Praxis
Sound und Bespielbarkeit
Dank des verkleinerten Korpus lässt sich die Gitarre sehr komfortabel im Sitzen bespielen. Sie ist tatsächlich ein Fliegengewicht, resoniert aber beim trockenen Anspielen laut und spürbar. Der Sound ist unverstärkt eher mittig, fast schon nasal, und es fällt auf, dass die Saiten zwischen Steg und Saitenhalter deutlich vernehmbar mitschwingen. Das ist bauartbedingt leider nicht anders machbar, dürfte aber die wenigsten stören. Spielt man jedoch leicht angecruncht mit vielen Stopps, ist eine kleine Lärmkulisse in den Pausen immer deutlich vernehmbar. Das gilt ebenfalls für die Saiten zwischen Sattel und Mechaniken. Daher kann man mittlerweile bei vielen Gitarristen ein kleines Haargummi sehen, das die Schwingungen der Saiten auf der Kopfplatte im Zaum halten soll. Das ist hinter der Brücke eher schwierig zu bewerkstelligen, daher ist dort die Fantasie gefragt. Ich für meinen Teil verwende schlicht und ergreifend entweder ein Papiertaschentuch, das ich zwischen die Saiten klemme, oder klebe einen transparenten Streifen Tesa quer über alle. Die Casino ist zwar kopflastig, aber das stört mich nicht weiter, denn beim Spielen drückt man meist ohnehin den Korpus zu sich und löst damit das Problem. Der Hals lässt sich insgesamt sehr komfortabel bespielen und liegt angenehm in der Hand. Auch was die Saitenlage und Einstellung betrifft, kann ich nur Gutes berichten, daher geht es jetzt ohne Umwege in Richtung Verstärker.
Da ich verschiedene Amps verwende, kommt immer ein SM57 mit einem Tube Tech Preamp zum Einsatz. Das Signal ist dann selbstverständlich gänzlich von EQs und Dynamikprozessoren befreit.
Es geht los mit einem cleanen Deluxe Amp.
Ich schalte alle drei Pickup-Positionen durch, beginnend mit dem Hals-PU.
Das dürfte wahrscheinlich das Haupteinsatzgebiet einer solchen Gitarre sein. Vollmundige Cleansounds mit einem kleinen Mittenhönk, die P90 Pickups liefern ein sattes Signal, sodass der Amp auch etwas angefahren werden kann und einen schönen, knochigen Ton liefert. Alle drei Positionen besitzen ihre charakteristischen Klangeigenschaften, die sich allesamt sehr gut einsetzen lassen.
Weiter geht es mit derselben Einstellung, allerdings wird jetzt nicht gestrummt, sondern gepickt. Auch hier schalte ich pro Durchgang eine Stellung weiter.
Hier lässt sich gut heraushören, wie die Casino mit den einzelnen Tönen umgeht. Sie klingen ein wenig “wattiert”, und das meine ich durchaus positiv. Der Anschlag erscheint sanfter, setzt sich aber trotzdem gut durch. Der holzige Grundsound kommt, wie auch schon im Beispiel davor, ganz klar zum Vorschein und verleiht dem Sound eine gehörige Portion Wärme.
Im nächsten Beispiel verwende ich einen angecrunchten Marshall mit einem Kammler Cabinet und den Stegtonabnehmer. Man beachte die Geräuschkulisse in den Spielpausen.
Für meinen Geschmack werden bei dieser Gitarrenbauart die Attacks generell “glasig”, sprich, breiter mit einem ganz eigenen Höhendip. Es klingt fast schon wie mit einem Fuzz gespielt, was durchaus seinen Reiz hat! Das ist dann aber wahrscheinlich eher was für die Indie-Fraktion als für den traditionellem Hardrocker. Das wäre auch recht schwierig zu bewerkstelligen, denn ab einer gewissen Lautstärke, die nicht besonders hoch sein muss, fängt die Decke der Casino an zu schwingen und erzeugt ein unkontrollierbares Feedback. Wer allerdings auf genau den Sound steht und rocken möchte, sollte in den Spielpausen in der Lage sein, Volumenregler oder Volumenpedal sehr schnell zu bedienen.
Abschließend noch ein kleines Songfile, das die Soloqualitäten der Epiphone Casino Coupe auslotet.
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Hier kann sie ganz klar ihre Stärken ausspielen. Cleane Melodien kommen raumfüllend zur Geltung und durch ihre gute Bespielbarkeit gehen diese auch wirklich leicht von der Hand. Für die Rhythmusarbeit empfiehlt sich die Casino selbstverständlich auch, sie setzt deutlich ihre Klangfarben und drückt der gespielten Musik ihren Stempel auf.
Johnny sagt:
#1 - 14.12.2022 um 19:50 Uhr
Hallo, ich besitze und spiele seit 2016 eine Epiphone Casino Coupe Cherry. Im Allgemeinen stimme ich der Beurteilung hier zu aber um ein gut klingendes und gut bespielbares Instrument daraus zu machen muß daran einiges getan werden. Das erste war nach fünf Tagen die Auswechslung der Stimmechaniken gegen echte Grover DeLuxe, da die Gitarre die Stimmung nicht gehalten hat. Da mir der Ton der Epi P 90 zu smooth, zu undefiniert war habe ich sie gegen P90 Dominos ausgewechselt weil ich damit auf meiner Vester ES 335 gute Erfahrungen gemacht habe. Das Nächste war der Umbau der Elektronik. Fender S 1 - Schalterpoti als Master und um die P 90 als Humbucker schalten zu können, Toggleswitch, Noload-Tonpoti und gut geschirmtes Verbindungskabel. Dann der Austausch des gepressten Plastesattels, der nie eine Sattelfeile gesehen hat gegen einen korrekt gekerpten Kochensattel bei dem das Spacing etwas erweitert wurde. Zu guter letzt Austausch der Pressbrücke gegen eine ABM-Brücke 2504 n Nashville. Jetzt ist es eine tolle, gut klingende und gut bespielbare Gitarre!
Cooper sagt:
#1.1 - 09.05.2023 um 16:42 Uhr
Naja ich denke auch ohne diesen massiven Umbauten wird es ein gutes Instrument sein.
Antwort auf #1 von Johnny
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenCooper sagt:
#2 - 17.05.2023 um 06:51 Uhr
Der Artikel ist schon älter und die Coupe wird nicht mehr gebaut, aber ich finde die Stossrichtung des Textes nicht gelungen. Das Original ist nicht die Gibson ES-339, sondern die Epiphone Casino, mit denen die Beatles auf der Bühne standen. Die Casino hat einen grossen 335 Korpus und war damals Epiphones Antwort auf die Gibson ES-335. Danach wurde Epiphone von Gibson übernommen. Die Coupe ist also die kleine Schwester der grossen Casino, die es heute noch im Sortiment gibt. Ebenfalls Made in China. Hier wäre also ein Vergleich zur grossen Casino besser gewesen. Zumal man mit der günstigen Epiphone ES-339 ein baugleiches Pendant zur teuren Gibson ES-339 kaufen kann.