Praxis
Für den heutigen Test hänge ich das MEL9 vor meine Lehle Sunday Driver DI-Box, deren Signal abschließend an den Wandler meines Motu Audio-Interfaces geschickt wird. Wie schon bei seinen Vorgängerpedalen empfiehlt der Hersteller für eine stabile Wiedergabe der Sounds, Gitarren mit einem etwas kräftigeren Output zu verwenden. Daher nutze ich für den Test den Steghumbucker meiner Yamaha Pacifica 611, der einen recht hohen Output generiert. Übrigens lässt sich das Pedal auch laut Datenblatt mit anderen Instrumenten wie beispielsweise einem E-Bass einsetzen, verarbeitet allerdings nur Signale bis 55Hz bzw. bis zur tiefen A-Saite.
Beim ersten Anspielen der Presets präsentiert auch diese Tastenausgabe leider wieder dieselben Schwachstellen wie seine Vorgänger: Auch beim MEL9 ist eine spürbare Latenz beim Spielen vorhanden, außerdem lässt das Tracking an einigen Stellen deutlich zu wünschen übrig. Absolut vonnöten ist auch bei diesem Pedal der Verzicht auf typische Gitarrenspielweisen wie Bendings oder Slides. Dennoch reagieren die Presets teilweise etwas überempfindlich auf dynamische Spielweisen und haben deutlich hörbare Schwierigkeiten, schnellere Linien sauber zu verarbeiten.
Hören wir uns im Folgenden die Sounds des Pedals etwas genauer an: Los geht’s mit dem ersten Streicherpreset, das Aufnahmen eines kompletten Orchesters wiedergeben soll.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
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0 | 17 | 11 | 17 |
Beim ersten Hinhören entsteht hier definitiv der Eindruck eines Orchesters aus einem alten Film. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings der typisch “orgelige” und dennoch etwas unnatürlich wirkenden Klang deutlich, den ich auch schon von den Vorgängerpedalen kenne. Bei den zuvor aufgezählten Eigenschaften des Pedals ist es natürlich nicht weiter verwunderlich, dass das Gerät mit derselben Tonerzeugung arbeitet wie seine Serienkollegen. Abgesehen von den schon angesprochenen Defiziten produziert es in diesem Preset immer wieder klangliche Artefakte, die als unschöne Verzerrungen bzw. Knacken wahrnehmbar sind. Dieses Problem taucht übrigens auch in anderen Presets auf.
Weiter geht es mit dem Cello-Preset. Ich spiele zuerst ein paar längere Töne und anschließend noch einmal eine Tonleiter etwas schneller auf und ab.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0 | 17 | 7 | 12 |
In der tiefen Lage lassen sich Gemeinsamkeiten mit einem Cello erkennen. Allerdings erinnert mich das ganze mehr an Sounds von Einsteigerkeyboards aus den 90er Jahren. Nicht nur bei diesem Preset ist dennoch positiv anzumerken, dass sich dank des Sustain-Potis, hinter dem sich ein Hall- oder Delay-Effekt verbirgt, länger gezogene Noten deutlich einfacher als bei den Vorgängern realisieren lassen. Am Ende der Aufnahme kann man deutlich hören, dass das Preset schneller gespielte Noten unsauber wiedergibt.
Die letzte Streicherausgabe auf Preset 3 bedient laut Datenblatt ein Streichquartett, das mir bis dato am Besten gefällt.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
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0 | 17 | 12 | 13 |
Das folgende Preset wendet sich der Bläserabteilung zu und soll den Sound einer Querflöte wiedergeben. Im zweiten Teil der Aufnahme habe ich das trockene Gitarrensignal hinzugemischt, das unter Umständen für etwas mehr Stabilität im Sound sorgen kann. Auch wenn besonders durch das Vibrato Anklänge einer Querflöte zu vernehmen sind, wirkt es ebenfalls eher unnatürlich. Dennoch gilt es, für den Grad der Authentizität auch hier wieder die Oktavlage im Blick zu behalten. Gut hören lässt sich übrigens auch der Versatz zwischen Gitarrensignal und Effektsignal ab der zweiten Hälfte des folgenden Beispiels:
Für dich ausgesucht
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0/12 | 17 | 9 | 13 |
Beim Klarinetten-Preset werden neben der mangelnden Authentizität auch leider wieder deutliche Unsauberkeiten in der Signalverarbeitung hörbar.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0 | 17 | 11 | 12 |
Für die Saxophon-Preset habe ich mich an mehrstimmigen Spielweisen versucht. Im ersten Beispiel kann man hören, wie das Pedal es leider nicht schafft, den Basston sauber zu halten. Im zweiten Beispiel hört ihr einen mehrstimmigen Saxophon-Satz.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0 | 17 | 7 | 7 |
Auch wenn sich das Brass-Preset weniger nach einem Bläsersatz anhört als vielleicht vermutet, lassen sich dank der Filteroptionen, die das Pedal hier über das Attack- und das Sustain-Poti bereithält, recht interessante Sounds erzeugen.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0 | 17 | 14 | 10 |
Mit den abschließenden Chor-Presets lassen sich teilweise nur schwer mehrstimmige Klänge produzieren. Zudem werden etwas komplexere Akkorde hier häufig unzureichend wiedergegeben.
Dry | Effect | Attack | Sustain |
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0 | 17 | 11 | 14 |
Dry | Effect | Attack | Sustain |
---|---|---|---|
0 | 17 | 14 | 13 |