Elysia xpector Test

Der deutscher Hersteller Elysia sorgt seit dem Jahre 2005 für frischen Wind in der Welt der Studiogeräte. Man baut nicht einfach nur hochwertige Kompressoren, EQs oder Vorverstärker, sondern ist stets darauf bedacht, innovative Features zu etablieren, an die bisher kaum ein anderer Hersteller gedacht hat. Diese Philosophie zeigt sich auch im Class-A-Dual-KopfhörerverstärkerElysia xpector, dessen Funktionsumfang stark von gewöhnlichen Kopfhörerverstärkern abweicht und unter anderem dafür konzipiert wurde, ein hochwertiges Monitoring in mobilen Setups zu ermöglichen.

Quick Facts zum Elysia xpector

  • Dual-Kopfhörerverstärker mit insgesamt vier Outputs
  • zwei individuelle Mixes von zwei Stereosignalen für Artist und Engineer
  • latenzfreies Monitoring beim Recording
  • XLR-Outs für Studiomonitore

Gerätekonzept des Elysia xpector

„Dual-Kopfhörerverstärker“ hört sich erst einmal nicht besonders spannend an. Das Besondere an diesem Gerät ist, dem Engineer und dem Artist zwei unabhängige Mixes aus zwei Stereo Inputs zum latenzfreien Monitoring erstellen zu können. In der Regel werden dies der DAW-Output sowie das aufzunehmende Signal (z.B. externer Preamp / Channel Strip) sein. Die Bezeichnung „Kopfhörermixer“ wäre eigentlich zutreffender.

Separate HP Outs für Engineer und Artist

Zwei Shelving-EQs ermöglichen die Klanganpassung des Artist-Kopfhörers. Dem Engineer stehen anstelle dessen zusätzliche Abhöroptionen (Mono, M/S, Solo Modus L/R) zur Verfügung. Die weiteren Anschlüsse erlauben zudem das Anschließen von Studiomonitoren sowie das Kaskadieren mehrerer xpectors. Mir ist kein unmittelbares Konkurrenzprodukt bekannt, das mit einer vergleichbaren Zusammenstellung an Features ausgestattet ist.

Spezielle Features für jeden Kopfhörerausgang (links: Engineer; rechts: Artist)

I/Os des Elysia xpector

Die Ausgangsbuchsen beider Kopfhörerwege befinden sich auf der Gerätevorderseite und zusätzlich auf der -rückseite. Bei Bedarf versorgt der xpector also bis zu vier Kopfhörer mit Signalen.

Weiterhin befinden sich auf der Rückseite die beiden Stereo Inputs (Direct + DAW L(M)/R) als 6,35mm-Klinkenbuchse samt Loop-Ausgang sowie zwei XLR-Buchsen zum Anschließen von Studiomonitoren.

Rückseitige Anschlüsse des xpector

Gehäuse und Verarbeitungsqualität

So wie viele aktuelle Produkte des Herstellers, ist der xpector (bisher ausschließlich) in Elysias cube-Format erhältlich und somit ein Desktop-Gerät. Die Verarbeitung des äußerst robust wirkenden „Metall-Würfels“ ist exzellent und das herstellertypische Design kann durchaus als attraktiv bezeichnet werden. Sämtliche Regler und Anschlüsse sitzen profigerecht bombenfest und auch die Switches machen einen erstklassigen Eindruck. Für einen guten und kratzfesten Stand am Arbeitsplatz sorgen die beiden Gummistreifen an der Geräteunterseite – top!

Mit den Maßen 104 x 137 x 212 mm und einem Gewicht von ca. 1,5 kg ist der Elysia xpector schon ein stattlicher „Ziegelstein“, aber immer noch kompakt und transportabel genug für mobile Einsatze.

Elysia xpector im cube-Format

Elysia xpector im Praxis-Test

Testumgebung

Zum mehrtägigen Test der Funktionalität und Praxistauglichkeit des Elysia xpector habe ich ein mobiltaugliches Setup aus den nachfolgend genannten Geräten zusammengestellt. Beim Praxistest wurde sowohl die Audioqualität als auch die möglichen konzeptionellen Workflow-Vorteile bewertet.

Elysia xpector im mobilen Recording-Setup

Bedienung

Obwohl das Bedienkonzept quasi selbsterklärend und keinesfalls kompliziert ist, erfordert das Handling mit dem xpector bei mir eine kleine Einarbeitungsphase. Dies liegt schlicht und einfach an der filigranen Beschriftung relativ vieler identisch aussehender Potis auf der kleinen Frontplatte. Hat man das Gerät nicht auf Augenhöhe positioniert oder arbeitet man nicht bei optimaler Beleuchtung, ist etwas „Recherche“ erforderlich, welcher Regler welcher Funktion entspricht. Nach Überwindung derartiger Anfangsschwierigkeiten ist die zielgerichtete und auch haptische Bedienbarkeit problemlos. Trotz der kompakten Bedienfront habe ich keine Schwierigkeiten, die optisch eng beieinander liegenden Potis separat einzustellen. Zudem fühlt sich die feine Rasterung sehr hochwertig an!

Übersichtlich: Rot leuchtender LED-Ring bei gedrücktem Button
Separate Regler: „Direct“ und „DAW“ zur Regelung der Kopfhörermischung
Switch zur Einstellung des Abhörmodus im Engineer-Kopfhörer

Elysia xpector im Test: Audioeigenschaften

Die Audioeigenschaften des Elysia xpector sind über jeden Zweifel erhaben! Beide Kopfhörerverstärker liefern ein transparentes und präzises Signal mit hoher Feinzeichnung. Ich habe den subtilen Eindruck, dass mein Referenzkopfhörer von Focal noch fast ein wenig frischer und analytischer klingt als an meinem SPL Phonitor mini. Auf jeden Fall spielt Elysias Kopfhörerverstärker-Debüt in der gleichen Liga!

