Dass der amerikanische Gitarrenhersteller Epiphone weit mehr ist als nur der preiswerte Ableger von Gibson, zeigt auch unser Test der Epiphone Casino Coupe, eine Semiakustik-Gitarre mit berühmten Wurzeln. Die 1928 gegründete Firma machte sich schon früh mit Archtop-Gitarren einen Namen und wurde 1957 in den Gibson-Konzern eingegliedert. Waren es anfangs noch reine Akustikgitarren, prägten später vor allem Halbresonanzgitarren das Image der Firma. Zu den bekanntesten Akteuren gehören in diesem Zusammenhang die Beatles, die mit der Vorläuferin unserer Testkandidatin die längste Zeit ihrer Karriere bestritten – Paul McCartney ist mit seiner Epiphone Casino bis in neuere Zeit auf der Bühne zugange.
Die Epiphone Casino Coupe VS stellt den Anspruch, mit ihrem kleineren, schnittigeren Korpus in ES-339 Größe trotzdem die Gene der legendären Casino zu transportieren, die 1961 das Bühnenlicht erblickte. Ob die “Kleine” ebenfalls das Potenzial hat, sich als Rock- und Bluesgitarre oder vielleicht sogar mehr einen Namen zu machen, soll unser bonedo-Test zeigen.
Details
Korpus und Optik
Geliefert wird die Epiphone Casino Coupe mit der klassischen Vintage-Sunburst-Lackierung in einem schnöden Pappkarton, was allerdings angesichts eines Straßenpreises von weniger als 400 Euro vollkommen in Ordnung geht. In dieser Region darf ruhig an der Verpackung gespart werden, solange das Instrument nicht unter der Preisschraube leidet. Der Zusatz “Coupe” soll übrigens die etwas handlicheren Abmessungen der Gitarre beschreiben, die kleiner ausfallen als die herkömmlicher Halbresonanzgitarren wie beispielsweise der ES-335. Da es sich um eine Hollowbody handelt, ist sie mit schlanken 2633 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Der Korpus ist laut Epiphone eine Wiedergeburt der sehr beliebten ES-339 und besteht einschließlich der Decke aus fünflagigem laminierten Ahorn. Im Gegensatz zum Original kommt die Casino Coupe VS ohne Sustainblock aus, ein Konstruktionsmerkmal, das ansonsten einerseits den Korpus in seinem Schwingungsverhalten einschränkt, andererseits aber auch die Rückkoppelungsgefahr mindert. Die Decke der Casino ist somit freischwingend und besitzt zwei F-Löcher. Um die Vorder- wie die Rückseite läuft ein elfenbeinfarbenes Binding, das die ohnehin schon tolle Optik der Gitarre weiter abrundet. Alle Arbeiten sind tadellos ausgeführt und zeigen, auf welch hohem Niveau heute auch günstige Gitarren gebaut werden können. Und wo wir gerade dabei sind: Dieses Instrument kommt aus China.
Elektronik und Hardware
Ein Epiphone P90R Tonabnehmer am Hals und ein P90T am Steg sorgen für die magnetische Wandlung der Saitenschwingungen und lassen sich typischerweise mit jeweils einem Lautstärke- und einem Klangregler einstellen. Der Dreiweg-Schalter zur Anwahl der Pickups befindet sich zwischen Stegpickup und dem Volume-Regler und ist damit sehr komfortabel zu erreichen, ohne dass man Angst haben muss, ihn im Eifer des Gefechts versehentlich zu verstellen. Die Potis tragen allesamt sogenannte Top Hats in Gold, die aus durchsichtigem Kunststoff bestehen und auf der Gitarre einfach klasse aussehen.
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Ein Trapez-Saitenhalter hält die sechs Saiten, die von dort über eine Lock Tone Tune-o-matic Bridge laufen, wo sich Reiter wie gewohnt individuell mit einem Schlitzschraubenzieher einstellen lassen. Sämtliche Hardware kommt in Nickel, was hinsichtlich der Optik eine gute Entscheidung darstellt, denn Gold würde die Gitarre überladen. Ein dreilagiges Pickguard aus PVC mit Epiphone-Logo-Aufkleber rundet das gelungene Erscheinungsbild ab. Zur Befestigung eines Gurtes wurde der Casino ein Gurtpin im Halsfuß und ein weiterer in der unteren Zarge spendiert, beide sind mit schwarzem Filz unterlegt.
