Ein klassisches Einsatzgebiet dynamischer Instrumentenmikrofone sind laute Quellen wie Toms, Snares, Bassdrums sowie Gitarren- und Bassamps. Dass die amerikanische Firma Electro-Voice Erfahrung mit der Herstellung derartiger Schallwandler hat, dürfte sich mittlerweile herum gesprochen haben.
Ein berühmter Vertreter dieser Bauart ist das kostenintensive RE20, die ND-Serie hingegen hat sich als zuverlässige und gut klingende Mikrofonkollektion in der mittleren Preislage etabliert. Während die meisten Markenhersteller die unterste Preiskategorie den NoName-Anbietern und Eigenmarken der Händler überlassen, darf EV hier als Ausnahme gelten: Schlappe 29 Euro Strassenpreis verlangt man für unseren Testkandidaten, das Cobalt CO4. Oder anders: zum Preis eines einzigen RE20 wandern 18 (!) CO4 über die Ladentheke.
Dazu fallen mir zwei Weisheiten aus der Studioszene ein, Nummer Eins: „Bei Mikrofonen bekommt man, wofür man bezahlt!“ Auf unseren Testkandidaten bezogen müsste das bedeuten, dass wir froh sein dürfen, wenn überhaupt ein Ton raus kommt. Nummer Zwei: „Es gibt keine schlechten Mikrofone, es gibt nur falsche Anwendungen!“ Wenn wir das CO4 also an die richtigen Instrumente stellen, wird es großartig klingen? So richtig schlau wird man also aus beiden Sprüchen nicht, es bleibt damit nur der ausgiebige bonedo-Test. Unten lest ihr, was der billige Kobold, entschuldigung, das günstige Cobalt, wirklich kann.
Details
Das CO4 liegt schwer in der Hand
Die Befürchtung, der Testkandidat könnte sich beim Auspacken als Billigheimer mit Plastikanmutung entpuppen, erweist sich als unbegründet. In der pinken Pappschachtel (auf welcher noch das alte CO4 abgebildet ist) stoße ich zwar zunächst auf eine unangenehm klebrig wirkende Kunststofftasche, der Inhalt ist allerdings massiv gebaut und liegt mit knappen 350 Gramm solide in der Hand. Ein Zettel mit kurzer Anleitung und technischen Daten sowie eine Standardhalterung aus Kunststoff sind ebenfalls vorhanden. Dass man dem CO4 kein Reduziergewinde für europäische Stative beilegt, dürfte allerdings insbesondere Anfänger am sofortigen Loslegen hindern. Das Mikrofon selbst wirkt wie eine etwas klobigere und gedrungenere Version des SM57, sein Gehäuse besteht aus günstigem Zinkguss, ein Messingtubus wäre angesichts des Preises wohl auch zu viel verlangt gewesen. An das Innenleben kommt man, trotz zweier Gewinde, nicht wirklich heran, die Kapsel und die Aufhängung sind offensichtlich in den oberen Teil des Gehäuses eingepresst. Ein schwarzes Metallgitter schützt die empfindliche Membran, laut EV „füttert“ die Spule einen Magneten aus Neodym.
Technisch gibt sich das Cobalt als unauffälliges Mikrofon mit Nierencharakteristik
Laut Hersteller soll das Cobalt CO4 technisch alles können, was auch deutlich teurere dynamische Mikrofone können. Ausgelegt ist es als feste Niere, es „hört“ also nur das, was vor der Tauchspulenmembran geschieht. Der Blick auf das Datenblatt offenbart keine Überraschungen, das nutzbare Frequenzband soll zwischen 50 und 18000 Hertz liegen und eine Empfindlichkeit von kräftigen 2,8 mV/Pa überfordert auch schwächliche Preamps nicht. Beim Frequenzgang gibt es einen breiten Peak bei 5000 Hertz, unterhalb von 200 Hertz fällt die Kurve kontinuierlich ab, bei 50 Hertz liegt sie dann zwölf dB unter Null. Somit ist ein präsenter Sound zu erwarten, der beispielsweise Attacksounds von Trommeln betont, im Bassbereich allerdings nicht mehr allzu viel verwertbares Signal liefern dürfte.