Der Elysia Karacter ist jetzt auch im 19-Zoll-Format erhältlich. Das schon im Lunchbox-Format erhältliche analoge Effektgerät bietet sowohl amtliche Mastering-Sättigung als auch Verzerrungen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.
Im Vergleich zum kleinen Bruder, dem Karacter 500, bietet er zusätzlich die Möglichkeit, die klangformenden Parameter “Drive” und “Mix” per CV (“Control Voltage”) zu steuern. Wie das im Detail aussieht und für welche Einsätze das Schätzchen taugt, soll hier im folgenden Review erläutert werden.
Seit über 10 Jahren mittlerweile stecken Audio-Enthusiasten in Nettetal, das liegt am Niederrhein nahe der niederländischen Grenze, die Köpfe zusammen und brüten Konzepte für Audio-Hardware aus, die zum Ziel haben, außergewöhnlich hochwertig zu sein und die das gewisse Etwas haben sollen: Funktionen, die man sich an Hand der täglichen Arbeit, im Umgang mit aktueller Technologie wünscht, aber in den meisten Fällen vermisst.
Viele aktuell erscheinende Audiogeräte bieten M/S-Bearbeitung oder Parallel-Betrieb. Das sind Features, die im Prinzip aus dem Umgang mit Software den Weg an die Hardware quasi zurück gefunden haben. Immer mehr Software-Plug-Ins kamen mit diesen Optionen auf den Markt, was dazu führte, dass die offensichtliche Beliebtheit auf Software-Ebene zum neuen Quasi-Standard bei Hardware zählt. So befruchtet man sich gegenseitig; man kann vom Anderen abschauen. Im Falle des Karacter haben sich die Entwickler bei Elysia vorgenommen, die Probleme moderner, digitaler Audiotechnik mit einem Stück analoger Hardware zu besänftigen, und zwar beim Thema digitale Sauberkeit. Immer wieder hört man Klagen, dass die moderne Digitaltechnik zu clean klänge, zu sauber also, ohne Rauschen, ohne Verzerrungen, ohne analoge Wärme sozusagen. Mit chirurgischer Präzision schneiden wir heutzutage im Frequenzspektrum herum, pegeln dank hoher Auflösungen und der Abstinenz von Röhrenverstärkern weit entfernt von spaßbringenden Headroom-Grenzen. Elysia haben zwar mit dem Karacter das Rad der Saturator nicht neu erfunden, aber dennoch einen Kandidaten mit einzigartigem Farbenreichtum und erstklassiger Klangqualität ins Rennen geschickt, der die digitale Kälte aufwärmen soll.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDetails
Unauffällig sitzt die Besonderheit des Elysia Karacter auf der Rückseite: CV-Eingänge
Der Karacter kommt im Elysia-typischen blau-grauen Kleid daher. Im 19-Zoll-Rack nimmt er eine Höheneinheit ein, und entspricht haargenau dem Design der Elysia-Geräte xfilter, xpressor und nvelope. An der Front befinden sich natürlich die Bedienelemente, in deren Mitte wie immer das hintergrundbeleuchtete Elysia-Logo, und an der Rückseite sitzen erwartungsgemäß die Anschlüsse. Selbige sind relativ schnell abgefrühstückt: Stromanschluss, Feinsicherung, Netzschalter und Spannungs-Wahlschalter sitzen mittig. Die Ein- und Ausgänge für die beiden Kanäle stehen sowohl als XLR- als auch Klinken-Buchse zur Verfügung. Die Herzen der Synthesizer-Besitzer dürften beim Anblick der beiden äußeren Klinkenbuchsen höher schlagen. Durch das Einspeisen externer Steuerspannungen (Control Voltage) lassen sich die Drive- und Mix-Parameter modulieren und fernsteuern. Viele Synthesizer, vor allem deren modulare Varianten, stellen zu diesem Zweck entsprechende CV-Ausgänge zur Verfügung.
Die Vorderseite lässt es zerren bis Warp 11
Die Bedienelemente an der Vorderseite regeln im Stereo-Betrieb links den linken und auf der rechten Hälfte erwartungsgemäß den rechten Kanal. Befindet sich das Gerät im M/S-Modus, so steuert man mit der linken Seite die Mitte, mit den rechten Reglern und Schaltern bearbeitet man hingegen das Seiten-Signal.
