Filter-Effekte für Bass: Was ist ein Envelope Filter, Wah Wah, Auto Wah etc. – und wie funktioniert es im Umgang mit dem E-Bass am besten? Spätestens seit Jimi Hendrix das berühmte Intro von “Voodoo Chile” mit einem Wah Wah veredelte, stand dieses Effektgerät hoch oben auf dem Wunschzettel eines jeden Gitarristen. Natürlich waren auch viele Bassisten fasziniert von diesem “Quäken”. Der große Durchbruch im Bassbereich fand allerdings erst statt, als es vom Wah Wah (auch: Wahwah oder Wah-Wah) eine Version gab, die nicht mehr mit dem Fuß, sondern automatisch durch die Dynamik des Spielers gesteuert wurde ‑ das sogenannte Auto Wah, auch Envelope Filter genannt. Dieser Sound wurde unter anderem durch Funklegende Bootsy Collins sehr populär und ist bis heute einer der beliebtesten Effekte für E-Bass. Er findet aber nicht nur im Funk Verwendung, sondern ist auch in rockigen Gefilden sehr beliebt – unter anderem, weil er ein guter Kumpel des Bass-Verzerrers ist …
Was ist ein Wah Wah?
Ein Wah Wah nutzt einen sogenannten Bandpass Filter. Dieser schränkt den Frequenzgang des Signals auf einen bestimmten Bereich ein. Er lässt nur Frequenzen passieren, welche innerhalb dieses eingestellten Bereichs liegen. Einfach gesagt, er schneidet “oben und unten” etwas ab.
In dem nachfolgenden Bild kann man dies gut erkennen: Der Bandpass Filter lässt lediglich den grün gekennzeichneten Bereich zu. Alles andere, was im Frequenzgang darunter oder darüber liegt, wird komplett aus dem Klanggeschehen herausgenommen.
Dieser grüne Bereich wird nun in einem eingegrenzten Raum innerhalb des Frequenzbands hin und her geschoben, entweder von Tief nach Hoch (Up) oder umgekehrt (Down). Die Geschwindigkeit und die Richtung wird dabei durch das Fußpedal gesteuert. Das Wandern des Bandpass Filters im Frequenzband erzeugt dann den typischen quäkigen Wah-Sound.
Was ist der Unterschied zwischen Wah Wah und Auto Wah / Envelope Filter?
Auto Wah und Envelope Filter sind zwei Bezeichnungen, welche tatsächlich ein- und dasselbe bedeuten. Mit ihnen werden Effektgeräte bezeichnet, bei denen das oben beschriebene Bewegen des Bandpass Filters im Frequenzband nicht mehr “manuell” mit dem Fußpedal, sondern allein durch die Dynamik des Signals automatisch gesteuert wird.
Für dich ausgesucht
Überschreitet dieses Signal eine bestimmte Lautstärkeschwelle, wird das Wandern des Filters ausgelöst. Ist das Signal unterhalb dieser Schwelle, bleibt der Filter in seiner Ausgangsposition. Die Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung des Filter sind dabei meistens im Gerät fest eingestellt und nicht mehr – wie bei einem Wah Wah – per Fußpedal zu beeinflussen.
Was bedeuten Begriffe wie Q, Sensitivity, Decay, Filter Up/Down?
Kommen wir zu den Begriffen und Bezeichnungen der Regler auf einem Envelope Filter bzw. Auto Wah, dann wird sicher vieles klarer:
Q: Beschreibt die Flankensteilheit, also wie breit der Bereich des Bandpassfilters ist. Je schmaler der Filter ist, desto drastischer ist auch der Effekt, da der Frequenzgang stärker eingeschränkt wird. Deshalb wird “Q” auch gerne mit der Intensität des Effekts bezeichnet. Hier sind zwei unterschiedliche Q-Werte zu sehen: schmal und breit.
Sensitivity: Wird auch wie beim Kompressor “Threshold” genannt und legt die Lautstärkeschwelle fest, ab der das Bewegen des Filters getriggert wird. Unterhalb dieser Schwelle bleibt der Filter in seiner Ausgangsposition.
Decay: Decay beschreibt den Frequenzbereich, in dem sich der Bandpass Filter bewegt. Bei einem Auto Wah für Bass sind das grob 70 Hz bis 3 kHz. Der Bereich kann auch begrenzt werden, so dass der Filter nicht so weit läuft.
Filter Up, Filter Down: Manche Pedale bieten die Möglichkeit, die Bewegungsrichtung des Bandpass Filters einzustellen. Er kann sich entweder von links (tief) nach rechts (hoch) oder von rechts nach links bewegen. Dies wird beim normalen Wah Wah durch das Herunter- oder Heraufbewegen des Pedals geregelt.
Beispiel-Einstellungen für Envelope Filter
Die folgenden Beispiele demonstrieren das Verhalten der einzelnen Regler. Fangen wir mit der Sensitivity an. Ich spiele bei aktiviertem Effekt abwechselnd einmal unterhalb der Einsatzschwelle und einmal darüber. So hört man, wie der Effekt durch meine Anschlagsdynamik getriggert wird.
Und so klingt ein breiter und ein enger Q-Wert. Beim letzteren ist der Effekt deutlicher, da der engere Filter mehr Frequenzen eliminiert und zudem mehr Platz zum Wandern im Frequenzband besitzt:
Begrenzt man den Decay-Wert, so verringert man den Bereich, den der Filter im Frequenzband durchläuft. Im ersten Beispiel hört man gut, wie er weiter oben quasi “steckenbleibt”. Im zweiten Beispiel läuft der Filter hingegen deutlich tiefer runter:
Envelope Filter: Auf in die Praxis!
Den Anfang macht ein Fingerstyle-Groove, gefolgt von einem Slapriff. Beide Beispiel nutzen mittlere Q- und Decay-Werte:
Envelope Filter mit anderen Effekten kombinieren
Envelope Filter sind ideal geeignet, um sie mit anderen Effekten zu kombinieren und ungewöhnliche Sounds zu erzeugen. Ein perfekter Partner ist der Octaver, der dem Originalsignal noch eine Oktave tiefer hinzufügt. So fett kann das klingen:
Addiert man zu dieser Kombination noch eine Verzerrung hinzu, klingt das schon sehr nach Synthie. Ein Fuzz eignet sich aufgrund seiner Klangcharakteristik hier besonders gut:
Ich hoffe, dieser Artikel konnte euch den Envelope Filter etwas näherbringen und ich wünsche viel Spaß mit den eigenen Experimenten!
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt