Praxis
Für den Test kommen eine Yamaha Pacifica 611 sowie zwei klassische Amps aus NI’s Guitar Rig 5 zum Einsatz. Beim Anspielen offenbart das Effektgerät leider genau dieselben Schwächen wie sein Vorgänger. Durch den Pitch-Effekt, der maßgeblich für den orgelartigen Sound verantwortlich ist, entsteht leider auch eine spürbare Latenz beim Spielen. Die lässt sich, bedingt durch die Art des Effektes, nicht vermeiden, was sich verständlicherweise eher negativ auf das allgemeine Spielgefühl auswirkt. Deutlich störender empfinde ich aber das mangelnde Sustain- und Trackingverhalten, das teilweise dafür sorgt, dass einzelne Töne in Akkorden früher wegbrechen oder schlimmstenfalls ein stehender Ton in komplexeren harmonischen Gebilden auch schon mal seine Tonhöhe ändert.
Generell sollte dem Anwender klar sein, dass typische gitarristische Spielweisen wie Slides oder Bendings nur sehr bedingt oder überhaupt nicht funktionieren. Da das Pedal in einigen Presets auch sehr dynamikempfindlich reagiert, ist es empfehlenswert, die eigene Anschlagsstärke möglichst konstant zu halten.
Ich beginne mit Preset 1 “Tone Wheel”. Das Orgelpedal geht in eine Fender Tweed Simulation, die schon ganz dezente Anteile einer Röhrenverzerrung wiedergibt. Das Verhalten des Klicks sowie der tiefen Frequenzbereiche gefallen mir gut und wirken recht authentisch. Bei genauerem Hinhören wird jedoch in den Obertönen der unnatürliche wirkende Pitch-Effekt deutlich. Das Ende zeigt außerdem, dass man Akkorde nicht allzu lange ausklingen lassen sollte. Dennoch wirkt sich das Tracking-Problem in diesem Preset nicht allzu stark aus.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Spring Reverb |
Weiter gehts mit dem “Prog”-Preset. Dieser Sound sorgt für mächtig Dampf im Bassbereich. Auch hier klingt der Obertonbereich leider etwas synthetisch.
In der zweiten Version schalte ich noch einen Kompressor vor den Amp. In dieser Kombination verzerrt der Amp etwas mehr, was für meinen Geschmack dem Sound entgegenkommt. Vor allen Dingen wird aber das Gesamtbild griffiger und durch die Dynamikeinschränkung auch Orgel-typischer.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Comp + Spring Reverb |
Die Kombination aus Vibrato-Effekt und Pitch-Effekt im Preset 3 erinnert mich an eine alte Heimorgel, klingt aber stellenweise doch sehr unnatürlich.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Digital Reverb |
Der Shimmer Effekt aus Preset 4 ist auch bei anderen Herstellern sehr beliebt, hat hier aber typischerweise mehr Orgelcharakter. EHX empfiehlt, das Effektsignal mit dem Gitarrensignal zu mischen.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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12 | 9 | 15 | 15 | Fender Tweed + Digital Reverb/Digital Delay |
Für das Deep Purple Preset schalte ich auf eine Marshall Plexi Simulation um, und abgesehen vom Spielgefühl wirkt auch der Sound nicht wirklich griffig.
Für dich ausgesucht
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 15 | 9 | Marshall Plexi + Digital Reverb |
Das Mello Flutes Preset wiederum macht im Zusammenspiel mit dem Gitarrensignal eine sehr gute Figur.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 15 | 9 | Fender Tweed + Spring Reverb/Digital Delay |
Die angesprochenen Probleme des Pedals, Akkorde sauber aufzulösen, sind mir besonders deutlich beim folgenden Preset aufgefallen. Wie man im ersten Audiofile hören kann, bricht der vierstimmige Akkord schon kurz nach dem Anspielen weg. Dieser Umstand war übrigens nicht einmalig, sondern ließ sich in dieser Stimmlage beliebig wiederholen. Im zweiten wirkt das Signal ebenfalls etwas anfällig, gerade zum Ende hin.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
---|---|---|---|---|
0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Spring Reverb |
Im Press Tone Preset kann der Anwender wieder sehr schön das typische Klickgeräusch in den Sound integrieren. Auch hier ist ein möglichst undynamischer Anschlag vonnöten, weil dieser Effekt sehr empfindlich reagiert.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Digital Reverb |
Freunde des Helge Schneider Orgelsounds kommen mit dem letzten Preset auf ihre Kosten, wobei ich für das Audiobeispiel zusammen mit Gitarre, Bass und Schlagzeug gespielt habe. Die Latenz zwischen Anschlag und Signal dämpft, für mich persönlich, besonders im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten die Spielfreude.
Dry | Organ | Mod | Click | Ampsimulation |
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0 | 12 | 12 | 12 | Fender Tweed + Spring Reverb |
Mike sagt:
#1 - 06.12.2019 um 10:18 Uhr
Wirkt sich die angesprochene Latenz auch auf das Direktsignal aus?
Michael Behm (bonedo) sagt:
#1.1 - 07.12.2019 um 09:41 Uhr
Hallo Mike, die erwähnte Latenz wirkt sich nur auf das Effektsignal aus.
Beste Grüße
Michael Behm
Antwort auf #1 von Mike
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenGioi Geniale sagt:
#2 - 31.10.2020 um 19:23 Uhr
Habe das Teil bestellt. Beim testen ist mir leider auch die Latenz aufgefallen. Zuerst habe ich es auf mein Gitarrenspiel abgeschoben, aber leider ist es wohl das Gerätchen, das eben sehr rasch reagieren muss.Die Sounds - natürlich immer Geschmacksssache - gefallen mir. Deren Modulationen und weiteren Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.Tolles Konzept.. Ebenfalls Bedienung und Verarbeitung.
Peter sagt:
#3 - 07.05.2021 um 09:13 Uhr
Eignet sich das Gerät auch für Alustikgitarre?