PRAXIS
Ich bin wirklich gespannt, was der Sohn des Deluxe Memory Man zu bieten hat. Einerseits gefällt mir der Echosound der alten Eimerkettenspeicherung des Klassikers, andererseits macht er das Original-Signal weitestgehend „kaputt“, und man muss enorme Klangeinbußen in Kauf nehmen, wenn man „den Vater“ auf der Bühne zum Einsatz bringen will. Diese Probleme hat man beim Sohn endlich beseitigt. Beim Memory Boy unserer Tage bleibt das Originalsignal unangetastet und verzerrungsfrei.
Ich besitze noch einen alten Deluxe Memory Man und habe beide Geräte miteinander verglichen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich beide Echo-Sounds trotz derselben Technologie unterscheiden. Der Memory Boy klingt unten herum wärmer und weicher als das alte Pedal, was mir sehr gut gefällt. Genau wie beim Klassiker rauschen auch hier die Echowiederholungen und klingen mittig gesättigt. Der Klang der Echowiederholungen ist undynamischer und dreckiger. Kurz, ich bin begeistert. Klar, ein wirkliches Bandecho klingt sauberer, aber wer den Deluxe Memory Man liebt, seine Nachteile aber nicht in Kauf nehmen will, der sollte den Memory Boy unbedingt einmal testen.
Und auch all jene, die ein warm und wirklich fett klingendes Choruspedal suchen, das zudem noch recht preiswert ist, werden beim Memory Boy fündig. Dank der eingebauten Modulationsmöglichkeiten lässt sich der Boy problemlos „zweckentfremden“. Denn was bei langen U2 Delays dem Echo eine dritte Dimension verleiht, erzeugt bei kurzen Delay-Zeiten unter 20 ms einen wirklich erstklassigen Chorussound. Dabei gefällt mir die Modulation per Dreieck, die eine Kopie des originalen Signals entsprechend weich moduliert und in den meisten Choruspedalen zum Einsatz kommt, hier weitaus besser als die per Rechteck, der einen eher vibratoähnlichen Sound erzeugt.
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Linsenpuppe sagt:
#1 - 13.10.2011 um 14:15 Uhr
Ich habe auch das Memory Boy und ein originales Deluxe Memory Man. Für sich genommen erinnert Boy schon an das Vorbild, im direkten Vergleich fällt er in meinen Ohren jedoch extrem ab - vorausgesetzt, man hat ein altes DMM, das exakt getrimmt ist und dessen Klang nicht zB durch gealterte Elkos leidet. Das DMM läuft intern mit 15V (24V Netzteil + sehr gute Stabilisierung/Filterung), was zu deutlich mehr Headroom führt. Auch produzieren die alten Panasonic Chips wesentlich weniger Artefakte, als die BDxxx im Boy. Deswegen werden im Boy die Höhen viel stärker beschnitten, es klingt also nicht untenrum wärmer, sondern obenrum fehlt was. (Ja, per Oszilloskop geprüft!).
Wenn das alte DMM des Testers das Direktsignal versaut, sind vermutlich Trimmer nicht optimal einstellt, was sich dann auf alle Aussagen auswirkt...
Beim aktuellen großen DMM ist der Bypass aber wirklich besser gelöst, man kann das alte aber auch einfach auf true Bypass umbauen.
Mein Fazit: Wenn Größe und Preis wichtig sind und man nur dezente Delaysounds einsetzt, kann der Boy LIVE (und nur da) das richtige DMM ersetzen, sonst eher nicht. Wer sehr auf dumpfere und dreckige Delaysounds steht, mag es mögen, da ist es evtl eine gute Alternative zu analogen Boss/Ibanez-Delays und ihren vielen Klonen, auch dank der Modulationsmöglichkeit (die sich übrigens per internem Trimmer leicht variieren lässt, die Modulation in meinem Exemplar klang ab Werk sehr aufdringlich, ließ sich dem DMM aber stark angleichen).
Panda sagt:
#2 - 30.08.2015 um 07:52 Uhr
Aus dem EHX Memory Boy Manual: "The delay time range is 30 mS to 550 mS..."
Wie man dann "...bei kurzen Delay-Zeiten unter 20 ms einen wirklich erstklassigen
Chorussound" erzeugen will, leuchtet mir nicht so ganz ein.Aber... das man einen gut klingenden Chorussound mit dem Pedal erzeugen kann, ist zumindest richtig. Und... das ist letztendlich die Hauptsache.