Das Monitoring über meine meine kleinen Neumann Monitore bestätigt den guten Eindruck. Die Wiedergabe ist ebenfalls äußerst transparent, „knackig“ und neutral. Auch der gute Gleichlauf der Lautstärkeregelung – sowohl Kopfhörerverstärker als auch Speaker – darf nicht unerwähnt bleiben. Gut gemacht, Elysia!

Simples Beispiel zur Einbindung des xpector beim Recording (Quelle: Elysia)

Praxisrelevanz des xpector

Ein einwandfreies Monitoring ist eigentlich immer das Fundament einer guten Performance, doch nicht selten geht man als DAW-Producer der Einfachheit halber oder aus Zeitdruck Kompromisse ein. Der xpector erfüllt die Anforderung, das richtige Mixverhältnis für Künstler und Engineer einzustellen, schnörkellos und mit unmittelbarem Zugriff ohne Software oder weitere Geräte. Möchte man als Engineer beispielsweise während eines Takes mal kurz das DAW-Playback „stummschalten“, um die Aufnahmequalität zu beurteilen, so kann man das wie an einem Mixer problemlos durchführen, ohne dass dies den Artist beeinflusst. Somit kann man die üblichen Stichproben auf das Nötigste beschränken, was den Workflow beschleunigt.

Keine Lust mehr auf Control Software von Audio Interfaces? Der xpector bietet unmittelbaren Zugriff auf alle Features.

Durch diese tolle Eigenschaft wird der xpector bestimmt Freunde finden. Mir persönlich fehlen dennoch zwei Dinge für einen vorderen Platz auf meiner Einkaufsliste: Zufällig stelle ich während dieses Reviews ein Setup für ein mobiles Vocal Recording zusammen. In dem Wissen, dass der Künstler einen Hall zum Monitoring verlangen wird, ist eines meiner UAD Apollo Interfaces hierfür die bessere Wahl. Wenn der xpector einen weiteren Stereo Input hätte, könnte man da vielleicht ein interessantes Kombi-Setup basteln.

Monitoring ohne Kopfhörer Artikelbild
Monitoring ohne Kopfhörer

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Tontechnik: Wenn man Gesang zum Playback aufnehmen will, müssen Kopfhörer benutzt werden. Das stimmt aber nicht.

29.08.2024
4,8 / 5
4

Und: Der xpector ist ein sehr hochwertiger Kopfhörerverstärker. Gemessen am Preis vermisse ich aber eine Crossfeed-Funktion zur Steigerung des natürlichen Raumeindrucks. Seit ich mit einem SPL Phonitor mini arbeite, möchte ich persönlich dieses Feature nicht mehr missen. Angesichts der vorhandenen Monitor-Funktionen des „Engineer-Ausgangs“ ist dies aber Meckern auf hohem Niveau und definitiv eine sehr subjektive Einschätzung.

Alternativen zum Elysia xpector

Das nach meinem Wissensstand ziemlich einzigartige Konzept erschwert die Benennung unmittelbarere Konkurrenzprodukte. Hier ein verzweifelter Versuch:

Lake People MC100SPL MTC MK2
Hierbei handelt es sich um einen Monitorcontroller inklusive exzellentem Kopfhörerverstärker mit Crossfeed-Funktion. Spezielle Features zum Recording bietet der Lake People MC100 nicht.Monitorcontroller mit zwei separat regelbaren Kopfhörerwegen und Crossfeed

Test des Elysia xpector: Fazit

Der Elysia xpector ist ein hochwertiges Audio-Tool und besetzt eine interessante Nische! Als hochwertiger Dual Kopfhörerverstärker mit praktikablen Mischmöglichkeiten und rudimentärer Monitorcontroller-Funktionalität ist der xpector eine Art hochwertiges Schweizer Taschenmesser für Audio-Profis (nicht nur!) zum Recording. Unmittelbare Konkurrenzprodukte sind meines Wissens nicht vorhanden oder zumindest rar. Angesichts der hochwertigen Qualität ist die aktuelle Preisforderung von rund 1000 Euro nachvollziehbar.

  • Class-A Dual Kopfhörerverstärker
  • je 2 Kopfhörerausgänge an Gerätevorder- und rückseite
  • 4 x 6,35 mm Klinke für DAW 2x In / 2x Out
  • 4 x 6,35 mm Klinke für Direct 2x In / 2x Out
  • 2 x XLR für Monitore
  • zusätzliche Monitor-Funktionen (Engineer): Mono, M/S und Solo Modus für Links & Rechts
  • 2-Band Shelving Equalizer (Artist)
  • Maße: 104 x 137 x 212 mm
  • Gewicht: 1,46 kg
  • hergestellt in: Deutschland
  • Webseite: elysia.com
  • Preis: € 1099,– (Straßenpreis am 18.7.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompaktes Gerät mit zwei unabhängigen hochwertigen Kopfhörerverstärkern
  • praktikable Mix-Optionen zum Recording mit Kopfhörer
  • kaskadierbar
  • Speaker Outs
  • exzellente Verarbeitung
  • Format zum mobilen Einsatz
Contra
  • noch etwas „Luft nach oben“, z.B. separater Input für Monitoring-Hall und Crossfeed
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Elysia xpector Test
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