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Elektron Analog Keys Test

Praxis

Bedienung

Soviel vorweg: Ein Instrument zum Anschließen und Losspielen ist der Analog Keys nicht. Wie alle Instrumente von Elektron ist der Synthesizer recht vielschichtig und komplex, und die etwas verschachtelte Struktur von Projects, Patterns, Tracks, Kits und Sounds erschließt sich nicht unbedingt sofort – vor allem, wenn man eher Keyboarder ist und nicht so sehr Studiotüftler. Vor allem die Frage, was auf welcher Ebene gespeichert wird, also ob ein Pattern auch die Sounds enthält, ob ein Kit neben den Sounds auch Patterns enthält, ob die Effekt-Einstellungen auf der Kit- oder Pattern-Ebene gespeichert werden und so weiter, kann am Anfang etwas verwirrend sein. Die Lektüre des umfangreichen und detaillierten, leider nur auf Englisch verfügbaren Handbuchs ist daher unbedingt zu empfehlen. Die Struktur des Synths ist trotz Tastatur und Polyphonie hauptsächlich auf die Verwendung des internen Stepsequencers ausgerichtet, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man als Live-Keyboarder in Sachen Klangorganisation und Bedienung etwas umdenken muss. Wer mit Elektron-Instrumenten vertraut ist, kennt das Bedienkonzept schon und wird sich auch auf dem Analog Keys schnell zurechtfinden – allen anderen steht eine gewisse Einarbeitungszeit bevor.
Das Editieren von Klängen geht dank der klaren Verknüpfung von Displayinhalt und Endlosreglern angenehm flott von der Hand. Man ruft mit einem der Taster die gewünschte Seite auf (z.B. Filter) und hat dann zehn Parameter im direkten Zugriff. Sehr praktisch ist dabei die Druckfunktion der Regler, die zum schnellen, groben Verändern von Werten dient. Ohne Drücken arbeiten die Encoder im Finetuning-Modus. Einen Minuspunkt gibt es aber wieder einmal für das sehr klein geratene Display, das jeweils nur drei Menüeinträge anzeigen kann und beim Editieren mit teils kryptischen Drei-Buchstaben-Kürzeln für Parameter nervt. Einem so komplexen Instrument hätte eine etwas größere Anzeige mit ein bisschen mehr Klartext wirklich gut zu Gesicht gestanden.
Insgesamt ist der Analog Keys für meinen Geschmack etwas zu verschachtelt und kompliziert für ein Performance-Instrument. Trotz Tastatur und Joystick wirkt er mit seiner Ausrichtung auf den Sequencer und die Pattern-/Kit-Struktur eher wie ein potentes Studiotool als wie ein Bühnen-Synthesizer. 

Sound

Schon beim ersten Steppen durch die Presets mit dem Datenrad zeigt sich, dass der Analog Keys klanglich erfreulich flexibel ist: Dicke, wabernde und wobbelnde Bässe, schneidende Leads und warme Pads sind ebenso möglich wie blubbernde Sequenzen, abgedrehte Effektsounds und Drums, wobei letztere sicherlich nicht zur Kernkompetenz des Synths gehören. Wegen seiner umfangreich ausgestatteten Oszillatorsektion und den beiden Filtern kann der Analog Keys klanglich einen weiten Bereich abdecken – sogar eher digital anmutende, glockige Sounds sind kein Problem. Allerdings hat sich für mich der Eindruck bestätigt, den ich schon beim Analog Four hatte: Das letzte bisschen analogen „Punch“ vermisse ich ein wenig. Der Synth klingt zwar durchaus schön rau und „ungewaschen“, aber gerade im Vergleich mit anderen analogen Synthesizern will bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Anders gesagt: Diese kompromisslose Direktheit, dieser unmittelbare Angriff auf die Magengrube, den man sich von einem analogen Synthesizer eigentlich wünscht, der fehlt mir ein bisschen. Trotzdem klingt der Analog Keys aber gut und vor allem vielseitig. Und dass man jetzt auch mal mehr als eine Note gleichzeitig spielen kann, erweitert den Aktionsradius des Synths natürlich erheblich.

