Praxis
Für den Test benutze ich eine Squier Classic Vibe Telecaster. Das Signal der B9 Orgel geht direkt in den Preamp meiner Motu Ultralite. Um verschiedene Amps und Effekte schnell zur Verfügung zu haben und vergleichen zu können, kommt Guitar Rig 5 von NI zum Einsatz. Der Hersteller rät übrigens davon ab, das Pedal im Effektweg zu benutzen.
Schon beim Warmspielen fallen mir einige Dinge auf, die ich gleich vorweg beleuchten möchte, bevor wir zu den Hörbeispielen kommen. Da das Signal der Gitarre umgewandelt werden muss, entsteht beim Spielen eine spürbare und mit dem hinzugemischten direkten Gitarrensignal auch leider hörbare Latenz. Das beeinträchtigt ohne Frage die Spielfreude. Da eine Gitarre verständlicherweise ganz andere Spieleigenschaften als eine Orgel mit sich bringt, muss man seine Spielweise anpassen. Bendings und Akkordslides beispielsweise sollte man eher vermeiden, wenn man einen möglichst authentischen Sound generieren möchte.
Leider reagiert das Pedal auch sehr stark auf Dynamik, was bei einer echten Orgel bekanntlich nicht der Fall ist. Bei ausklingenden Akkorden lässt das Tracking bzw. das Sustain zu wünschen übrig. Auch bei Melodiebewegungen in bereits klingenden Akkorden rutschen immer mal Töne weg oder – noch gravierender – ändern ihre Tonhöhe. Im Klartext bedeutet das, dass man die eigene, gewohnte Spielweise komplett in den Dienst des Pedals stellen muss, weil ansonsten das Ergebnis meist anders als erwartet ausfällt. Und genau unter diesem Gesichtspunkt werde ich mit ihm jetzt auch den Praxistest absolvieren.
Schauen wir uns zuerst die einzelnen Presets an:
Los geht’s mit dem Fat & Full Sound. Als Amp nutze ich eine Fender Tweed Simulation, angereichert mit einem klassischen Federhall. Auch wenn der Sound natürlich Charakterzüge einer Orgel besitzt, wirkt der Gesamteindruck doch eher steril und erinnert an einen Harmonizer-Effekt. Ich tausche den Tweed gegen eine Plexi-Simulation und schalte einen Rotor-Effekt hinzu. Das Signal wird nun etwas schmutziger und bekommt, dank des Rotor-Effekts, einen authentischeren Charakter.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 12 | 12 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 12 | 12 | Plexi Amp + Spring Reverb + Rotator Effekt |
Weiter geht’s mit dem Jazz Preset und einer Walking Bass Line, gespickt mit Akkordvoicings. Dieses Preset wirkt etwas leiser. Im zweiten Beispiel drehe ich das Gitarrensignal hinzu. Erst jetzt kommt auch der Click-Sound zum Tragen, der trotz weit aufgedrehtem Regler vorher nicht hörbar war. Im ausklingenden Schlussakkord ist das mangelnde Sustainverhalten der Orgel gut hörbar.
Für dich ausgesucht
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 14 | 15 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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12 | 12 | 14 | 15 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Das Gospelpreset wirkt recht authentisch, ist aber auch sehr dynamikempfindlich. Bei weicherem Anschlag bekommt der Sound die typische „Atmung“, die man von Holzpfeifen kennt.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 14 | 12 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Den Classic Rock Sound füttere ich hauptsächlich mit Powerchords. Am Ende lässt sich wieder deutlich das mangelnde Tracking wahrnehmen. Ich bearbeite diese Aufnahme auch noch einmal mit dem schon zuvor eingesetzten Rotor-Effekt. Auch hier wirkt das Signal nun im Nachhinein etwas authentischer.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 15 | 12 | Plexi + Spring Reverb + Rotator |
Der Hersteller empfiehlt das Bottom End Preset als Oktaver. Daher drehe ich mein Gitarrensignal wieder hinzu. In den Akkorden klingt die Orgel recht authentisch. Leider wird aber auch die Latenz zwischen Gitarren- und Orgelsignal sehr deutlich.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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12 | 12 | 15 | 15 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Das Octaves Preset kommt sehr fett daher. Ich mische hier ebenfalls die Gitarre hinzu.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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12 | 12 | 12 | 12 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Für die Cathedral Variante drehe ich den Reverb-Regler deutlich weiter auf und nutze einen völlig clean eingestellten Amp. Leider schafft es der Sound nicht, meine gespielten Dreiklänge sauber und deutlich aufzulösen.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 15 | 12 | Jazz Chorus + Digital Reverb |
Das Continental Preset reagiert ebenfalls sehr empfindlich auf meinen Anschlag, erinnert aber sonst sehr an die typischen damaligen Heimorgeln.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 12 | 12 | Tweed Amp + Spring Reverb |
Der Glockensound im letzten Preset reagiert leicht verzögert zum sonstigen Sound, der übrigens eher wie eine Gitarre mit geschlossenem Tone-Poti als ein „electric piano“ wirkt. Auch ist dieses Preset deutlich leiser als seine Vorgänger und ebenfalls sehr empfindlich im dynamischen Verhalten.
Dry | Organ | Modulation | Click | Ampsim |
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Off | 12 | 15 | 12 | Tweed Amp + Spring Reverb |