Praxis
Das Attack Decay ist nur auf den ersten Blick einfach zu bedienen. Man kann zwar drehen, bis es passt, aber ohne ein ausgiebiges Studium der Betriebsanleitung wird man nie die ganze Bandbreite an Möglichkeiten ausschöpfen können. Das Pedal einfach nur zum Einfaden von Chords oder einzelnen Noten zu verwenden, wäre im Grunde reine Geldverschwendung, denn mit etwas Geduld und Experimentierfreudigkeit lassen sich hier ziemlich verrückte Sounds einstellen. Man kommt durchaus in Bereiche von Radiohead, King Crimson und Queens of the Stone Age. Besonders im Polymodus klingt das Teil ziemlich kaputt, aber auch sehr interessant.
Bei diesem Test kommt eine alte Strat mit David Gilmour EMG DG 20 Pickups und ein von Manfred Reckmeyer modifizierter Vox AC 30 zum Einsatz. Der am einfachsten zu realisierende Effekt ist das Einfaden von Sounds, mit dem man gute Steel-Guitar-Imitate kreieren kann.
Wenn man den Decay-Regler auf etwa 9 Uhr zurückdreht, wird der Ton sehr früh abgeschnitten. Der Effekt ähnelt der Hüllkurve eines Banjos, weil er fast kein Sustain mehr hat. Mit etwas Hall kann man so auch den Klang einer japanischen Shamisen imitieren.
Um einigermaßen authentische Rückwärtseffekte hinzubekommen, sollte man das Pferd auch tonal von hinten aufzäumen und nicht einfach nur die üblichen Pentatoniklicks abspulen. Aber auch wenn diese anarchistischen Hippiesounds mit dem Attack Decay gelingen, finde ich es einfacher, Rückwärtseffekte mit einem Reverse-Delay zu realisieren. Bei diesem Test kommen übrigens alle Zerrsounds vom integrierten Fuzz. Der Vox AC 30 ist clean eingestellt.
Kommen wir zum Poly-Modus, mit dem man ebenfalls interessante Fade-Sounds erzeugen kann. Im Gegensatz zum Mono-Modus klingt das Pedal in dieser Einstellung zwar ziemlich kaputt, aber dafür gibt es noch wesentlich abgefahrenere Sounds.
Im folgenden Beispiel habe ich den Attack-Regler auf einen etwas schnelleren Wert gestellt, um den Anschlag nur leicht abzuschwächen. Wie man gut hören kann, eignet sich der Polymodus sehr gut dafür, auch Akkorde mit sehr viel Verzerrung zu spielen.
Für dich ausgesucht
Diejenigen, die auf der Suche nach ungewöhnlichen Sounds sind, kommen mit dem Attack Decay wirklich voll auf ihre Kosten. Wenn man den Mixregler auf etwa 50% stellt und den internen Fuzz aktiviert, morpht das Pedal je nach Einstellung von einem cleanen zu einem verzerrten Sound.
Hier noch zwei extreme Einstellungen im Poly-Modus, die man gut für markante Flächensounds und Cello-Imitationen verwenden kann. Im kreativen Studioeinsatz kann man so seine Playbacks mit ungewöhnlichen Pad- und Streichersounds anreichern, die gleichzeitig völlig unkitschig daherkommen.