Mit der Elektron Monomachine nehmen wir ein weiteres elektro- musikalisches Produkt des schwedischen Herstellers Elektron unter die Lupe. Im edlen Gewand und mit dem typischen Elektron-Formfaktor versehen, sieht der zum Test stehende Performance Synthesizer der Machinedrum und dem Octatrack zwar zum Verwechseln ähnlich, verfolgt aber trotz vieler Gemeinsamkeiten grundsätzlich einen ganz anderen Ansatz.
Kurz gesagt: Während die Machinedrum (wie es ihr Name ja schon nahe legt) der Erzeugung und Programmierung von Percussion dient, soll die Monomachine „alles andere“ erzeugen – das aber mit demselben, spielerischen Beat-Box-Ansatz. Konkret heißt das: melodiöses in Form von Bässen, Leads und Pads. Und da die Monomachine all dies auch gleichzeitig erzeugen kann, geht sie quasi als Sechsfach-Synthesizer durch. Na, wenn das mal nicht spannend klingt!
DETAILS
Die Elektron Monomachine SFX 60+ MK2 ist ein sechsfach Mono-Synthesizer mit 64-Step-Sequenzer in Tabletop-Bauweise in der zweiten Auflage (MK2). Man nennt so etwas ja gern auch mal Beat-Box oder Workstation, obwohl die Monomachine sicherlich nicht die erste Wahl für „Alleinunterhalter“ im herkömmlichen Sinne sein wird. Die Klangerzeugung ist digital und wird auf zwei DSPs ausgeführt. Die Audioverarbeitung findet fix bei 44,1 kHz und 24 Bit statt.
Wichtigstes Alleinstellungsmerkmal der Monomachine ist die Tatsache, dass es sich bei ihr – grob gesagt – um sechs verschiedene Synthesizer in einem Gehäuse handelt. So gibt es sechs verschiedene Tracks, in denen polyphone MIDI-Melodien im Beat-Box-Style mit bis zu 64 Steps pro Pattern sequenziert werden können. Und in jeden dieser Tracks lässt sich eine unterschiedliche Engine laden, die Synthesizer oder Effekt sein kann. Darüber hinaus kann auf jeden Step jeder Parameter anders gesetzt werden, sodass sich wilde Automationen bewältigen lassen. Das Ganze firmiert unter der Bezeichnung Parameter-Lock und dürfte Elektron-Usern aller Couleur bestens bekannt sein.
Die Synthesearten der fünf verschiedenen Engines unterscheiden sich grundlegend voneinander und bieten, wie auch die Effekte, teilweise mehrere Unterkategorien. Es ergeben sich demnach folgende Synthese-Möglichkeiten:
- SuperWave: Subtraktive Synthese mit den Unterkategorien SAW, PULS und ENS(emble)
- SID: Emulation des MOS6581 Chips des Commodore 64
- DigiPRO: Mit rohen Waveforms ausgestattet, kann dieser Algorithmus auch ein paar Drums abspielen. Die Unterkategorien lauten: WAVE, BBOX; DDRW, DENS
- FM+: Hier gibt es drei verschiedene Frequenzmodulations-Verschaltungen, die meiner Meinung nach zur Spezialität des Hauses gehören.
- VO: Formantsynthese mit Voicemodeling, eher etwas experimentell.
Neben diesen sechs Tracks, die Klänge erzeugen können, gibt es noch weitere sechs Tracks, die für die Steuerung von anderen MIDI-Geräten, Synthesizern oder Ähnlichem gedacht sind. Man kann aber auch die Tracks der Synthese-Engines dafür missbrauchen, sodass die Monomachine selbst als 12-Spur-MIDI-Sequenzer eine Daseinsberechtigung hat.
Für jeden Track gibt es ein eigenes Delay, einen Sample-Rate-Reducer, einen 1-Band-EQ, ein resonanzfähiges Bandfilter mit voneinander unabhängig variablen, unteren und oberen Eckfrequenzen, sowie einen Distortion-Effekt.
Globale Effekte, wie bei der Machinedrum, gibt es bei der Monomachine nicht, dafür sind die zusätzlichen Effekt-Engines angedacht. Neben THRU, was den Analog-Eingang anspricht, gibt es noch einen Reverb, einen Chorus, einen Kompressor, einen Phaser, einen Flanger und einen Ring-Modulator. Drei Stereo-Busse bieten die Möglichkeit, die Tracks ineinander zu verschachteln.
Am rechten Rand der Maschine sitzen sechs Track-Select-Taster, mit denen entsprechend zwischen den geladenen Engines, respektive unterschiedlichen Tracks, gewechselt werden kann. Da man dies innerhalb einer Performance recht häufig tut, ist es sehr gut, diese im Direktzugriff zu haben.
Für jeden dieser sechs Tracks gibt es darüber hinaus Einzelausgänge in Form symmetrischer 6,3mm Klinkenbuchsen. Jede Engine kann also auch einen eigenen Ausgang nutzen, wenn man das möchte. Das Routing ist dabei sehr komfortabel geregelt, sodass sich die Einzelausgänge auch als Stereo-Pärchen konfigurieren lassen und einen Mix ausgeben.
Der Kopfhörerausgang erhält auch einen Mix der Engines und wird wie der Master-Out über den analogen Lautstärke-Regler in der oberen, linken Ecke der Bedienoberfläche in der Intensität geregelt. Selbst ein unsymmetrisches Eingangspärchen steht zur Verfügung, sodass die internen Effekte auch auf Live-Audio angewendet werden können.
Doch zurück zu den Oberflächlichkeiten: Im unteren Bereich finden sich 16 Step-Taster inklusive Aktivitäts-LEDs. Die Taster bieten haptisch nicht das „aller-geilste“ Erlebnis, tun aber grundsätzlich das, was sie sollen. Dabei erfüllen die Plaste-Taster viele Funktionen, von denen ich hier nur die Wichtigsten nennen möchte:
- Lauflichtprogrammierung des Sequenzers
- Spielen von Noten
- Pattern-Wahl
- Muting
Da generell viele Doppelbelegungen vorliegen, überrascht es auch nicht, dass es eine dedizierte Shift-Taste gibt, sie heißt hier FUNCTION. Gemeinsam mit anderen Tastern gedrückt, löst man so immer die Funktionen aus, die in den rot-braun gerahmten Beschriftungen unterhalb der Buttons angegeben sind.
Am Beispiel der Bank-Taster wird deutlicher, was ich meine: Mit dem Bank-Taster wählt man, ob die unteren Taster die Pattern-Bänke A,B,C,D oder E,F,G,H repräsentieren, die LED rechts davon visualisiert die Auswahl. Drückt man nun einen der unteren vier Buttons in Verbindung mit einem der 16-Step-Taster, springt man in das entsprechende Pattern. Klingt kompliziert und umständlich – ist es aber nicht.
Hält man hingegen Shift und die Bank-Taster zeitgleich gedrückt, bekommt man entsprechenden Zugriff auf den extrem umfangreichen Arpeggiator, die Transpose-Settings, die Swing-Parameter oder Slide. Letzteres ermöglicht übrigens die Bindung von Noten, was 303-Anhänger freuen dürfte.
Wer nachrechnet, wird feststellen, dass mit A bis H Bänken und jeweils 16 Pattern, insgesamt 128 Pattern gespeichert werden können. Das Plus im vollen Namen der Monomachine SFX 60+ MK2 verrät, (wie auch bei der Machinedrum) dass die Speichererweiterung +Drive verbaut wurde. Sie ermöglicht es, mit sogenannten Snapshots, alle Pattern und Einstellungen global zu ersetzten. Da es wiederum 128 Snapshot-Speicherplätze gibt, macht das insgesamt 128*128 = 16384 Pattern – genug Speicherplatz also, selbst für die einsamste Insel!
