Praxis
Ein Satz “Light” ist (aus der Sicht eines E-Gitarristen) gar nicht so dünn, wie man es bei dieser Bezeichnung erwarten würde. Mit der Größenordnung Light können vor allem Strummings, Pickings, aber auch Solospielstücke im Standard-Tuning zum Tragen kommen. Um einen Vergleich zu ermöglichen, wurde eine Gitarrenkomposition einmal mit Standard-Bespannung und einmal mit Elixir-Bespannung aufgenommen. Genauer gesagt gab es zwei Gitarrenstücke, eines im Fingerstyle und das zweite mit dem Plektrum. Insgesamt gibt es 16 Hörbeispiele, die alle möglichen Vergleiche erlauben und dabei helfen sollen, die oben gestellten Fragen zu beantwortet.
Die folgenden Aufnahmen wurden linear und ohne Nachbearbeitung direkt auf die Festplatte gespielt. Vorher wurden alle Beispiele mit der Funktion “Normalize” auf den gleichen Peak-Level (-10dB) gebracht. Die Frequenzverläufe wurden außerdem mit einem Analyzer im FFT-bzw. im Low-Precision-Verfahren analysiert.
Test 1 (Washburn WD-7S ATBM)
Die Saiten wurden am 21. November 2014 aufgespannt.
Aufnahmen vom 22.11.2014 – Temperatur: 19 Grad; Luftfeuchtigkeit: 54%
Wir vergleichen Beispiel 1.1.1 und 1.1.2. miteinander. Die Klangunterschiede zwischen den Standardsaiten und Elixir sind zunächst nicht sehr groß. Die Elixir-Saiten (insbesondere die G-Saite) klingen gestochen scharf, die Standard-Saiten dagegen vergleichsweise “indifferenter”, aber nicht schlecht. Insgesamt setzen sich die Elixir-Saiten besser durch. Aber die Unterschiede sind sehr subtil, erlauben keine Qualitätseinordnung und absolut vom persönlichen Geschmack abhängig.
Überhaupt ähnelt sich das Frequenzband der beiden Saiten-Vertreter bei unseren Aufnahmen. Das ist natürlich die Voraussetzung für unsere Studie. Elixir- und Standardsaiten haben einen Peak (-10 dB) bei ca. 180 – 200 Hz. Ein zweiter Peak (-20 dB) wird bei 100 Hz erreicht. Bis 300 Hz (Bässe) gibt es keine nennenswerten Unterschiede und auch die tiefen Mitten zwischen 470 kHz und 2 kHz bieten einen vergleichbaren Frequenzverlauf. Geringfügig mehr Druck machen die Elixir-Saiten im Bereich von 2 kHz und 10 kHz. Dann fallen die beiden Kurven bis 22 kHz auf -80 dB (FFT).
Die Standardsaiten, insbesondere die dickeren Basssaiten, benötigten nach dem Aufspannen eine gewisse Einschwingzeit (ca. 24 Stunden) und schnarren in dieser Phase mehr oder weniger, was sich dann relativiert und schließlich verschwindet. Die Elixir-Saiten sind nach dem Aufspannen sofort präsent.
Dieses Doppelbeispiel ist deshalb besonders repräsentativ, weil nur die umsponnenen Saiten (bis zum Rhythmus) zum Einsatz kommen. Die Gitarren wurden jeweils gedoppelt, d.h. zweimal separat eingespielt und übereinander gelegt. Das allerdings in erster Linie der Aufnahme wegen und um Schwankungen in der Dynamik etwas anzugleichen.
Wir vergleichen Beispiel 1.2.1. und 1.2.2. miteinander. Die frisch aufgezogenen Standardsaiten kommen mit einem harten Attack, der sich auch durch das Plektrum deutlich von der Schwingungszeit absetzt. Es fällt auf, dass ihre Abklingzeit vergleichsweise kürzer ist, wodurch die Aufnahme mehr Transparenz erhält. Der Ton kommt aber hier (noch) sehr glockig über die Boxen.
Die frisch aufgezogenen beschichteten Elixir-Saiten kommen mit mehr Sustain und bieten deshalb in der Summe auch mehr Klangfülle, die in bestimmten Konstellationen aber auch erdrücken kann. Mit dem Plektrum wird ein lauter Attack erzeugt, der aber stärker mit dem Ton und der eigentlichen Abklingzeit verbunden ist. Das Plektrum erzeugt auch ein sehr lebendiges Obertonspektrum, das den hochfrequenten Phosphorbronze-Saiten sehr entgegenkommt, wobei ein so obertonreicher Klang ebenfalls nicht unbedingt jedermanns Sache ist und auch eher in die Abteilung Geschmackssache gehört.
Ein Blick in den Analyzer zeigt einen weitgehend ähnlichen Frequenzverlauf der beiden Vertreter. Elixir- und Standardsaiten haben ihren Peak (-10 dB) bei ca. 180 – 200 Hz. Ein zweiter Peak (-20 dB) wird bei 100 Hz erreicht. Die Elixir-Saiten sind im Bereich von 1 kHz und 5 kHz präsenter, d. h. bis zu 5 dB lauter (FFT).
Elixir- und Standardsaiten erreichen bei 5 kHz noch -40 dB und fallen dann bei 22 kHz auf -60 dB (Low Precision). Im oberen Frequenzbereich ergibt sich wieder ein ähnliches Bild. Eine Wertentscheidung fällt hier sehr schwer.
