Praxis
Für den Test gehe ich aus dem RTG direkt in den Preamp meines Motu Interfaces. Aus dem Gerät kommt ein sehr kräftiges Signal, das nicht weiter vorverstärkt werden muss.
Um einen ersten Eindruck vom Sound zu bekommen, lasse ich die Glide Funktion deaktiviert und fahre langsam den Rate-Regler von links nach rechts. Die Funktion des Reglers hat einen sehr gleichmäßigen und stimmigen Verlauf. Wie man dem ersten Hörbeispiel entnehmen kann, möchte man aber gerade die in der ersten Hälfte noch sehr langgezogenen Töne niemandem wirklich länger zumuten. Bei etwas schnellerer Tonfolge fühle ich mich an lang zurückliegende Science Fiction Produktionen erinnert. Auch wenn sie nicht völlig identisch sind, muss ich bei den sehr schnellen Tonfolgen an die Soundexperimente von Billy Cobham auf seinen frühen Platten denken. Der weit zurückliegende Ursprung des Gerätes wird also klanglich erst einmal bestätigt.
Ich aktiviere nun die Glide-Funktion und fahre wieder langsam den Rate-Regler von links nach rechts. Der Abstand zwischen den Tönen ist anfangs deutlich kürzer als bei deaktivierter Funktion. Sonst verhält sich das zweite Beispiel fast gegenteilig zum Ersten. Die längeren Töne scheinen sich eher in einen musikalischen Kontext einbinden zu lassen als die schnell aufeinanderfolgenden. Bei ganz schnellen Tonfolgen ist der aus den Slides resultierende Klicksound schon eher vordergründiger als die eigentlichen Töne.
Der Hersteller empfiehlt, das Gerät vor allem mit anderen Effekten zusammen einzusetzen. Daher mische ich nun das Signal des RTG mit einer Faltungshallsimulation aus Logic Pro 9. Der daraus resultierende Sound regt auf jeden Fall schon ein bisschen mehr meine Kreativität an und ehe ich mich versehe, gleite ich mit einer Hand auf dem Rate Regler ganz entspannt durch diese Klangwelt. Der Sound erinnert mich wieder an bekannte Klänge aus dem Bereich der Filmmusik und dürfte Soundtüftlern aus diesem Genre bestimmt eine Menge Freude bereiten.
Noch etwas „spaciger“ wird es in Kombination mit einem Phaser und einem speziellen Delay. Durch den hinzugefügten Raum wirken auch längere Töne nicht mehr störend, weshalb sich auch diese Range nun voll ausnutzen lässt.
Dass der RTG-Synth in Kombination mit Effekten in gewissem Maße wandlungsfähig sein kann, zeigt das nächste Beispiel. Für mich als Gitarristen ist es natürlich interessant zu wissen, welche Figur der Synth auf meinem Effektboard machen würde. Daher geht das Signal nun durch eine Tube Screamer Simulation und danach in das „Plex“-Modell von Guitar Rig 5. Der Sound erscheint nun nicht, wie ich angenommen hatte, viel schärfer, sondern deutlich direkter. Angereichert habe ich ihn zusätzlich noch mit einem Chorus und einem Delay.
Für die, die es gerne noch eine Stufe härter mögen, schicke ich den Synth auch noch durch ein Fuzz Pedal. Als Amp kommt die „Hot Plex“-Ausgabe von Guitar Rig 5 zum Zuge. Durch die aktivierte Glide-Funktion erinnert das Ergebnis mich stellenweise an die Whammy Bar-Exzesse von Eddie Van Halen.
Natürlich interessiert es mich auch, ob man den RTG auch kreativ im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten einsetzen kann. Also baue ich mir schnell einen Loop und versuche danach, mich zum Beat möglichst kreativ am Rate-Regler zu betätigen. Manchmal gelingt mir das ganz gut. Da man aber rhythmisch nur bedingt und eher ungenau reagieren kann, gestaltet sich mein Experiment an manchen Stellen etwas schwierig. Ich habe deshalb im Nachhinein noch ein paar Samples ausgeschnitten und, wie man gut hören kann, in den zweiten Teil des „Beat Experiments“ eingefügt. Dieses Verfahren gibt einem im Studio zwar weitere Möglichkeiten, lässt sich live aber natürlich nicht so einfach realisieren.