Obwohl viele der unzähligen kleinen Features in diesem Test bewusst unter den Tisch fallen werden, darf man eine Sache definitiv nicht vergessen zu erklären: das Display und seine acht Soft-Encoder. „Soft“ steht in diesem Zusammenhang übrigens für die Tatsache, dass diese Drehregler unterschiedlichste Aufgaben übernehmen, je nachdem was das Display gerade so anzeigt. Die acht, rechts angeordneten Felder im Display korrespondieren also immer direkt mit den Encodern.
Der neunte, oben, außerhalb des Achter-Blocks gelegene Encoder ist allerdings meistens für das Volume des aktuell ausgewählten Tracks zuständig. Das macht auch Sinn, da sich der Sound bei ungünstigen Parameter-Settings schnell aufschaukeln kann und es dann mehr als gut ist, diesen Regler im Direktzugriff zu haben.
Zwischen den Track-Select Tastern und den Soft-Encodern befindet sich die Edit-Sektion. Mit den beiden Tastern oben und unten navigiert man schrittweise durch alle Untermenüs, die dann im Display angezeigt werden und sich über die Drehregler verändert lassen. Die aktuelle Auswahl wird zusätzlich von den LEDs neben der Beschriftung visualisiert.
Mehr als acht Parameter gibt es aber nicht pro Untermenü (SYNTHESIS, AMPLIFICATION, FILTER, EFFECS, LFO1-LFO3), sonst wären die acht Soft-Encoder wohl auch etwas knapp bemessen gewesen. Wer schon einmal mit einem Synthesizer gearbeitet hat, kann sich sicherlich die meisten, der im Display angezeigten Abkürzungen (in Anbetracht des ausgewählten Untermenüs) selbständig herleiten. Nur zu Beginn der Arbeit mit der Monomachine, muss man den ein oder anderen Parameter im Handbuch nachschauen – später läuft dann alles mehr oder weniger intuitiv ab. Im Praxisteil werden wir uns das Ganze selbstverständlich auch anhören.
Links am Gerät sitzen weitere Tasten. Pattern/Song ermöglicht die Aktivierung des Song-Modes, innerhalb dessen sich Pattern beliebig zu einem Song verbinden lassen. Wiederholungen, Verkürzungen und Ähnliches können hier sehr präzise erstellt werden. Dank +Drive hat man die Möglichkeit bis zu 3072 Songs zu speichern. Im „normalen“ Pattern-Mode spielt hingegen immer nur das gerade ausgewählte Pattern – und zwar so lange, bis eben ein anderes ausgewählt wird. Nur am Rande der Hinweis, dass auch im Pattern-Mode Pattern gelinkt werden können, allerdings immer „nur“ jeweils maximal 16 Pattern einer gemeinsamen Bank. Das geht hier weit intuitiver als im Song-Mode.
Wer genau hinschaut, erkennt die darunterliegende Shift-Bezeichnung Poly. Die Monomachine verfügt demnach auch über einen Poly-Mode, wobei die ausgewählte Engine hier sechsfach polyphon spielbar wird. Wechselt man dann mit den Track-Tastern zwischen den Engines, verhält sich das Ganze wie ein Preset-Wechsel.
Die Kit/Song Setup-Taste ermöglicht den Aufruf der Verwaltung im entsprechenden Pattern bzw. Song-Mode. Hier kann man dann Laden, Speichern, Ändern und anderes, verrücktes Zeugs einstellen. Kits sind die „Presets des Sounds“, unabhängig von einem Pattern ladbar und bieten Speicherplatz für 16384 Variationen.
Mit der Shift-Taste öffnet man wiederum das Global-Menü, in dem sich Audio-Routing, MIDI-Channels, MIDI-Clock und Start/Stop-Verhalten einstellen lassen. Eine Besonderheit ist dabei, dass man dafür sogar acht verschiedene Speicherplätze zur Verfügung hat, wodurch im Nu unterschiedliche Setup-Szenarien aufgerufen werden können. Wozu man das braucht? Nun manchmal möchte man das Gerät als Expander in der DAW nutzen, und manchmal eigenständig für sich – so nutze ich zu mindestens zwei verschiedene Setups.
