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Eowave Domino Test

PRAXIS
Ungefähr so groß wie ein mitteldickes Taschenbuch ist der Domino. Sein Äußeres wirkt nüchtern und aufgeräumt. Auf der durch aufgedruckte Bezeichnungen und Markierungen strukturierten Oberfläche des kleinen Franzosen findet man 14 solide Potis aus Kunststoff. Sie lassen sich butterweich bewegen, haben aber genug Drehwiderstand, um ihre Position halten zu können. Mit im Karton sind eine englischsprachige Anleitung in Form einer doppelseitig bedruckten DIN-A3 Seite und ein externes Netzteil.

EowaveDomino_05_mitManualundNetzteil

Der Domino ist schnellstens angeschlossen: Das Netzteil sowie ein MIDI- und ein Klinkenkabel sind vonnöten, um ihn Betrieb zu nehmen. Speicherplätze gibt es hier nicht, deshalb kann man auch keine Presets aufrufen. Selber schrauben ist die Devise. Seitens des Herstellers ist der MIDI-Kanal 1 eingestellt, per MIDI-Program-Change lassen sich aber auch die MIDI-Kanäle 2-16 auswählen.
Einen Überblick über die Klangformungsmöglichkeiten muss man sich hier nicht extra verschaffen, es ist ja alles relativ überschaubar. Der Domino wirkt robust und seine Konstruktion ist hochwertiger als es seine Understatement-Optik vermuten lassen könnte. Auch der haptische Eindruck steht dem in nichts nach. Und klanglich macht der Domino genau das, was man von einem analogen Monophonen erwartet: Er knurrt, wabert und knarzt mit sattem Klang. Er klingt dabei tendenziell rau und mittig, aber niemals scharf in den Höhen. Besonders vielseitig präsentiert er sich allerdings nicht, man ist hier schnell am Ende der Klangpalette angelangt. Die Resonanz kann man schön pfeifen lassen und mit den LFO-Filtermodulationen lässt sich feinstes Geblubber und Gekrache herstellen. Basslinien und sequenzierte Pattern sind die Kompetenzgebiete des Dominos. Aktiviert man den Glide Modus, kann er auch ganz passable Leads hervorbringen. Leider muss man auf Velocityansprache des Filters genauso verzichten wie auf einen Rauschgenerator oder Suboszillator. Elektronische Drums gelingen mit dem Domino daher weniger gut.

Als ich den Domino in ein Arrangement mit anderen Instrumenten einfügen wollte, musste ich den Kleinen allerdings zuerst einmal stimmen. Über den gesamten Tonbereich gesehen ist seine Stimmung nicht immer ganz sauber, man sollte ein Stimmgerät (oder PlugIn) zur Hand haben und immer mal nachstimmen, wenn man die Oktavlagen wechselt. Mit Warmlauf-Tuningschwankungen muss man hier in der ersten Stunde nach dem Anschalten sowieso rechnen, wie es bei vielen Voll-Analogen der Fall ist. Das teilweise humorvoll geschriebene Handbuch unterstreicht dies mit dem Satz „The VCO likes it hot!!!“.

Audio Samples
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Filterbank Accent Sequenzer Mod Portamento Lead 4 verschiedene Oktavbässe

Den oft gehörten Vergleich zum Vintage Synth „Roland TB 303“ kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Viele Merkmale ähneln sich zwar und klanglich sind beide Instrumente auch sicherlich miteinander verwandt. Der ehrenwerte Transistorized Bass (dafür steht das Kürzel „TB“) hat aber einen wesentlich mächtigeren Sequenzer an Bord, oder anders gesagt: Er ist das zentrale Feature des 303 und macht ihn zu einem eigenständigen Bass-Sequenzer. Der Eowave Domino hingegen benötigt immer MIDI-Befehle von außen, um Töne von sich geben zu können. Sein Sequenzer ist nur eine Modulationsquelle, er kann keine Noten triggern.
An das Programmieren des Synths mit MIDI-CC kann ich mich nicht so richtig gewöhnen, es ist umständlich. Wer noch neu auf diesem Gebiet ist, wird zunächst einmal herausfinden müssen, wie man überhaupt die erforderlichen CC-Befehle erzeugt. Und wer weder Rechner noch Masterkeyboard mit CC-Funktion zur Hand hat, sondern beispielsweise nur einen „normalen“ Synthi mit MIDI-Ausgang, der kann diese Features auch nicht aufrufen, geschweige denn editieren. Leider sind bei den CC-Programmierungen während meines Tests auch mehrfach Störungen aufgetreten. Ich musste das Gerät oft neu starten, weil es -vermutlich aus Überforderung- die Waffen streckte und gar keinen Ton mehr von sich gab. Das riecht nach Konstruktionsfehler und gibt einen Punktabzug bei der Gesamtwertung.

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