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Electro Harmonix Dirt Road Special Test

Praxis

Beim ersten Anspielen, bringe ich das Tone-Poti auf 12 Uhr, lasse das Bite-Poti zunächst in Nullstellung und drehe das Volume-Poti ein wenig auf. Wie sich zeigt, sorgt der Amp recht schnell für eine beachtliche Lautstärke, was ich, ehrlich gesagt, gar nicht erwartet hätte. Möchte man den Combo in Zimmerlautstärke spielen, dürfte man wohl nicht über die 8-Uhr-Position hinauskommen. In moderater Lautstärke liefert er einen angenehmen Cleansound, der gleichzeitig auch etwas unaufgeregt ist und mich stark an meinen Polytone Minibrute Jazzgitarren-Combo erinnert. Perlige Clean-Sounds mit dem typischen Mid-Scoop à la Fender sollte man aber nicht erwarten.
Für die heutigen Aufnahmen steht ein Beyerdynamic M160 und ein Shure SM57 vor dem Amp. Wir beginnen mit einer schlichten Bestandsaufnahme der Wirkungsweise des Volume-Potis. Tone steht wie gehabt in Mittelstellung, Bite ist noch zugedreht und Reverb deaktiviert. Ich spiele mit meiner Telecaster mehrmals ein Riff und drehe das Volume-Poti in mehreren Stufen auf.

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Soundcheck: Volume -> 9/12/15/17 (Telecaster)

Wie schon erwähnt, gibt sich der Cleansound des Amps etwas unaufgeregt und wirkt im Zusammenspiel mit der Telecaster in dieser Einstellung auch ein wenig belegt. Etwa ab der 11-Uhr-Marke beginnt der Amp hörbare Verzerrungen zu produzieren, die bei 15 Uhr in einem satten Overdrive Sound aufgehen. Auf den letzten Metern nimmt die Verzerrung noch weiter zu, wobei der Amp aber nicht mehr viel lauter wird.
Ich drehe das Volume-Poti zurück auf 11 Uhr, um einen ersten Eindruck vom Einfluss des Bite-Potis zu bekommen, das zunächst in Nullstellung verbleibt, anschließend auf 12 Uhr und am Ende voll aufgedreht wird.

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Soundcheck: Bite -> 7/12//17 (Telecaster)

Die Bezeichnung Bite trifft für mein Empfinden ziemlich genau den Nagel auf den Kopf. Das Signal wird beim Aufdrehen des Reglers zunehmend schärfer und präsenter in den Hochmitten, durchaus ähnlich, wie man es auch von weiter aufgerissenen britischen Röhrenamps kennt. Dabei bekommt der Gitarrensound gleichzeitig eine durchsetzungsfähigere Note. Für mein Empfinden tut es den meisten Signalen bzw. Einstellungen gut, diese Komponente ein wenig mit ins Spiel zu nehmen.
Mit etwas Spring-Reverb könnte ein etwas angezerrter Sound dann so klingen.

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Praxisbeispiel 1: Crunch (Telecaster)

Der Hersteller selbst bezeichnet den Zerrsound des Amps als “raw, natural overdrive”, und in der Tat hat der Sound etwas ungeschliffenes. Ehrlich gesagt hätte ich von einem Transistor-Amp auch keine Verzerrung dieser Art erwartet. Dennoch ist der Sound im Gegensatz zur Verzerrung eines Röhrenamps weniger lebendig, was sich auch im Spielgefühl niederschlägt.
Zeit, sich die vier Reverb-Modi genauer anzuhören. Zur besseren Ortung stelle ich den Amp wieder clean ein und drehe Reverb- und Time-Poti weiter auf. Die Gitarre meiner Wahl ist eine Stratocaster.

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Soundcheck: Reverb Modi (Stratocaster)

Die Halleffekte geben sich absolut praxistauglich, wobei die Reverse-Variante für experimentierfreudige Gitarristen durchaus einen Versuch wert ist. Dreht man das Time-Poti im Plate-Modus voll auf, erhält man sehr lange Hall-Fahnen, die sich für atmosphärische Pad-Sounds einsetzen lassen.
Wir hören dazu ein Beispiel, das ich mit einer Baritongitarre aufgenommen habe.

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Praxisbeispiel 2: Clean mit atmosphärischem Plate-Reverb (Bariton)
Der Electro Harmonix Dirt Road Special Combo liefert einen angenehmen Cleansound. Die Zerre des Amps gibt sich aber nicht so lebendig, wie man es von Röhrenverstärkern gewohnt ist.
Der Electro Harmonix Dirt Road Special Combo liefert einen angenehmen Cleansound. Die Zerre des Amps gibt sich aber nicht so lebendig, wie man es von Röhrenverstärkern gewohnt ist.

Einen weiteren Eindruck zum Reverse-Reverb bekommt ihr im folgenden Beispiel.

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Praxisbeispiel 3: Clean mit Reverse Reverb (Telecaster)

Wie anfangs erwähnt, erinnert mich der unverzerrte Grundklang des Amps an einen klassischen Jazzgitarren-Combo. Nachdem ich meine alte Hoyer Archtop mit Floating-Pickup angeschlossen habe, bestätigt sich dieser Eindruck absolut. Für einen Jazzgig in moderater Lautstärke könnte man den Amp also auf jeden Fall einsetzen.

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Praxisbeispiel 4: Jazz-Clean mit Plate Reverb (Archtop)

Ich drehe den Amp für das nächste Beispiel noch einmal weiter auf, nehme erneut die Strat zur Hand und versuche mich an einem rotzigen Blues-Rock Sound in Kombination mit dem Hals-Pickup, was gut funktioniert. Aber hört selbst:

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Praxisbeispiel 5: Overdrive Sound (Strat)

Abschließend möchte ich hören, wie sich der Combo mit Zerrpedalen verträgt. Für mein Empfinden kommt man dabei zu besseren Ergebnissen, wenn die Verzerrung des Amps außen vor bleibt. Insgesamt gerät der Sound im Zerrbetrieb etwas topfig, was aber auch mit der Größe des Combos zu tun hat.
Zum Einsatz kommen ein Wampler Tumnus Overdrive-Pedal in Kombination mit einer ES-335 sowie ein Okko Diablo Distortion mit der Baritongitarre.

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Praxisbeispiel 6: Wampler Tumnus Overdrive vor dem Amp (ES-335) Praxisbeispiel 7: Okko Diablo Distortion vor dem Amp (Bariton)

Gemeinhin hat der Amp bei der Klangformung von Drive-Pedalen ein Wort mitzureden. Auch wenn man problemlos mit Pedalen vor dem Amp arbeiten kann, können mich die gebotenen Sounds, vor allen Dingen in der Abbildung der Mitten, nicht ganz überzeugen.

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