Praxis
Gelenke und Halterung erlauben ausreichende Flexibilität
Im Einsatz überzeugt die DRC-2 Halterung des Electro-Voice ND44 mit festem Halt, die beiden Gelenke an Mikrofon und Kunststoffklaue erlauben eine gute Bandbreite möglicher Kapselpositionen zum Fell. Dass besonders große Abstände des Testkandidaten zur Schlagfläche nicht möglich sind, liegt in der Natur der Sache, wer hier experimentieren möchte, sollte zu einem Stativ greifen. Etwas irritiert hat mich zunächst der relativ hohe Kraftaufwand, mit dem welchem man die Klaue mit dem Kunststoffrings auseinander ziehen muss, um sie am Spannreifen zu befestigen. Dafür packt sie allerdings auch zuverlässig zu und man muss nicht befürchten, dass Korrekturen an der Kapselposition zum Abfallen der Konstruktion führen.
Klanglich gibt sich das ND44 angriffslustig
Eine Snare, ein Racktom sowie ein Floortom mussten sich als Schallquelle für den Soundcheck zur Verfügung stellen. Um den Klang des ND44 im Kontext beurteilen zu können, habe ich an den Toms das Vorgängermodell N/Dym 468 als Referenz verwendet, an der Snare zusätzlich noch das – für die Anwendung sehr beliebte – Beyerdynamic M201TG. Beide Vergleichsmikrofone decken einen weiteren Frequenzbereich ab und besitzen gleichzeitig etwas linearere Frequenzgänge als das ND44. Daher verwundert es nicht, dass sie von den Herstellern auch für einen größeren Einsatzbereich empfohlen werden. In allen drei Disziplinen liefert das neue ND44 einen Höhen-betonteren Sound als die anderen Modelle. Die Transienten sind zwar nicht schneller, die Betonung bei 5000 Hertz stellt allerdings die Anschläge deutlicher heraus.
An der Snare liefert das ND44 mehr Präsenz als die Vergleichs-Mics
An meiner Noble & Cooley Solid Cherry Snaredrum in 14×5 Zoll mit mittelhoch und offen gestimmtem Remo CS Schlagfell und Ambassador Hazy Resonanzfell klingt das ND44 frisch und präsent. Im Vergleich zum – vom Gesamtklang ähnlichen – N/D 468 fällt die deutliche Einstreuung der Hi-Hat und der gleichzeitig schärfere Attack auf. Hier zeigt sich der Peak bei 10000 beziehungsweise 4000 Hertz, der dem Signal zudem einen leicht unnatürlichen Charakter verleiht. Das M201 zeigt, wie man den Spagat zwischen Natürlichkeit und Präsenz besser hinbekommt, zumal es auch den „Bauch“ der Trommel deutlicher herüberbringt. Dass derartige Unterschiede am Ende weniger Relevanz besitzen als bei der Beurteilung der Einzel-Soundfiles, zeigen die Beispiele im ganzen Set. Hier würde ich mit allen Mikrofonen gute Ergebnisse hinbekommen, das ND44 tendiert einfach etwas mehr zu Fokus und Präsenz. Wer es runder und ausgewogener mag, sollte zu einem anderen Modell greifen. Hier hört ihr alle drei Mikrofone jeweils solo und im Zusammenhang mit den Overheads, dem Bassdrum- sowie einem Front of Kit-Mic.
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Auch an den Toms dominiert der Attack den Körper der Trommeln
Was an der Snare zu hören war, findet sich ebenso bei den Toms wieder. Ich habe für den Test zwei Pearl Masters Studio MBX Toms aus Birkenholz verwendet, beide mit klaren Ambassador-Fellen auf der Resonanzseite ausgestattet. Das 12×10 Racktom besitzt oben ein mittelhoch gestimmtes, beschichtetes Ambassador-Fell, das 14×11 Floortom ein eher tief gestimmtes, ebenfalls beschichtetes, Emperor. Im Hörtest wird klar: Das ND44 hebt auch hier wieder den Anschlagston der Trommeln hervor, der mittige „Bauch“ und die Bässe werden dem untergeordnet. Die Höhenbetonung sorgt außerdem dafür, dass übersprechende Becken und Hi-Hats deutlicher abgebildet werden als beim N/D 468. Das Konzept einer engen Niere wird dadurch also von den Präsenzen im Frequenzgang etwas konterkariert. Mir persönlich gefällt das alte N/D 468 in diesem Szenario besser, es wirkt auch im Kontext mit den anderen Mikros plastischer und verhilft den Toms auch ohne den „Trick“ der Frequenzanhebungen zu einem großen und durchsetzungsstarken Sound. Aber auch hier gilt natürlich: Wer bei schnellen Schlagfolgen oder dichten, aggressiven Arrangements die maximale Präsenz braucht, ist mit dem ND44 sicherlich gut beraten. Auch live dürfte diese Eigenschaft schnell zu brauchbaren Ergebnissen führen. Hier könnt ihr euch anhören, wie beide Mikrofone an den Toms alleine und im Set klingen.