Audio Samples
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Bass 1 Bass 2 Bass 3 Bass 4 Bass 5 Lead 1 Lead 2 Lead 3 Lead 4 Pad 1 Pad 2 Pad 3 Chords 1 Chords 2 Chords 3 Chords 4 Bells

Sequencer

Über den Stepsequencer, der in leicht abgewandelter Form in allen Elektron-Instrumenten zum Einsatz kommt, muss man eigentlich nicht mehr viel sagen: Nach wie vor halte ich ihn für einen der besten und flexibelsten Hardware-Stepsequencer – sofern man mit den internen Sounds arbeitet, denn MIDI sendet der Sequencer auch beim Analog Keys leider nicht. Neben den vier Tracks für bis zu vier unabhängige Synthesizer-Parts gibt es eine Spur zur Steuerung der Effekte und eine weitere zur Ansteuerung der CV-Ausgänge A-D. Zusätzlich steht für jeden Track ein Arpeggiator zur Verfügung. Die Tracks werden mit den sechs Track-Tastern zur Bearbeitung ausgewählt und lassen sich hierüber auch muten, wobei es sich positiv bemerkbar macht, dass der dafür benötigte Function-Button direkt daneben liegt und mit einer Hand erreicht werden kann. Ein Pattern kann bis zu 64 Steps umfassen, auch beliebige „krumme“ Längen und verschiedene Patternlängen für unterschiedliche Tracks sind möglich. Um Patterns zu verketten und zu arrangieren, gibt es „Chain-“ und „Song“-Modi. Der Sequencer hat Swing-, Accent-, Slide- und Mikrotiming-Funktionen und synchronisiert sich problemlos zur MIDI-Clock. Im Vergleich zum Analog Four vereinfacht die Tastatur das Eingeben von Noten nicht unerheblich, weil man sich seltener fragen muss, in welcher Oktave man sich nun eigentlich befindet.
Was den Sequencer besonders auszeichnet, sind die sogenannten „Parameter Locks“. Damit kann man Klangparameter stepweise verändern, bis hin zur Programmierung eines komplett anderen Sounds auf einem bestimmten Step. Erfreulicherweise ist diese Funktion im Gegensatz zu manchen anderen Features des Synths wirklich leicht zu bedienen und lässt sich problemlos auch während einer Performance einsetzen: Step-Taster gedrückt halten, nach Lust und Laune an den Reglern drehen, Step-Taster loslassen, fertig. Mit den „Trigless Locks“ sind solche Veränderungen auch auf Steps möglich, auf denen gar keine Note gespielt wird, und „Parameter Slides“ ermöglichen stufenlose Parameteränderungen. Mit einem „Sound Lock“ kann man einem Step einen zuvor abgespeicherten Sound zuweisen, sodass man zum Beispiel einer Drumspur durchaus auch mal Kick und Hihat zugleich entlocken kann, sofern sie nicht gleichzeitig spielen müssen.
Hier hört ihr noch einige Werkspatterns des Analog Keys, die als Demonstration verschiedener Features und als Inspiration zu verstehen sind. Besser, man programmiert selbst!

Audio Samples
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Pattern 1 Pattern 2 Pattern 3 Pattern 4
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Profilbild von Hendrik

Hendrik sagt:

#1 - 08.06.2014 um 18:09 Uhr

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Hi,super Artikel, allerdings stimmt die Aussage nicht das man keine Accorde setzen kann pro Step, das geht sowohl live als auch im Step gedrückt halten Modus.
Die Tastatur empfinde ich als zu schwergängig, wenn man nur sanft auf die Tasten schlägt passiert nix, da muß man schon etwas mehr drauf hauen, das finde ich schade, leider gibt es keinerlei Einstellmöglichkeit für die Empfindlichkeit.
Der Joystick ist klasse, leider zeichnet der Sequencer davon nichts auf, hoffe das ändern sie noch.Ansonsten ein klasse Synthesizer, 1a Reverb und Sequencer.
Er fügt sich prima in mein Setup ein und mit der meiner Machinedrum harmoniert traumhaft...LGHendrik

Profilbild von Lasse (bonedo)

Lasse (bonedo) sagt:

#2 - 11.06.2014 um 18:49 Uhr

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Hallo Hendrik, vielen Dank für deinen Hinweis! Du hast absolut Recht, ich muss beim Testen an der Stelle etwas auf dem Schlauch gestanden haben. Wir haben den Fehler korrigiert. Viele Grüße, Lasse

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