PRAXIS
Features, Features, Features
Auch wenn Speicher und Allocation mächtig erhöht wurden: Der Digitakt II ist für mich weiterhin hauptsächlich ein Drum-Sampler, der „auch“ elegant externes MIDI kann. Zum einen geben sich externe Drum-Module oft mit wenig MIDI-Trigger zufrieden, zum anderen sind Drum-Samples im Allgemeinen nicht sonderlich groß. Im Bereich der elektronischen Musik hat man ohnehin oft wenig Interesse an “authentischen” Multi-Samples geschweige denn entsprechender Velocity-Komplexität.
Was ich sagen will: Polyphone (Synth) Sounds sind hier möglich, aber nicht unbedingt die Stärke des Digitakt II. Dennoch ist die Loop-und-Pattern-basierte Elektron-Arbeitsweise äußerst inspirierend und die “Limits” eher befreiend bzw. inspirierend!
Lassen wir doch dazu doch einfach mal die Presets A1-A8 für sich sprechen: allesamt sind diese für ein einziges Pattern schon recht komplex, drücken knackig und lassen auch gut die unterschiedliche Stilistik der Kits erkennen. Alles aufgenommen via USB, keine weiteren Effekte.
Selbst wenn man pro Step auch nur vier Noten setzen kann, kann man immer auch zwei oder mehr Tracks pro Instrument verwenden! Damit werden Chords und Melodie eines externen Synths sogar als Gruppen getrennt mutbar.
Für dich ausgesucht
Die alternative Eingabe der Noten bzw. Trigger über die Encoder – insbesondere bei Akkorden über Semitones – ist an sich schon inspirierend. Außerdem kann man so auch verschiedene Akkorde auf verschiedene Spuren packen und diese dann wie Drums triggern.
“Daneben hauen” ist faktisch ausgeschlossen! All das fördert das Programmieren hypnotischer Loops ungemein. Selbstverständlich gibt es aber auch einen Live-Write; ein angeschlossenen MIDI-Keyboard wird so zum fürstlichen Master-Keyboard, wenn der sogenannte “Auto Channel” genutzt wird.
Velocity und Aftertouch kennt die Klaviatur des Digitakt II ohnehin nicht, verstehen tut es der Kasten allerdings schon sehr gut. Schade in dem Zusammenhang, dass der Digitakt II keinen zweiten MIDI-Out oder gar besser noch, einen echten USB-Host-Out besitzt.
Das ist gut so
Abgesehen davon sind die Verdoppelungen der Polyphonie auf insgesamt 16 Stereo-Voices und der Pattern-Größe auf 128 Steps die für mich maßgeblichsten Verbesserungen – den üppigen Speicherplatz nehme ich gerne mit, eine MPC oder Kontakt 8 wird aus dem Digitakt II dennoch nicht.
Der Fokus ist ohnehin ein anderer: Die Lauflicht-Programmierung mit 16 Steps bzw. Track-Tastern steht im Fokus. Schnelles, monophones Einspielen von einem Sample, mit den unterschiedlichen Machines ordentlich verbiegen sowie über sogenannte Parameter-Locks extrem flexibel modifizieren – darum geht es. 128 Steps und das alles mit dem eleganten Elektron-Sequenzer: das gefällt mir alles wirklich gut und klingt auch Right!
Digitakt II – das sind die Alternativen
Beispielsweise kann man sich, bereits wie beim Digitakt 1, auch eine Art Wavetable-Sampler selbst bauen. Durch geschicktes Anfahren der Locations „gaukelt“ man dann selbst sowas wie Polyphonie vor. Viele Nutzer von Elektron-Geräten zeigen sich ohnehin extrem kreativ, was das Ausloten der „begrenzten Möglichkeiten“ betrifft.
Trotzdem gelangt der Step-Sequenzer bei polyphonen Material an seine Grenzen, nicht nur was die 4 Notes pro Step betreffen, sondern auch was Übersichtlichkeit und Edit im Detail betrifft. Nur ein DIN-MIDI-Out ist wie gesagt auch nicht so geil. Ein Stop der Wiedergabe ist allerdings so gut wie nie notwendig, und deswegen werden wir bestimmt ganz dicke Freunde. Ganz im Gegenteil beispielsweise zu dem Teenage Engineering EP-133 K.O. II, was einen anderen Ansatz verfolgt. “Programmier-Techno” vs. “Einklopf-HipHop” könnte man dazu aber auch sagen.
Mit entsprechender Vorbereitung kann man allerdings auch hier komplexe Arrangments unterbringen. Man begreift das Ganze aber besser als cleveres Sounddesign-Tool, mit dem man „on the go“ extrem vielschichtige und interessante Klanglandschaften schafft. Digitakt II kann druckvoll, mächtig und punchy „ballern“, für High-End-Filter-Fetischisten genügen die Filter im Studiokontext eventuell nicht. Schade finde ich außerdem, dass die Send-Effekte selbst nicht weiter mit Parameter-Locks modifizierbar sind.