Praxis
Direkt aus dem Karton präsentiert sich die J-200 mit einer guten Bespielbarkeit und einem Hals, der mit seinem runden C-Profil und seiner Sattelbreite von 43 mm angenehm und recht unauffällig in der Hand liegt. Wie so oft in dieser Preisklasse wurden allerdings die Bünde nicht abschließend poliert, was sich besonders beim Melodiespiel etwas störend bemerkbar macht. Auch wenn eine Nachbearbeitung an dieser Stelle vom Fachmann keine große Angelegenheit darstellt, geht das natürlich besser. Wie bei meinen kürzlichen Tests zur Masterbilt Excellente und zur J-45 erwähnt, bleiben die hauseigenen Gibson Phosphor Bronze Saiten mit ihrer etwas gröber wirkenden Umwicklung wohl Geschmacksache, passen aber klanglich gut zum Instrument. In puncto Saiten lohnt es sich aber, nach dem Kauf generell verschiedene Sätze auszuprobieren, um den Charakter des Instruments vollends ausloten zu können. Wie schon erwähnt, kommt die Modellbezeichnung nicht von ungefähr. Der Korpus fällt dementsprechend sehr opulent aus, was für die Hauptdisziplin dieser Modelle, dem Strumming, förderlich ist. Klar, dass bei filigraneren Spielweisen kleinere Modelle nicht nur in der klanglichen Ansprache, sondern auch im allgemeinen Spielgefühl die Nase vorne haben. Dafür klingen sie aber nicht so voluminös und haben demzufolge bei kräftigerem Plektrumspiel und breiten Akkorden das Nachsehen. Ob man den ausladenden Korpus allerdings als bequem empfindet, kommt natürlich auch auf die eigene Körpergröße an. Da ich kurz zuvor auch die aktuelle Epiphone J-45 getestet hatte, die zwar etwas kleiner, aber in ihrer Dreadnought-Bauweise dennoch sehr ausladend daherkommt, bietet sich ein kurzer Vergleich an. Nicht verwunderlich ist, dass die J-200 mit ihrem Ahorn-Anteil deutlich heller und frischer klingt. Weniger erwartet hätte ich beim bloßen Anblick der beiden Gitarren allerdings, dass sich die J-45 nicht nur etwas wärmer, sondern generell auch spürbar voluminöser präsentiert. Hier wäre ich von einer noch kräftigeren und im positiven Sinne bollernden Ansprache der J-200 ausgegangen. Nicht, dass es hier zu einem Missverständnis kommt: Ein kräftiges Volumen hat dieses Modell natürlich trotzdem, was die folgenden Aufnahmen auch gleich untermauern werden. Insgesamt könnte die Ansprache für meine Begriffe dennoch etwas lebendiger sein, wobei man allerdings auch das Preisschild nicht außer Acht lassen darf.
Für die Aufnahmen steht ein Neumann TLM 103 etwa in Höhe des 12. Bunds vor der Gitarre. Das Tonabnehmersystem wird natürlich ebenfalls für einige Beispiele aufgezeichnet. Alle Signale werden dabei von einem Universal Audio Apollo Interface verstärkt und gewandelt. Wir starten mit einem typischen Flatpicking-Beispiel, das der Gitarre absolut steht.
Der verhältnismäßig helle Grundklang der Gitarre kommt auf der Aufnahme gut zur Geltung und auch in der Drop-D-Stimmung sorgt sie für einen straffe Wiedergabe der offenen Akkorde. Aber hört selbst.
Das Fishman Piezo-Pickupsystem, das momentan auch in einigen anderen Epiphone-Akustikgitarren zu finden ist, verrichtet einen soliden Job und gibt alle Saiten gleichmäßig wieder. Mit dem Naturklang der Gitarre kann es aber typischerweise nicht konkurrieren. Hilfreich finde ich auch hier die Möglichkeit der zusätzlichen Abstimmung über die Tonblende. Der in manchen Spielweisen etwas hart wirkende Piezo-Charakter kann damit abgemildert werden. Wie ich schon häufiger in meinen Tests erwähnt habe, eignet sich der Piezo-Pickup bei einer Aufnahme außerdem durchaus zum Unterfüttern des akustischen Signals, wie man auf dem letzten der folgenden Beispiele hören kann.
Für dich ausgesucht
Am meisten Freude bringt diese Gitarre typischerweise beim Akkordspiel mit dem Plektrum und auch die abschließende stampfende Blues-Begleitung, steht der Gitarre gut. Hier kommen noch zwei weitere Hörbeispiele.
McGill sagt:
#1 - 04.05.2023 um 13:29 Uhr
leichtsinniger Weise gekauft. Welch ein mickriger Sound, kein „boom“ , kein Bass, kein Soul. Der Fishman pickup gibt den „Klang“ schrill und dünn an meine Acus PA … da hilft auch keine Klangregelung mehr weiter. Fazit: life is too short to play a shitty guitar.