Hörbeispiele vom 29.03.2015 – Temperatur: 18,5 Grad; Luftfeuchtigkeit: 54%
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Wir vergleichen Beispiel 1.3.1 mit Beispiel 1.1.1. und hören, dass die Elixir-Saiten nur wenig Federn gelassen haben. Im Bassbereich ergibt sich ein unverändertes Klangbild. Zwischen 1 kHz und 5 kHz (Mitten) hat sich ein leichtes Soundloch gebildet. Der Soundverlust im Obertonbereich ist gering. Der typische hochfrequente Sound der Phosphorbronzesaite ist unverkennbar erhalten geblieben.
Wir vergleichen Beispiel 1.3.2. mit Beispiel 1.1.2. Bei der Standard-Aufnahme 1.3.2. hat sich der seidig-schimmernde Glanz im Obertonbereich weitgehend verabschiedet. Der Klang ist insgesamt dünner und holziger bzw. pappiger geworden. Bei ca. 470 Hz ist außerdem ein stärkerer Frequenzverlust (FFT) zu verzeichnen. Außerdem stellen sich bereits die ersten leichten Intonationsprobleme in den höheren Lagen ein.
Wir vergleichen Beispiel 1.4.1. mit Beispiel 1.2.1. Die Elixir-Saiten klingen nach diesen drei Monaten noch frisch. Es ergibt sich ein kaum verändertes obertonreiches Soundbild. Lediglich die Abklingzeit (Decay) ist scheinbar kürzer geworden.
Wir vergleichen Beispiel 1.4.2 mit Beispiel 1.2.2. Die Standardsaiten klingen jetzt runder, um es positiv auszudrücken. Die Aufnahme scheint mehr Bassanteile zu besitzen. Aber der Eindruck täuscht, denn es fehlen die hochfrequenten Anteile. Die typische Charakteristik der Phosphorbronze im Oberbereich ist verschwunden. Der Ton hat sich verändert, aber je nach Sichtweise und individuellem Anspruch ist er deshalb nicht unbedingt schlechter geworden. Die Saiten sind weiter spielbar, wenn auch jetzt mit einem anderen Charakter. Man könnte den Ton auch mit Adjektiven wie “unaufdringlich” oder “sachlich” umschreiben. Dieser runde Klang kann auf diese Weise auch z.B. der Stimme im kleinen Ensemble dienen.
Test 2 (Takamine 440)
Der Onboard-Tonabnehmer der Takamine wurde nicht eingesetzt. Die Saiten wurden am Dienstag, 18. November 2014 aufgespannt. Die Saitenlage der Takamine mit Standardsaiten ist hörbar niedriger als die der Takamine mit Elixir-Bespannung.
Hörbeispiele vom 22.11.2014 – Temperatur: 18,8 Grad; Luftfeuchtigkeit: 56%
Wir vergleichen zunächst die beiden Aufnahmen unter 2.1. mit den beiden Aufnahmen unter 1.2. Die Takamine bringt in der gleichen Aufnahmesituation im Vergleich mit der Washburn weniger Bässe rüber. Es gibt eine Erklärung dafür: Die Aufbauordnung wurde für die Washburn geschaffen. Die Takamine hätte eigentlich mehr Nähe zum Mikro verdient.
Die Spektralanalyse der Takamine zeigt die größte Erhebung bei 200 Hz (-10 dB) und eine weitere kleinere bei ca. 150 Hz (-15 dB). Die beiden Basspunkte findet man also hier um gute 30 – 50 Hz nach oben versetzt vor. Bei 470 Hz geht das Frequenzband bei dieser Gitarre (hier) leicht in die Knie. Das Frequenzband fällt dann bis -80 dB bei 22 kHz.
Die Unterschiede zwischen den Standardsaiten und Elixir sind, wie schon oben beschrieben, zunächst nicht sehr groß. Die Aufnahmen 2.1.1. und 2.1.2. bestätigen die Erkenntnisse, die bereits gemacht wurden.
Die Elixir-Saiten bieten frisch aufgespannt das typische Obertonspektrum der Phosphorbronze-Saiten. Der Ton der beschichteten Saiten kommt gestochen scharf und der Zusammenklang der vier Saiten klingt voluminös. Die Standardsaiten bringen ihre eigene Charakteristik mit, klingen aber keinesfalls schlechter. Die Gitarre mit der Elixir-Bespannung ist scheinbar lauter.
Hörbeispiele vom 29.03.2015 – Temperatur: 19 Grad; Luftfeuchtigkeit: 54%
Wir vergleichen die Aufnahme 2.3.2. mit der Aufnahme 1.3.1. Die Standardsaiten haben den Bauch verloren. Das Ohr konstatiert einen leichten, aber deutlich hörbaren Volumenverlust. Doch ganz abgenutzt sind deshalb noch nicht, es gilt das bereits oben gesagte.
Überraschung: Auch die Elixir-Saiten haben nach drei Monaten Sound eingebüßt. Der seidig-schimmernden Glanz im Obertonbereich ist aber noch nicht verlorengegangen, aber der Soundverlust ist im Vergleich mit dem Beispiel 2.1.1 hörbar größer als im ersten Test.
Der Spieler der Elixir-Takamine war vermutlich aktiver als der Spieler der Elixir-Washburn. Hier haben auch die Elixir-Saiten Federn lassen müssen.
Allerdings hat die Zeit bei der Standard-Takamine noch etwas stärker ihre Spuren hinterlassen. Der Soundverlust im oberen Spektrum ist noch deutlicher.