Engl Thunder 50 Combo Test

PRAXIS
Wie bereits erwähnt, kommt der Amp außer mit einem kleinen Infoblatt zur Bedienung und einem Netzkabel ohne großes Zubehör, auch ein Fußschalter gehört nicht dazu. Also wird das Gerät ohne große Umschweife mit der Steckdose verbunden, eingeschaltet, der Master wird aufgedreht und… guter Schalldruck! Aus dem Kleinen kommt tatsächlich einiges an Lärm, und er liefert offensichtlich ein ordentliches Bassfundament. Aber jetzt erst mal der Reihe nach. Wir beginnen wie immer mit den Clean Sounds und arbeiten uns dann in Richtung Megazerre vor. Hier erst mal der Clean Kanal mit einer Gain Einstellung von 9 Uhr in Verbindung mit einer Tele (Audio: Twang).

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Twang Freak Funk Slow E

Bei diesem Beispiel wird der Master Regler voll aufgedreht, und schon hört man wunderbar das knackige Schmatzen der Endstufe, die ordnungsgemäß gefordert wird. Der Clean Sound klingt sehr „Fenderig“ brillant, wofür man ihm eine Extraportion crisper Höhen mit auf den Weg gegeben hat. Etwas zahmer klingt er, wenn man den Gain und alle Regler des EQs etwas zurücknimmt. Er behält aber auch dann noch seine angenehme Brillanz, wunderbar für Funky Sounds (Audio: Freak Funk). Als nächstes kommt die Strat zum Einsatz, für die der Master Regler noch etwas zurückgeschraubt wird, damit der Ton absolut klar bleibt. Die Grundeinstellung des Frequenzbereichs für den Clean-Kanal ist wirklich gelungen. Man kommt auch ohne Presence Reger aus, die hohen Frequenzen dieses Bereichs gibts in sehr angenehmer Dosierung (Audio: Slow E).

Jetzt wird es schon etwas kratziger und wir begeben uns auf die Reise in die 50er Jahre, die von Combos, Gretsch Gitarren und Slapback Delays dominiert wurden. Und siehe da, auch diesen Ton hat der Engl im Repertoire. Hierfür wurde der Gain-Regler auf 12 Uhr gestellt, damit der Amp dynamisch reagiert und bei hartem Anschlag ein wenig verzerrt. An den Effekt-Loop habe ich ein Delay mit 110 ms und einer Echo-Wiederholung angeschlossen – übrigens ohne Probleme mit der Pegelanpassung von Amp und Effekt. Auch das ist perfekt voreingestellt und funktioniert ohne großes Nachdenken. Plug In And Play wie es sein soll, und so klingt es (Audio: Thunder Train).

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Thunder Train ES Blues Foo

Der Clean Kanal beginnt, je nach Output der Gitarre, ab einer Einstellung von 14 Uhr schon ganz gut zu zerren. Hier hören wir den relativ warmen Ton einer ES-335 mit etwas zurückgedrehtem Tone Regler. Die Verzerrung kommt sehr dynamisch rüber und ist vor allem in der Ansprache ausgezeichnet. Jede kleinste Nuance des Anschlags wird feinfühlig übertragen, da macht das Spielen richtig Spaß (Audio: ES Blues). Wenn man den Gain-Regler im Clean Kanal voll aufdreht, dann klingt das Ganze schon richtig dreckig, es setzt aber auch eine leichte Kompression ein, und die Anschlags-Spitzen werden leicht abgedämpft. Der Klang bleibt aber immer noch sehr dynamisch und transparent (Audio: Foo).

(Auf der nächsten Seite: der Crunch-Kanal)

Der Übergang in den Crunch Kanal geschieht fast nahtlos, denn der macht dort weiter, wo der Clean Kanal verzerrungstechnisch aufhört. Ich habe den Gain-Regler zurück auf 9 Uhr gestellt und die Tele angeschlossen. Wir erhalten einen Stones-typischen angezerrten Ton (Audio: Stoned).