Der Reihe nach, von links nach rechts, sitzt als erstes der Drive-Drehregler im Frontblech. Mit ihm bestimmt man die Intensität der Sättigung beziehungsweise der Verzerrung, welche im Uhrzeigersinn zunimmt. Der Regelbereich reicht laut Beschriftung von Warp 0 bis Warp 11! Eine coole Hommage an Star Trek. An zweiter Stelle sitzt der Color-Regler. Dieser verändert das Frequenzverhältnis bei der Erzeugung der Harmonischen. Die Mitte ist neutral, links mehr Dub und rechts mehr Shred. Hört sich vielleicht harmlos an, verursacht aber sehr tiefgreifende Klangverfärbungen.
Gain- und Mix-Regler
Die beiden nächsten Regler dienen nicht der Klangformung, sondern lediglich zum Anpassen des Pegels und des Mischungsverhältnisses. Der Gain-Regler kann um 11 Dezibel absenken und um 11 Dezibel anheben. Der Mix-Regler bestimmt das Dry/Wet-Verhältnis und ermöglicht somit einen fast stufenlos regelbaren Parallelbetrieb. Alle Drehpotis besitzen eine Rasterung, um schnellen und einfachen Recall zu ermöglichen. Mit zirka vier Rasterstufen pro Einheit sollten alle Bedenkenträger beruhigt sein. Man kann die Karacter-Parameter meiner Meinung nach trotz Rasterung fein genug bedienen.
Der Karacter spielt in drei Betriebsarten
Wie bei den Drehreglern, so gibt es auch bei den vier Knöpfen pro Seite zwei, die in den Klangcharakter eingreifen, und zwei, die lediglich schalten und verwalten. Grundsätzlich bietet der Karacter drei Betriebsarten: zweifach Mono, Stereo, und M/S. Die beiden Knöpfe mit denen man diese Modi umschaltet, heißen Stereo-Link und MS-Mode. Mit dem Stereo-Link-Button verbindet man beide Kanäle zur Bearbeitung von Stereosignalen, wobei die linken Regler und Knöpfe dabei zum Master werden. Die rechten Bedienelemente besitzen dann keine Funktionalität mehr. MS-Mode schaltet von Stereo in die M/S-Bearbeitung. Die linken Potis und Knöpfe regeln, wie bereits zuvor beschrieben, die Mitte, die rechten Regler und Schalter kontrollieren das Seiten-Signal.
Die beiden anderen klanglosen Knöpfe, Left-On und Right-On, dienen als Bypass-Schalter. Ist der Knopf nicht gedrückt, werden die Eingangssignale des entsprechenden Kanals unberührt an den Ausgang geleitet, ein Bypass eben.
Mastering-Grade, FET-Shred und Turboboost
Die interessanteren Knöpfe sind aber die zwei mittleren Knöpfe namens FET-Shred und Turbo-Boost. Ist der FET-Shred Knopf nicht gedrückt befindet sich der Elysia Karacter im sogenannten Mastering-Grade-Saturation-Modus. In diesem Modus generiert der Karacter dezente Obertöne mit einer weichen Kennlinie und symmetrischen Clipping. Der Klang wird voller, bleibt aber intakt, wodurch beispielsweise ein Schlagzeugbeat seine fette Bassdrum nicht verliert und ein fertiger Song nichts an Frequenzspektrum einbüßt – ideal für das Mastering sozusagen. Drückt man den FET-Shred-Button, bekommt man eine röhrenartige Verzerrung zur Verfügung gestellt. Die Auswirkungen auf den Klang sind in diesem Modus sehr umfangreich und erinnern an Röhrenschaltungen mit einer großen Bandbreite unsymmetrischer Verzerrungen. Hiermit lässt es sich nach Herzenslust zerren. Das kann soweit gehen, dass Klänge einen völlig unterschiedlichen Frequenzgang bekommen und eine Bassdrum keinen Bassanteil mehr besitzt, sondern nur noch kratzt und zerrt. Fürs Mastering denkbar ungeeignet, aber geradezu prädestiniert zum Klangdesign. Wem das immer noch nicht genug Verzerrung ist, der sollte den Turbo-Boost aktivieren. Die Turbo-Boost-Option ist nur im FET-Shred-Modus abrufbar und funktioniert am besten bei höheren Drive-Einstellungen. Der Arbeitspunkt der Schaltung wird verschoben, was noch deutlich unsymmetischere Wellenformen erzeugt.
Htmnn sagt:
#1 - 07.08.2019 um 10:47 Uhr
Viele der hier vorgeführten Vergleiche sind NULL aussagekräftig, da die bearbeiteten lauter sind als die Originalen. Gut gedacht, schlecht gemacht.