Praxis
Sound
Schon beim ersten Anspielen habe ich mich auf der Gitarre wohlgefühlt. Wie bei den meisten Instrumenten ist die Oktavreinheit ab Werk nicht perfekt eingestellt und so musste ich die Wraparound-Bridge zuerst einmal mittels der beiden Madenschrauben in die richtige Position bringen. Die Saitenlage war dagegen bereits perfekt justiert. Die Thru-Neck Konstruktion beschert dem Instrument einen sehr direkten Klang mit einem ausgeprägten Sustain, sodass man nicht das Gefühl hat, eine “billige” oder abgespeckte Version zu spielen. Der Minihumbucker bringt einen insgesamt fokussierteren Sound als ein Standardhumbucker, gleichzeitig bietet er ein stärker ausgeprägtes Obertonverhalten, das schon fast an einen Singlecoil erinnert. Der Ton ist aber insgesamt wesentlich straffer mit ausgeprägten oberen Mitten und einem trockenen Bassfundament. Die gnadenlose Direktheit und der rotzige Sound wirken am cleanen Amp etwas schroff. Allerdings hat das Ganze auch einen besonderen Reiz, besonders dann, wenn man nicht auf polierte Stratsounds steht. Gleichzeitig liefert diese Ungeschliffenheit einen speziellen rotzigen Vintage-Touch, den man mag oder eben nicht. Aber hört selbst.
Im angezerrten Bereich kommt die Gitarre allmählich aus den Pötten. Man merkt einfach, dass sie sich eher im Blues- und Rock-Kontext zuhause fühlt, obwohl die Urväter sie ja eigentlich lieber im Jazz gesehen hätten. Dadurch, dass der Minihumbucker nicht so “mächtig” tönt wie ein normaler Doppelspuler, gestaltet sich den Sound nicht nur schlanker, sondern auch fokussierter. Was mir insgesamt nicht so gut gefällt sind die bereits erwähnten, hier leicht überpräsenten oberen Mitten. Während sie im verzerrten Bereich vorteilhaft sind, sorgen sie bei cleanen Einstellungen dafür, dass die Vorstufe schnell zu kratzen beginnt.
Das Tone-Poti sollte man hier ganz bewusst mit in die Klanggestaltung einbeziehen, auch wenn man den Sound nicht nur leicht, sondern massiv entschärfen möchte. Im folgenden Audiobeispiel stelle ich euch drei grobe Einstellungen des Tone-Potis vor, beginnend mit komplett zurückgedrehten Höhen. Danach folgen die 12-Uhr-Position und im letzten Drittel des Audiofiles die Vollgasstellung. Wenn man den Tone-Regler komplett zurückdreht, erinnert der Sound an ein Wah-Pedal in Absatzposition. Bei 12 Uhr bekommt man dagegen einen recht ausgeglichenen Ton. Erst in der Vollgasstellung merkt man, welche massiven Höhenreserven die Gitarre besitzt.
Im High-Gain-Bereich geht das gute Stück ab wie die Luzie. Die Durchsetzungskraft der Gitarre ist wirklich enorm und der Sound sprudelt förmlich vor Obertönen. Mehr braucht aber kein Mensch. Die leichte Singlecoil-Note bringt gerade bei hohen Verzerrungen einen knackigen Twäng, der dem Anschlag immer einen leicht schmatzigen Charakter verleiht.
Beim Solieren bleibt der Ton auch auf den hohen Saiten immer fett und rund. Egal, wie viel Verzerrung man auch generiert, ein gewisser Twäng bleiben immer erhalten, ohne dabei zu stark in den Vordergrund zu rücken. Wie gesagt kann man den Obertonbereich bei Bedarf mit den Tone-Poti durch ein leichtes Zurücknehmen entschärfen. Darauf habe ich hier aber bewusst verzichtet, weil man das Ganze auch mit dem Amp bzw. den Pedalen erreichen kann.
Für dich ausgesucht
Zum Schluss möchte ich euch noch den High-Gain-Sound mit komplett zurückgedrehtem Tone-Poti präsentieren. Bei dieser hohen Verzerrung bekommt der Ton einen leicht fuzzigen Charakter, der ein wenig an alte ZZ-Top-Aufnahmen aus den 80ern erinnert. Trotz der massiven Höhenbeschneidung verschwinden hier die Konturen nicht zu stark und die Töne lassen sich immer noch gut mit dem Fingervibrato formen und sterben währenddessen nicht ab.