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Stones Strat Crunch

Es kann aber auch schon ganz schön heiß im Crunch-Channel werden. Hier ein Beispiel mit der Strat und einer Gain Einstellung auf 15 Uhr (Audio: Strat-Crunch). Auch bei diesem Basis-Sound ist das Frequenzspektrum sehr gut voreingestellt. Der Grundcharakter geht hier mehr in die britische Ecke, Vox und Marshall lassen grüßen. Der Verzerrungsgrad ist wunderbar mit dem Anschlag zu steuern und klingt sehr offen. Bei beiden Hörbeispielen war die Klangregelung gleich eingestellt, trotzdem klingt es total unterschiedlich. Ganz klar ein Beweis dafür, dass der Verstärker den Grundsound der Gitarre optimal wiedergibt und nicht einfach so platt bügelt, dass man den Unterschied zwischen einer 58er Vintage Strat und einer Les Paul Kopie aus Korea nicht mehr hört.

Der dritte Kanal ist jetzt angewählt und wir kommen ins Reich der Distortion Sounds; bei einer Gain Einstellung um 9 Uhr ist schon einiges los. Der Lead Kanal klingt etwas mittiger und startet schon mit einer ordentlichen Portion Verzerrung. Beim nächsten  Beispiel wurde eine SG mit Drop D Tuning benutzt (Audio: Classic).

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Classic Powerchord Bariton

Schließt man eine Les Paul mit etwas mehr Output an und dreht den Mittenregler noch etwas weiter auf, bekommen wir einen guten Sound für Powerchords. Vor allem wird jetzt das Palm-Mute Spiel sehr differenziert übertragen, es kommt äußerst knackig rüber (Audio: Powerchord).Wir begeben uns jetzt in den „Frequenz-Keller“ und die Bariton Gitarre kommt zum Einsatz. Mal sehen, was der 12“ Lautsprecher damit so anfangen kann (Audio:Bari). Da kann man nicht meckern, denn zum einen wird die Anschlagsdynamik sehr gut übertragen, und der Speaker macht auch bei den tiefen Frequenzen eine gute Figur. Mit voll aufgedrehtem Bassregler und einer Gain Einstellung von 11 Uhr kommt auch die tiefe B (H)-Saite noch sehr gut rüber, der Sound klingt nicht matschig, es dröhnt aber schon mächtig im Raum. Für den Bandeinsatz ist diese Einstellung nicht empfehlenswert.  Hier sollte man den Bassregler etwas zurücknehmen, damit auch der eigentlich zuständige Kollege am Bass eine Chance hat. Aber schön, dass der Verstärker auch im Tieftonbereich einen so guten Frequenzgang bietet. Da musste schon so manch anderer 1×12“ Combo die weiße Fahne hissen.

Als nächstes nehmen wir für einen Metal Sound die Mitten komplett aus dem Frequenzbild. Und auch der kann sich hören lassen (Audio:Metal).

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Chords Dyna-Poti

Zwar habe ich jetzt den Gain Regler weiter aufgedreht, aber es sind noch Reserven da, denn er steht erst auf 14 Uhr. Trotzdem ist schon ein hoher Verzerrungsgrad am Start, der aber immer noch sehr knackig rüberkommt, was besonders bei schnellen Anschlägen auf der tiefen E-Saite zu hören ist. So muss das sein, denn ein Metal Sound, der solche Anschläge nicht ordnungsgemäß wiedergibt, ist eigentlich nicht zu gebrauchen.Zum Schluss wurde der Gain Regler voll aufgedreht und wir hören ein paar Akkorde mit der Les Paul (Audio: Chords). Wie die beiden anderen Kanäle hat auch der Lead Channel eine sehr gute Transparenz. Die Akkorde sind trotz des hohen Verzerrungsgrades sehr differenziert und klingen keinesfalls lärmig – im Gegenteil, auch die dynamische Ansprache ist hier ausgezeichnet. Ich habe bei voll aufgedrehtem Gain die Strat angeschlossen und zuerst mit zurückgeregeltem Volume an der Gitarre gespielt, dann voll aufgedreht. Von fast clean bis voll verzerrt ist alles möglich, hier ist der Beweis (Audio: Dyna-Poti).

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