Und wo es reichlich Untermenüs gibt, da dürfen Cursor und die obligatorischen Yes/No-Taster nicht fehlen. Sie befinden sich unter dem Display. Sollte gerade kein Menü geöffnet sein, zeigt ein sanfter Druck auf Yes die aktuelle Oktavlage der Trigger-Tasten. Mit Hoch und Runter lässt sich die Oktave ändern.
Die Links/Rechts-Taster des Cursors mag ich besonders, sie dienen dem Abbremsen und Anschubsen der internen MIDI-Clock, wodurch man sich tempomäßig wie ein DJ an bereits laufende Musik annähern kann. Allein eine HiHat, in der Zeitdomäne ein paar ms nach vorn oder hinten verschoben, sorgt oftmals für einen komplett anderen Groove. Die interne MIDI-Clock der Monomachine kann man mit ruhigem Gewissen als ultrastabil und extrem genau bezeichnen. Die Tempo-Taste links von Display zeigt beim einfachen Drücken die aktuelle Geschwindigkeit „in Groß“ auf dem Display an, wodurch sie sich mittels Encoder oder Cursor-Tasten präzise einstellen lässt. Die LED neben Tempo blinkt im Takt. Hält man Shift gedrückt, kann man das Tempo auch „tappen“. Das spricht in vielen Fällen dafür, die Monomachine (genau wie auch die Machinedrum) in MIDI-Setups als Master zu verwenden.
Damit hätten wir den Überblick fast geschafft! Fehlt uns nur noch die Scale/Setup Taste unten rechts. Mit ihr kann man die Auswahl bzw. Darstellung der 16 Step-Taster einer maximal 64-Step langen Sequenz festlegen. Die Sequenzen können natürlich auch kürzer sein, was man mit der Shift-Taste einstellt. Das Gleiche gilt auch für den Multiplikator, wodurch auch 3/2-, ¾- und 2-fache Geschwindigkeiten möglich werden. Durch permanentes Leuchten visualisieren die darüber liegenden LEDs die Länge der Sequenz und mit Blinken die momentane Auswahl. Nur am Rande die Bemerkung: Ich finde die gesamte Visualisierung mit den ausschließlich bicoloren (rot/grün) LEDs sehr ansprechend. Meiner Meinung nach haben blaue bzw. weiße LEDS, mit ihrer Tendenz zum Blenden, nichts an einem Musikgerät zu suchen – das ist nur was für China-Radios.
Zu guter Letzt wären da noch die Taster, mit der international, wenn nicht sogar intergalaktisch anerkannten Symbolbeschriftung Kreis, Dreieck und Viereck, sprich Record, Play und Stop. Das erklärt sich nun wirklich von selbst, genau wie die Bezeichnung der Shift-Belegung. Eine Besonderheit gibt es dennoch: Leuchtet die rote LED über Record, befindet man sich in der Lauflichtprogrammierung, drückt man hingegen Record und Play zusammen, ist man im Live-Write-Modus und der Step-Sequenzer zeichnet auf, was man über MIDI-Keyboard oder Trigger Tasten einspielt – natürlich alles quantisiert und innerhalb eines Pattern-Loops mit permanenten „Overdub“.
pulsn sagt:
#1 - 30.03.2012 um 18:15 Uhr
Schöner Artikel. Allerdings hätte ich als langjähriger Monomachine Nutzer das eine oder andere anzumerken:
- Die LEDs sind für Menschen mit rot/grün Schwäche leider nicht das Optimale.
- Die Taster sind völlig in Ordnung und allemal schneller und besser zu bedienen als die Radiergummis der Mitbewerber.
- Der Klang kann durch Dist -10 in der Amp Sektion deutlich weicher gemacht werden und der Grundklang erinnert dann an Roland.
- Gerade im polyphonen Modus läßt sich die Monomachine wunderbar als Instrument spielen und kann als ausgezeichneter Lieferant für Flächenklänge genutzt werden.