Hals
Der Blick wandert weiter in Richtung Hals, der aus Mahagoni besteht und mit dem Korpus verleimt ist. Rückseitig ist er schwarz lackiert, als Griffbrettmaterial kommt Palisander zum Einsatz, auf dem 22 Medium Jumbo Bünde ohne Fehl und Tadel eingesetzt wurden. Klassische Parallelogramm-Einlagen dienen der Orientierung, ebenso kleine schwarze Punkte im cremefarbenen Halsbinding.
Die Halsform, die man von Gibson-Gitarren ebenfalls kennt, heißt auch bei Epiphone “Slim Taper”. Die Mensur misst genau 24,75″, was umgerechnet 628,65 mm beträgt, also ebenfalls klassische Gibson-Maße besitzt. Die Saiten laufen weiter über einen Sattel aus Knochenimitat zu den geschlossenen Deluxe Mechaniken mit kleinen Metallknöpfen, die mit einer Übersetzung von 14:1 ein müheloses und präzises Stimmen ermöglichen. Die Kopfplatte selbst ist deckend schwarz lackiert und wird vom eingelegten Epiphone Schriftzug in Perloid gekrönt. Um an den Halsstab heranzukommen, muss oberhalb des Sattels ein schwarzes Kunststoffplättchen mit weißem Epiphone-Logo abgeschraubt werden. Den passenden Schlüssel zum Einstellen des Stabes findet man im Karton.
So viel zum Instrument selbst, jetzt muss es sich in der Praxis beweisen.
Johnny sagt:
#1 - 14.12.2022 um 19:50 Uhr
Hallo, ich besitze und spiele seit 2016 eine Epiphone Casino Coupe Cherry. Im Allgemeinen stimme ich der Beurteilung hier zu aber um ein gut klingendes und gut bespielbares Instrument daraus zu machen muß daran einiges getan werden. Das erste war nach fünf Tagen die Auswechslung der Stimmechaniken gegen echte Grover DeLuxe, da die Gitarre die Stimmung nicht gehalten hat. Da mir der Ton der Epi P 90 zu smooth, zu undefiniert war habe ich sie gegen P90 Dominos ausgewechselt weil ich damit auf meiner Vester ES 335 gute Erfahrungen gemacht habe. Das Nächste war der Umbau der Elektronik. Fender S 1 - Schalterpoti als Master und um die P 90 als Humbucker schalten zu können, Toggleswitch, Noload-Tonpoti und gut geschirmtes Verbindungskabel. Dann der Austausch des gepressten Plastesattels, der nie eine Sattelfeile gesehen hat gegen einen korrekt gekerpten Kochensattel bei dem das Spacing etwas erweitert wurde. Zu guter letzt Austausch der Pressbrücke gegen eine ABM-Brücke 2504 n Nashville. Jetzt ist es eine tolle, gut klingende und gut bespielbare Gitarre!
Cooper sagt:
#1.1 - 09.05.2023 um 16:42 Uhr
Naja ich denke auch ohne diesen massiven Umbauten wird es ein gutes Instrument sein.
Antwort auf #1 von Johnny
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenCooper sagt:
#2 - 17.05.2023 um 06:51 Uhr
Der Artikel ist schon älter und die Coupe wird nicht mehr gebaut, aber ich finde die Stossrichtung des Textes nicht gelungen. Das Original ist nicht die Gibson ES-339, sondern die Epiphone Casino, mit denen die Beatles auf der Bühne standen. Die Casino hat einen grossen 335 Korpus und war damals Epiphones Antwort auf die Gibson ES-335. Danach wurde Epiphone von Gibson übernommen. Die Coupe ist also die kleine Schwester der grossen Casino, die es heute noch im Sortiment gibt. Ebenfalls Made in China. Hier wäre also ein Vergleich zur grossen Casino besser gewesen. Zumal man mit der günstigen Epiphone ES-339 ein baugleiches Pendant zur teuren Gibson ES-339 kaufen kann.