globalen Aufnahmeschalter im Transport-Feld; Live nimmt so alles, was in der Session View passiert, im Arrangement-Fenster auf.
Um einen schnellen Mitschnitt des aktuellen Geschehens in einen einzelnen Clip (im Gegensatz zu allen Spuren einzeln in der Arrangement View) zu bekommen, kann ich auch direkt in die Drums Mix Spur aufnehmen. 
Tipp: Stellt den Drums Mix Track auf „aufnahmebereit“, im Monitor aber wählt Ihr „in“, so kann die Spur zwar die gesammelt hereinkommenden Signale aufnehmen, spielt die Aufnahme aber erst hörbar ab, wenn der Monitor auf „Auto“ steht. Auf diese Art haut Euch der „frische“ Clip nicht in den Jam rein, sondern bleibt nach Beendigung der Aufnahme bis auf weiteres still.

Viele Wege führen zum Ziel!

Zum Schluss unseres kleinen Exkurses in die Audio-Welt von Ableton Live 9 möchte ich noch betonen, dass es viele, viele Wege gibt, mit dieser Software (oder auch anderen DAWs) aus 
Audioaufnahmen Beats und Loops zu basteln. Im Rahmen eines Workshops kann man nicht jedes Detail und jeden möglichen Workflow besprechen; insofern empfehle ich Euch, das hier Gezeigte als Inspiration zu betrachten und euren eigenen Weg zu finden, kreativ mit Euren Beats in Live umzugehen. 
Viele spannende und weiterführende Konzepte, Ideen, Workflows von Ableton Live sind hier und jetzt nicht erwähnt worden (Dummy Clips, Max for Live, Push …), könnten bei einem solchen Unterfangen, wie wir es hier angegangen sind, aber spaßig, total nützlich und sehr interessant sein – Themen, die wir zukünftig gerne in weiteren Workshops vertiefen könnten – lasst es uns einfach wissen!
Ich hoffe, Ihr hattet Spaß, habt etwas gelernt und seid jetzt vielleicht ein wenig inspiriert, aus Euren zukünftigen Proberaum- und Handy-Aufnahmen mehr herauszuholen und so Material zu erschaffen, welches Ihr für weitere musikalische Abenteuer benutzen könnt! Hier geht’s zurück zum ersten Teil des Workshops.

Viele Wege führen zum Ziel!

Zum Schluss unseres kleinen Exkurses in die Audio-Welt von Ableton Live 9 möchte ich noch betonen, dass es viele, viele Wege gibt, mit dieser Software (oder auch anderen DAWs) aus 
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