Top Bespielbarkeit
Der Epiphone Grabber Bass ist für heutige Verhältnisse ziemlich auslandend, zudem sucht man üppige Shapings am Korpus vergebens. In Sachen Spielkomfort hatte ich deshalb ehrlich gesagt keine allzu großen Erwartungen an das legendäre Bassmodel. Meine Vorurteile haben sich allerdings nicht bestätigt, denn der etwa 4,1kg schwere Epiphone Grabber Bass lässt sich trotz seiner ausladenden Form sehr angenehm spielen. Aufgrund des relativ weit rechts sitzenden vorderen Gurtpins auf Höhe des 14. Bundes ist die Balance am Gurt zwar nicht perfekt, mit etwas Gegendruck durch Auflage des Unterarms lässt sich der Bass aber problemlos managen und in einer authentisch tiefen Rocker-Position spielt die leichte Imbalance sowieso kaum noch ein Rolle!
Richtig gut gefällt mir der Hals der preisgünstigen Grabber-Kopie. Das Profil besitzt am Sattel ein Breite von 41mm und eine relativ flache C-Form – der Hals fühlt sich im Endeffekt eher nach Jazz Bass denn nach Preci an, was mir persönlich sehr zusagt. Es flitzt sich damit wirklich kinderleicht durch die Lagen und selbst der letzte Bund ist dank des relativ flachen Halsansatzes noch ohne Verrenkungen spielbar – da kann sich so manch modernes Bassmodell gerne mal eine Scheibe abschneiden!
Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der tollen Haptik hat aber auch das matte Hals-Finish, das sich wirklich sehr angenehm anfühlt und durch die leichte Tönung auch noch schick aussieht. Die Saitenlage ab Werk war für meinen Geschmack etwas zu hoch, wer gerne kräftiger zulangt oder den Grabber mit einem Plektrum malträtiert, kommt hier sicher ausgezeichnet klar.
Ich konnte die Saiten dank der tadellosen Bundierung problemlos tieferlegen. Auch bei kräftigeren Anschlägen rasselt es nirgendwo auf dem Griffbrett – einfach top! Zur Justierung der Saitenreiter muss man allerdings die Abdeckung über der Brücke abschrauben – den kurzen Umweg nimmt man für einen authentischen Grabber-Look aber gerne in Kauf!
Epiphone Grabber Bass – Sound
Jetzt geht es ans Eingemachte und wir hören uns an, was der Epiphone Grabber Bass klanglich so zu bieten hat. Die Substanz stimmt schon mal: Der Bass schwingt ordentlich und liefert, abgesehen von einer Schraubhals-typischen kleinen Sustainschwäche um den fünften Bund auf der G-Saite, einen äußerst gesunden und kräftigen Sound. Für meine Audiobeispiele habe ich den Viersaiter ohne zusätzliches Equipment aufgenommen, lediglich beim Overdrive-Beispiel kamen in der Nachbearbeitung ein Verzerrer und eine Cabsim zum Einsatz.
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In Sachen Klangflexibilität kann der preisgünstige Grabber sicherlich nicht mit dem legendären Original mithalten, da er lediglich den einen fest installierten Pickup besitzt. Variationen gibt es daher nur von der Tonblende und dem Coil-Tap-Switch.
Der Humbucker des Epiphone Grabber Basses sitzt in etwa in der Preci-Position – und das hört man auch! Der Sound besitzt zweifellos Preci-Vibes, wirkt in den Mitten aber etwas komplexer und insgesamt moderner als beim Fender-Modell. Keine Frage: Mit diesem satt und durchsetzungsfähig klingenden Epiphone Grabber macht man sicherlich nicht nur in rockigen Genres eine gute Figur! Fast noch besser als der Humbucker-Sound gefällt mir allerdings die Singlecoil-Variante, bei der nur die hintere Spule arbeitet – der Bass klingt dann etwas schlanker und in den Höhen offener.
Die Tonblende ist ausgezeichnet auf den Grundsound abgestimmt und liefert sowohl im Humbucker- als auch im Singlecoil-Betrieb zahlreiche brauchbare Variationen, wie ihr in den folgenden Beispielen hören könnt.
Auch perkussive Spieltechniken setzt der Schraubhals-Bass erwartungsgemäß ausgezeichnet um. Der Bass reagiert spritzig und der Humbucker bildet den Attack wunderbar knackig ab.
Der Ur-Grabber ist vor allem in den härteren Gefilden beheimatet, weshalb ich meinen Testling zum Abschluss noch durch eine Zerre gejagt habe. Und tatsächlich: Dank seines mittenstarken Sounds und des hohen Ausgangspegels des Humbuckers ist auch der Epiphone Grabber Bass ein sehr guter Kandidat für Overdrive-Sounds und damit zweifellos ein hervorragender Bass für klassischere Rockbands!
Philipp sagt:
#1 - 22.10.2024 um 06:46 Uhr
Sehr schön wieder einen Grabber von Epiphone zu sehen, schaut besser aus als die letzte Version. Vielleicht bekommen wir bei der nächsten Auflage in 5 Jahren einen Grabber mit einem "grabbable" Pickup! 😁 Ich persönlich werde auf den Mike Dirnt Epiphone G3 Bass warten welcher später in diesem Jahr erscheinen wird, zahlt sich mmn mehr aus.
Tim Schneider sagt:
#2 - 31.10.2024 um 13:01 Uhr
Toller Artikel! Ich liebe den kraftvollen Sound des Epiphone Grabber Bass. Vielen Dank für den Test. Weitere tolle Fotos von diesem Bass findest du auf hier.