Praxis
Zunächst möchte ich den 95000 Looper auf seine Klangqualität überprüfen. Dafür spiele ich zunächst ein Riff direkt in den Amp, der einen leichten Crunchsound erzeugt. Nun verbinde ich meine Gitarre mit dem Looper. Da die Kombi-Eingänge sowohl für Mikrofone als auch für Instrumente vorgesehen sind, muss das Signal zunächst eingepegelt werden. Der Hersteller empfiehlt dabei, es so einzustellen, dass die Clip-Anzeige nur bei den härtesten Anschlägen aufleuchtet. Das ist im Fall meiner Telecaster genau auf 12 Uhr der Fall.
Geht das Signal mono direkt an einen Amp, ist es ratsam, den Monitor-Out zu nutzen. Wie sich zeigt, ist dieser aber sowohl vom Pegel des Headphone-Potis als auch vom Pegel des Master-Potis abhängig, was ich etwas umständlich finde. Stehen diese beide Potis ebenfalls auf 12 Uhr, erhalte ich aber dennoch ein Signal, das in etwa auf Unity Gain mit dem Direktsignal liegt.
Wir hören erst das Signal direkt in den Amp. Im zweiten Audiofile nehme ich über den 95000 Looper auf und spiele danach die Aufnahme ab.
Das über den Monitor Out ausgegebene Signal macht im Vergleich zum Signal direkt in den Amp einen guten Eindruck. Beim ganz genauen Hinhören gibt es sich nicht ganz rauschfrei, was aber in der Praxis nicht weiter stören sollte. Wie wir später noch hören werden, sind die Stereoausgänge dagegen in ihren Rauschwerten gänzlich unauffällig. Zwischen dem Aufnahme- und Wiedergabesignal des Loopers lässt sich ansonsten kein Unterschied feststellen.
Ich lasse auch im heutigen Test wieder die Kamera mitlaufen. Da die folgenden Aufnahmen etwas länger ausfallen, ist es zu empfehlen, für einen besseren Überblick auch das Video zu schauen.
Als nächstes schnalle ich ein paar Effektpedale vor den Looper und probiere auch gleich die Funktion aus, auf mehreren Tracks aufzunehmen, was auch bestens funktioniert. Auch gestaltet sich dabei die grundlegende Bedienung beim Erstellen von Loops recht einfach.
Wirklich nett finde ich das Feature, die Aufnahme on the fly um die Hälfte zu verlangsamen. Nimmt man anschließend einen weiteren Track über das langsamere Tempo auf und wechselt danach ins Originaltempo zurück, wird der zuletzt aufgenommene Track natürlich ebenfalls in seiner Geschwindigkeit verdoppelt und nach oben oktaviert. Ansonsten kann die Oktaver-Funktion und auch die Reverse-Funktion aber leider nur auf allen Spuren gleichzeitig angewendet werden.
Wie sich zeigt, lassen sich die Spuren weder per Fußbefehl noch über einen der Buttons am Gerät einzeln auch wieder deaktivieren. Hier würde ich mir noch einen weiteren Fußschalter wünschen, um diese Funktion direkt parat zu haben. Bei den vielen Einstellmöglichkeiten könnte es meines Erachtens aber generell sinnvoll sein, im Livekontext das Pedal auf einer erhöhten Ablage zu haben, da man sich für Einstellungsänderungen sonst ständig herunterbeugen muss, um beispielsweise die Fader zu betätigen.
Wie bereits erwähnt, stellt der 95000 Looper dem Anwender auch eine umfangreiche MIDI-Steuerung zur Verfügung. Dazu zählt auch die Aktivierung und Deaktivierung einzelner Spuren. Wer also das Pedal im Livekontext möglich umfangreich in einem klassischen Bodenpedal-Setup nutzen möchte, sollte wohl auch zusätzliche MIDI-Controller ins Auge fassen.
EHX hat dem Pedal ab Werk 20 Drumgrooves spendiert, die gut klingen und zum Jammen einladen. Zu finden sind die Loops jeweils auf der Stereo-Mix-Down-Spur der ersten zwanzig Speicherplätzen des Pedals. Löscht man einen der Speicherplätze, können die Loops erfreulicherweise auch nachträglich noch einmal von der Website des Herstellers heruntergeladen werden.
Die Anbindung per USB an meinen iMac funktioniert tadellos. Hier kann dann nicht nur eine Sicherungskopie des aufgenommenen Materials gespeichert, sondern auch der Looper mit externem Audiomaterial bespielt werden.
Es folgt ein Audiobeispiel mit mehreren Bassspuren, auch hier habe ich auf der letzten Spur wieder den “Octaver-Trick” angewendet.
Für dich ausgesucht
Für das letzte Beispiel möchte ich die Möglichkeit nutzen, das Pedal mit einem Mikrofonsignal anzusteuern. Dafür platziere ich ein Neumann TLM 102 vor meiner Akustikgitarre und aktiviere die Phantomspeisung. Trotz des recht empfindlichen Kondensatormikrofons muss ich am Looper die Vorverstärkung recht hoch einstellen, um es anständig auf Pegel zu bringen. Für sensibel gespieltes Material wäre es daher hilfreich, wenn die Preamps des Pedals etwas potenter wären, was ich bei dieser Preiskategorie auch erwartet hätte. Strumming-Spielweisen wie im letzten Beispiel oder auch Gesänge direkt ins Mikrofon lassen sich aber problemlos verstärken.
Absolut punkten kann das Pedal auch mit seiner Steuerung der Aufnahmegeschwindigkeit, bei der “Tape-typisch” auch die Tonhöhe verändert wird. Hier zeigt das Gerät auch bei schnelleren oder langsameren Tempi eine gute Audioqualität. Der kreative Faktor, der sich daraus beim Live-Looping ergibt, dürfte vielen Anwendern Freude bereiten.